#eurozentrismus

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

#politik #israel #palästina #gaza #eurozentrismus #globalersüden #solidarität #antiimperialismus #eu #belgien

Wenn wir die eurozentrische Sichtweise hinter uns lassen, dann sehen wir, dass der globale Süden mit einer vereinten Stimme spricht, um Palästina zu unterstützen. Asien, Afrika, Südamerika, die Karibik sind sich auch einig in der Verurteilung der Heuchelei Europas, das zwar alle belehrt und ihnen vorzuschreiben versucht, wie sie über den Russland-Ukraine-Krieg abzustimmen haben, aber Israel alles durchgehen lässt. Dabei geht es nicht nur um Israel und Palästina, sondern auch um das Völkerrecht und die Position Europas und der USA in dieser Weltordnung, die ihrem Ende entgegengeht. Deshalb meine ich, dass jede fortschrittliche Kraft in Europa sich auf die Seite der Kräfte des Südens stellen muss, bei der Verteidigung ihrer Souveränität und ihres Rechts auf Widerstand gegen den Imperialismus. Das ist auch wichtig für die europäischen Völker selbst. Denn es kann keine Freiheit für die Arbeiterklasse in Europa, in Belgien geben, solange die EU weiterhin Kolonialismus befördert und Waffen exportiert.

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»Warum sollte ein Land wie China mit seiner 4.000 Jahre alten Kultur sagen: ›Hey komm, lass uns so werden wie der Westen‹?« In Asien frage man sich eher, wie »eine Minderheit von zwölf Prozent der Weltbevölkerung« denn »den Rest der Welt bevormunden wollen« könne.

Multizivilisatorische Welt: »Verschiebung der globalen Macht nach Osten«

Exdiplomat aus Singapur: Westen nicht anpassungsfähig an neue Konstellation (Von Jörg Kronauer)

Einer aus dem internationalen Außenpolitik-Establishment, der das Ende der westlichen Dominanz über die Welt schon lange prognostiziert, ist Kishore Mahbubani. Der Diplomat aus Singapur, der sein Land von 1984 bis 1989 und von 1998 bis 2004 bei den Vereinten Nationen vertrat und in dieser Funktion zweimal, im Januar 2001 und im Mai 2002, dem UN-Sicherheitsrat vorstand, tut sich seit vielen Jahren als Publizist hervor. Sein großes Thema ist, so lautet der Untertitel eines seiner Bücher, das im Jahr 2008 erschien, »die unwiderstehliche Verschiebung der globalen Macht nach Osten«. Sie hat er über die Jahrzehnte hin penibel beobachtet und beschrieben.

Dabei hatte er, so das Vorwort zu seinem jüngsten Buch »Das asiatische 21. Jahrhundert« (2022), immer auch ein spezielles Ziel: Als »Freund des Westens« habe er sich stets nicht zuletzt bemüht, den Menschen in Europa und Nordamerika nahezubringen, dass man sich an die globale Kräfteverschiebung nach Asien anpassen müsse, um weiterhin zu prosperieren. Diese sei nicht aufzuhalten – und wenn, dann höchstens mit kriegerischer Gewalt. Es sei »ein totaler Schock« für ihn gewesen, realisieren zu müssen, dass die jahrhundertelang dominierenden Mächte des alten Westens sich als völlig unfähig erwiesen, sich an den Aufstieg Asiens »intelligent anzupassen«. Die USA etwa seien zwar theoretisch »eine offene Gesellschaft«, deren Intellektuelle »die Ansichten des Rests der Welt« mit echtem Interesse zur Kenntnis nähmen. In der Praxis seien die Vereinigten Staaten jedoch »eine offene Gesellschaft mit einem verschlossenen Geist«. Damit könne man die notwendige Anpassung an die globalen Veränderungen nicht vollziehen.

Und Europa? Mahbubani stuft den Kontinent recht ähnlich ein. Im Frühjahr 2014 hatte er, vom Auswärtigen Amt in Berlin um einen Diskussionsbeitrag zur künftigen Entwicklung der deutschen Außenpolitik gebeten, vorhergesagt, das globale Staatensystem werde sich »weg von der monozivilisatorischen Welt mit einer dominanten westlichen Kultur (…) hin zu einer multizivilisatorischen Welt mit zahlreichen erfolgreichen Kulturen« bewegen. In dieser werde »die Fähigkeit zur interkulturellen Sensibilität eine wesentliche Voraussetzung dafür sein, um führen zu können«. Mit Blick auf die deutsch-europäischen Weltmachtambitionen fügte er trocken hinzu: »Diese Sensibilität fehlt Europa.«

An Kritik spart Mahbubani bis heute nicht. Im Oktober vom Handelsblatt befragt, warum die westlichen Bemühungen, China »demokratischer« zu machen, nicht zum Erfolg geführt hätten, antwortete er: »Warum sollte ein Land wie China mit seiner 4.000 Jahre alten Kultur sagen: ›Hey komm, lass uns so werden wie der Westen‹?« In Asien frage man sich eher, wie »eine Minderheit von zwölf Prozent der Weltbevölkerung« denn »den Rest der Welt bevormunden wollen« könne. Jenseits von Ökonomie und Militär, in den Sphären sogenannter Soft Power, trägt die stetige Bevormundung denn auch wohl eher zur Abkehr vom Westen bei.
- https://www.jungewelt.de/artikel/442209.multizivilisatorische-welt-verschiebung-der-globalen-macht-nach-osten.html

Mehr zum Thema:

Ende der Dominanz vom 06.01.2023

@ https://www.jungewelt.de/artikel/442208.de-westernisation-ende-der-dominanz.html

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#politik #krieg #ukraine #russland #medien #wiedergutwerdung #german-angst #eurozentrismus

Die kollektive Panik, die die Deutschen gerade erfasst – beständig schwankend zwischen Friedenssehnsucht und Bereitschaft zum Krieg –, lässt sich demnach auch als Ausdruck einer Kränkung deuten. Man geht unbewusst davon aus, dass es das natürliche Recht des Westens sei, andere Länder zu überfallen oder zu zersetzen, um dort eine Lebensweise zu etablieren, die der eigenen entspricht, und bei dieser Gelegenheit auch gleich die Grundlagen für wirtschaftliche Investitionen zu schaffen. Wieviel postkoloniale Anmaßung in dieser Sicht der Dinge steckt, wird offenbar, sobald jemand es dem Westen gleichtut, dem das einfach nicht zustehe, ein postzaristischer Autokrat zum Beispiel. Ein zweiter Antrieb scheint in der deutschen Geschichte zu liegen. Die Deutschen haben mit den Russen ebenso ihr Issue wie mit den Juden; sie suchen in der Jetztzeit Möglichkeiten, die Last der Vergangenheit abzutragen, suchen, um ein Wort von Eike Geisel zu nehmen, Wiedergutwerdung. Die Ukrainer geraten den Deutschen dabei zum Stellvertretervolk, durch das die Nachfahren der Täter sich zum Opfer hin identifizieren können. Der dritte Antrieb der Angst scheint tatsächlich Angst zu sein. Authentische Sorge darum, dass Europa zum weiten Kriegsfeld werden und der Russe demnächst an den Seelower Höhen stehen könnte. Bloß setzt diese Angst einerseits ein völliges Verkennen der eigentlichen militärischen Kräfteverhältnisse zwischen Russland und den transatlantischen Staaten voraus, wie sie zum andern wiederum eurozentristisch ist. Kriege und Massenfluchten – weitaus schlimmer, weitaus größer als jetzt – waren und sind in anderen Teilen der Welt an der Tagesordnung, nicht selten von eben den westlichen Ländern betrieben, deren Bewohner jetzt echt Angst kriegen.