#fallen

wurstaufbrot@pod.geraspora.de

[ #Steigen #Fallen und #Innehalten ]

Nicht bei Trost. Zeilen 21757-21827

Steigen Fallen und
Innehalten dazwischen
diese Bewegung
macht sich immer wieder als
Dreitakt bemerkbar
beim Sich-Bücken zum Beispiel
und Aufrichten beim
Wäscheaufhängen also
oder wenn Blüten
aufragen und sich später
wieder verneigen
wie das Hungerblümchen (mit
dem schönen Namen
Erophila praecox) das
im Monat März schon
mit dieser Übung beginnt
auch das Aufschrecken
ist eine Regung die sich
bald wieder einfügt
ein Zurücksinken wird in
das schon Vertraute
wie das Sitzen vor dem Haus
im Schatten eines
Kastanienbaums und plötzlich
ertönt schüchtern ein
ovalgoldenes Klingeln
das spät noch einen
Besucher ankündigt den
niemand erwartet
dieser jedoch übergibt
wie jedes Jahr nur
einen Strauß Hyazinthen
zum Geburtstag des
irrgewordenen Dichters
der meint er liege
als toter Vogel neben
diesem Stein der still
auf ihn hinabblickt wie auf
ein verworfenes
Experiment für den Stein
aber ist alles
was lebt stets nur ein Versuch
der sicher misslingt
doch dieses Misslingen weckt
im Lebendigen
die Zuversicht es müsste
an Übergängen
doch möglich sein die Richtung
zu wechseln in ein
Gelände das mehr zulässt
als Vor und Zurück
selbst ein Gedicht geschrieben
während des Stürzens
zeigt eine Weite die sonst
verschlossen bliebe
(Hölderlin fragt noch im Jahr
seines Todes ob
die Besucher ein Gedicht
über Griechenland
wünschten über den Frühling
oder den Zeitgeist
kaum noch sichtbar wölben sich
über die Verse
einzelne Lichtbogen von
Blattrand zu Blattrand
ein Hangar überzogen
mit Seidenpapier
und einer dünnen Schicht Schnee
die Dämmerung dringt
langsam nur ein ohne der
Dunkelheit Anteil)

#Experimentelle_Poesie