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LNG | Alternative zu russischem Gas: Frackinggas aus den USA ist teuer, umweltschädlich, tödlich

Wer Wladimir Putins Gas nicht mehr will, braucht Alternativen. Gas aus anderen Ländern, anderen Pipelines, anderen Quellen. Und Flüssiggas: Liquified Natural Gas, LNG. Weil Deutschland seine Abhängigkeit von russischem Gas verringern will, soll nun vermehrt LNG aus den USA importiert werden. Dieses wird größtenteils mithilfe von Fracking produziert: Dabei werden unter hohem hydraulischem Druck mithilfe von Sand, Wasser und Chemikalien Gesteinsschichten in großer Tiefe aufgesprengt. So können Gas und Öl entweichen und eingesammelt werden.

Doch eine Studie aus den USA zeigt: Menschen, die in der Nähe von US-Fracking-Standorten leben, sterben früher als Menschen, die nicht in einer solchen Nachbarschaft wohnen. Die aufwendige Studie wurde von zehn ForscherInnen an der Harvard School of Public Health erstellt und im Januar 2022 veröffentlicht. Untersucht wurden die Gesundheitsdaten von 15 Millionen US-Amerikanern, die älter als 65 Jahre sind, vom staatlichen Medicare-Programm gesundheitlich versorgt werden und in der Nähe von Fracking-Standorten leben.

Erhoben wurden die Gesundheitsdaten an mehr als 100.000 Fracking-Standorten für die Jahre von 2001 bis 2015. Hier wurden mehr als zwei Millionen Bohrstellen betrieben. Dass diese die Umwelt schädigen, Grundwasser, Böden und Luft vergiften, ist lange bekannt. Tausende Bürgerinitiativen haben seit 20 Jahren protestiert. Bekannt sind Schädigungen bei Schwangerschaften, im Atmungssystem, an Herzmuskeln und erhöhtes Krebsrisiko. Das liegt nicht nur an der Vergiftung der Atmosphäre, von Wasser und Böden, sondern auch am intensiven Lkw-Verkehr mit Diesel-Abgasen. Methangas, schädlicher als CO₂, entweicht unkontrolliert. Nach durchschnittlich drei Jahren werden die Standorte verlassen.

Die tödlichen sowie die Umwelt-Gefahren sind allerdings größer als in der Harvard-Studie erfasst. Seit 2014 hat die US-Regierung das Fracking weiter beschleunigt, gegen den führenden Gaslieferanten Russland: „Wir müssen den Einfluss Putins auf Europa und die Ukraine beenden!“ Die USA nutzen das Gas nicht nur selbst, sondern liefern es als LNG an 33 Staaten.

Führender Fracker: Blackrock

Die Studie hat Menschen unter 65 Jahren nicht erfasst. Auch da gibt es „vulnerable Gruppen“, etwa Babys oder auch – wie beim Coronavirus – Menschen mit chronischen Erkrankungen. Eine andere wichtige Gruppe wurde ebenfalls nicht untersucht: die Beschäftigten, die an den Bohrstellen den Gefahren noch direkter ausgesetzt sind als die Anwohner.

Fracking erfordert zudem viel mehr Energie als traditionelle Öl- und Gasförderung. Das gilt für die Produktion und betrifft dann auch die ganze Lieferkette: das Verflüssigen und das Kühlen während der überseeischen Transporte auf minus 162 Grad Celsius, danach der Energieaufwand für die Rückvergasung. Dies stellt eine neue und zudem teure Fossil-Wirtschaft dar.

Der größte Vermögensverwalter der westlichen Welt, Blackrock, hat mit seinem Chef Larry Fink einen bekannten Mahner für nachhaltiges und umweltfreundliches Wirtschaften. Aber Blackrock ist gleichzeitig mit drei hochrangigen Managern in der US-Regierung von Präsident Joe Biden vertreten, wie schon vorher bei Präsident Barack Obama. So ist der ehemalige Chef der Blackrock-Abteilung für nachhaltiges Investieren jetzt Chefökonom der Regierung. Sie forciert das Fracking.

Blackrock gehört zu den führenden Aktionären der US-Fracking-Industrie, etwa in den Unternehmen EOG Resources, Devon Energy, Tellurian, Cheniere und bei den größten Fracking-Ausrüstern Halliburton, Schlumberger und Baker Hughes. Für die steigenden Gewinne des Umwelt-Champions Blackrock sterben BürgerInnen in den USA selbst.

Sechs Wochen nach der Veröffentlichung der Harvard-Studie vereinbarten der deutsche Umweltminister Robert Habeck (Grüne) und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit US-Präsident Biden die Lieferung von noch mehr US-Frackinggas. Die Suche nach Alternativen zu fossilen Brennstoffen – und zur Atomenergie – ist also dringlicher denn je.

  • Werner Rügemer, interventionistischer Philosoph und Autor, veröffentlichte 2021 sein jüngstes Buch: BlackRock & Co. enteignen! Auf den Spuren einer unbekannten Weltmacht
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#politik #wirtschaft #energie #rohstoffimport #krieg #russland #sanktinen #menschenrechte #westliche-wertegemeinschaft #kolumbien #blutkohle

Kolumbien kündigt Steigerung der Steinkohle-Exporte nach Deutschland an

Scholz und Duque vereinbaren Ersatzlieferungen für Kohle aus Russland. Menschenrechtsgruppe fordert: "Keine Importe kolumbianischer Blutkohle"

Nach einem Telefonat mit Bundeskanzler Olaf Scholz im Kontext des Ukraine-Kriegs hat Kolumbiens Präsident Iván Duque angekündigt, die kurzfristige Erhöhung seiner Kohleexporte nach Deutschland zu prüfen. Damit sollen, "aktuelle Energieengpässe überwunden" und die "Energiesicherheit" Deutschlands im Zuge des geplanten Stopps russischer Kohleimporte gestärkt werden. Beide besprachen zudem, wie der "Energienotstand in Europa" durch kurz-, mittel- und langfristige Kooperationen überwunden werden könne. Dies geht aus einer Pressemitteilung des kolumbianischen Präsidialamtes vom 6. April hervor.

Duque nannte gegenüber CNN drei Bereiche, in denen sein Land bereit wäre, die Produktion sofort zu steigern: die traditionelle Öl- und Gasförderung, Steinkohle sowie erneuerbare Energien wie "grüner Wasserstoff". Kolumbien verfüge über einige der größten noch ungenutzten Energieressourcen der Welt.

Gefördert wird die Exportkohle vor allem in der Mine El Cerrejón der Bergbaukonzerne Anglo American, BHP Billiton und Glencore. Sie ist einer der weltgrößten Steinkohle-Tagebaue und seit Jahren wegen massiver Umweltverschmutzung und Menschenrechtsverletzungen in der Kritik. Das Bergwerk befindet sich im Gebiet der indigenen Wayuu in La Guajira, deren Lebensgrundlagen durch die Kohleförderung zunehmend zerstört und die von Zwangsumsiedlungen betroffen sind. Im Jahr 2020 forderte daher der Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen für Umwelt und Menschenrechte, David Boyd, Cerrejón zu schließen (amerika21 berichtete).

Entsprechend lehnt "Unidas por la Paz - Alemania" die Vereinbarung zwischen der Bundesregierung und Duque vehement ab. Das Kollektiv der kolumbianischen Diaspora erklärt: "Es ist erwiesen, dass die größten Kohleexporteure in Kolumbien zahlreiche Menschenrechts- und Umweltverletzungen begangen haben, von denen vor allem die in den Abbaugebieten lebenden Gemeinden betroffen sind. Die schlimmsten Missstände treten in den Regionen La Guajira und Cesar auf, wo 90 Prozent der Kohle des Landes gefördert wird". Die Stellungnahme enthält die Forderung: "Keine Importe kolumbianischer Blutkohle mehr nach Europa!"....
- vollständiger Artikel: https://amerika21.de/2022/04/257734/kolumbien-deutschland-steinkohle

Mehr über die Situation in Kolumbien:
Eskalation der Gewalt in Kolumbien: 217 Massaker und 830 Opfer in zwei Jahren
- https://amerika21.de/2022/04/257709/eskalation-der-gewalt-kolumbien
- https://amerika21.de/geo/kolumbien

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#politik #natur #zerstörung #fracking #rohstoffimport #erdgas #dapl #standing-rock #dakota #first-nations

Eine »neue Ära« von »Drill, Baby, drill« - Bohren, was das Zeug hält

Renaissance für Fracking und Ausbau von Pipelines: Öl- und Gasindustrie in den USA ist Kriegsgewinnlerin (von Jürgen Heiser)

Vom 7. bis 11. März 2022 hat die Energiekonferenz »CERA Week« im texanischen Houston getagt und 40 Jahre »Klassentreffen der Ölindustrie« (Handelsblatt) begangen. Gründer und Namensgeber war das Energieforschungsunternehmen Cambridge Energy Research Associates (CERA) in Massachusetts, Veranstalter ist der Marktdatenanbieter IHS Markit Ltd., eine Tochtergesellschaft des in Manhattan ansässigen Konzerns S & P Global.

Tausende Teilnehmer aus aller Welt wollten ursprünglich mit rund 200 hochrangigen Referenten aus den Bereichen Energie, Finanzen, Politik und Technologie unter dem Konferenzmotto »Das Tempo des Wandels: Energie, Klima und Innovation« in Workshops nach neuen Wegen des nachhaltigen Umgangs mit fossilen Brennstoffen suchen. Doch diese Diskussionsthemen traten gleich mit Beginn der Konferenz in den Hintergrund. Die sich selbst als »Gemeinschaft von Vordenkern, Technologen und Innovatoren« bezeichnende Zusammenkunft schaltete angesichts des Krieges in der Ukraine schnell um auf die neuen Chancen, die sich ihnen plötzlich für das »Weiter so!« altbekannter »fossiler« Energiepolitik boten.

Auch dort also eine »Zeitenwende« rückwärts. Das zeigte schon das mangelnde Interesse an der Auftaktrede John Kerrys, des Klimabeauftragten der US-Regierung, zur »Zukunft der erneuerbaren Energien«. Die Podiumsdiskussion zur »Energiesicherheit in Europa« hingegen musste wegen des großen Andrangs in einen Ballsaal des Hilton-Hotels verlegt werden.

Auf den Fluren gab es »viel Schulterklopfen und Wiedersehensfreude, vor allem aber ein neues Selbstbewusstsein«, so das Handelsblatt. Jahrelang seien die Öl- und Gaskonzerne »geschmäht und von der Politik als Klimakiller verpönt« worden. Doch seit der »hektischen Suche nach Ersatz für russisches Öl und Gas« seien aus gescholtenen Umweltsündern »Retter der Stunde« geworden. US-Energieministerin Jennifer Granholm rief schon vor der Konferenz eine »Notlage« aus und forderte die Branche auf, »die Produktion hochzufahren«. »CERA Week«-Experten hatten es deshalb eilig, die Vorteile des Frackings von Öl und Gas anzupreisen. Dessen Produktion sei »sehr kurzfristig hochzufahren«.

Eine »neue Ära« von »Drill, Baby, drill« posaunen seitdem kanadische und US-Wirtschaftspostillen in alle Welt. »Bohre, was das Zeug hält« war ursprünglich 2008 ein Wahlkampfslogan der Republikaner, den Ex-US-Präsident Donald Trump zum Credo seiner »Nationalen Sicherheitspolitik« machte. Diese fossile Dampfwalze rollt nun erneut an und ebnet die Klimaschutzversprechen der US-Regierung ein. Aber Joseph Biden selbst hat durch den von ihm mit entfachten russlandfeindlichen Furor eine Dynamik in Gang gesetzt, die der republikanischen Karbonpartei und den auf der »CERA Week« Versammelten Tor und Tür für eine Renaissance des Frackings und des Baus von Pipelines wie der Keystone-XL öffnet. Auch für John Hess vom Energieriesen Hess Corporation ist Fracking die Lösung für die derzeitige Krise. »Die Welt braucht das Öl jetzt!« rief er in Houston von der Bühne.

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DAPL beenden!

In einem offenen Brief an die Solidaritätsbewegung beschreibt Janet Alkire, Vorsitzende der Standing Rock Sioux, wie die Beendigung der Dakota Access Pipeline (DAPL) unterstützt werden kann:

Das U. S. Army Corps of Engineers (USACE) wird in Kürze öffentliche Eingaben zu der mangelhaften Umweltverträglichkeitserklärung der DAPL entgegennehmen. Meldet euch bei uns mit Namen und E-Mail-Adresse an, um zu erfahren, wann ihr das USACE auffordern könnt, eine ordnungsgemäße Umweltverträglichkeitsprüfung durchzuführen – ohne Einmischung der fossilen Brennstoffindustrie.

Das USACE beauftragte ausgerechnet das Energy Resources Management mit der Erstellung der ersten Umweltverträglichkeitserklärung, das als Mitglied des American Petroleum Institute an der Klage gegen Standing Rock beteiligt war und dementsprechend argumentierte, die Prüfung sei gar nicht notwendig. Dieser Interessenkonflikt bedeutet nun, dass die Pipeline weiterhin das Wasser und die Lebensgrundlage der Standing Rock Sioux und von Millionen weiterer Menschen flussabwärts am Missouri River gefährden kann.

Wir Standing Rock Sioux haben uns deshalb aus der Kooperation mit dem USACE zurückgezogen. Weder die Pipeline noch die Umweltverträglichkeitsprüfung haben unsere freie, durch vorherige Information getragene Zustimmung, wie es die »UN-Erklärung über die Rechte indigener Völker« verlangt.

Die DAPL ist eine ständig drohende Katastrophe, weswegen es notwendig ist, das USACE mit Tausenden Eingaben zu überschwemmen und eine erneute faire und rechtsgültige Umweltverträglichkeitsprüfung zu fordern. Eure Teilnahme kann den Druck erzeugen, der nötig ist, um diesen Kampf zu gewinnen und der Pipeline ein für alle Mal ein Ende zu setzen.
- Video: https://yewtu.be/watch?v=pzLxHJnsHOo
- Unterschreiben: https://bit.ly/dapl-eis-vid

»Demokratische« Energie: Öl und Gas als Kriegswaffe: Indigener Widerstand gegen umwelt- und menschengefährdende Pipelines in USA (von Jörg Heiser)

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Gasembargo gegen Russland: G7 zieht sich selbst und seiner Bevölkerung den Stecker

Wirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen gibt sich sicher, dass Deutschland anderenfalls auch eine vollständige Drosselung der Gas- und Ölzufuhr durch Russland durchstehen könne. »Wir sind auf alle Szenarien vorbereitet«, behauptete er am Montag. Am Freitag hatte er noch ganz anders gesprochen: Unter Nutzung aller Optionen werde es frühestens bis Mitte 2024 möglich sein, »weitgehend unabhängig von russischem Gas zu werden«. »Zum jetzigen Zeitpunkt (…) wären die ökonomischen und sozialen Folgen« eines Verzichts auf russische Energieträger »zu gravierend«. Nun aber sollen sie auf Beschluss der G7 dennoch in Kauf genommen werden, sofern Russland der vom Westen angestrebten Kraftprobe nicht im letzten Moment ausweicht. Die Schäden nicht nur für »die Wirtschaft«, sondern vor allem für große Teile der Bevölkerung wären enorm.

Ob der dahinter stehende Zweck, Russland in die Knie zu zwingen, auf diese Weise zu erreichen ist, kann bezweifelt werden. Schon wird beispielsweise berichtet, dass indische Unternehmen in weit größeren Mengen als bisher russisches Erdöl kaufen. Dabei werden zwar Preisabschläge von 20 bis 30 Prozent fällig. Aber aufgrund der derzeit sehr hohen Preise nimmt Russland immer noch mehr ein als früher.