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Hungersnot in Afrika: Sanktionen töten
Die Hungersnot in Ostafrika eskaliert. 82 Millionen Menschen haben dort mittlerweile nicht mehr genug zu essen: Das berichtet das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen. Betroffen sind vor allem die schwer geschädigten Kriegs- und Bürgerkriegsgebiete Somalias und Äthiopiens, aber nicht nur sie: Weite Teile der Region, Teile Kenias, Ugandas und des Südsudan etwa, werden von der schlimmsten Dürre seit Jahrzehnten heimgesucht. Die Ursache: der Klimawandel. Und als ob das alles nicht schrecklich genug wäre: Getreidelieferungen aus der Ukraine und aus Russland, die zusammen zuletzt beinahe 30 Prozent der globalen Weizenexporte stellten, fallen zur Zeit zu einem erheblichen Teil aus.
Die Ursache? »Putins Krieg«, hört und liest man seit Wochen in den westlichen Medien. Das ist insofern nicht ganz falsch, als der russische Marineaufmarsch im Schwarzen Meer den Export aus denjenigen ukrainischen Häfen hemmt, die nicht von russischen Truppen okkupiert sind. Es ist aber eben auch nur ein Teil der Wahrheit. Zu dieser gehört, dass die Ukraine das Seegebiet vor ihrer Küste vermint und damit unpassierbar gemacht hat. Darüber hinaus behindert der westliche Sanktionskrieg gegen Russland, der unter anderem die Logistik und die Finanzbranche trifft, die russische Ausfuhr – nicht nur von Weizen, auch von Düngemitteln, ohne die die nächste Ernte in vielen Ländern dramatisch einbrechen wird. Die UNO dringt deshalb seit Wochen darauf, beides zu tun: die Ausfuhr ukrainischen Getreides wieder in Gang zu bringen und den Sanktionsdruck zumindest von den russischen Nahrungs- und Düngemittelexporten zu nehmen.
Die Afrikanische Union hat sich – anders als die westlichen Schreipropagandisten – die Position der UNO zu eigen gemacht. Als sich ihr aktueller Vorsitzender, Senegals Präsident Macky Sall, am Freitag mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin traf, ließ er sich von ihm zusagen, ukrainischen Getreideexporten keine Steine in den Weg zu legen, forderte zugleich aber auch ein Ende der westlichen Sanktionen. Dieser umfassende Ansatz böte Hoffnung, die globale Getreideversorgung wieder halbwegs ins Lot zu bringen und auch die Hungersnot in Ostafrika zumindest ein bisschen zu lindern. Es gibt inzwischen Anzeichen, dass die USA in Sachen Sanktionen vorsichtig einlenken.
Wäre das Problem mit den ausbleibenden Getreide- und Düngemittelexporten aus der Ukraine und Russland vom Tisch, dann bestünde endlich die Chance, sich wieder voll und ganz dem Kampf gegen die Hauptursache der Hungerkatastrophe in Ostafrika zu widmen – gegen den Klimawandel. Und nebenbei: EU und USA könnten ihrer Finanzbranche endlich Zügel anlegen, die mit Finanzwetten an den Rohstoffmärkten die Preise von Weizen und weiteren Nahrungsmitteln zusätzlich in die Höhe treibt – weshalb die Ärmsten der Armen, um ihr Überleben zu sichern, noch mehr in die prallen Geldbeutel der Reichen zahlen müssen. Damit wäre man freilich beim Kampf gegen das, was im Kapitalismus »Normalzustand« heißt.
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