#welternährung

spektrum@anonsys.net
mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

#politik #welthandel #welternährung #afrika #russland #brics #selbstbewusstsein #globaler-süden

Russland-Afrika-Gipfel: Mächtiger Weltteil

Äußerungen der südafrikanischen Außenministerin Naledi Pandors bringen Veränderungen im globalen Kräfteverhältnis zum Ausdruck. Der ganze Kontinent entzieht sich Diktaten, erst recht denen der Kolonialisten.

Sie hat es wieder getan. Südafrikas Außenministerin Naledi Pandor setzte sich am Mittwoch für eine halbe Stunde in ein Studio des russischen Fernsehsenders RT und erklärte in verbindlicher, aber deutlicher Sprache, um was es aus ihrer Sicht in der Welt gegenwärtig geht und welche Rolle in ihr die afrikanischen Staaten spielen. Das vorläufig beendete Getreideabkommen spielte dabei nur eine geringe Rolle: Den Afrikanern werde gesagt, die westlichen Sanktionen gegen Russland seien nicht die Ursache für hohe Getreidepreise, weil sie sich nicht gegen Nahrungsmittel richteten. Pandor: »Das Problem ist nur: Wir bekommen das so zu spüren.«

Die arrogante Heuchelei des Westens gegen vermeintlich schwache Staaten stoppt so etwas nicht. Die deutsche »Entwicklungs«ministerin Svenja Schulze (SPD) meinte zum Beispiel ebenfalls am Mittwoch, den 49 von 55 Staaten Afrikas, die Delegationen zum Russland-Afrika-Gipfel geschickt hatten, erklären zu müssen, dass sie an einer »PR-Show Putins« teilnähmen. Ohne Belehrung aus Berlin begreifen die Schwarzen nichts.

Vorm Hintergrund des Geifers beschäftigte sich Pandor mit Wesentlichem. So seien etwa Völkerrecht und Vereinte Nationen in keinem guten Zustand, weil »sie zu einer Waffe gegen andere gemacht« worden seien: »Das müssen wir beenden.« Afrika sei ein »mächtiger Teil der Welt«, der lange kolonial unterdrückt worden sei. Die Unterdrückten selbst müssten das ändern, um die eigenen Ressourcen im Interesse ihrer Völker zu nutzen. Voraussetzung sei aber, »dass wir unsere eigene Macht erkennen«. Wehren könnten sie sich mit Hilfe der UN und solcher Staaten wie Russland oder China. Pandor wies an dieser Stelle darauf hin, wer Afrika in der Pandemie geholfen habe und wer nicht.

Einen Monat vor dem BRICS-Gipfel in Südafrika erklärte sie, der Moment für Änderungen der Weltordnung sei jetzt. Man wolle nicht mehr »Geisel« des US-Dollars sein, zumal wenn USA und EU einen offenen Handelskrieg gegen China und Russland führten.

Die Äußerungen Pandors, die auf dem Weg nach St. Petersburg in Beijing Station gemacht hatte, bringen die Veränderungen im globalen Kräfteverhältnis zum Ausdruck, die ein ungewollter Nebeneffekt des NATO-Krieges gegen Russland sind. Stänkereien einer deutschen Ministerin sind daneben lächerlich: Nichts begriffen, sondern immer noch auf dem Herrenvolktrip. Washington kritisiert, Südafrika und andere betrieben eine Politik der »aktiven Blockfreiheit«. Was besagt: Der ganze Kontinent entzieht sich Diktaten, erst recht denen der Kolonialisten.
- https://www.jungewelt.de/artikel/455722.m%C3%A4chtiger-weltteil.html

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

#politik #welternährung #hunger #armut #krieg #sanktionen #börse #kapitalismus #ukraine #russland #nato #uno #afrika

Hungersnot in Afrika: Sanktionen töten

Die Hungersnot in Ostafrika eskaliert. 82 Millionen Menschen haben dort mittlerweile nicht mehr genug zu essen: Das berichtet das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen. Betroffen sind vor allem die schwer geschädigten Kriegs- und Bürgerkriegsgebiete Somalias und Äthiopiens, aber nicht nur sie: Weite Teile der Region, Teile Kenias, Ugandas und des Südsudan etwa, werden von der schlimmsten Dürre seit Jahrzehnten heimgesucht. Die Ursache: der Klimawandel. Und als ob das alles nicht schrecklich genug wäre: Getreidelieferungen aus der Ukraine und aus Russland, die zusammen zuletzt beinahe 30 Prozent der globalen Weizenexporte stellten, fallen zur Zeit zu einem erheblichen Teil aus.

Die Ursache? »Putins Krieg«, hört und liest man seit Wochen in den westlichen Medien. Das ist insofern nicht ganz falsch, als der russische Marineaufmarsch im Schwarzen Meer den Export aus denjenigen ukrainischen Häfen hemmt, die nicht von russischen Truppen okkupiert sind. Es ist aber eben auch nur ein Teil der Wahrheit. Zu dieser gehört, dass die Ukraine das Seegebiet vor ihrer Küste vermint und damit unpassierbar gemacht hat. Darüber hinaus behindert der westliche Sanktionskrieg gegen Russland, der unter anderem die Logistik und die Finanzbranche trifft, die russische Ausfuhr – nicht nur von Weizen, auch von Düngemitteln, ohne die die nächste Ernte in vielen Ländern dramatisch einbrechen wird. Die UNO dringt deshalb seit Wochen darauf, beides zu tun: die Ausfuhr ukrainischen Getreides wieder in Gang zu bringen und den Sanktionsdruck zumindest von den russischen Nahrungs- und Düngemittelexporten zu nehmen.

Die Afrikanische Union hat sich – anders als die westlichen Schreipropagandisten – die Position der UNO zu eigen gemacht. Als sich ihr aktueller Vorsitzender, Senegals Präsident Macky Sall, am Freitag mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin traf, ließ er sich von ihm zusagen, ukrainischen Getreideexporten keine Steine in den Weg zu legen, forderte zugleich aber auch ein Ende der westlichen Sanktionen. Dieser umfassende Ansatz böte Hoffnung, die globale Getreideversorgung wieder halbwegs ins Lot zu bringen und auch die Hungersnot in Ostafrika zumindest ein bisschen zu lindern. Es gibt inzwischen Anzeichen, dass die USA in Sachen Sanktionen vorsichtig einlenken.

Wäre das Problem mit den ausbleibenden Getreide- und Düngemittelexporten aus der Ukraine und Russland vom Tisch, dann bestünde endlich die Chance, sich wieder voll und ganz dem Kampf gegen die Hauptursache der Hungerkatastrophe in Ostafrika zu widmen – gegen den Klimawandel. Und nebenbei: EU und USA könnten ihrer Finanzbranche endlich Zügel anlegen, die mit Finanzwetten an den Rohstoffmärkten die Preise von Weizen und weiteren Nahrungsmitteln zusätzlich in die Höhe treibt – weshalb die Ärmsten der Armen, um ihr Überleben zu sichern, noch mehr in die prallen Geldbeutel der Reichen zahlen müssen. Damit wäre man freilich beim Kampf gegen das, was im Kapitalismus »Normalzustand« heißt.
- https://www.jungewelt.de/artikel/427972.sanktionen-t%C3%B6ten.html