Neulich im Internet entdeckt (der Text kann frei heruntergeladen werden):
Svenolof Karlsson: "Dansk havsvindkraft nu en fråga för marknaden" (Second Opiniom, 23.4.2024)
Die dänische Regierung hat mit der Ausschreibung von sechs neuen offshore-Windparks den Versuch gestartet, das Marktinteresse durch ein Versteigerungsverfahren zu testen. Die Ausschreibung umfaßt eine installierte Kapazität von mindestens 1 GW, kann aber von den Betreibern auf bis zu 10 GW erhöht werden.
Die Konzessionen sollen über 30 Jahre reichen, wobei spätestens 2030 1 GW bereits installiert sein muß. Im Versteigerungsverfahren kommen die Angebote zum Zuge, die dem Staat am meisten bezahlen. Die Investitionskosten für 1 GW werden mit [umgerechnet 2.5 Mrd Euro] und mit 9500 Mannjahren kalkuliert. Die Investoren erhalten keine staatliche Unterstützung, und müssen den Staat überdies mit 20% beteiligen.
Die Erwartungen richten sich dahin, daß mit diesen Windparks Dänemark zu einer grünen Kraftzentrale der EU wird, und zu einem Exportland von Strom und grünem Wasserstoff wird.
Allerdings warnen Branchenorganisationen vor einer zukünftigen Instabilität des Stromnetzes durch den Ausbau der Erneuerbaren Energien. Es seien innerhalb von 10 Jahren in West- und Nordeuropa ca 80 GW Regelleistung bereitzustellen [ca. die gesamte Kraftwerksleistung BRD]. Die dänische Regierung hat sich bis jetzt nicht zu den Auswirkungen der geplanten offshore-Windparks auf die Netzstabilität Dänemarks geäußert.
Der dänische Netzbetreiber ENERGINET warnt indessen davor, daß der Zuwachs der Erneuerbaren Energien in Dänemark die Netzstabilität gefährdet, sofern nicht die Hochspannungs-Umspannwerke und Überlandleitungen ausgebaut werden. Erfahrungsgemäß geschieht das jedoch langsamer als der Zuwachs der Erneuerbaren Energien.
Der Netzbetreiber ENERGINET weist überdies auf die wachsende Abhängigkeit des Landes von ausländischen Stromerzeugungskapazitäten, Stromimporten und Dienstleistungen für die Netzstabilisierung hin.
Das Regierungsvorhaben der Regierung wird von der Branchenorganisation "Green Power Danmarks" mit Zurückhaltung kommentiert. Das Projekt sei kompliziert, erfordert die Zusammenarbeit verschiedener Akteure und setzt eine entsprechende Nachfrage nach Strom und Wasserstoff voraus. Angesichts gestiegener Kosten der offshore-WKAs seien auch keine bedeutenden Versteigerungserlöse für den Staat zu erwarten.
Ein weiterer Kritikpunkt von Seiten dieser Organisation ist, daß die Projekte Kriegers-Flak II und Hesselø in den Ausschreibungen enthalten sind, obwohl deren fehlende Rentabilität bereits festgestellt wurde.
In dem Artikel wird auch auf die geplante Wasserstoffpipeline nach Deutschland hingewiesen. Die dänische Regierung fordert, daß das Risiko für mindestens 44% der Leitungsauslastung von den Marktakteuren über den Zeitraum von 10 - 15 Jahren getragen wird.
Und schließlich weist der Autor auf die paradoxe Situation hin, daß Dänemark als Pionier der Energiewende mit einem Anteil von über 60 Prozent der Erneuerbaren trotzdem im Vergleich zu den anderen nordischen Ländern eine Umweltbelastung ist, weil noch immer 21 % des Stroms mit fossilen Quellen erzeugt wird.
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