#klassengesellschaft

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

#politik #klassengesellschaft #kleinbürgertum

Die Auflösung des Kleinbürgertums im kapitalistischen Surrealismus ist mithin ökonomisch gesehen ein Mythos, der aber vor allem dafür sorgt, dass diese Klasse mehrheitlich wieder in ihr gewohntes Krisenverhalten verfällt: die larmoyante Selbstviktimisierung, die Hysterie und den Hass auf alles andere, was immer es sein mag, das »Radfahrer«-Verhalten des Nach-oben-Buckelns und Nach-unten-Tretens. Ganz offensichtlich, und zum Schrecken vieler Kommentatoren in den Leitmedien, war diese Mittelschicht nicht geeignet, einer demokratischen Zivilgesellschaft Heimat und Milieu zu geben. Die Spaltung der Gesellschaft, die durch die »Flüchtlingsfrage« so enorm forciert schien, während sie zuvor längst im Rezenten lauerte, in eine solche demokratische Zivilgesellschaft und einen halbfaschistischen, antidemokratischen Populismus entspricht vor allem einer Spaltung dieses Kleinbürgertums.

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

#politik #klassengesellschaft #konsum #lebensmittel #discounter #dinkel-ödnis #rot-grün

Tatsache ist, dass sich im Zuge des neoliberalen rot-grünen Projekts eine neue Form klassenförmigen Konsums ausgebildet hat, in der niedrige Preise niedrige Löhne rechtfertigen und umgekehrt. Alle Modelle des Existenzminimums, der Sozialfürsorge, der Hartz-IV-Sätze basieren auf den Dumpingpreisen, die ausschließlich durch die ruinöse Maximalausbeutung von Mensch und Umwelt erreicht werden können. Die Dumpingpreise und ihre Entwicklung modellieren wiederum die Löhne - wer sie sich leisten kann, kann nicht arm sein. So wird eine ganze Klasse durch Konsum strukturiert, eine postindustrielle Reservearmee aus Hartz-IV-Empfängern, Minijobbern und Scheinselbstständigen, die die Angebotsprospekte der Discounter sonntäglich studieren müssen wie die heilige Schrift. Die Existenz dieser Lebensform, dieser Konsumklasse ist Voraussetzung dafür, dass sich die Discounter rentieren, dass sich die widerwärtigen menschenschinderischen Fleischfabriken rentieren, dass sich die Agrarmonopole rentieren.

Der einzelne Preis, von Ware oder Arbeitsstunde, ist dabei vergleichsweise irrelevant; die Fortexistenz dieser Konsumklasse ist es jedoch nicht. Sie ist Teil des Systems Hartz IV, in der es eine Strafe sein soll, arm zu sein, nicht zu funktionieren; dass diese Klasse nur Ramsch konsumieren und Ramsch herstellen soll, wird als gerechter Teil dieser Strafarmut verstanden. [...] Wie stark klassenförmig Konsum in Deutschland strukturiert ist, mit der traurigen Wahl zwischen fauligem Miefdiscounter und der Dinkelödnis der Biomärkte, erlebt man, wenn man in europäischen Nachbarländern einkaufen geht, in denen die Idee von Ramschlebensmitteln gar nicht erst angekommen ist. Diesen deutschen Spezialkonsum wird Özdemir freilich auf keine Weise abschaffen, denn nur er garantiert die konkurrenzlos niedrigen Löhne, die Deutschland zum Unikum unter den Industrienationen machen - zur Ramschperle der G7.