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Bayerns Kultusministerium will Musik, Kunst und Werken an Grundschulen zusammenkürzen. Kinder sollen nur noch lernen, was der deutschen Wirtschaft nützt.
...Wir leben eben in Zeiten des kapitalistischen Realismus, in denen niemand mehr die Logik des Marktes infrage stellt. Gerade im Schulsystem erfährt man das Tag für Tag: Wer einmal miterlebt hat, wie Schülerinnen und Schüler der vierten Klasse in Bayern vor dem Übertrittszeugnis einem rigorosen Leistungs- und Self-Assessment-Regime unterworfen werden, kann am kapitalistischen Realismus wenig Zweifel haben. Genauso sprechen die Lehrpläne – insbesondere im Fach Deutsch – eine unverkennbar kapitalistisch-realistische Sprache.
Folgt man den Empfehlungen des bayerischen Kultusministeriums, soll es im Deutschunterricht in der Mittelschule zum Beispiel nicht um die Freude an Literatur gehen. Stattdessen soll beispielsweise gelernt werden, wie man anhand von Werbetexten Kaufentscheidungen treffen kann. Die Schule in Deutschland ist eine Schule des Marktes und für den Markt. Pädagogisches Konzept des Unterrichts und Ziel der Schulbildung ist es, die Schulkinder für den Wettbewerb bereitzumachen...
»Die Regierungen haben keine Geduld mehr für Fächer wie Kunst, die keinen Standortvorteil verschaffen.«
...Ungefähr 25 Prozent aller Kinder und Jugendlichen an deutschen Schulen leiden schon jetzt an psychischen Problemen. Zerknirscht von allgegenwärtigem Leistungsdruck, ständigen Prüfungssituationen und der frühen Selektion nach der vierten Klasse, brechen viele einfach zusammen. Diesen Kindern nimmt das bayerische Programm ab nächstem Schuljahr einen weiteren Rückzugsraum, in dem Leistungsdruck eventuell nicht im Vordergrund stand. Sie haben noch weniger Pausen, der allgemeine Wettbewerb und Druck werden erhöht. Für diejenigen unter ihnen, die bereits Probleme haben – seien es psychische oder soziale – wird Schule nur noch härter. Sie werden entsprechend noch mehr durchs Raster fallen und in vielen Fällen an Förder- oder Mittelschulen ohne Perspektive jenseits des Billiglohn-Arbeitsmarktes enden.
Statt sie zu unterstützen, unterwirft das Bildungsministerium Grundschulkinder einem noch härteren Wettbewerb. Und die, die damit nicht klarkommen, werden aussortiert. Diesen Kindern, die oft ohnehin schon an einem brutalisierten Gesellschaftssystem zu leiden haben, wird noch mehr Stress zugemutet, sie werden noch mehr exkludiert: von Bildungschancen, von Partizipation an Kunst, Musik, Kultur.
Diese Politik gründet auf einer Weltsicht, in der es zum einen nur um messbare Leistung im Wettbewerb geht. Zum anderen aber gehört zu dieser Weltsicht eine radikale Bestrafung von Schwäche, ja eine Ablehnung von allem, das nicht ins Raster der Marktlogik passt. Darum kann man auch so Unverwertbares wie Basteln in der Schule einfach wegkürzen...
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