#vernichtungslager

mrd_ill_be_back@diasp.org

Zum Tode von Martin #Walser: Der #Brandstifter und seine #Biedermänner

Von
Deborah E. King

Bildbeschreibung hier eingeben

Dieser Tage werden aus gegebenem Anlass und mit dem Zweck ihn zu ‚kaschern’ so manche Verweise darauf zu verzeichnen sein, dass der Martin Walser gegenüber seinerzeit durch Ignatz #Bubis zunächst erhobene Vorwurf ‚geistiger #Brandstiftung‘ letztlich durch selbigen zurückgenommen worden sei. So wird das Wort des ‚ #Juden‘ in #Antisemitismusfragen, so es denn im eigenen Sinne auszufallen scheint, nur allzu gerne als Substitut für jegliche eigentlich nötige, anhand von Inhalten zu führende Debatte genommen. Es dient als Testat dafür dass jegliches weitere - genauere - Hinschauen sich erübrige, ja einer gar böswilligen Suche nach dem Nichtexistenten gleichkomme. Umgekehrt hatte sich Bubis zuvor - noch vor der Rücknahme des Vorwurfs - weitgehend isoliert und lange Zeit alleine auf weiter Flur befunden, alldieweil er von Walsers Apologeten wie beispielsweise Klaus von Dohnanyi aufs Schärfste angegangen worden war. Hier galt das die Harmonie der geistigen Elite der #Bundesrepublik störende Wort des ‚Juden‘ nur als Reiz, der die Entladung antisemitischer Affekte wie in den folgenden beiden Kostproben legitimierte:

„Ich finde, als Vorsitzender des Zentralrates der deutschen #Juden könnten Sie mit Ihren nicht-jüdischen Landsleuten etwas behutsamer umgehen; wir sind nämlich alle verletzbar.“ (Klaus von Dohnanyi)

„Allerdings müßten sich natürlich auch die jüdischen Bürger in #Deutschland fragen, ob sie sich so sehr viel tapferer als die meisten andere Deutschen verhalten hätten, wenn nach 1933 ,nur‘ die #Behinderten, die #Homosexuellen oder die #Roma in die #Vernichtungslager geschleppt worden wären. Ein jeder sollte versuchen, diese Fragen für sich selbst ehrlich zu beantworten.“ (Klaus von Dohnanyi)
g
Aus: Jüdische Allgemeine vom 12.11 2013

Mit anderen Worten: Bubis ‚Rückzieher’ taugt mitnichten als Koscherzertifikat für Walser. Nichtsdestotrotz wäre es von einem gewissen analytischen Interesse dessen Hintergrund besser zu verstehen. In einem kurzen Gespräch unter vier Augen, das sich 1999 am Rande einer Veranstaltung in Amsterdam mit ihm ergab, stellte ich Bubis genau diese Frage: Warum er den Vorwurf gegen Walser zurückgenommen habe.

Das allererste was Bubis in seiner Antwort erwiderte war, dass Walser zweifelsohne durch und durch #Antisemit sei. Daran bestand für ihn kein Zweifel. Walser habe sich in seiner #Paulskirchenrede bewusst vage ausgedrückt, um zwar einerseits ein Publikum anzusprechen, welches ihn so verstand, wie er verstanden werden wollte - nämlich #antisemitisch - andererseits jedoch auch einen gewissen Rückzugsraum zu haben à la ‚So habe ich das gar nicht gemeint’. Aus diesem Grund sei es nötig gewesen, den - wie er es nannte -‚Hammer’ (also den Vorwurf der ‚geistigen Brandstiftung’) einzusetzen, damit Walser gezwungen werde, zu erklären was genau er gemeint habe und sich somit von jeglicher antisemitischen Interpretation seiner Worte zu distanzieren. Dies sei Bubis zufolge durch Walser tatsächlich ausreichend geschehen, so dass er selbst dann in der Folge im Gegenzug den Vorwurf gegenüber Walser zurückgenommen habe. Bubis ging es nicht um Walser als Person, den er für unverbesserlich hielt, sondern um eine Begrenzung des Schadens innerhalb des gesellschaftlichen Diskurses, welcher durch das walsersche Fanal angerichtet worden sei. Bubis wirkte zu dem Zeitpunkt - ganz im Kontrast zu seinem letzten Interview einige Monate später - noch recht zuversichtlich und dahingehend optimistisch, dass seine Taktik aufgegangen war.

Es wäre zumindest das Mögliche zu tun, um die Walsers nicht einmal mehr in Ehren davonkommen lassen.

Ich tat mich damals schwer, an den Erfolg dieses Vorgehens so recht zu glauben und tue es bis heute. Doch wer vermag schon die furchtbare, traumatisierende und geradezu hoffnungslose Lage nachzuempfinden, in der Bubis sich als #Überlebender und als Vertreter einer kleinen aber dafür wohlgehassten gesellschaftlichen Gruppe zu diesem Zeitpunkt befunden haben muss: als #Störenfried angefeindet und aggressiv belehrt durch eine Übermacht einer entfachten deutschen Intelligenzija, welche Walsers #Dogwhistling sehr wohl verstanden hatte. Ohne diesen Zwangsoptimismus gegen die Evidenz hätte Bubis wohl kaum die quixotische Rolle des geduldigen Aufklärers angesichts der deutschen Zustände in den 1990er Jahren übernommen, womöglich handelte es sich um ein persönliches Charaktermerkmal dieses der Hölle Entkommenen, das mit dessen Überleben und Leben mit dem eigenen Überlebthaben eng verwoben gewesen sein muss. Zudem: Was wäre schon der ‚richtige’ Rat gewesen, den man ihm angesichts der grauenhaften Situation 1998 hätte geben können?

Die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen und das Geschehene nicht nachträglich verhindern. Doch wäre zumindest das Mögliche zu tun, um die Walsers nicht einmal mehr in Ehren davonkommen lassen, so wie sich das bundesdeutsche Establishment, allen voran der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, gerade angeschickt hat es zu tun: Als habe es die damalige Intervention von Bubis gegen die applaudierende Mehrheit nie gegeben oder als hätte sie jeglicher Substanz entbehrt.

https://jungle.world/blog/von-tunis-nach-teheran/2023/07/zum-tode-von-martin-walser-der-brandstifter-und-seine

#antisemitismus #schlussstrich #auschwitz #auschwitzkeule #wiedergutwerdungsweltmeister #linksdeutsche #inkerAntisemitismus #guteDeutsche

mrd_ill_be_back@diasp.org

Bildbeschreibung hier eingeben

#Widerstand von #Sinti und #Roma in #Auschwitz -Birkenau vor 77 Jahren

Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma erinnert an den Widerstand von Sinti und Roma im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau am 16. Mai 1944. An diesem Tag sollte der Lagerabschnitt B IIe, das sogenannte „Zigeunerlager“, in dem tausende von Sinti und Roma inhaftiert waren, aufgelöst und sämtliche Häftlinge in den #Gaskammern ermordet werden…

„An diesem Tag jedoch leisteten die dort inhaftierten Menschen Widerstand gegen die Aktion der #SS. Dieser Widerstand gegen die #Vernichtung ist in der Geschichte von Auschwitz wie in der Geschichte der #NS-Verbrechen und des Widerstands bislang nicht hinreichend gewürdigt worden, obwohl eine Vielzahl von Zeitzeugenaussagen vorliegen, die diesen Widerstand dokumentieren und die eindeutig diesen verzweifelten Akt des Widerstands in Auschwitz-Birkenau, im Zentrum des #Holocaust, belegen“, so Romani Rose.

Die SS brach die Vernichtungsaktion am 16. Mai 1944 wegen des Widerstands der Sinti und Roma ab; wohl auch, um zu verhindern, dass der Widerstand auf andere Lagerabschnitte übergreifen konnte. In der Folge deportierte die SS die arbeitsfähigen und widerstandsfähigen jungen Männer und Frauen mit ihren Familien in andere #Konzentrationslager. Viele von ihnen waren kampferfahrene ehemalige Soldaten, die oftmals direkt von der Front nach Auschwitz-Birkenau verbracht wurden. In der Nacht vom 2. zum 3. August 1944 wurden dann die letzten 4.300 im Lagerabschnitt BII e noch lebenden Menschen in den Gaskammern ermordet, die meisten waren Frauen, Kinder, Alte und Kranke. Dieser Tag ist heute der internationale Gedenktag an die Opfer des Holocaust an den Sinti und Roma Europas.

Eine Vielzahl von Zeugenaussagen, die den Aufstand vom 16. Mai 1944 dokumentieren, brachte der Prozess am Landgericht in Siegen gegen den SS-Rottenführer in Auschwitz Ernst August König hervor. Die Zeugen hielten hier unabhängig voneinander fest, dass die Sinti und Roma im Lager wussten, wie der Prozess der Vernichtung organisiert war – anders als Neuankömmlinge in Auschwitz-Birkenau, die direkt in die Gaskammern gebracht wurden. So berichtete Walter Winter:

„Wir wussten genau, wie die SS vorging. Erst rufen sie, dass alle raustreten sollen, dann reißen sie die Blocktore auf, stürmen herein und brüllen: ‚Raus, raus, raus!‘ Wir haben verabredet: ‚Wenn sie bei uns anfangen, gehen wir nicht aus dem Block. Und zwar alle nicht. Wir rühren uns einfach nicht. Wir müssen uns aber mit irgendetwas bewaffnen, mit Latten oder sonst etwas, und damit stehen wir dann hinter der Tür. Wir lassen sie reinstürmen, greifen uns die SS-Leute und versuchen, an ihre Maschinengewehre zu kommen.‘ Wir wären alle bereit gewesen zu schießen, denn wir hatten sowieso nichts zu verlieren. Ich glaube, sogar ich hätte geschossen. In der Überzahl waren wir immer, aber wir waren immer unbewaffnet, deshalb konnten wir nie etwas gegen unsere Peiniger ausrichten.“

Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma war in dem Prozess gegen König als Nebenkläger vertreten, 1991 verurteilte ihn das Landgericht Siegen wegen mehrfachen Mordes zu einer lebenslänglichen Haftstrafte. Im Urteil des Gerichts von 1991 wurde der Widerstand der Sinti und Roma im Lagerabschnitt BIIe ausdrücklich gewürdigt: das Gericht stellte fest, dass der Versuch, die Insassen des Lagerabschnitts BIIe im Mai 1944 zu ermorden, gescheitert sei, „weil die #Zigeunerhäftlinge von dem damaligen Rapportführer [Bonigut] gewarnt worden waren, sich daraufhin mit Werkzeugen und ähnlichem bewaffnet hatten und Widerstand leisteten.“ Vor allen Dingen aber waren unter den Sinti und Roma in Auschwitz-Birkenau auch viele ehemalige Soldaten, die teilweise direkt von der Front in das #Vernichtungslager deportiert worden waren. Sie konnten daher nicht nur mit Waffen umgehen, sondern waren auch in der Lage, ihre Widerstandsaktion wirksam zu organisieren.

Zilli Schmidt, die als Häftling das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau überlebte, beschrieb den Widerstand in ihren 2020 erschienenen Erinnerungen: „Sie wollten uns eigentlich schon vorher alle umbringen. Schon vor dem 2. August 1944 wollte die SS das. Irgendwann wollten sie das gesamte »Zigeunerlager« auflösen. Aber da machten die Häftlinge einen Aufstand; das waren die Deutschen, die Sinti. Die Blockältesten und die, die da das Sagen hatten, die wollten das nicht, die haben irgendwie Wind davon bekommen. Sie wussten, was die planten von der SS. Da haben sie Gewehre gesammelt und Gegenstände, die man als Waffen benutzen konnte. Um sich zu wehren. Aber so weit ist es nicht gekommen, es kam nicht zum Kampf. Die SS hat erst einmal abgelassen, als sie merkten, dass die Sinti sich wehren würden. Dann haben sie sie alle abgeschoben, die ganzen Blockältesten, die, die sich wehren konnten, alle. Auch die Lagerältesten, die ihnen geholfen hatten, die sind dann alle abgezogen worden.“

Der Holocaust an den Sinti und Roma wurde über viele Jahrzehnte von der Geschichtswissenschaft wie von der Politik verharmlost oder lediglich als Anhängsel der Shoah, der Ermordung von 6 Millionen Jüdinnen und Juden durch die Nationalsozialisten und ihre Helfer, angesehen. Erst 1982 wurde der Holocaust an den Sinti und Roma von Bundeskanzler Helmut Schmidt völkerrechtlich anerkannt. Davor fanden die Aussagen der überlebenden Sinti und Roma keinerlei Gehör in der deutschen Öffentlichkeit. Die Bürgerrechtsarbeit des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma machte dann in den 1980 und 1990er Jahren die Publikation einer Vielzahl von Zeitzeugenberichten und Biographien möglich.
https://www.hagalil.com/2021/05/widerstand-von-sinti-und-roma/

#nationalsozialismus #rassismus #porajmos #antifa #niewieder

https://de.wikipedia.org/wiki/Porajmos