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»Wir putschen, gegen wen wir wollen. Finde dich damit ab.« - Elon Musk gelöschte Twitter-Antwort und die Praktiken des "Wertewestens" für ihr Geschäftsmodell den Globalen Süden auf das Dasein als preiswerte Rohstofflieferanten zu degradieren.

Kampf um Rohstoffe: Das weiße Gold

Kampf um Verteilung der Profite durch Lithiumausbeutung in Lateinamerika (Von Thorben Austen)

Lithium ist aus der Industrie und dem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Kein Smartphone oder Computer funktioniert ohne Lithiumbatterien, der durch die »Energiewende« gestiegene Bedarf an Elektrofahrzeugen steigert die Bedeutung noch weiter. In den vergangenen zwei Jahren ist der Preis um bis zu 490 Prozent gestiegen. Mindestens 60 Prozent der bekannten weltweiten Vorkommen, etwa 50 Millionen Tonnen, liegen im »Lithiumdreieck« Bolivien, Chile und Argentinien.

Das kanadische Unternehmen Plateau Energy, Tochterunternehmen des kanadischen Bergbauunternehmens Macusani Yellowcake, entdeckte auch im Südwesten Perus Vorkommen. Die Gegend ist eine der Hochburgen des gestürzten linken Präsidenten Pedro Castillo und ein Zentrum der aktuellen Proteste.

In den bisherigen Hauptförderländern Chile, Argentinien und Bolivien existieren unterschiedliche Vorstellungen über die Formen der Ausbeutung. Während in Chile und Argentinien Privatunternehmen das Lithium fördern und als Rohstoff zur Weiterverarbeitung exportieren, schwebt Bolivien ein eigener Entwicklungsweg mit höherer Kontrolle und Industrialisierung im Lande vor. Der Plan geht auf den linken Präsidenten Evo Morales zurück, der Bolivien von 2005 bis zum Putsch 2019 regierte. In dem Land liegen mit rund 21 Millionen Tonnen die größten weltweit bekannten Vorkommen.

Bei dem aktuellen linken Staatspräsidenten Luis Arce, wie Morales Mitglied der sozialistischen Partei Movimiento al Socialismo (Bewegung zum Sozialismus), scheint die Idee aufzugehen. Am 20. Januar dieses Jahres verkündigte Arce den Abschluss eines Vertrages zwischen dem bolivianischen Staatsunternehmen Yacimientos de Litio Bolivianos (YLB) und dem chinesischen Unternehmen CBC über den Bau zweier Industriekomplexe zur Gewinnung des Leichtmetalls. Bolivien rechne ab 2025 mit Exporteinnahmen von bis zu fünf Milliarden US-Dollar pro Jahr. Den Unterschied zur Lithiumausbeutung in anderen Ländern sieht Arce darin, »dass unser staatliches Unternehmen YLB in der gesamten Produktionskette präsent sein wird, von der Gewinnung über die Industrialisierung bis hin zur Vermarktung der Produkte«. Sowohl Morales als auch Arce hatten immer wieder betont, dass sie eine der Ursachen des Putsches von 2019 in ihrer Haltung zur Lithiumausbeutung sehen.

In Peru hatte Pedro Castillo zunächst zwar gegenüber dem Unternehmen Macusani Yellowcake die Nationalisierung des Lithiums angedeutet. Bei zwei Treffen mit Ulises Solis, Generaldirektor von Macusani, im September 2021 habe Castillo jedoch versprochen, die Lithiumvorkommen »nicht zu verstaatlichen«. Dennoch dürfte Castillo als unsicherer Kandidat gegolten haben, nicht zuletzt weil er seine Wählerbasis und Unterstützung vor allem bei der indigenen und ländlichen Bevölkerung Perus hat. Die steht der Ausbeutung der Bodenschätze häufig ablehnend gegenüber und organisiert in vielen Regionen erbitterten Widerstand.

Die bolivianische Zeitung Los Tiempos wies in einem Artikel von 2021 darauf hin, dass Macusani Yellowcake bisher nur über ein Abbaufeld verfügt, das Tonopah-Lithiumfeld mit etwa 7,13 Millionen Tonnen in Nevada, USA. Es liegt vier Autostunden von einer Akkufabrik der Firma Tesla entfernt. Tesla ist eines der weltweit führenden Unternehmen bei der Produktion von E-Autos und lithiumhaltigen Energiespeichern. Sein Aufsichtsratsvorsitzender und Großaktionär Elon Musk hatte 2020 im Zusammenhang mit dem Lithiumabbau und dem Putsch in Bolivien Schlagzeilen gemacht. Auf Twitter hatte Musk kritisiert, die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie seien nicht im »besten Interesse der Bevölkerung«. Einer seiner Follower schrieb: »Weißt du, was nicht im besten Interesse der Bevölkerung ist? Dass die US-Regierung einen Putsch gegen Evo Morales organisiert, damit du Zugang zum Lithium erhältst.« Musk antworte in einem kurz danach gelöschten Beitrag, der trotzdem um die Welt ging: »Wir putschen, gegen wen wir wollen. Finde dich damit ab.«

Mehr: Putsch in Peru. Die offenen Adern Perus

Großer Reichtum an natürlichen Rohstoffen: Zu den Hintergründen des Sturzes von Präsident Castillo
- https://www.jungewelt.de/artikel/444187.putsch-in-peru-die-offenen-adern-perus.html

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

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Bolivien: Wertschöpfungskette für Lithium im eigenen Land

Bolivien hat vor wenigen Tagen seine erste Produktionsanlage für Lithiumbatterien eingeweiht.

....Die Wirtschaftspolitik von Bolivien zielte seit der ersten Präsidentschaft von Evo Morales im Jahr 2006 darauf ab, eine eigene Wertschöpfungskette für die verfügbaren Rohstoffe aufzubauen, um Gewinne, die traditionell von internationalen Konzernen kontrolliert werden, für die Entwicklung des Landes einsetzen zu können. Zudem schafft dieses Vorgehen eigene technologische und wissenschaftliche Kapazitäten.

Der heutige Präsident Präsident Luis Arce betonte anlässlich der Eröffnung eines Forschungszentrums für Wissenschaft und Technologie Ende vergangenen Jahres, dass diese neue Einrichtung die Industrialisierung des Lithiums zum Nutzen der Entwicklung der Nation und ihrer Bevölkerung unterstütze (amerika21 berichtete). Der Präsident erinnerte daran, dass "ausländische Interessen" die Bolivianer bisher daran gehindert hätten, ihre eigene Wissenschaft und Technologie zu entwickeln, um den nationalen Reichtum zu nutzen. Bolivien verfügt mit 21 Millionen Tonnen über die größten bekannten Lithiumvorkommen der Welt.
- https://amerika21.de/2022/07/259054/bolivien-wertschoepfung-lithium

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