#mehrplatzfürsrad

ws01@diasp.org

Think of the children!!


(Repost eines vor gut vier Jahren in einem untergegangenen Diaspora-Node geschriebenen Artikels)

An anderer Stelle wurde ich gefragt

Du hast noch nichts dazu gesagt, wie Du Dir vorstellst, dass 10jährige Kinder zwischen Sattelschleppern auf 6spurigen Straßen sicher radeln können.

Weil dort der Auslöser thematisch verlassen wurde, nämlich meine Rückfrage: warum stänkern Fussgänger gegen Radfahrer auf Fuss- bzw. Radwegen, fallen einem aber in den Rücken, wenn man Unterstützung gegen die Benutzungspflicht erhofft? - eine Pflicht, die sich ja häufig auf gemeinsame/kombinierte Geh- und Radwege erstreckt, und weil stattdessen die oben zitierte, in diesem Kontext abwegige, aber leider beliebte Frage gestellt wurde, ziehe ich meine Antwort heraus und publiziere sie hier. Eine Hoffnung, da eine Antwort auf meine Frage zu bekommen, habe ich nicht mehr.

Mein Kommentar:

Stimmt, dazu habe ich nichts gesagt, danke für den Hinweis. Das Problem mit solchen vom Thema wegführenden Einwürfen ist, dass ein ehrlicher Kommentar dazu i.d.R. auf eine längliche Belehrung hinausläuft, welche für die eine Seite unerfreulich und die andere peinlich ist. Aber bitte.

Zunächst, ich hatte mich spezifisch auf die Bemerkung eines obskuren "Ing" im Thread bezogen.

Das mit den Radwegen ist auch so eine Sache. In meiner Nähe geht eine Landesstraße durch den Ort, die hat einen Radweg. Sehe ich dann, dass trotz Radweg auf der Straße gefahren wird, die zudem sehr viel Verkehr führt, stellt sich die Frage nach benutzungspflichtig oder nicht eigentlich nicht. Es finden sich dennoch immer wieder ganz ignorante Radfahrer die meinen mitten in der Autoschlange fahren zu müssen.

Es ging mir in meinen Kommentaren offensichtlich um die Frage, warum man jugendliche oder erwachsene Radfahrer, die vmtl. einen Führerschein haben und die man auf Fahrbahnen, incl. der jetzt angesprochenen sechspurigen Strassen mit jedem motorsierten Fahrzeug, vom klapprigen Moped oder Mofa bis hin zum durch den TÜV geschwindelten Manta ohne Bedenken oder sie zu belästigen fahren lässt, mit diesem regelrecht religiös anmutenden Eifer verbannen will. Oder warum Leute wie dieser "Ing" Leute wie mich, der ich auf mehr unfallfreie Jahre mit dem Auto und mehr unfallfreie Jahre mit dem Fahrrad zurückblicken kann, als "Ing" vmtl. alt ist, auf Seitenstreifen, Feldwege, Gehwege, Radwege und jedenfalls weg von "seiner" Landstrasse verbannen will.

In dem Zusammenhang wirkt "aber was ist denn mit dem Kindern??" nicht gut.

Ich hoffe, der Fragesteller kann mir soweit zustimmen.

Strassen mit drei Fahrstreifen pro Richtung

Ok, dann zunächst folgendes. Die Frage bzw. eine qualifizierte Antwort hat viele Facetten, u.a. wäre die Gegenfrage zu stellen, ob ausgerechnet sechspurige Straßen ein gutes Beispiel dafür sind, Radverkehr pauschal auszuschließen. DIe innerörtlichen Straßen mit drei Fahrstreifen pro Richtung, die ich kenne, zeichnen sich i.d.R. dadurch aus, dass die rechten Fahrstreifen mehr oder weniger illegal zum Halten und Parken zweckentfremdet werden, wodurch die Kapazitätsberechnungen nicht mehr stimmen. Drängler und Raser, die jeden, der sich mit dem Pkw an die Tempolimits hält, von der verbleibenden "Überholspur" verdrängen, produzieren dann das manifeste Problem, bei dem jedes langsamere Fahrzeug ein Störfaktor wird. Man sorge für Ordnung, dann ist auch Radverkehr auf dem rechten Fahrstreifen überhaupt kein Problem mehr, auch mit Kindern nicht. Genereller, aber das würde hier vom Thema ganz wegführen, erlauben Straßenbreiten, die sechs Fahrstreifen zulassen, Aufteilungen der Fahrbahn, die Radverkehr erleichtern, ohne den Autoverkehr zu beeinträchtigen. Eine z.B. besteht u.a. darin, den rechten Fahrstreifen deutlich zu verbreitern, aber unaufgeteilt zu lassen.

Aber zurück zu den Kindern. Ich sollte vielleicht erwähnen, dass wir bereits weit vor dem Alter von 10 Jahren mit unseren Kindern in der Region Fahrrad gefahren sind und ausgiebige Radurlaube gemacht haben und dabei auch außerörtliche Bundestrassen mit zwei oder drei Fahrstreifen pro Richtung befahren haben. Natürlich sucht man sich so etwas nicht freiwillig aus, jedoch war es nicht immer vermeidbar. Und in mindestens einem Fall sind wir mal von einer Radwegführung entlang einer Bundesstraße derart in die Irre und im Kreise herumgeführt worden, dass wir irgendwann schlicht auf die augenscheinlich verkehrsarme Fahrbahn wechselten - und bemerkten, dass uns die simplen 200 m über eine wie ein Autobahnkreuz ausgeführte Querung mit einer anderen Strasse mehrere Kilometer um die Bundesstraße herummäandernden Umweges, und viel Mühe erspart hätte, incl. diverser nach Urin stinkender Unterführungen.

Sattelschlepper

Zurück zur Frage, wie ich mir vorstelle, wie 10jährige Kinder zwischen Sattelschleppern auf 6spurigen Straßen sicher radeln können.

Gar nicht.

Man fährt mit seinen Kindern schon viel früher mit dem Rad auf die Fahrbahn und bringt ihnen bei, wie man sich als Radfahrer sicher im Verkehr bewegt, was man tut und was man lässt. Alleingelassen zwischen zwei nebeneinanderfahrenden Sattelschleppern fahren mag da theoretisch als Problem vorkommen, in der Praxis kommt das so nicht vor.

Was aber so oder so ähnlich häufig vorkommt und insofern relevanter ist, die Landstraße, welche zunächst rad- und seitenstreifenfrei ist, wo dann einen guten halben Kilometer vor einem Dorf ausgerechnet auf einer unübersichtlichen Aufwärtsrampe
der Radverkehr auf einen linken kombinierten Fußweg/Zweirichtungsrad/Landwirtschaftsweg geführt wird, nur um dann bis zum Ort und im Ort noch zwei Mal die Straßenseite zu wechseln, um abschließend dann im Ort auf der rechten Seite in einer Kurve/Einmündung spurlos zu verschwinden, weil der Gehweg da endet. Alles perfekt und korrekt mit den entsprechenden Blauschildern benutzungspflichtig gemacht, von dem fehlenden "Radweg Ende" abgesehen.

Auf solche Radwege, die typisch für ein dörfliches Umfeld sind, schicken Eltern ihre Kinder und kümmern sich nicht weiter drum, weil: "da sind sie ja sicher". Dem ganzen Konstrukt, das ich da vor Augen habe und das ich jedesmal bewundern kann, wenn ich meine 60-70-km-Runde durch die Landschaft drehe, sehe ich seine Entstehungsgeschichte an. Es gibt es eine üble Koalition aus Autonarren, die Radfahrer weg von ihrer Straße haben wollen, egal wie, und besorgten Eltern, die Angst um ihre Kinder haben. Konkret, junge Eltern von Kindern in den Neubaugebieten auf dem Land und alte Säcke im Gemeinderat. Manchmal kommt das auch in einer Familie vor: Mutti will unbedingt diese Radwege, weil sie weiß, wie Papi Auto fährt. Es gibt eine Unzahl ähnlicher Ausführungen, deren Fallen subtiler und daher schwerer darzustellen sind, aber auch solch offensichtlich kaputte Designs sind nicht selten.

Und ja, genau auf solchen Radwegen fahren auch Landwirtschaftsfahrzeuge, Traktoren mit und ohne angekuppelte Anhänger, Eggen oder sonstige spitze oder kantige Werkzeuge. Sattelschlepper eher nicht, die findet man eher mal auf den Seitenstreifen von mehrspurigen Überlandstraßen, die Multifunktionsstreifen sind und die man gerne benutzungspflichtig macht.

Was rate ich generell? Ich rate dazu, Kindern anhand von praktischen Beispielen über die konkreten Gefahren aufzuklären und damit nicht erst im Alter von zehn Jahren zu beginnen, ab dem sie lt. deutscher StVO nicht mehr auf Gehwegen fahren dürfen. Das ist nicht so schwierig wie es klingt - Kinder sind noch nicht so verbohrt wie Erwachsene, die populäre Irrtümer verinnerlicht haben. Alleine würde ich Zehnjährige ohne jegliche Erfahrung mit Straßenverkehr nicht auf sechspurigen Straßen fahren lassen, schon gar nicht auf solchen, die benutzungspflichtige Seitenstreifen oder Radwege haben - das Risiko, dass sie irgendwann in einer Firmenzufahrt unter den Rädern eines rechts abbiegenden Sattelschleppers liegen (etc.) ist einfach zu gross. Gemeinsam würde ich - sind wir - mit den Kindern genau so gefahren, wie wir das ohne die Kinder tun. Als vernünftige Eltern ist man mit seinen Kindern, wenn sie zehn Jahre alt sind, schon deren halbes Leben lang mit den Fahrrädern unterwegs gewesen und kann dann bei Routen, die man schon häufig gemeinsam gefahren ist, ihren Entwicklungsstand abschätzen.

Fazit

Dieser Radfahrer kann nicht am Schreibtisch alle Probleme lösen, die eine verkorkste Verkehrspolitik über viele Jahrzehnte hinweg angerichtet hat, weiß aber aus ausgiebiger Erfahrung, auch mit seinen längst erwachsenen Kindern, dass Radwege nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems sind, dem man ausweichen muss und oft ausweichen kann. Die individuelle Lösung besteht darin, dies zu tun, wo man kann und auf andere Verkehrsmittel auszuweichen, wo man es nicht kann. Die gesellschaftliche bzw. verkehrstechnische Lösung bestünde nicht darin, Radwege zu bauen oder Straßenränder benutzungspflichtig zu machen, sondern darin, Radwege aufzulassen oder zumindest ihre Benutzungspflicht aus dem Verkehrsrecht zu tilgen.

Wenn man keine Probleme damit hat, Kinder jeden Alters, also auch Zehnjährige, auf motorisierte Zweiräder zu setzen, die kurzzeitig etwa so viel Antriebsleistung verfügbar machen wie ein gut trainierter Radsportler und über mehr als eine Viertelstunde hinweg doppelt so viel Leistung aufbringen wie ich kurzzeitig (!). wenn man Kinder im Alter von 14-17 in Autos setzt und sie damit zwischen diese als Popanz angeführten Sattelschlepper schickt, dann sollte man ganz stille sein, wenn man Radfahrern eine Lektion erteilen will, die sich ausführlich und langjährig mit der Frage beschäftigt haben, wie man mit seiner Famlie und alleine kompetent radfährt.

Falls das zu unversöhnlich klingt, ich habe all diese Fehler auch selber gemacht, bin einem Radtouristikverein beigetreten, der sich für eine Fahrradlobby hält, habe dort als Aktiver Mängelberichte von Radfahrern bearbeitet, bin daran verzweifelt, dass nichts von den gehandelten Rezepten (Radwege, -streifen, Schutzstreifen, verkehrsarme Wege, Markierungen, Schilder, yadda yadda) funktionierte, um schließlich nach Jahren des Trommelrührens für "mehr sichere Radwege" zu meinem Ärger zu entdecken, dass es durchaus fundierte, fachliche und verkehrstechnisch schlüssige Kritik am Konzept der Separierung gab, von der man aber im Verein und in "radbewegten" Kreisen aber noch nie etwa gehört hatte - und auch, wie ich dann merkte, nichts wissen wollte.

Mein Ärger richtet sich also primär auf mich selber, viel zu lange gebraucht zu haben, mir die Zweifel an der Separierung selbst zu erarbeiten und so zu dem aktuellen Zustand mit beigetragen zu haben. Und natürlich auf diejenigen, die damals alle Kritiker am Konzept der Separierung aus diesem Verein herausgeekelt und - schon vor meinem Eintritt - dafür gesorgt hatten, dass das Thema in der vereinsinternen Diskussion genau so wenig existierte wie in der Außendarstellung. Eines habe ich mir aber vorgenommen: mir nicht denselben Vorwurf machen zu müssen: vorhandenes Wissen nicht weiterzugeben. "Davon habe ich ja noch niiiee gehört" habe ich einfach zu oft gehört. :-}

#radverkehrspolitik #radfahren #kinder #verkehr #verkehrspolitik #fahrrad #fußgänger #radwege #mehrplatzfürsrad #seitenstreifen #gehwege

ws01@diasp.org

Der Platz, wo der Müll liegen bleibt und die Glasscherben ...

... den nennen manche Leute sonderbarerweise #Fahrradinfrastruktur. Das bedeutet jedoch nicht #MehrPlatzFürsRad, sondern #MehrPlatzFürsAuto

Fotografiert vor 24 Jahren auf meinem Weg zur Arbeit.

📷  FUJIFILM DX-10 ️·  @5.8mm ️·s f/8 ISO 150 📅 2000-11-21 10:07:17

DSCF0072.JPG: 📷 FUJIFILM DX-10 ️· @5.8mm ️·s f/8 ISO 150 📅 2000-11-21 10:07:17

Vor zwei Jahren sah es dort immer noch so aus -> Google StreetView .

#radfahren #mdrza #fahrrad #radverkehrspolitik #anno2000 #verkehr

ws01@diasp.org

Baden-Württemberg will Holz-Highway für Radler bauen

titelt Golem, wobei unklar bleibt, ob dieser Anklang an "Holzklasse" kritisch gemeint ist. Nach Lesen des Artikels: leider wohl eher nicht.

@Birne Helene kommentierte dies heute morgen mit Juhu! "Endlich wieder mehr Platz für Autos!". Das trifft den Sachverhalt und die Intention schon eher. Im dortigen Thread habe ich das bereits kommentiert, will hier aber in einem eigenen Posting noch ein paar ergänzende Anmerkungen zum Artikel und seiner Historie aufschreiben.

Zunächst: die Idee, Radverkehr auf separate Wege zu verdrängen ist nicht neu, nicht mal der Ansatz, dafür aufgeständerte Hochwege, weit weg vom richtigen Verkehr zu bauen, ist neu, noch ist sonderlich unklar, aus welchem Umfeld die Schnapsidee stammt. Alles schon mal dagewesen.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann zeigte sich in Basel begeistert von der Idee. "So was genau brauchen wir", sagte der Grünen-Politiker.

schreibt Golem.

Kretschmann? Da war doch was? Richtig, der hat vor einer Weile einen Wisheu probiert. Genau solche Leute spielen sich hier als Fürsprecher von Fahrradfahrenden auf.

Bewertung

Dieses Projekt ist eine typische Schnapsidee von Verkehrsplanern, die nach lukrativen Projekten fischen, sie kommen in Präsentationen vor nicht radfahrendem Publikum (oder vor Herrn und Frau "Ich fahr ja auch Rad, aber. ..") bestens an, mehr noch aber beim autofahrerendem Publikum, dem man den Radverkehr (endlich!) aus dem Weg zu räumen verspricht.

Das Scheitern ist schon eingeplant

Sie scheitern aber an ein einer Reihe von Problemen, die sich in einem kurzen Artikel nur unvollständig auflisten lassen. Angefangen von den hohen Bau- und Wartungskosten, die man nicht so einfach mit "Stecksystem einer Spielzeug-Autorennbahn" oder "nachhaltig" wegwischen kann - eine Aufständerung ist sündteuer und die Verfügbarkeit von Modulen, die eine Windlast tragen können, dürfte kaum über mehr als wenige Jahre sichergestellt werden können, Holz als Baumaterial als verrottungsfestes Material ist entweder Tropenholz oder heftig imprägniert und teuer. Um einen Provinzpolitiker über eine Amtsperiode zu retten, mag es reichen, aber mittelfristig ist eine Ruine praktisch garantiert.

London hat so etwas 2013/2014 auf Betreiben bzw. mit einem versprochnen Geldsegen von Boris Johnson (ja, der Johnson) mal geplant, glücklicherweise aber rechtzeitig die Reißleine gezogen.

Lesestoff:

Gegenrede: Why The Skycycle Would Never Work

Dieser Text ist eine durchaus brauchbare, fundierte Kritik des Konzepts, auch wenn ich der Spiegelstrichliste "was man stattdessen tun sollte", in weiten Teilen heftig widersprechen muß: "Providing segregated cycle ways" ist derselbe, heftig kritisierte Fehler, nur herunterskaliert. "Installing speed bumps" ist, so wie ich sie in Deutschland und Europa mit dem Fahrrrad erlebe, fast immer lästiger für Radfahrer als für Autofahrer, das funktioniert in der Realität einfach zu oft zu schlecht, als dass man es propagieren sollte.

Von den restlichen Punkte sind "Lowering Speed Limits" und "Cracking down on bike theft" relevant (wobei man heftige Geschwindigkeitsbegrenzungen nicht zu einer Vorbedingung für Radfahren erklären sollte). Über die Frage, was "Ramping up existing cycle promotion schemes" bedeuten soll, müsste man sich auch unterhalten. "Cycle-to-Work", so wie ich es erlebt habe, war mehr als lächerlich, aber es gäbe durchaus Fördermöglichkeiten. Aufhebung von Benutzungspflichten und Kampagnen für Fahrbahnfahren käme mir als erstes in den Sinn. Und natürlich, die Verbesserung der Qualität vorhandener Fahrbahnen, also Ersatz der sog. Schwarzdecke bei den regelmässig nötigen Deckenerneuerungen durch eine Asphaltsorte mit geprüft niedrigem Rollwiderstand, statt wie üblich durch eine Asphaltsorte, die rauher, lauter und anstrengender zu befahren ist. Auch eine Ausbesserung und ggfs. Umkonstruktion der rechten Fahrbahnseiten (konkret der rechten Fahrstreifen nebst asphaltierter Reservefläche) wäre zu erwägen. Viele Fahrbahnen wären noch besser für gemeinsamen Rad- und Kfzverkehr geeignet, wären die speziell rechten Ränder nicht üble Schlaglochpisten. Dies wäre eine Maßnahme, die allen Verkehrsteilnehmern zugute käme, die ein Fahrzeug benutzen, aber sie würde insbesondere diejenigen besser stellen, die Fahrbahnen nicht kaputtfahren, sondern von einer nicht kaputtgefahrenen Fahrbahn profitieren würden.

Zur Planungsqualität übrigens: für das bei Golem gezeigte Aufmacherbild hat jemand mit einfachsten Mitteln einen Radweg in ein Stockfoto aus New York hineingemalt, ich hab das mal überlagert

New York, NY, USA
Published on May 10, 2020
Canon, EOS 5D Mark IV

Todd Kent, https://unsplash.com/photos/SPqGsdeuwVQ Free to use under the Unsplash License, Überblendung mit dem übermalten Golem_Aufmacher von mir.


Nun also nicht nur eingezäunte Laufställchen aka PBL, sondern Laufställchen, aus denen man sich abseilen muss

#radverkehrspolitik #verkehrspolitik #Grüne #radfahren #SkyCycle #MehrPlatzFürsRad #Holzklasse #fahrrad #PBLQUADRAT

ws01@pluspora.com

Kirchturmpolitik im Gewand der Wissenschaft

Wohnen Sie in Kiel?

[x] Nein

"Und tschüss!"*

Was gefragt ist, bleibt allen, die nicht vorsorglich eine falsche Antwort geben, verborgen. Die Mühe, mit einer anderen IP noch mal reinzuschauen, mache ich mir nicht. Denn bereits dieser Umstand liefert eine Schieflage, um die eventuellen Schlussfolgerungen aus so einer Umfrage kritisch zu sehen. Denn die Prämisse, die hier hineingesteckt wird, besteht in der Annahme, dass für die Beurteilung von innerörtlicher "Fahrradinfrastruktur", wie Eindämmungsmaßnahmen gegen Radverkehr euphemistisch meist genannt werden, nur Radfahrende zählen, die in der betreffenden Ortschaft wohnen. Also beispielsweise nicht ausserhalb wohnen und auf dem Weg zur Arbeit mit dem Rad dort nur hin- oder sogar nur hindurchfahren. Verstärkt wie der Bias dadurch, dass Kiel wie viele niederländische "Modellstädte" auch, an der Küste im Flachland liegt, wass die Erreichbarkeit mit Landfahrzeugen erschwert, weiträumigen Radverkehr also unattraktiver macht und Kurzstreckenfahrten auch von ungeübten Radfahrern fördert.

#radverkehrspolitik #verkehrspolitik #radfahren #fahrrad #kiel #mehrplatzfürsrad

tuerpe@pluspora.com

Falls das mal wer braucht:

„Stürzt ein Radfahrer beim Umfahren von leeren Mülltonnen auf einem Radweg und verletzt sich, hat er gegenüber der Entsorgungsfirma keinen Anspruch auf Schadenersatz. Auf einem Radweg abgestellte Mülltonen sind ein Hindernis, wodurch der Verkehrsfluss erheblich beeinträchtig wird. Allerdings muss der Radfahrer ihnen mit ausreichendem Abstand ausweichen, wenn sie schon von Weitem her erkennbar sind. Andernfalls ist der Sturz auf eine grob fahrlässige Fahrweise zurückzuführen.°

Landgericht Frankenthal (Az. 4 O 25/21)

Dass mit ausreichendem Abstand nicht über den Fußweg bedeuet, wisst Ihr selbst.

#MehrPlatzFürsRad #Fahrrad

ws01@diasp.org

Furcht und Angst sind schlechte Ratgeber ...

... auch beim Radfahren. Den meisten Verkehrsteilnehmern ist durchaus bewusst, dass die Fahrbahn beim Gebrauch von Fahrzeugen der schneller und bequemer zu benutzende Strassenteil ist. Die Flucht auf Gehwege oder per Beschilderung als Radwege ausgewiesene separate Strassenteile oder Radstreifen wird häufig mit der Angst begründet, durch ein Auto überfahren zu werden, dessen Fahrer oder Fahrerin die Kontrolle über das Fahrzeug verloren hat.

Dass Autofahrer in nennenswertem Umfang Radfahrer absichtlich auf diese Weise überfahren, glaubt kaum jemand wirklich. Problem: dass Autofahrer dieses auch unabsichtlich nahezu nie tun, weil die meisten schweren Unfälle von Radfahrern Querungsunfälle sind und dass deswegen diese Flucht meist mehr Schaden anrichtet als solchen vermeidet, hilft offenbar auch nicht, die unbegründete Angst vor dem Fahren auf der Fahrbahn abzulegen. Häufig wird diese Fehleinschätzung dann damit rationalisiert, dass man ja immerhin in den seltenen Fällen geschützt sei, in denen eben doch ein Autofahrer die Kontrolle über sein Fahrzeug verliert - oder eine Autofahrerin. Zumindest die Kinder, so das im Rahmen dieser kognitiven Dissonanz visualisierte Bild, müsse man doch aus der Gefahrenzone heraushalten.

Eine Twitter-Meldung https://twitter.com/SAARTEXT/status/1386244605679706114 und ein Artikel des saarländischen Rundfunks zeigt, dass dies leider blosses Wunschdenken und ein Irrtum ist.

Ein Autofahrer, der die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren hat, bleibt um Zuge des so verursachten Unfalls in den seltensten Fällen auf der Fahrbahn, sondern das Fahrzeug landet irgendwo jenseits des Straßenrandes, z.B. an einem Baum oder auf einer Wiese. Der SR berichtet über einen Fall, der sich offenbar heute morgen [s.w.u.] zugetragen hat.

Ein fünfjähriger Fahrradfahrer ist bei einem Verkehrsunfall am Wochenende auf der Landstraße zwischen Landstuhl und Ramstein von einem Auto erfasst und schwer verletzt worden. Nach Angaben der Polizei geriet eine 35-jährige Pkw-Fahrerin aus bislang unbekanntem Grund in den Gegenverkehr, veriss das Lenkrad und kam von der Fahrbahn ab. Dort stieß sie gegen ein Verkehrsschild und überrollte danach auf dem Fahrradweg das Kind. Der fünfjährige Fahrradfahrer erlitt schwere Verletzungen und musste in eine Klinik gebracht werden.

Das Foto von der Unfallstelle ist nur bei Twitter zu finden.

Um einem vorhersehbaren Einwand vorzugreifen: nein, ich meine nicht, das man fünfjährige Kinder alleine auf einer Überlandstrasse auf der Fahrbahn fahren lassen sollte. Aber ich weiss, dass es ein Irrtum ist, sich als Erwachsener durch die Angst vor (oder die Drohung mit) solchen Unfällen von der Fahrbahn vertreiben zu lassen. Wenn man die Verkehrsregeln beherrscht, ist man auf der Fahrbahn auch als Radfahrer schneller, bequemer und auch sicherer unterwegs als jenseits der Fahrbahn. Und das ist auch der Fall, wenn Eltern mit ihren Kindern unterwegs sind und diese unter Kontrolle haben. BTDT.


(Dies ist ein Repost eines ursprünglich auf pluspora verfassten Postings. Die letzten Wochen war pluspora recht wackelig ...)

Eine weitere vorsorgliche Ergänzung: Mit "auf der Fahrbahn fahren" meine ich nicht das Fahren auf einem abgetrennten Rad- oder Sch(m)utzstreifen, sondern die gemeinsame Fahrzeugnutzung einer einheitlichen Fahrbahn mit einem oder mehreren Richtungsfahrstreifen - also das, was faktisch die Definition des Begriffs Fahrbahn darstellt. Diese Erläuterung ist leider erforderlich geworden, weil in Fortsetzung der in einem älteren Posting beschriebenen Masche immer wieder neue Varianten des Baus von Radfahrerreservaten als "Fahrbahnfahren" verkauft wird.

#Radverkehrspolitik #Verkehrspolitik #Radfahren #Fahrrad #unfall #mehrplatzfürsrad #radweg #alternativen #sicherheitsillusion #freizügigkeit #Kinder #Diskriminierung