#radverkehrspolitik

ws01@diasp.org

Think of the children!!


(Repost eines vor gut vier Jahren in einem untergegangenen Diaspora-Node geschriebenen Artikels)

An anderer Stelle wurde ich gefragt

Du hast noch nichts dazu gesagt, wie Du Dir vorstellst, dass 10jährige Kinder zwischen Sattelschleppern auf 6spurigen Straßen sicher radeln können.

Weil dort der Auslöser thematisch verlassen wurde, nämlich meine Rückfrage: warum stänkern Fussgänger gegen Radfahrer auf Fuss- bzw. Radwegen, fallen einem aber in den Rücken, wenn man Unterstützung gegen die Benutzungspflicht erhofft? - eine Pflicht, die sich ja häufig auf gemeinsame/kombinierte Geh- und Radwege erstreckt, und weil stattdessen die oben zitierte, in diesem Kontext abwegige, aber leider beliebte Frage gestellt wurde, ziehe ich meine Antwort heraus und publiziere sie hier. Eine Hoffnung, da eine Antwort auf meine Frage zu bekommen, habe ich nicht mehr.

Mein Kommentar:

Stimmt, dazu habe ich nichts gesagt, danke für den Hinweis. Das Problem mit solchen vom Thema wegführenden Einwürfen ist, dass ein ehrlicher Kommentar dazu i.d.R. auf eine längliche Belehrung hinausläuft, welche für die eine Seite unerfreulich und die andere peinlich ist. Aber bitte.

Zunächst, ich hatte mich spezifisch auf die Bemerkung eines obskuren "Ing" im Thread bezogen.

Das mit den Radwegen ist auch so eine Sache. In meiner Nähe geht eine Landesstraße durch den Ort, die hat einen Radweg. Sehe ich dann, dass trotz Radweg auf der Straße gefahren wird, die zudem sehr viel Verkehr führt, stellt sich die Frage nach benutzungspflichtig oder nicht eigentlich nicht. Es finden sich dennoch immer wieder ganz ignorante Radfahrer die meinen mitten in der Autoschlange fahren zu müssen.

Es ging mir in meinen Kommentaren offensichtlich um die Frage, warum man jugendliche oder erwachsene Radfahrer, die vmtl. einen Führerschein haben und die man auf Fahrbahnen, incl. der jetzt angesprochenen sechspurigen Strassen mit jedem motorsierten Fahrzeug, vom klapprigen Moped oder Mofa bis hin zum durch den TÜV geschwindelten Manta ohne Bedenken oder sie zu belästigen fahren lässt, mit diesem regelrecht religiös anmutenden Eifer verbannen will. Oder warum Leute wie dieser "Ing" Leute wie mich, der ich auf mehr unfallfreie Jahre mit dem Auto und mehr unfallfreie Jahre mit dem Fahrrad zurückblicken kann, als "Ing" vmtl. alt ist, auf Seitenstreifen, Feldwege, Gehwege, Radwege und jedenfalls weg von "seiner" Landstrasse verbannen will.

In dem Zusammenhang wirkt "aber was ist denn mit dem Kindern??" nicht gut.

Ich hoffe, der Fragesteller kann mir soweit zustimmen.

Strassen mit drei Fahrstreifen pro Richtung

Ok, dann zunächst folgendes. Die Frage bzw. eine qualifizierte Antwort hat viele Facetten, u.a. wäre die Gegenfrage zu stellen, ob ausgerechnet sechspurige Straßen ein gutes Beispiel dafür sind, Radverkehr pauschal auszuschließen. DIe innerörtlichen Straßen mit drei Fahrstreifen pro Richtung, die ich kenne, zeichnen sich i.d.R. dadurch aus, dass die rechten Fahrstreifen mehr oder weniger illegal zum Halten und Parken zweckentfremdet werden, wodurch die Kapazitätsberechnungen nicht mehr stimmen. Drängler und Raser, die jeden, der sich mit dem Pkw an die Tempolimits hält, von der verbleibenden "Überholspur" verdrängen, produzieren dann das manifeste Problem, bei dem jedes langsamere Fahrzeug ein Störfaktor wird. Man sorge für Ordnung, dann ist auch Radverkehr auf dem rechten Fahrstreifen überhaupt kein Problem mehr, auch mit Kindern nicht. Genereller, aber das würde hier vom Thema ganz wegführen, erlauben Straßenbreiten, die sechs Fahrstreifen zulassen, Aufteilungen der Fahrbahn, die Radverkehr erleichtern, ohne den Autoverkehr zu beeinträchtigen. Eine z.B. besteht u.a. darin, den rechten Fahrstreifen deutlich zu verbreitern, aber unaufgeteilt zu lassen.

Aber zurück zu den Kindern. Ich sollte vielleicht erwähnen, dass wir bereits weit vor dem Alter von 10 Jahren mit unseren Kindern in der Region Fahrrad gefahren sind und ausgiebige Radurlaube gemacht haben und dabei auch außerörtliche Bundestrassen mit zwei oder drei Fahrstreifen pro Richtung befahren haben. Natürlich sucht man sich so etwas nicht freiwillig aus, jedoch war es nicht immer vermeidbar. Und in mindestens einem Fall sind wir mal von einer Radwegführung entlang einer Bundesstraße derart in die Irre und im Kreise herumgeführt worden, dass wir irgendwann schlicht auf die augenscheinlich verkehrsarme Fahrbahn wechselten - und bemerkten, dass uns die simplen 200 m über eine wie ein Autobahnkreuz ausgeführte Querung mit einer anderen Strasse mehrere Kilometer um die Bundesstraße herummäandernden Umweges, und viel Mühe erspart hätte, incl. diverser nach Urin stinkender Unterführungen.

Sattelschlepper

Zurück zur Frage, wie ich mir vorstelle, wie 10jährige Kinder zwischen Sattelschleppern auf 6spurigen Straßen sicher radeln können.

Gar nicht.

Man fährt mit seinen Kindern schon viel früher mit dem Rad auf die Fahrbahn und bringt ihnen bei, wie man sich als Radfahrer sicher im Verkehr bewegt, was man tut und was man lässt. Alleingelassen zwischen zwei nebeneinanderfahrenden Sattelschleppern fahren mag da theoretisch als Problem vorkommen, in der Praxis kommt das so nicht vor.

Was aber so oder so ähnlich häufig vorkommt und insofern relevanter ist, die Landstraße, welche zunächst rad- und seitenstreifenfrei ist, wo dann einen guten halben Kilometer vor einem Dorf ausgerechnet auf einer unübersichtlichen Aufwärtsrampe
der Radverkehr auf einen linken kombinierten Fußweg/Zweirichtungsrad/Landwirtschaftsweg geführt wird, nur um dann bis zum Ort und im Ort noch zwei Mal die Straßenseite zu wechseln, um abschließend dann im Ort auf der rechten Seite in einer Kurve/Einmündung spurlos zu verschwinden, weil der Gehweg da endet. Alles perfekt und korrekt mit den entsprechenden Blauschildern benutzungspflichtig gemacht, von dem fehlenden "Radweg Ende" abgesehen.

Auf solche Radwege, die typisch für ein dörfliches Umfeld sind, schicken Eltern ihre Kinder und kümmern sich nicht weiter drum, weil: "da sind sie ja sicher". Dem ganzen Konstrukt, das ich da vor Augen habe und das ich jedesmal bewundern kann, wenn ich meine 60-70-km-Runde durch die Landschaft drehe, sehe ich seine Entstehungsgeschichte an. Es gibt es eine üble Koalition aus Autonarren, die Radfahrer weg von ihrer Straße haben wollen, egal wie, und besorgten Eltern, die Angst um ihre Kinder haben. Konkret, junge Eltern von Kindern in den Neubaugebieten auf dem Land und alte Säcke im Gemeinderat. Manchmal kommt das auch in einer Familie vor: Mutti will unbedingt diese Radwege, weil sie weiß, wie Papi Auto fährt. Es gibt eine Unzahl ähnlicher Ausführungen, deren Fallen subtiler und daher schwerer darzustellen sind, aber auch solch offensichtlich kaputte Designs sind nicht selten.

Und ja, genau auf solchen Radwegen fahren auch Landwirtschaftsfahrzeuge, Traktoren mit und ohne angekuppelte Anhänger, Eggen oder sonstige spitze oder kantige Werkzeuge. Sattelschlepper eher nicht, die findet man eher mal auf den Seitenstreifen von mehrspurigen Überlandstraßen, die Multifunktionsstreifen sind und die man gerne benutzungspflichtig macht.

Was rate ich generell? Ich rate dazu, Kindern anhand von praktischen Beispielen über die konkreten Gefahren aufzuklären und damit nicht erst im Alter von zehn Jahren zu beginnen, ab dem sie lt. deutscher StVO nicht mehr auf Gehwegen fahren dürfen. Das ist nicht so schwierig wie es klingt - Kinder sind noch nicht so verbohrt wie Erwachsene, die populäre Irrtümer verinnerlicht haben. Alleine würde ich Zehnjährige ohne jegliche Erfahrung mit Straßenverkehr nicht auf sechspurigen Straßen fahren lassen, schon gar nicht auf solchen, die benutzungspflichtige Seitenstreifen oder Radwege haben - das Risiko, dass sie irgendwann in einer Firmenzufahrt unter den Rädern eines rechts abbiegenden Sattelschleppers liegen (etc.) ist einfach zu gross. Gemeinsam würde ich - sind wir - mit den Kindern genau so gefahren, wie wir das ohne die Kinder tun. Als vernünftige Eltern ist man mit seinen Kindern, wenn sie zehn Jahre alt sind, schon deren halbes Leben lang mit den Fahrrädern unterwegs gewesen und kann dann bei Routen, die man schon häufig gemeinsam gefahren ist, ihren Entwicklungsstand abschätzen.

Fazit

Dieser Radfahrer kann nicht am Schreibtisch alle Probleme lösen, die eine verkorkste Verkehrspolitik über viele Jahrzehnte hinweg angerichtet hat, weiß aber aus ausgiebiger Erfahrung, auch mit seinen längst erwachsenen Kindern, dass Radwege nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems sind, dem man ausweichen muss und oft ausweichen kann. Die individuelle Lösung besteht darin, dies zu tun, wo man kann und auf andere Verkehrsmittel auszuweichen, wo man es nicht kann. Die gesellschaftliche bzw. verkehrstechnische Lösung bestünde nicht darin, Radwege zu bauen oder Straßenränder benutzungspflichtig zu machen, sondern darin, Radwege aufzulassen oder zumindest ihre Benutzungspflicht aus dem Verkehrsrecht zu tilgen.

Wenn man keine Probleme damit hat, Kinder jeden Alters, also auch Zehnjährige, auf motorisierte Zweiräder zu setzen, die kurzzeitig etwa so viel Antriebsleistung verfügbar machen wie ein gut trainierter Radsportler und über mehr als eine Viertelstunde hinweg doppelt so viel Leistung aufbringen wie ich kurzzeitig (!). wenn man Kinder im Alter von 14-17 in Autos setzt und sie damit zwischen diese als Popanz angeführten Sattelschlepper schickt, dann sollte man ganz stille sein, wenn man Radfahrern eine Lektion erteilen will, die sich ausführlich und langjährig mit der Frage beschäftigt haben, wie man mit seiner Famlie und alleine kompetent radfährt.

Falls das zu unversöhnlich klingt, ich habe all diese Fehler auch selber gemacht, bin einem Radtouristikverein beigetreten, der sich für eine Fahrradlobby hält, habe dort als Aktiver Mängelberichte von Radfahrern bearbeitet, bin daran verzweifelt, dass nichts von den gehandelten Rezepten (Radwege, -streifen, Schutzstreifen, verkehrsarme Wege, Markierungen, Schilder, yadda yadda) funktionierte, um schließlich nach Jahren des Trommelrührens für "mehr sichere Radwege" zu meinem Ärger zu entdecken, dass es durchaus fundierte, fachliche und verkehrstechnisch schlüssige Kritik am Konzept der Separierung gab, von der man aber im Verein und in "radbewegten" Kreisen aber noch nie etwa gehört hatte - und auch, wie ich dann merkte, nichts wissen wollte.

Mein Ärger richtet sich also primär auf mich selber, viel zu lange gebraucht zu haben, mir die Zweifel an der Separierung selbst zu erarbeiten und so zu dem aktuellen Zustand mit beigetragen zu haben. Und natürlich auf diejenigen, die damals alle Kritiker am Konzept der Separierung aus diesem Verein herausgeekelt und - schon vor meinem Eintritt - dafür gesorgt hatten, dass das Thema in der vereinsinternen Diskussion genau so wenig existierte wie in der Außendarstellung. Eines habe ich mir aber vorgenommen: mir nicht denselben Vorwurf machen zu müssen: vorhandenes Wissen nicht weiterzugeben. "Davon habe ich ja noch niiiee gehört" habe ich einfach zu oft gehört. :-}

#radverkehrspolitik #radfahren #kinder #verkehr #verkehrspolitik #fahrrad #fußgänger #radwege #mehrplatzfürsrad #seitenstreifen #gehwege

ws01@diasp.org

Der Platz, wo der Müll liegen bleibt und die Glasscherben ...

... den nennen manche Leute sonderbarerweise #Fahrradinfrastruktur. Das bedeutet jedoch nicht #MehrPlatzFürsRad, sondern #MehrPlatzFürsAuto

Fotografiert vor 24 Jahren auf meinem Weg zur Arbeit.

📷  FUJIFILM DX-10 ️·  @5.8mm ️·s f/8 ISO 150 📅 2000-11-21 10:07:17

DSCF0072.JPG: 📷 FUJIFILM DX-10 ️· @5.8mm ️·s f/8 ISO 150 📅 2000-11-21 10:07:17

Vor zwei Jahren sah es dort immer noch so aus -> Google StreetView .

#radfahren #mdrza #fahrrad #radverkehrspolitik #anno2000 #verkehr

ws01@diasp.org

"MiRide-Studie"

An anderer Stelle bzw. via #Fahrrad stieß ich auf eine Studie der Uni Konstanz, die wie weiter unten*) zitiert beschrieben wird.

Ich fahre ab und zu mit dem Fahrrad, insofern erwog ich eine Teilnahme und habe mich deswegen an der "Umfrage" beteiligt. Ergebnis war Herzlichen Dank für Ihr Interesse an unserer Studie. Leider können Sie an der aktuellen Studie nicht teilnehmen.

Erst vermutete ich, es läge vielleicht am Alter. Das war es aber offenbar nicht. Offenbar fahre ich mit meinen 85 Fahrten im letzten Jahr zu wenig, genauer gesagt, zu selten. Insofern spielt auch keine Rolle, dass eine Teilnahme schon daran gescheitert wäre, dass ich meine Fahrten ohnehin schon via Garmin Connect aufzeichnen lasse und mein Smartphone bzw. die Connect-App (nach dem neben eimem "verkehrstauglichen Fahrrad" auch gefragt wird) nicht ausgerechnet dafür von meinem Navi auf eine Smartwatch (vmtl. auch Garmin) umstellen möchte, unter Verlust meiner eigenen Aufzeichnungsmöglichkeiten.

Einen grundsätzlichen Mangel sehe ich in der Frage

Wie häufig fahren Sie in einer typischen Woche Rad (Hin- und Rückweg zählt als eine Fahrt)

welche für ein positives Ergebnis mindestens "3-4x" erfordert. Denn man kann unter "in einer typischen Woche" vieles verstehen. Ohne weitere Erläuterung verstehe ich darunter (85/365) * 7 == 1.6 bzw. 1-2 Tage pro Woche.

Als ich noch mit dem Rad zur Arbeit fuhr, waren das 4-5 mal die Woche, rund ums Jahr, bei jedem Wetter. Als Rentner und aufgrund einiger alters- und unfallbedingter Beschädigungen fahre ich inzwischen zwar nicht weniger, aber es verteilt sich anders. Bei ungünstigem Wetter (nass oder kalt) kurbele ich auf einem Inhousetrainer, danach wurde nicht gerfragt. Darüberhinaus habe ich eher Gründe, mindestens einen Tag Pause zwischen zwei Fahrten einzulegen. Tatsächlich empfiehlt mir Garmin via Connect-App nach Analyse meiner Daten genau das! Und so kommt es halt zu im Mittel nur ein bis zwei Fahrten pro Woche, über das Jahr gerechnet, 85 Fahrten, bei denen aber trotzdem ca. 3100 Kilometer und 40.000 Höhenmeter draussen zusammenkommen. Wobei auch im Sommer bei Wetter wie im ersten Halbjahr Wochen, in denen ich überhaupt nicht fahre vorkommen, und Wochen, an denen ich an fünf von sieben Tagen mit dem Rad unterwegs bin. Das spielt für die Antwort auf die gestellte Frage aber keine Rolle.

Stellen wir uns als Kontrast jetzt jemanden vor, der fünfzig Jahre alt ist und an jedem Morgen den einen Kilometer mit dem Hollandrad zum Bahnhof fährt, um mit der Bahn zum Arbeitsplatz in einer benachbarten Stadt zu fahren, weil Laufen wegen der Gelenke (sprich: aufgrund von ernährungsbedingtem Übergewicht) mühselig ist und länger dauert. Der hat bestimmt ein Smartphone, keine Konflikte mit vorhanden Equipment und erfüllt die "mindestens 3-4 Mal pro Woche" spielend.

Worauf ich hinaus will: So verständlich das bei einer nur drei Wochen abdeckenden Studie auch ist, diese Auswahl hat einen heftigen Bias, eine Schieflage. Nun mag es zwar sein, dass das Studiendesign einen Fokus auf eine Teilgruppe der Radfahrenden hat, die durch häufiges, aber wenig intensives Radfahren charakterisierbar ist. Vielleicht aber auch nicht. Man sollte beim Lesen von Berichten, in denen die Ergebnisse solcher Studien als Grundlage für Behauptungen zur #Radverkehrspolitik dienen, jedoch im HInterkopf behalten, dass Schlüsse wie "auch wenig intensives Training kann schon beachtliche Wirkung zeigen" möglicherweise nur eine Folge der selektiven Auswahl sind, welche die Baseline so verschob, dass schon die Rückkehr zum wirklichen MIttelwert als Erfolg gewerten werden kann.

Abschließend: beim nochmaligen Draufschauen ist mir noch aufgefallen, dass an keiner Stelle ein Unterschied zwischen Fahrrad und E-Bike gemacht wird. Angesichts der Tatsache, dass es leider gelungen ist, den Sprachgebrauch durch die rechtliche Einstufung von auf 25 km/h gedrosselten E-Bikes als Fahrrad zu verwässern, finde ich das erstaunlich.

*) MiRide

Für unsere Studie zum Erleben und Verhalten beim
Fahrradfahren suchen wir Teilnehmer*innen. Die Studie wird
vom Baden-Württemberg Institut für Nachhaltige Mobilität an
der Universität Konstanz durchgeführt.

Wir begleiten Sie über einen Zeitraum von 3 Wochen beim
Radfahren. Die einzelnen Fahrten zeichnen Sie über eine von
uns gestellte Garmin Smartwatch selbstständig auf und
beantworten vor und nach der Fahrt einen kurzen Fragebogen.
Für unsere Studie zum Erleben und Verhalten beim
Fahrradfahren suchen wir Teilnehmer*innen. Die Studie wird
vom Baden-Württemberg Institut für Nachhaltige Mobilität an
der Universität Konstanz durchgeführt.

Wir begleiten Sie über einen Zeitraum von 3 Wochen beim
Radfahren. Die einzelnen Fahrten zeichnen Sie über eine von
uns gestellte Garmin Smartwatch selbstständig auf und
beantworten vor und nach der Fahrt einen kurzen Fragebogen.

Für Ihre Teilnahme erhalten Sie eine 50% Chance, die
Smartwatch nach Studienabschluss zu erhalten. Zusätzlich
bekommen Sie über die Garmin Connect App die von der Uhr
gesammelten Daten zu Ihrem Fahrverhalten und Ihrer Fitness.

Diese Umfrage dient dazu festzustellen, ob Sie die
Teilnahmebedingungen erfüllen und eine Kontaktaufnahme zu
ermöglichen.

#fahrrad #pedelec #radfahren #studie #verkehr #verkehrspolitik #radverkehrspolitik #konstanz

ws01@diasp.org

Auto und Fahrrad auf Augenhöhe

  • Eine Notiz des WDR. Inhalt, in zwei Worten zusammengefasst: Noch mehr meist benutzungspflichtige Radwege.

Mein Kommentar dazu: Danke, aber nein Danke!

GIF aus diesem Artikel

Mein Haltung zu diesem Theme ist keine "Vision", sondern eigene tägliche Praxis seit vielen Jahrzehnten: Nutzung der vorhandenen Infrastruktur mit dem Fahrrad, wir nennen sie "Fahrbahn". Es erfordert Können, Übung, regelmäßige Praxis und eine gewisses Durchsetzungsvermögen - nicht viel anders als das Fahren mit einem Auto oder Motorrad. Man kann es lernen, sofern man es lernen will. Menschen, die es nicht lernen wollen, wird man mit noch so viel "Infrastruktur" nicht aufs Fahrrad bekommen, vor allem aber nicht, wenn diese Infrastruktur viel schlechter ist als die bereits vorhandene, also umwegbehaftet und nach ihrem Bau vernachlässigt und verlotternd. Das zumindest zeigt der Umstand, dass der Radverkehrsanteil sich nicht nennenswert hat steigern lassen, in vierzig Jahren der Agitation für "mehr bessere Radwege".

Es sind viele Radwege entstanden, oft durch Umwidmung von Gehwegen oder durch Bau von Wegen, die sich Radfahrer mit Fußgängern teilen müssen, was den Radverkehr naturgemäß ausbremst. Oder durch Bau von Radwegen auf bisher ungenutzten Flächen, also meist Umwege, weil die direkten Strecken bedarfsorientiert schon mit Straßen verbunden wurden. So entstanden viele Geisterradwege. Kein Wunder: das Konzept "Umgehungsstraße" funktioniert rein technisch gesehen zwar für Kfz, für Fahrräder nicht so sehr, aus offensichtlichen Gründen.

Wer weiträumig mit dem Fahrrad unterwegs ist und darauf achtet, sie allenthalben: zugewachsen, als Abstellflächen für Mülltonnen, Baugerät, Schutt genutzt, oder als Behelfsparkplatz. Wer mit dem Auto unterwegs ist, nimmt sie i.d.R. genau so wenig wahr wie die Fußwege. Außer natürlich angesichts eines Radfahrers auf der Fahrbahn: da schärft sich plötzlich Autofahrers Auge ... HUUUUUUP!! Dieses ist nämlich ein weiterer Effekt dieser Art von Radinfrastruktur: sie vergiftet das Verkehrsklima, indem sie aus einem vormals öffentlichen Gut eines macht, das nun eine Teilgruppe der Bevölkerung für sich reklamieren kann und in Besitz genommen hat: diejenigen, die ein kräftig motorisiertes Fahrzeug fahren, vulgo: die Auto fahrenden Verkehrsteilnehmer.

Insofern nimmt es nicht wunder, dass all diese "Radinfrastruktur" in all der Zeit ihres Baus den Radverkehrsanteil nicht hat steigern können.

Mehr "Infrastruktur" der geforderten Art bedeutet nach meiner Erfahrung nahezu immer mehr Verdrängung von an den Straßenrand und jedenfalls ein Verbot, die guten Fahrbahnen zu benutzen. "Einladende Rad-Infrastruktur" ist ein Oxymoron. Benutzungsplfichtige Radwege sind in der gelebten Praxis eine **verdrängende Rad-Infrastruktur".

#radverkehrspolitik #radinfrastruktur #radfahren #fahrrad

ws01@diasp.org

Ein #Ghostbike markiert eine weitere Kreuzung, die aufgrund von "Radinfrastruktur" lebensgefährlich wurde

Von Lkw-Fahrer übersehen: Ghostbike erinnert an tödlichen Radunfall in Bonn titelt die WDR-Lokalzeit und bleibt leider im gängigen Klischee, daß nur die weitere Verdrängung von Radfahrenden an den Straßenrand diese vor dem sicheren Tod bewahren könne - und das bizarrerweise aufgrund eines Todesfalles, für den diese von Kritikern gern als "Rad weg" verballhornte so genannte Infrastruktur mit ursächlich gewesen sein dürfte.

Ecke Siegburger Straße/Pützchens Chaussee

Ecke Siegburger Straße/Pützchens Chaussee, 15.11.2006, per Rad auf meinem Arbeitweg von Bonn hoch auf den Ennert

Radwege entfernen Radfahrende aus dem vom schnellen Kfzverkehr als relevant wahrgenommenen Bereich der Straße, was auch durch Warnschilder, Leuchtzeichen, Markierungen und noch so viel verbales und optisches Getöse nicht vollständig kompensiert werden kann. Also übersehen (nicht nur) Lkw-Fahrer Radfahrende und nicht nur beim Abbiegen. Deshalb verlangt man dann von Radfahrenden "mehr aufzupassen und nicht so zu rasen". Ersteres in der Presse und in Verlautbarungen, Letzteres hört man erstaunlich oft von Autofahrenden, wenn man mit denen redet und nicht nur in seiner #Fahrradblase / #FahrradBubble miteinander spricht.

Leider hindern solche Vorfälle die Radentscheide und auch den ADFC nicht daran, weiterhin pauschal ein "durchgängiges Radwegenetz" und damit überwiegend straßenbegleitende, benutzungspflichtige Radwege zu fordern - die dann auch gebaut werden oder durch Umfunktionierung von ehemaligen Gehwegen entstehen, weitere solche Opfer zur Folge haben und last but not least, auch Konflikte mit Fußgängern erzeugen.

EInzig die "gefühlte Sicherheit" zählt, ob sie real ist und dass dieses trügerische Gefühl auch auf Kosten der Leistungsfähigkeit des Verkehrsmittels Fahrrad geht, spielt keine Rolle.

Ich habe diese Kreuzung mehr als zwanzig Jahre lang auf dem Arbeitsweg mit dem Fahrrad queren müssen und habe die Radwege auf der Siegburger Straße und der Pützchens Chaussee als radverkehrsfeindlich und auch bei großer Vorsicht als extrem gefährlich erlebt, in Relation zu Straßen ohne solche "Infrastruktur". Damals wie heute wurde der Kritik an den vielen Fallen und Ärgernissen, welche diese Radwege und konkret diese Kreuzung für Radfahrer produzieren, nur stereotyp die Forderung nach "Entschärfung" entgegengehalten. Das Dogma "Separierung" bleibt leider sakrosankt.

Diese "Entschärfung" bedeutet dann in der Praxis noch mehr Schilder und Markierungen, die nicht beachtet werden, sowie pikanterweise noch mehr Nachrang für den Radverkehr, bis zu dem Punkt, dass erst der Verkehr auf der gesamten Kreuzung zum Stillstand kommen muss, nachdem ein Radfahrer per Knopfdruck an der Bettelampel Grün angeforderte und nach langer Wartezeit auch bekam, bevor die Weiterfahrt erlaubt ist. Sie behindert den Radverkehr, ohne tatsächlich zur Sicherheit der Radfahrer beitragen zu können. Oder dass vormalige Markierungen durch üble Stolperfallen ersetzt werden und das dann wie zum Hohn "protected bike lane" genannt wird.

#radfahren #fahrrad #radverkehrspolitik #verkehr #radinfrastruktur #mdrza #bonn #pützchen #mywork #foto

ws01@diasp.org

Die Unfallforschung der Versicherer (UDV) schätzt Lastenräder zum Transport von Kindern kritisch ein.

(Ein Verein von Autoexperten, eine durchaus interessierte Partei in dieser Debatte, hat mal wieder gesprochen)

Kindertransport auf dem Rad wurde von diesem Verein schon häufig schlechtgeredet, aus z.T. reichlich abwegigen Gründen. Natürlich darf auch die übliche Helmpropaganda nicht fehlen. Die einzige sinnvolle Kritik besteht darin, beiläufig zu erwähnen, dass Kinder zu selten korrekt angeschnallt werden - was insb. dann relevant wird, wenn jemand mit einem schweren Lastenrad einen Hügel hochfährt und dann mit viel zu hohem Tempo (und vielleicht schlechten Bremsen) wieder hinunterrollt.

In dem Zusammenhang fällt nun insbesondere der Rundumschlag gegen Fahrräder auf. Genannt werden Lastenfahrräder, gezeigt wird hier aber ein E-Bike, welche wie alle Peledec in der Unfallstatistik hervorstechen. Deren Problem besteht nämlich darin, dass es de facto Kraftfahrzeuge sind, die nur rechtlich Fahrrädern gleichgestellt sind, obwohl die Motoren das Leistungsvermögen der meisten Nutzer um ein Vielfaches übersteigen. Natürlich führt dies dazu, dass sich Nutzer viel leichter in Situationen bringen können, die sie nicht beherrschen. Mit einem unmotorisierten Fahrrad und Kind im Kindersitz fährt kaum jemand einen langen und steilen Hügel hoch und dann auch wieder hinunter - und wenn doch, kann man davon ausgehen, dass die Person ihr Fahrzeug beherrscht. Dann dafür die Fähigkeit zu erwerben, das kostet sowohl Mühe als auch Zeit und bringt so auch die notwenige Erfahrung.

Statt die Zusammenhänge deutlich zu machen und über Konsequenzen nachzudenken, bleibt man beim UDV im alten Schema: kontra Kindersitze, für dubiosen Kopfschutz und erst an letzter Stelle wird das Anschnallen thematisiert.

Merkregel: in einem mit Joggertempo in der Ebene gefahrenen und nicht motorisierten Lastenrad kommt ein Kind schwerlich zu Schaden und ist weniger gefährdet als auf einem Klettergerüst, wo man auch längst von merkwürdigen Hüten abrät. Anders hingegen im motorisierten Lastenrad, welches per Motorantrieb mit 20 km/h den 5%-Anstieg hochgefahren wurde und dann mit 30-40 km/h hügelabwärts rollt, oder schneller. Da hilft dann bei einem Crash der Styropordeckel auch nicht mehr. Das macht doch keiner, mit einem Lastenrad? Da habe ich in den letzten Jahren auf meinen Touren hoch Richtung Eifel aber schon häufig das Gegenteil beobachten können.

Wir haben unsere Kinder in den Achtzigern des letzten Jahrhunderts #autofrei aufgezogen und viel auf Kindersitzen hinten auf den Gepäckträgern transportiert, bis sie dann selbst fahren konnten, noch vor der Grundschule. Und haben uns durchaus auch und erfolgreich um aktive Sicherheit beim Fahren gekümmert, statt unkritisch dubiosen Empfehlungen interessierter Parteien zu folgen, die überwiegend ihre eigene Agenda haben.

#radverkehrspolitik #verkehrspoltiik #verkehr #radfahren #fahrrad #kindertransport

ws01@diasp.org

Statistik 101, heute: Die Methode des Texanischen Scharfschützen

"Wer immer Ihnen eines dieser sehr seltenen Unfallereignisse als Beweis für die Notwendigkeit von Radwegen im Allgemeinen bzw. eines Radweges an einer ganz bestimmten Strecke im Besondern verkaufen will, argumentiert nach der unseriösen Statistik-Methode des „Texanischen Scharfschützen“: also irgendwo aufs Scheunentor ballern, und -nachdem sich der Pulverdampf verzogen hat- einfach eine schöne passende Zielscheibe rings um den Einschlag malen – Volltreffer!… "

Empfehlung: statt sich gleich über die obige zutreffende Ausssage aufzuregen, lieber den im verlinkten Artikel gleich nachfolgenden Absatz lesen und beherzigen. Es gibt nichts, was so einfach und so gut gegen vorzeitigen Tod oder vorzeitiges Siechtum hilft, als sich ohne viel Gedöns aufs Rad zu schwingen und loszufahren. Vielleicht nicht gerade zu #Karneval, wg. Alllolol und Glassscherben, aber direkt im Anschluss.


Lesenswert ist auch das Update Januar 2024 incl. des RIP Natenom überschriebenen Absatzes.

#radverkehrspolitik #fahrrad #radfahren #statistik #natenom

ws01@diasp.org

Radverkehrspolitik und schlechte Ratschläge

Eine von vielen mehr oder weniger automatischen Verlinkungen, die hier in der Timeline auftauchen und die ich meist ignoriere, erregte meine Aufmerksamkeit: Wetterdienst warnt vor Glatteis: Wie kann man sich schützen?

Worum geht's? Um Folgendes:

"Der Deutsche Wetterdienst warnt vor Glatteis in weiten Teilen Deutschlands. Doch wie schützt man sich bei Glätte als Auto-, Fahrradfahrer oder zu Fuß vor Unfällen?"

Das interessierte mich natürlich.

Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. rät wegen hoher Unfallgefahr vom Radfahren im Winter ab. Wer sich trotzdem auf das Rad schwingt, sollte auf helle und reflektierende Kleidung achten und zum Schutz vor Stürzen einen Fahrradhelm tragen.

Ich hingegen empfehle, auf den trügerischen Schutz durch bunte Plastikhüte zu verzichten und sich z.B. daran zu erinnern, dass Spikes bei Fahrradreifen nicht verboten sind. Dass Hüte und reflektierende Kleidung nicht vor Stürzen schützen können, sollte offensichtlich sein. Aber wer weiß schon, ob das nur schlampiger Journalismus ist oder ob die schlampige Formulierung schon an der Quelle vorlag. Ich befürchte Letzteres.

Bleibt die Frage, ob diese Organisation auch davon abrät, wegen der hohen Unfallgefahr von Fußgängern im Winter auf das Zufußgehen zu verzichten oder Sturzhelme zu tragen. Die Antwort lautet natürlich "nein", insofern kann man sich die Frage sparen.

Pikanterweise werden für Fußgänger aber umfängliche praktische Hinweise gegeben, wie man Stürze vermeidet, statt sich fatalistisch und pauschal mit untauglichen Mitteln auf sie vorzubereiten. Der Diskrepanz in der Herangehensweise ist frappant.

Rezepte, die funktionieren

Wenn ich einen Tipp geben darf, der für Fußgänger wie auch für Radfahrer gleichermaßen passt, wenn man sich für den Fall der Fälle vorbereiten möchte: Falltraining. Ob das nun Fußball ist, bei dem Stürze dazugehören, auch auf manchmal recht hartem Untergrund, oder ob man wie ich als Kind den Stadtwald mit dem 24"-Rad unsicher gemacht hat und dann als Zwölfjähriger ein, zwei Jahre zum Judo geschickt wurde, um auf der Basis später viele Stürze beim Radfahren unbeschadet zu überstehen, ist zweitrangig. Wesentlich ist, dass man rechtzeitig auf irgend eine Weise sowohl die nötigen Reflexe erwirbt, die man bei Stürzen braucht, als auch die dafür nötige Muskulatur aufbaut und dann später auch daran arbeitet, sie zu erhalten.

Darüber, ob Krafttraining oder Sport dafür nötig ist, kann man sich streiten. Was man in der Jugend versäumt hat, kann und muss man wohl auf diese Weise nachholen. Mir hat das Training durch einen jahrzehntelangen, anspruchsvollen Arbeitsweg mit dem Fahrrad genügt, mit Ampelsprints im Verkehrsgewühl der Stadt, viele Stürze spurenlos zu überstehen, im Sommer wie im Winter. Nachfolgend ein Foto von meinem Arbeitsweg im Winter, angereichert mit einer sarkastischen Bemerkung.

Der Arbeitsweg schloss auch unsäglich dreckige Radwege draussen auf dem Lande ein

Stürze habe ich weitgehend vermeiden können, indem ich Radwege wie diese vermied und auf der sauberen und oft auch trocken gefahrenen oder geräumten Fahrbahn fuhr, darüber hinaus verschaffte mir das Radfahren mit Krafteinsatz genügend Muskeln in Armen und Beinen, um beid en über Jahrzehnte hinweg gelegentlich doch vorkommenden Stürzen ohne mehr als eine gelegentliche Schürfwunde davonzukommen. Dass ich bei einem Sturz, der ohne Fremdbeteiligung, im Sommer und bei niedrigem Tempo nicht so gut ausgegangen war, u.a. viele gebrochene Knochen davontrug, aber nicht mal eine Beule oder Schramme am Kopf hatte, führe ich ebenfalls auf die trainierte Muskulatur und ausgebildete Reflexe zurück. Aber das ist eine andere Geschichte, die ein andermal erzählt werden soll.

Abschließend noch ein Ausblick. Die Motivation, Radfahren unmotorisiert und in der Weise zu betreiben, die man "sportlich" nennt (ohne dass das unbedingt Sport sein muss, ich persönlich hasse Turnhallenmief und Sport :-), weil einen die erworbene Fitness bei Stürzen schützt, ist eine zweifelhafte Geschichte, da negativ besetzt.

Ausblick

Viel motivierender, auch langfristig, zumindest ist es das für mich, das sind die vielen Möglichkeiten, die einem die auf dem Arbeitsweg erworbenen Fertigkeiten verschaffen, mit dem Fahrrad auch anderweitig aus eigenen Kräften weit, schnell und überall hin zu kommen. Seinerzeit im Urlaub, inzwischen wann immer ich Lust dazu haben. Die Strecken, die ich in meiner Jahresbilanz 2023 dargestellt habe, Ziele, die ich da mehr oder weniger mühelos angesteuert habe, etwa den höchsten Berg der Region, den #Aremberg, die hätte ich damals, als ich halb so alt war wie heute und zusammen mit meiner damaligen Freundin und jetzigen Frau unsere ersten Rennsporträder (aka Reiserad, aka Randonneur) erwarb, so nicht bewältigen können. Denn vorher war ich jahrelang nur Mofa, Motorrad oder Auto gefahren.

#fahrrad #wetter #winter #glatteis #radfahren #radverkehrspolitik #stürze

ws01@diasp.org

Kennedybrücke Bonn: Was bin ich froh, da nicht mehr fahren zu müssen!

Kennedybrücke Bonn, September 2022
Der Zweirichtungsradweg auf der Bonner Kennedybrücke, nach der Brückenverbreiterung -> Streetview

Die Bonner #Kennedybrücke wäre ideal dafür geeignet gewesen, die Gehwege den Fußgängern zurückzugeben und den Radverkehr auf der überbreiten Fahrbahn fahren zu lassen, ohne Schmuckbemalung. Was haben wir mit der Brückenverbreiterung bekommen: breitere Geh- und Radwege, aber weiterhin Hochbord und alles praktisch ununterscheidbar in einer Ebene. Infamerweise jetzt aber Zweirichtungsradwege. Selbstverständlich weiterhin benutzungspflichtig.

Ich habe diese Brücke über Jahre hinweg auf dem Arbeitsweg benutzt, überwiegend vor der Sanierung und Verbreiterung zwischen 2007 und 2010. Irgendwann vor Jahren, als unsere Kinder noch nicht mal in die Grundschule waren, wurde da ein Radfahrer von einem Fußgänger, der sich angegriffen fühlte, vor einen Bus geschubst, der Radfahrer hat das nicht überlebt. Auf der Fahrbahn hätte das nicht passieren können. Aber ich bin erst viel später, nach einigen gefährlichen Erlebnissen auf dem Radweg, dazu übergegangen, vom Bordstein runter auf die Fahrbahn zu springen, spätestens oben auf der Rampe, um dann rampenabwärts mit hohem Tempo weiterzufahren. Ddie Rampe ist recht steil, 50 km/h waren da mit dem Rennrad durchaus machbar.

War nie ein Problem - da damals noch mit zwei Fahrstreifen pro Richtung - selbst der rechte Fahrstreifen of gähnend leer war. Ich habe damit aber bereits in der Zeit begonnen, als ich noch mit dem Hollandrad - #Sparta #Cornwall - zur Arbeit fuhr, das ging auch, einigermaßen. Aber es zeigte, dass man mit dem Rennrad (oder einem entsprechenden Reiserad, im Winter) doch deutlich agiler ist.

Weitere Ansichten:

Schon ohne Fußgänger ist es da ein Erlebnis, wenn einem ein rampenabwärts mit 40 km/h oder mehr gefahrenes Zweirad entgegenkommt und die Person am Lenker sich nicht so recht entscheiden kann, auf welche Seite sie ausweichen möchte. Auch aus alter Gewohnheit aus Zeiten, als Geisterfahren noch nicht erlaubt war, fahren da viele lieber auf dem durch die subtile Farbgebung als Fußweg erahnbaren Teil, als haarscharf an den dicken Stahlpfosten und scharfkantigen Betonsockeln der Lampen vorbei. Ich bin froh, dass ich das hinter mir habe. Vor der Verbreiterung war es einfacher, mit dem Rad auf die damals etwas breitere Fahrbahn mit zwei Fahrstreifen pro Richtung zu wechseln. Das geht zwar immer noch, ist aber mit mehr möglichen Komplikationen behaftet.

Ich bin zuletzt vor gut zwölf Jahren im August 2011 mit dem Fahrrad über diese Brücke gefahren. Bis zum Umbau war das durchaus erfreulich und recht komfortabel, aber der Zustand während des Umbaus war und der jetzige Zustand ist eine Zumutung. Ich bin froh, das längst hinter mir zu haben. Schade eigentlich.

#bonn #radverkehrspolitik #mdrza #radfahren #nostalgie

ws01@diasp.org

FYI: Another presence at a different diaspora node (diaspora.psyco.fr)

Due to a recent event - diasp.org was offline for a while - I have now set up a duplicate of my diaspora profile at diaspora.psyco.fr
Aus gegebenem Anlass - diasp.org war eine Weile offline - habe ich nun ein zweites Diaspora-Standbein bei diaspora.psyco.fr

-> You'll find it here.

Ich beabsichtige die Alternative vorläufig nicht zu benutzen, oder nur sporadisch, um die Funktion zu testen. Um aber Kontakte nicht abreißen zu lassen oder für solche Auszeiten/Wartungsintervalle ist sie eventuell nützlich.

#fahrrad #fotografieren #radfahren #cycling #radverkehrspolitik #wolfgangstrobl

ws01@diasp.org

"Bus erfasst Radfahrer beim Abbiegen – 33-jähriger tot"

schreibt der Spiegel und führt weiter aus:

In Hamburg ist es erneut zu einem schrecklichen Abbiegeunfall gekommen: Ein Busfahrer übersieht in der Kurve einen Radfahrer – der erliegt wenig später seinen Verletzungen.

Soviel die tendenziös verkürzende Darstellung dieses ehemaligen Nachrichtenblattes.

Da ist keine Kurve, das ist eine simple rechtwinklige Einmündung auf der rechten Seite, für die Abbiegen mit einem Z.209-30 "Vorgeschriebene Fahrtrichtung – geradeaus" verboten ist, allerdings mit der Ausnahme "Taxis frei" und "Busse des HVV frei".

Google Streetview zeigt eine Ansicht von Oktober 2022, bei der man aber bemerkt, dass Radfahrer bis kurz vor der Einmündung auf einem durch die Einfärbung als "anderer Radweg" markierten Radweg versteckt werden, wenn man etwas herauszoomt und dann aus etwas größerer Distanz auf die Einmündung schaut. Also mutmaßlich der klassische Rechtsabbiegeunfall, bei dem Radfahrer mit hoher Wahrscheinlichkeit ums Leben kommen, wenn LKW oder Busse ins Spiel kommen. Zudem einer, bei weder technischer Sicherheitsklimbim wie Abbiegeassistenten noch die klassischen Spiegel eine zuverlässige Warhnehmung von Radverkehr erlauben, aufgrund der vielen und wechselnden Sichthindernisse. IMHO hätte ein Nichtlinienbus dort wohl auch nicht abbiegen dürfen und der Radfahrer hätte wohl auch nicht auf dem Radweg fahren müssen.

Nun wissen wir nicht sicher, ob der 33jährige Radfahrer, der hier getötet wurde, tatsächlich auf dem Radweg fur und aufgrund des Radwegs getötet wurde. Der Spiegel erwähnt den Radweg überhaupt nicht (ein Schelm, der Böses dabei denkt), jedoch kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie der Unfall hätte passieren können, wenn der Radfahrer ganz einfach auf dem rechten Fahrstreifen und dort in gut einem Meter Sicherheitsabstand von den Türen der geparkten Pkw gefahren werden. Da kann man beim besten Willen nicht übersehen werden, nicht mal von einem gelernten Busfahrer, der in Eile ist.

Der NDR hat einen weniger unseriösen Bericht, in dem der Radweg immerhin erwähnt wird.

#radverkehrspolitik #fahrrad #radfahren #verkehr #radverkehr #verkehrspolitik #radverkehrspolitik #todesfalle #radweg #abbiegeunfall

ws01@diasp.org

2023-10-07: Gemeinsamer Ausflug zum Walnussbaum, Bonn <-> Rheinbach

Gestern sind meine Frau und ich gemeinsam zu dem vor zwei Monaten erwähnten Treffpunkt unter dem Walnussbaum hinter der A61 gefahren, ganz gemütlich, mein mittlerer Puls über die ganze Fahrt lag deutlich unter hundert Schlägen :).


Der Kottenforsteingang sieht lauschig aus, aber hinter Ippendorf ist die Asphalttrasse immer noch alt und völlig kaputtgefahren, und man muss auf viele Hundehalter aufpassen. Der dortige Hundeübungsplatz, zu dem viele mit dem Pkw anfahren, mag dazu beitragen. Man darf aber hoffen, dass den Mitgliedern dort beigebracht wird, wie man seinen Hund unter Kontrolle behält. Zwar hatten wir hier noch nie Konflikte mit Hundehaltern, auch weil wir ihnen aus dem Wege gehen bzw. fahren, wo wir können. Jedoch fasst man sich bei manchen an anderer Stelle beobachteten Verhaltensweisen an den Kopf.


Jemand hatte den Eseln zu fressen gegeben, kurz bevor wir hier am Campus Klein-Altendorf vorbeifuhren, deswegen standen sie am Gatter und verlangten nach mehr. Sorry, no way, wir füttern keine fremden (Haus-)Tiere.


Three blind mice ...

Da cap al fine.

Diese sechs Figuren auf Fahrrädern kamen uns in Flerzheim auf der Flerzheimer Straße / L113 entgegen, sie waren im Gänsemarsch auf dem schmalen Gehweg gefahren und versuchten dann, immer noch im Gänsemarsch, die Straße an der Fußgängerinsel zu queren, um auf der richtigen Seite weiterzufahren, hoffentlich auf der Fahrbahn, obwohl ich zweifle. Hirnverbrannt, aber genau so etwas ist vermehrt die Folge - und bisweilen auch unvermeidlich oder sogar Pflicht - wenn solche Gehwege per Blauschild zum Radwegen gemacht werden. Ein krasses Beispiel ganz in der Nähe habe ich zuletzt vor einem Monat gezeigt. Bei der Gelegenheit, ich sollte mal auf die mit #radverkehrspolitik markierten Artikel hinweisen, die ich hier geschrieben habe.



Oben in Ippendorf, Richtung Lengsdorf. Wenn man an der richtigen Stelle anhält, hat man hier einen sehr schönen Blick auf Köln und kann, wenn das Wetter mitspielt, den Kölner Dom sehr klar sehen.




#hausrunde #radfahren #fahrrad #rennrad #radtour #rheinbach #threeblindmice

ws01@diasp.org

Wampe lebt südlich von Stuttgart auf dem Land, fährt Pickup und hat was gegen schnelle Radfahrer

Oder wie glaubt ihr, dass diesen Zwanzigminutenvortrag beim CCC beim autofahrenden Publikum ankommt? Das strotzt nur so von all den abgegriffenen Stereotypen und Floskeln (""middle-aged man in lycra", "97jähriger Opa auf dem Fahrrad", "den wird man dann umholzen"), ohne aber überhaupt auf den Punkt zu kommen. Deshalb fällt es schwer, anzunehmen, hier habe jemand nur nicht ausdrücken können, was er meint. Vielmehr wirkt es wie das übliche Gehetze vom Autofahrerstammtisch, aber weichgespült verpackt - unabhängig davon, ob es tatsächlich so gemeint war oder nicht.

Auch auf dem Land gilt die StVO. Kompromisse und gegenseitige Rücksichtnahme sind nötig, auf dem Land wie in der Stadt, egal mit welchem Fahrzeugtyp man unterwegs ist. Im Detail sind die Konflikte anders verteilt, was aber erst recht eine weniger auf diese Weise gefärbte Darstellung wünschenswert erscheinen läßt.

-> Landstraßen-, Wirtschafs- und Feldwegnutzung für Stadtmenschen kurz erklärt (camp2023)

"Menschen Fahren aus der Stadt aufs Land. Da fährt (sonntags) kein Bus, deshalb bringen sie ihr Auto mit. Dieser Talk erklärt, wie man vermeidet, dass der Ausflug ins Grüne zum Fiasko wird und wie sich auf dem Land der Strassenverkehr von Staedten unterscheidet."

#radverkehrspolitik #ccc #radfahren #autofahren #verkehr #traktor #stvo

ws01@diasp.org

#### Aus der Abteilung Radwege, Stichwirt "Fundsachen"

Folgenden mit "Pflichtweg" überschriebenen Zeitungsartikel will ich
Euch nicht vorenthalten:

Die Pflicht des Radlers, einen vorhandenen Radweg zu benutzen, wird
von Radlerlobby, Versicherern und Verkehrsrechtlern wie unlängst in
Münster heftig diskutiert. Vielfach sind die Sonderwege in einem
baulichen Zustand, daß sie zumindest die Gruppe der sportlichen Radler
gefährden --- sofern die darauf bestehen, auch dort schneller als ein
Mofa zu fahren, wo Geschwindigkeitsreduzierung angezeigt wäre. Ein
Radweg macht aber auch im besten Erhaltungszustand eine unglückliche
Figur, wenn er vom motorisierten Verkehrsgeschehen unübersichtilich
weit "`abgesetzt"' geführt ist, wie es jahrzehntelang herrschende
Lehre war. An den Kreuzungspunkten ist das Unfallrisiko des
"Schonraums Radweg" besonders hoch, und das gilt wieder mehr in der
Stadt als auf freier Strecke. An der Bundesstraße hätten auch die
Radweg-Gegner gern ihren Sonderweg etwas abseits vom Fahrbahnrand.
Nun sind die Kassen aber leer , und ein Topf Farbe ist allemal
billiger als ein abgesetzter Radstreifen. Es ist eben ein komplexes
Thema, das allenfalls für Verkehrsjuristen einfach erscheint, solange
die Benutzungspflicht besteht: Wenn er nicht den Radweg benutzt, hat
der Radler im Konfliktfall eine Mitschuld, egal, wie schnell seine
Waden oder wie edel sein Rad und wie kraterübersät der Radweg gewesen
sein mögen. Bringt die Benutzung zur Ermessensentscheidung nicht
weniger Rechtssicherheit? --- Erinnnern wir uns: Der Radweg wurde
nicht erfunden, um Radfahren zu erleichtern, sondern um die langsamen
Radler dem motorisierten Verkehr aus der Bahn zu schaffen.

FAZ, 12.10.1993, "`Technik und Motor"'

Das Zitat stammt nicht von mir und ich stimme auch nicht in allen Punkten diesem Text zu, insb. bei

"An der Bundesstraße hätten auch die Radweg-Gegner gern ihren Sonderweg etwas abseits vom Fahrbahnrand."

widerspreche ich heftig.

Das Zitat eines Kommentars in der FAZ lieferte Karl Brodowsky, der immer noch die Web-Version meiner "50 Gründe, einen Radweg nicht zu benutzen" im Web bereitstellt, 1993 in einem Usenet-Posting in der deutschsprachigen Usenetgrupppe de.rec.fahrrad. Der Kommentar stammte nicht von ihm, wie er später schrieb.

Ich finde die Darstellung insofern bemerkenswert, als sich zwar damals ein gewisser Konsens unter den erfahrenen Radfahrenden dieser Usenet-Gruppe bildete, dass Ghettobau in Form von Radwegen ein radverkehrsfeindliches Konzept sei, die Fronten und der öffentliche Diskurs aber nicht so einheitlich und eisern auf Verdrängung nach holländischem Strickmuster ausgerichtet war wie heutzutage, über das gesamte etablierte politische Spektrum hinweg, von ganz links bis ganz rechts und von grün bis hin zu ordoliberal. Damals wurde noch über reale Risiken und realen Nutzen des Radfahrens diskutiert, nicht nur über gefühlte Sicherheit.

Und das Fähnlein hatte sich auch noch nicht nach dem Prinzip Insanity Is Doing the Same Thing Over and Over Again and Expecting Different Results wieder den da angesprochenen benutzungspflichtigen "weit abgesetzten" Sonderwegen zugewandt.

Erwähnenswert ist auch, dass dieser Kommentar zu einem Artikel in der Abteilung "Motor und Technik" einer nicht gerade für Kritik an einer autoorientierten Verkehrspolitik bekannten konservativen Zeitung veröffentlicht wurde. Karl schrieb drei Jahre später (1996) dazu

Du hast recht, dieser interessante Artikel ist ohne die Kenntnis des
Kontextes, der insbesondere an gleicher Stelle typischerweise
erscheinende Artikel umfaßt, durchaus anders interpretierbar als ich
es getan habe.

Das führt uns aber von der wesentlichen Frage weg. Tatsache ist, daß
dieser Kontext sehr MIV-freundlich gehalten ist und daß der von mir
zitierte Artikel so einem an MIV-freundlichem Geschreibsel
interessierten Publikum die Tatsache bekannt macht, daß die Benutzung
von Radwegen vor allem dem MIV dient, auf Kosten von Sicherheit,
Bequemlichkeit und Geschwindigkeit von Radfahrern. Die Gefährlichkeit
von Radwegen ist also kein ADFC-Club-Geheimnis, sondern etwas, was
durchaus Kennern der Materie bekannt sein müßte. Die Verantwortlichen
für den Radwegebau sind also leider keine Kenner der Materie, wie wir
aus Gründen der Höflichkeit einmal annehmen sollten.

Erwähnenswert ist dass der als Touristikverein entstandene ADFC, als solcher eher den touristischen Radwegen zugeneigt, seine damals und zeitweilig durchaus radwegkritische Haltung bis zur Jahrtausendwende wieder weitgehend verloren hatte, vornehmlich indem entsprechende Aktive unabhängig von ihren Meriten aus dem Verein rausgeekelt wurden. Warum? Nun, es wurde damals vor allem von Bundesvorstand massiv Mitgliederzuwachs um jeden Preis forciert - die Parole damals lautete: "wir sitzen mit am Tisch, wenn verhandelt wird, wo andere noch vor den Türen protestieren". Der einfachste Weg für Mitgliederzuwachs bestand darin, nicht auf Kompetenz im Verein zu bauen und auf das mühsame Geschäft der Aufklärung und Kompetenzvermittlung, sondern darin, sich bei unerfahrenen, ängstlichen Radfahrenden anzubiedern und sie in ihren Ängsten - und Fehlern! - sogar noch zu bestärken. Ich habe damals im Kreisverband des ADFC die Mängelberichte von Mitgliedern ausgewertet und habe aus erster Hand erlebt, wie damit umgegangen wurde. 1999 bin ich dann auch ausgetreten, nach langer Familienmitgliedschaft mit einer vierstelligen Mitgliedsnummer. Inzwischen hat der Verein über 200.000 Mitglieder. Das ist zwar immer noch lächerlich wenig verglichen mit den ca 21 Mio Mitgliedern das ADAC, an dessen Namen und - weniger bekannt - tradierter Vereinsstruktur man sich orientiert hat, aber es reicht offenbar, sich wie eine Volkspartei vorzukommen und entsprechend populistisches Agieren für geboten zu halten.

#münster #flachland #radverkehrspolitik #adac #adfc #verkehr #radfahren #fahrrad

ws01@diasp.org

Kopenhagen ist nicht Dänemark

In der englischen Wikipedia wird in Referenz 4 immer noch via archive.org auf eine dubiose Statistik aus 2019 verwiesen, deren Originalquelle nicht mehr auffindbar ist. Danach "bevorzugen 62 % der Kopenhagener das Fahrrad für ihren Weg zur Arbeit oder Ausbildung".

Wenn es einen mal nach Holland verschlug, als jemand, für den über Jahrzehnte hinweg das Fahrrad als Hauptverkehrsmittel nutzte, auch aber nicht nur für den Weg zur Arbeit, oder wenn man sich das weltweit als Modellstadt vermarktete Kopenhagen mal mit StreetView anschaut, dann fragt man sich, worin da eigentlich die Fahrradförderung bestehen soll.

Radverkehr an den Straßenrand zwingen, Radfahrende zu umständlichem Abbiegen zwingen, das können wir hier in Deutschland auch. Ansonsten sieht man da dieselben monströsen, vielspurigen Autostrassen, die zu Autostraßen erst dadurch wurden, dass man vormalige Bürgersteige aufgeteilt und zu benutzungspflichtigen Radwegen gemacht hat, sowie zugeparkte Nebenstrassen mit Radwegen in allen Stadien der Verwahrlosung.

Der Grossteil der Innovation besteht augenscheinlich darin, monströse Kreisel zu erfinden, auf denen man mit dem Fahrrad im weiten Bogen auf einen langen Umweg mit vielen Querungen gezwungen wird, wo man mit dem Auto oder einem Moped einfach mehr oder weniger geradeaus auf kurzem Wege durchfahren kann. Wer sich ein wenig in der Unfallstatistik auskennt, weiß aber, dass Radfahrer überwiegend bei Querungen verunfallen, nicht im Längsverkehr.

Es geht auch anders: kleine Kreisel ohne "Radinfrastruktur" bremsen den Autoverkehr mehr als den Radverkehr, statt umgekehrt und sorgen dadurch auch ohne Ampeln für einen genügend langsamen, aber stetigen Verkehrsfluss.

Kopenhagen ist nicht Dänemark (und auch nicht fahrradfreundlicher als durch seine Lage erzwungen, möchte ich anmerken, eher im Gegenteil)

2021 hat Thomas Schlüter im oben im Titel verlinkten Artikel seines dem Thema Radunfälle gewidmeten Blogs sich die Frage gestellt, ob Kopenhagen unter den Großstädten tatsächlich vorbildlich für seinen Erfolg bei der Entwicklung des Radverkehrs sei. Die Antwort ist ein klares Nein.

Unabhängig vom eher ernüchternden Ergebnis ist meine eher persönlich/pragmatische Sicht folgende: wir leben nicht in einer von Autobahnen und Wasser eingekesselten Stadt im Flachland, wo man überwiegen Fahrrad fährt, obwohl ein Großteil der guten Verkehrsflächen dem Autoverkehr gewidmet ist, sondern wir leben wie viele in einer Stadt, in der man die meisten Ziele zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht und das Fahrrad in erheblichem Umfang auch für Distanzen verwendet, die einen aus seinem Stadtviertel, der Stadt, der eigenen Kommune und manchmal sogar aus dem Bundesland herausführen.

Die unbedachte Übertragung von perfekt vermarkteten Patentrezepten und durchgeknallen Utopien - aufgeständerte Radwege, von denen man sich abseilen muss z.B., s.w.u. - macht aus einem städtischen, stadtnahen und ländlichen Straßennetz, welches trotz einiger korrigierbarer Mängel für den Radverkehr durchaus gut geeignet ist und genutzt wird, nahezu immer ein Desaster. Wo man vorher auf der Landstraße auch in hügeligem Gebiet sehr gut und unbehelligt Radfahren konnte, führt der 800 Meter lange Radwegstummel, den sich ein Dorfbürgermeister als Trophäe anheften konnte, nun zu permanentem Revierschutzverhalten ("Verkehrserziehung mit der Stoßstange"). Bizarrerweise führt das dann dazu, dass verängstigte Radfahrer nach noch mehr solchen Radwegen rufen, ein Teufelskreis.

Konkret: ich möchte an Straßen wie der in folgenden Posting gezeigten Hilberather Straße

weder einen Radweg noch einen Radstreifen haben, weder einen Sch(m)utzstreifen, noch einen benutzungspflichtigen Radstreifen, noch einen neben der Straße geführten Radweg. Und nach einigen bizarren Erlebnissen neben nicht benutzungspflichtigen sog. "anderen Radwegen" möchte ich auch die nicht mehr haben.

Dann kommt nämlich so etwas dabei heraus:

Das wurde übrigens erst kürzlich aus einem vorher nur mit "Radfahrer frei" markierten Stück in einen benutzungspflichtigen Radweg umgewandelt, um so nicht nur Kindern und ängstliche Erwachsene auf diesen Weg zu zwingen, sondern auch erwachsene, kompetente Radfahrer, die hier mit dem Fahrrad genau so fahren, wie sie das auch mit einem Motorrad tun.

Möglicherweise ebenfalls auf das Betreiben eines Provinzpolitikers der Grünen, der nach einem kürzlichen Unfall auf der wenig befahrenen Kreisstraße, die man da in der Ferne sieht, dort ebenfalls in der Presse einen Radweg forderte. Bizarr ist das aus mehreren Gründen. Alle Fachleute, die üblicherweise leider auch eine Präferenz für Radwege haben, weil es ein Problem vermeintlich aus dem Weg räumt, winkten ab: es gab da in der Vergangenheit keine Unfälle, der Unfall ist nur durch überhöhte Geschwindigkeit oder sonstiges Versagen erklärbar, die 61-Jährige war ins Schleudern gekommen und hatte beim Abflug ins Feld zwei auf der gegenüberliegende Fahrspur (!) fahrende E-Bikerinnnen umgenietet und schwer verletzt, um dann erst im Feld zum Stehen zu kommen. Eine der beiden jungen Frauen starb später. Was hätte ihr geholfen, wenn sie zwei, drei Meter weit neben der Straße gefahren wäre?

Abgesehen davon: der typische Unfalltyp sind auch aussenorts nicht Unfälle im Längsverkehr, sondern Querungsunfälle, etwa wenn von einer untergeordneten Straße eingebogen wird. Oder solche, bei denen ein Radweg ursächlich ist, weil erst seine Existenz eine Querung bzw. ein Einfahren in die Fahrbahn erzwingt.

Ein paar weitere Artikel zu den Themen Fahrrad als Verkehrsmittel und Radwege

#radverkehrspolitik #verkehr #verkehrspolitik #radfahren #bonn #kopenhagen

ws01@diasp.org

Ich hatte in diesem Kommentar zu einer Polizeimeldung ...

... das Tag #Verkehrswende vergessen. Der Zusammenhang sollte offensichtlich sein. #

Wenn nicht, der Unfall, bei dem zwei Radfahrende schwer verletzt wurden, geschah auf einem Radweg, ohne Fremdverschulden. Die einzige naheliegende Ursache, die einem als erfahrenem Radfahrer in den Sinn kommt, liegt in der Konstruktion von straßenbegleitenden Radwegen und hier speziell darin, dass dieser Radweg in beiden Fahrtrichtungen benutzt wird, eine Ausführung, die nicht nur außerhalb geschlossener Ortschaften den Standardfall darstellt, sondern leider oft auch innerorts, wo bei Führung über Firmenausfahrten, Zufahrten auf heftig frequentierte Supermarktparkplätze viel Aufmerksamkeit vom Radfahrer verlangt wird:

Aufmerksamkeit

  • auf Kfzverkehr vom Supermarktparkplatz auf der rechten Seite

  • auf Einbiegende, die auf der Fahrbahn von vorn kommen und den nachfolgenden Verkehr nicht behindern wollen und gleichzeitig auf Radverkehr von vorne und von hinten achten müssen

  • auf Einbiegende, die auf der Fahrbahn von hinten kommen und gleichzeitig auf Radverkehr von vorne und von hinten achten müssen

  • auf Radfahrenden Gegenverkehr auf dem Radweg

ist gefordert. Fußgänger auf gemeinsamen Geh- und Radwegen und andere radwegtypische Hindernisse, die Sicht nehmen und Aufmerksamkeit binden, ließen sich der Aufzählung hinzufügen.

Nun wird an dieser Stelle von Radwegfreunden gern eingewandt, dass Kfzverkehr auf der Fahrbahn ja wartepflichtig sei, dass deswegen nichts passieren könne. Ja richtig, das ist so, der ist wartepflichtig. Allerdings werden von denselben Radwegfreunden gern und häufig genau solche Radwege mit der Begründung gefordert, dass Autofahrer die Rechte von Radfahrern, insb. aber Vorfahrt und Vorrang von Radfahrenden, die deutlich sichtbar vor ihnen auf der Fahrbahn fahren, generell ignorierten.

Wie kommt man von daher dann aber zu dem erstaunlichen Glauben, dass dieselben Autofahrer genau so konkurrierenden Radverkehr, der aber aus ihrem Wahrnehmungsbereich herausgenommen wurde, nicht erst recht ausblenden und ignorieren?

Es fällt schwer, sich in die Sichtweise von eifernden Radwegfreunden hineinzuversetzen, weil sie ihre Sichtweise meist weder erklären können, noch erklären wollen. Ich argwöhne, dass viele von denen, die für Separierung um jeden Preis agitieren, wenig praktische Erfahrung damit haben, wie man jenseits von Schonräumen sicher und schnell radfährt und deswegen alle möglichen absonderlichen Ansichten entwickeln, was Radverkehr sicherer macht und was nicht.

Schaut man sich aber draussen auf der Straße um, bemerkt man, das auch und gerade ängstliche Radfahrer sich sehr wohl bewusst sind, was ihnen auf Radwegen droht. Wer hätte es noch nicht erlebt, dass jemand trotz Vorfahrt oder Vorrang vor einem abrupt bremste, weil er oder sie ein Auto entdeckt zu haben glaubte - etwa eines, welches ohne Rücksicht auf Radverkehr in eine Garageneinfahrt einbiegen könnte. [Auch das ist ein Grund, warum ich Radweg meide].

Und das kann einer der Gründe sein, warum der in der Polizeimeldung erwähnte 31-jährige Radfahrer nicht rechtzeitig bremsen konnte: er war zu sehr damit beschäftigt, auf Querverkehr von der Fahrbahn oder aus Einfahrten zu achten, als dass er den entgegenkommenden Dreizehnjährigen rechtzeitig hätte bemerken können. Man bedenke: so ein Jugendlicher ist schnell, E-Mofa-Tempo ist keineswegs das LImit. Da kommt dann als Geschwindigkeitsdifferenz ohne Weiteres mehr als 50 km/h zusammen.

So weit eine Einzelfallbetrachtung. Wer sich der Fragestellung eher von der statistischen Seite nähern möchte: vom Autor der lesenswerten Webseite Radfahren - Das überschätzte Risiko von hinten gibt es ein Update Juni 2023.

#verkehrswende #radverkehrspolitik #verkehrspolitik #verkehr #fahrrad #radwegfreunde

ws01@diasp.org

Sichere Radwege: 06.07.2023: POL-GT: Fahrradfahrer stoßen zusammen - beide schwer verletzt

Gütersloh (ots)

Rheda-Wiedenbrück (FK) - Donnerstagmittag (05.07., 13.30 Uhr) kam es auf dem Fahrradweg der Herzebrocker Straße in Höhe eines Supermarkts zu einem Zusammenstoß zwischen zwei Radfahrern. Nachdem der in Richtung Bahnhof fahrende 13-jährige Radfahrer ohne Fremdeinwirkung zu Boden fiel, stürzte auch der ihm entgegenkommende 31-jährige Rheda-Wiedenbrücker auf den Radweg, da er eigenen Angaben nach nicht mehr rechtzeitig abbremsen konnte. Beide Radfahrer erlitten schwere Verletzungen. Sie wurden in umliegende Krankenhäuser gefahren.

Das dürfte ungefähr hier gewesen sein. Ein Kraftfahrzeug war offenbar nicht beteiligt - erwarten würde man hier eher einen Unfall des Typs: Autofahrer nietet Radfahrer beim Abbiegen über den Radweg um oder beim Ausfahren von dem großen Parkplatz. Sichthindernisse gibt es da genug und natürlich achten Autofahrer vornehmlich auf das, was sie selber gefährdet: sie achten auf "den Verkehr". Gemeint ist damit: auf den schnellen Querverkehr auf der Straße. Und "wer rechnet denn mit Verkehr aus der Richtung" - hab' ich selber mal in der Stellungnahme eines unfallbeteiligten Autofahrers so gelesen.

Dieser Fall hier zeigt aber, das "Sichere Radwege" auch ohne Beteiligung von Kfzverkehr für Risiken sorgen, die es auf der Fahrbahn so einfach nicht gibt. Da kann man sich ziemlich sicher sein.

#radverkehrspolitik #fahrrad #radfahren #sichereradwege

ws01@diasp.org

Wie hirnverbrannt muss man eigentlich sein, um Radverkehr so zu führen?

Ein Foto von der gestrigen Abendrunde mit dem Fahrrad.

WIe hirnverbrannt ist es, eine Verkehrspolitik zu unterstützen, die seit mindestens vierzig Jahren so etwas produziert - und dann "Mehr davon, sofort!" zu fordern?

#radweg #fahrrad #radverkehrspolitik #verkehrspolitik #verkehr #fahrradstattporsche #porschestattfahrrad #fahrradbubble #K57 #Handlungsbedarf #Wachtberg #verkehrswende #gegendiewandfahren