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Kopenhagen ist nicht Dänemark

In der englischen Wikipedia wird in Referenz 4 immer noch via archive.org auf eine dubiose Statistik aus 2019 verwiesen, deren Originalquelle nicht mehr auffindbar ist. Danach "bevorzugen 62 % der Kopenhagener das Fahrrad für ihren Weg zur Arbeit oder Ausbildung".

Wenn es einen mal nach Holland verschlug, als jemand, für den über Jahrzehnte hinweg das Fahrrad als Hauptverkehrsmittel nutzte, auch aber nicht nur für den Weg zur Arbeit, oder wenn man sich das weltweit als Modellstadt vermarktete Kopenhagen mal mit StreetView anschaut, dann fragt man sich, worin da eigentlich die Fahrradförderung bestehen soll.

Radverkehr an den Straßenrand zwingen, Radfahrende zu umständlichem Abbiegen zwingen, das können wir hier in Deutschland auch. Ansonsten sieht man da dieselben monströsen, vielspurigen Autostrassen, die zu Autostraßen erst dadurch wurden, dass man vormalige Bürgersteige aufgeteilt und zu benutzungspflichtigen Radwegen gemacht hat, sowie zugeparkte Nebenstrassen mit Radwegen in allen Stadien der Verwahrlosung.

Der Grossteil der Innovation besteht augenscheinlich darin, monströse Kreisel zu erfinden, auf denen man mit dem Fahrrad im weiten Bogen auf einen langen Umweg mit vielen Querungen gezwungen wird, wo man mit dem Auto oder einem Moped einfach mehr oder weniger geradeaus auf kurzem Wege durchfahren kann. Wer sich ein wenig in der Unfallstatistik auskennt, weiß aber, dass Radfahrer überwiegend bei Querungen verunfallen, nicht im Längsverkehr.

Es geht auch anders: kleine Kreisel ohne "Radinfrastruktur" bremsen den Autoverkehr mehr als den Radverkehr, statt umgekehrt und sorgen dadurch auch ohne Ampeln für einen genügend langsamen, aber stetigen Verkehrsfluss.

Kopenhagen ist nicht Dänemark (und auch nicht fahrradfreundlicher als durch seine Lage erzwungen, möchte ich anmerken, eher im Gegenteil)

2021 hat Thomas Schlüter im oben im Titel verlinkten Artikel seines dem Thema Radunfälle gewidmeten Blogs sich die Frage gestellt, ob Kopenhagen unter den Großstädten tatsächlich vorbildlich für seinen Erfolg bei der Entwicklung des Radverkehrs sei. Die Antwort ist ein klares Nein.

Unabhängig vom eher ernüchternden Ergebnis ist meine eher persönlich/pragmatische Sicht folgende: wir leben nicht in einer von Autobahnen und Wasser eingekesselten Stadt im Flachland, wo man überwiegen Fahrrad fährt, obwohl ein Großteil der guten Verkehrsflächen dem Autoverkehr gewidmet ist, sondern wir leben wie viele in einer Stadt, in der man die meisten Ziele zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht und das Fahrrad in erheblichem Umfang auch für Distanzen verwendet, die einen aus seinem Stadtviertel, der Stadt, der eigenen Kommune und manchmal sogar aus dem Bundesland herausführen.

Die unbedachte Übertragung von perfekt vermarkteten Patentrezepten und durchgeknallen Utopien - aufgeständerte Radwege, von denen man sich abseilen muss z.B., s.w.u. - macht aus einem städtischen, stadtnahen und ländlichen Straßennetz, welches trotz einiger korrigierbarer Mängel für den Radverkehr durchaus gut geeignet ist und genutzt wird, nahezu immer ein Desaster. Wo man vorher auf der Landstraße auch in hügeligem Gebiet sehr gut und unbehelligt Radfahren konnte, führt der 800 Meter lange Radwegstummel, den sich ein Dorfbürgermeister als Trophäe anheften konnte, nun zu permanentem Revierschutzverhalten ("Verkehrserziehung mit der Stoßstange"). Bizarrerweise führt das dann dazu, dass verängstigte Radfahrer nach noch mehr solchen Radwegen rufen, ein Teufelskreis.

Konkret: ich möchte an Straßen wie der in folgenden Posting gezeigten Hilberather Straße

weder einen Radweg noch einen Radstreifen haben, weder einen Sch(m)utzstreifen, noch einen benutzungspflichtigen Radstreifen, noch einen neben der Straße geführten Radweg. Und nach einigen bizarren Erlebnissen neben nicht benutzungspflichtigen sog. "anderen Radwegen" möchte ich auch die nicht mehr haben.

Dann kommt nämlich so etwas dabei heraus:

Das wurde übrigens erst kürzlich aus einem vorher nur mit "Radfahrer frei" markierten Stück in einen benutzungspflichtigen Radweg umgewandelt, um so nicht nur Kindern und ängstliche Erwachsene auf diesen Weg zu zwingen, sondern auch erwachsene, kompetente Radfahrer, die hier mit dem Fahrrad genau so fahren, wie sie das auch mit einem Motorrad tun.

Möglicherweise ebenfalls auf das Betreiben eines Provinzpolitikers der Grünen, der nach einem kürzlichen Unfall auf der wenig befahrenen Kreisstraße, die man da in der Ferne sieht, dort ebenfalls in der Presse einen Radweg forderte. Bizarr ist das aus mehreren Gründen. Alle Fachleute, die üblicherweise leider auch eine Präferenz für Radwege haben, weil es ein Problem vermeintlich aus dem Weg räumt, winkten ab: es gab da in der Vergangenheit keine Unfälle, der Unfall ist nur durch überhöhte Geschwindigkeit oder sonstiges Versagen erklärbar, die 61-Jährige war ins Schleudern gekommen und hatte beim Abflug ins Feld zwei auf der gegenüberliegende Fahrspur (!) fahrende E-Bikerinnnen umgenietet und schwer verletzt, um dann erst im Feld zum Stehen zu kommen. Eine der beiden jungen Frauen starb später. Was hätte ihr geholfen, wenn sie zwei, drei Meter weit neben der Straße gefahren wäre?

Abgesehen davon: der typische Unfalltyp sind auch aussenorts nicht Unfälle im Längsverkehr, sondern Querungsunfälle, etwa wenn von einer untergeordneten Straße eingebogen wird. Oder solche, bei denen ein Radweg ursächlich ist, weil erst seine Existenz eine Querung bzw. ein Einfahren in die Fahrbahn erzwingt.

Ein paar weitere Artikel zu den Themen Fahrrad als Verkehrsmittel und Radwege

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