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"Doppelwums" und "Energiekrieg": Die Notbremse

Jetzt gibt es also für 200 Milliarden Euro einen »Doppelwumms« (Olaf Scholz), und »Deutschland zeigt hier seine wirtschaftliche Schlagkraft in einem Energiekrieg« (Christian Lindner). Die Herrschaftssprache wird von Krise zu Krise nationalistischer und gewaltnäher, die Summen wachsen nicht im gleichen Tempo.

Für den »Kommunismus der Banker« (Karl Marx), das heißt für die staatsmonopolistische Rettung internationaler Spekulanten, stellte die Bundesregierung 2008 rund 500 Milliarden Euro in einem Sonderfonds bereit. Vor zweieinhalb Jahren feuerte der damalige Finanzminister Scholz in der Pandemie eine Geld-»Bazooka« ab und stellte mit »Wumms« 600 Milliarden Euro für wacklige Firmen ebenfalls in einem Schattenhaushalt bereit. Fürs Grundproblem, das durch Privatisierung ruinierte Gesundheitswesen, war vergleichsweise nichts vorgesehen. Gewiss ist daher: Es wird bei einem ähnlichen Anstieg der Patientenzahlen wie unter Corona kollabieren. Macht aber nichts, denn am lautstärksten waren die Proteste nicht gegen dieses Staatsversagen, sondern gegen das Virus und das Infektionsschutzgesetz – eine negative Coronafrömmigkeit in der Art von Voodoo. Mobilisierung durch Irrationalismus wird aber vom Spätkapitalismus gut ertragen, Gespenstisches gehört zu seiner Existenzweise. Außerdem lenken die Bewegungen erfolgreich von der NATO-Vorbereitung auf Weltkrieg einschließlich des seit 2014 laufenden Kriegs in der Ostukraine ab.

Mit Erfolg. Was im Donbass geschah und jetzt unter anderem mit deutschen Waffen geschieht, wahlloser Beschuss mit rund 15.000 Toten, hat es für vermutlich 90 Prozent der Bundesbürger nie gegeben. »Tagesschau« oder Spiegel berichteten nicht darüber. Für Scholz, Lindner und Robert Habeck, die am Donnerstag den neuesten Sonderfonds in Höhe von 200 Milliarden Euro mit martialischen Vokabeln präsentierten, gibt es allein »Putins Krieg«. Lindner: »Wir befinden uns in einem Energiekrieg um Wohlstand und Freiheit.« Habeck: Das »ist eine glasklare Antwort an Putin«.

Habecks Schnapsidee »Gasumlage« ist also weg, nun kommen Preisdeckel für Gas und Strom – das bedeutet Erleichterung für viele. »Rettungsschirm« wie 2008 und 2020 heißt die Sache aber nicht mehr, sondern »Abwehrschirm«. Da ist etwas dran: Abgewehrt werden soll mit der vergleichsweise niedrigen Summe vor allem die Wut, deren Vorboten sich im September auf den Straßen zeigten. Die Propagandamasche, an Reallohnverlust und Armutskatastrophe sei allein der moskowitische Fürst der Finsternis schuld, war wirkungslos. Es hat sich herumgesprochen: Auch diese Krise ist in erster Linie selbstgemacht, und die nächste kommt im westlichen Niedergangskapitalismus zuverlässig.....
- https://www.jungewelt.de/artikel/435729.bedingt-abwehrbereit.html

birne@diaspora.psyco.fr

Was fehlt im #Notbremse­ngesetz:

Liegt die 7-Tage-Indezenz an drei aufeinanderfolgenden Tagen über 100, müssen alle ohne Abendbrot ins Bett. Hals und Ohren müssen trotzdem gewaschen werden.

kielhub@friendica.xyz

„Tiefpunkt föderaler Kultur“ #Bundesrat #Haseloff #Notbremse #Allesdichtmachen

Bild/FotoDebatte im Bundesrat zum Infektionsschutzgesetz / Bundesnotbremse – BundesratKOMPAKT 22.4.2021 TOP 1
Sachsen-Anhalts Ministerpräsidents setzte der Kritik die höchste Spitze auf, in dem er die Notbremse als „Tiefpunkt föderaler Kultur“ bezeichnete. Man könnte dem Satz zustimmen, allerdings anders, als er es gedacht hat.

Folgende Reden kann man hier hören:
- Ministerpräsident Volker Bouffier (Hessen)
- Ministerpräsident Stephan Weil (Niedersachsen)
- Ministerpräsident Reiner Haseloff (Sachsen-Anhalt)
- Regierende Bürgermeister Michael Müller (Berlin)
- Ministerpräsident Tobias Hans (Saarland)
- Ministerpräsident Bodo Ramelow (Thüringen)
- Minister Bernd Buchholz (Schleswig-Holstein)
- Bundesgesundheitsminister Jens Spahn

Hier das Video in seiner ganzen „Pracht“:

https://www.youtube.com/embed/sX-LhncdUxU?version=3&rel=1&showsearch=0&showinfo=1&iv_load_policy=1&fs=1&hl=de&autohide=2&wmode=transparent

(Feature-Link: Schleswig-Holsteins Minister Bernd Buchholz Rede)

Es war tatsächlich ein Tiefpunkt. Aber eher aus rhetorischem Blickwinkel. Eine Abfolge launischer und beleidigter alter weißer Männer schimpfte auf die Notbremse der Bundesregierung, traute sich dann aber nicht, Nein zu sagen. Der Vermittlungsausschuß wurde nicht angerufen. Schaut es euch ein, entweder skimmt ihr nur durch oder ihr schaut es euch in Ruhe in voller Länge an.

Man ahnt beim Schauen, wie es in der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) ablaufen muss. Die MPs versuchen hier die Verantwortung von sich persönlich oder ihren Bundesländern für die völlig außer Kontrolle geratene Infektion abzuwehren. Am wenigsten problematisch dabei die Politiker Mülle und Ramelow. Am schlimmstem Haseloff, Bouffier und Weil. (Infos zur SItzung bei bundesrat.de)

Die Rede von Spahn fand ich auch eigentlich ganz angemessen. Meine Haltung zur Bundesregierung und Maßnahmen ist die:
- Es sind SEHR VIELE Fehler passiert von verschiedenen Seiten, Staaten und Bundesländern
- Es ist immer wieder zu spät und nicht weitgehend genug gehandelt worden
- Man ist aber auch oft über das Ziel hinaus geschossen. Manche Maßnahmen haben sicher gar keine Wirkung gehabt wie zB das Schließen von Parks oder Zoos.
- Viele Maßnahmen sind widersprüchlich und wirken willkürlich
- Hätte es gar keine Maßnahmen gegeben oder weniger Maßnahmen, hätten wir Situationen und Bilder wie heute in Indien.
- Hätten wir schneller und konsequenter gehandelt, hätten wir Corona längst besiegt. Nur weil wir darauf bestehen, alle paar Wochen wieder alles aufzumachen, hühnern wir immer noch mit Covid herum!
- Die NOTBREMSE gehört zu den besten Maßnahmen, die die Bundesregierung seit Januar 2020 beschlossen hat!
- Die NOTBREMSE wird aber nicht die Pandemie beenden, sondern lediglich die schlimsmten Auswüchse ausbremsen.

Diese Bundesratssitzung und der Ton, der angeschlagen wurde, hat die Demokratie und das Verständnis für notwendige Maßnahmen schwer beschädigt. Es erinnerte zu großen Teilen an Reden auf Protesten der Querdenker. Ich empfand es so schlimm, dass ich nicht verstehe, wieso es in den Medien keinen Aufschrei gab. Hier ist dringend eine Korrektur und Entschuldigung nötig.

Jetzt noch #ALLESDICHTMACHEN:

Kampagne "Allesdichtmachen": 50 TV-STars fordern ironisch LOckdwon für immer https://t.co/lZzNf2i3bi via @tonline Diese Schauspieler:innen möchten nicht beatmet, sondern gecancelt werden: Jan Josef Liefers, Ulrike Folkerts, Cem-Ali Gültekin, Ulrich Tukur und Richy Müller,
— KielKontrovers – Politisches Blog aus Kiel Germany (@kielkontrovers) April 23, 2021

Auf mich wirkt es so, als wenn sehr viele Promis oder Politiker:innen noch nicht verstanden haben, was „Pandemie“ heißt. Zwar lehnen sie die Inzidenz als Maßstab ab, aber trotzdem sind Minister wie Buchholz dann stolz auf niedrigere Inzidenzen. Das ist widersinnig. Entweder es ist der entscheidende Maßstab oder eben nicht.

Und dann tut man wieder Alles, um die Inzidenzen nach oben zu treiben. In Kiel inzwischen wieder auf 89 und wenn es so weiter geht, schaffen wir auch bald die 100. Nicht WEGEN der Bundesregierung, sondern weil wir es durch unsere Landespolitik massiv vorangetrieben haben. Man muss sich nur anschauen, wie die Außengastronomie voll ist und man versteht, was falsch läuft.

Auch wenn da „Aerosolforscher:innen“ massiv entwarnen, denke ich: Unter Laborbedingungen mag es so sein, dass Infektionen draußen unwahrscheinlicher sind. Was vielleicht dafür spricht mehr davon zulassen, wenn es geringe Inzidenzen (<10 oder <20) gäbe. Aber nicht, wenn wir auf dem Weg sind Richtung 100!

Der Föderalismus ist in einer Krise, weil sich viele Bundesländer als unfähig bewiesen, notwendige Maßnahmen zu ergreifen. Und das durch die Bank. Es ist nicht die einzige Krise. Nun wird AstraZeneca vielfach wieder in Bundesländern freigegeben. Was nur belegt, dass die Sperre eine Fehlentscheidung der STIKO und Bundesregierung war. Deutschland hatte explizit gegen die Empfehlung der EMA gehandelt, muss jetzt aber offenbar abermals seine Entscheidung korrigieren.- - - - - -

https://kielkontrovers.com/2021/04/23/tiefpunkt-foderaler-kultur-bundesrat-haseloff-notbremse-allesdichtmachen/