#siedlerkolonialismus

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

#politik #gaza #genozid #siedlerkolonialismus #israel #un #völkerrecht #menschenrechte

"Grundsätzlich ist es aber keine Frage, dass nicht nur Israel, sondern auch die Hamas Verbrechen begangen haben. Wichtig ist jedoch, den Kontext zu sehen, um keine Geschichtsklitterung zu betreiben. Die gewalttätige Hamas ist ein Nebenprodukt der langwierigen Unterdrückung durch Israel in den besetzten palästinensischen Gebieten. Dort herrscht eine Art von Siedlerkolonialismus, auch wenn die Menschen im Westen das häufig nicht sehen wollen. Ich nenne das koloniale Amnesie. Aber die Aneignung von Land und Ressourcen, die Vertreibung der einheimischen Bevölkerung sind unzweifelhaft ein siedlerkoloniales Unterfangen und gemäß Völkerrecht kriminell. Da wird es nun schwierig, eine ausgewogene und neutrale Haltung einzunehmen. Es handelt sich eben nicht um einen Konflikt zwischen gleichberechtigten Parteien. Wir sprechen hier nicht von zwei Nationalstaaten wie im Falle Russland gegen die Ukraine, sondern von einem Volk, dessen Selbstbestimmungsrecht von Israel vollständig verweigert wird. [...] Wenn von Befreiung die Rede ist, dann geht es Palästinensern und den Israelis, die eine Entkolonialisierung fordern, um ein Land, in dem alle die gleichen Rechte genießen können. Es spielt keine Rolle, welcher Staat das ist. Ein Volk muss die Möglichkeit haben, frei zu sein und zu wählen."

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#politik #israel #linke #siedlerkolonialismus #massaker #genozid #gaza

"Die Basis für eine wirklich linke Bewegung muss sein, sich auf die Seite der Kolonisierten zu stellen und auch den Kampf gegen den Kolonialismus zu führen – und zwar nicht innerhalb der politischen Sphäre der Kolonialisten, sondern vom Standpunkt der Kolonisierten aus."

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#politik #siedlerkolonialismus #apartheid #besatzung #vertreibung #israel #palästina #gaza #dekolonialisierung #gleichberechtigung #freiheit

"Ich glaube tatsächlich, dass Siedlerkolonialismus, Apartheid und Besatzung Bestandteile des israelischen Staatsprojekts sind. Die wichtigsten Soziolog:innen, die zur Geschichte der Region geforscht haben, konstatieren diesen siedlerkolonialen Kontext, und auch die historischen Fakten sprechen eine klare Sprache: Ohne die Vertreibung von 85 Prozent der indigenen palästinensischen Bevölkerung hätte Israel nicht in dieser Form entstehen können. Und dass diesen Menschen bis heute verweigert wird, in ihr Land zurückzukehren, hat natürlich auch etwas Koloniales. Wenn man verhindern möchte, dass es noch mehr Gewalt und Schmerz gibt, sollte man diese Tatsachen anerkennen. Vielleicht kann ich mich anders herum besser verständlich machen: Dekolonisierung bedeutet nicht, noch mehr Schmerz zu produzieren und Millionen Menschen zu deportieren, die wie ich in Israel geboren sind. Das Abschlachten von Unschuldigen in Kibbuzim oder auf einem Musikfestival ist keine Dekolonisierung. Aber die jüdisch-israelische Gemeinschaft hätte durchaus ein Interesse an Dekolonisierung. Es ist mein ureigenstes Interesse, andere Menschen als Gleiche zu behandeln. Es gibt Wege, wie das geschehen könnte, und es würde für Gerechtigkeit und dann auch für Frieden sorgen."

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#politik #krieg #gaza #israel #siedlerkolonialismus #rechts-außen

Der Siedlerstaat tanzt

Gazakrieg: Israels regierende Rechte und Ultrarechte feiern Vertreibung der Palästinenser und »Wiederbesiedlung« (Von Knut Mellenthin)

Mehrere tausend Israelis, überwiegend aus der Schnittmenge zwischen strenger religiöser Observanz, araberfeindlichem Chauvinismus und aggressivem Siedlertum, hatten am Sonntag abend ihren Spaß. Man freute sich auf die mehr oder weniger »freiwillige« Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung aus dem Gazastreifen und dessen »Wiederbesiedlung«. Ausgelassen getanzt wurde auch. Viele Jugendliche waren gekommen, auch junge Familien mit zahlreichen kleinen Kindern. Von einer »karnevalsartigen Atmosphäre« sprach das Nachrichtenportal Times of Israel am Montag. »Kritiker nahmen Anstoß daran, dass die Minister der Regierung und der Koalition fröhlich tanzen, während ein Krieg tobt, Zehntausende Israelis vertrieben wurden, Soldaten fast täglich getötet werden und 136 Geiseln immer noch von Terroristen im Gazastreifen festgehalten werden«, so die Zeitung.

Schauplatz war das International Convention Center in Jerusalem, nach eigener Darstellung Israels größtes Kongress- und Konzertgebäude. Eingeladen hatte die Nachala-Bewegung, die vor allem die Schaffung neuer jüdischer Gemeinden in den besetzten Gebieten durch Ansiedlung junger Paare fördern will, und der auch international sehr aktive sogenannte Samaria-Regionalrat aus dem Westjordanland unter seinem Führer Jossi Dagan, einem Politiker der Likud-Partei von Premierminister Benjamin Netanjahu. Anwesend waren zwölf Minister und 15 weitere Abgeordnete der Regierungskoalition. Neben fünf Ministern der beiden extrem rechten Regierungsparteien Otzma Jehudit und Tkuma, darunter Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir und Finanzminister Bezalel Smotrich, nahmen auch sechs Kabinettsmitglieder mit Likud-Parteibuch und der Wohnungs- und Bauminister Jitzchak Goldknopf von der orthodoxen Partei Vereinigtes Thora-Judentum teil.

Eingefunden hatten sich außerdem die gesamte Knesset-Fraktion von Otzma Jehudit, zahlreiche Führer der Siedlerbewegung und prominente Vertreter der religiösen Ultrarechten wie der Rabbiner Dov Lior. Er erklärte den damaligen Premierminister Jitzchak Rabin mit den Bezeichnungen »Rodef« und »Moser« (das meint: für das Judentum existenziell gefährlicher Verräter) praktisch als vogelfrei, hatte Kontakt zu Rabins Mörder und fand für Baruch Goldstein, der 1994 in Hebron 29 Palästinenser beim Gottesdienst ermordete, die warmen Worte, er sei »so heilig wie die Märtyrer des Holocaust«.

Ausdrückliches Ziel des volksfestartigen Events am Sonntag abend war, ein deutliches Signal an die Öffentlichkeit und die Regierung auszusenden, dass man die »Chance« des gegenwärtigen Krieges und der Kontrolle der Streitkräfte über große Teile des Gazastreifens nutzen solle, um dort wieder mit dem Bau von Siedlungen zu beginnen.

Eine ähnliche Veranstaltung hatte in etwas ernsterem und kleinerem Rahmen – und mit geringer öffentlicher Beachtung – schon am 11. Januar mit rund 1.000 Teilnehmern im Jerusalemer Bibelland-Museum stattgefunden. Eingeladen hatte damals die »Souveränitätsbewegung« in Zusammenarbeit mit dem Jescha-Rat, einem Zusammenschluss der Verwaltungsorgane der jüdischen Siedlungen im besetzten Westjordanland. Hauptrednerin war die für die Geheimdienste zuständige Ministerin Gila Gamliel von Likud, die zum Thema der »freiwilligen Emigration« der palästinensischen Bevölkerung sprach. Eine Studie ihres Ministeriums sah schon im Oktober vorigen Jahres die »Umsiedlung« der mehr als zwei Millionen Bewohner des Gazastreifens in den Nordteil der ägyptischen Sinaihalbinsel vor.

Von »Umsiedlung« war auch am Sonntag im Jerusalemer Kongresszentrum viel die Rede. Kommunikationsminister Schlomo Karhi von Likud behauptete in seiner Ansprache, Israel habe eine »Verpflichtung zum Handeln«, sogar im Interesse der vom Krieg schwer betroffenen palästinensischen Zivilisten, um die »freiwillige Auswanderung« voranzutreiben. Die Vorsitzende von Nachala, Daniella Weiss, setzte nach: Weltweit gebe es Millionen Kriegsflüchtlinge. Warum sollten da ausgerechnet »die Ungeheuer, die in Gaza aufwuchsen«, von der Vertreibung verschont bleiben?
- https://www.jungewelt.de/artikel/468254.nahostkonflikt-der-siedlerstaat-tanzt.html

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

#politik #geschichte #völkermord #siedlerkolonialismus #namibia #gaza #deutschland #israel #uno

„Namibia lehnt Deutschlands Unterstützung der völkermörderischen Absichten des rassistischen israelischen Staates gegen unschuldige Zivilisten in Gaza ab“

„Auf namibischem Boden beging Deutschland in den Jahren 1904-1908 den ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts, bei dem Zehntausende unschuldiger Namibier unter unmenschlichsten und brutalsten Bedingungen starben. Die deutsche Regierung hat den Völkermord, den sie auf namibischem Boden begangen hat, noch immer nicht vollständig gesühnt. Angesichts der Unfähigkeit Deutschlands, Lehren aus seiner grausamen Geschichte zu ziehen, hat Präsident Geingob seine tiefe Besorgnis über die schockierende Entscheidung zum Ausdruck gebracht, die die Regierung der Bundesrepublik Deutschland gestern, am 12. Januar 2024, mitgeteilt hat, in der sie die moralisch aufrechte Anklage Südafrikas vor dem Internationalen Gerichtshof zurückgewiesen hat, wonach Israel einen Völkermord an den Palästinensern in Gaza begeht.

Es ist besorgniserregend, dass die deutsche Regierung den gewaltsamen Tod von mehr als 23.000 Palästinensern im Gazastreifen und verschiedene Berichte der Vereinten Nationen ignoriert, die in beunruhigender Weise auf die Binnenvertreibung von 85% der Zivilisten im Gazastreifen angesichts des akuten Mangels an Lebensmitteln und lebenswichtigen Dienstleistungen hinweisen, und sich dafür entschieden hat, vor dem Internationalen Gerichtshof die völkermörderischen und grausamen Handlungen der israelischen Regierung gegen unschuldige Zivilisten im Gazastreifen und in den besetzten palästinensischen Gebieten zu verteidigen.

Deutschland kann sich nicht moralisch zur Konvention der Vereinten Nationen gegen Völkermord bekennen, einschließlich der Sühne für den Völkermord in Namibia, und gleichzeitig das Äquivalent eines Holocausts und Völkermords in Gaza unterstützen. Verschiedene internationale Organisationen, wie Human Rights Watch, sind zu dem erschreckenden Schluss gekommen, dass Israel in Gaza Kriegsverbrechen begeht.

Präsident Geingob bekräftigt seinen Aufruf vom 31. Dezember 2023: „Kein friedliebender Mensch kann das Gemetzel an den Palästinensern in Gaza ignorieren“. In diesem Sinne appelliert Präsident Geingob an die deutsche Regierung, ihre verfrühte Entscheidung zu überdenken, als Drittpartei zur Verteidigung und Unterstützung der völkermörderischen Handlungen Israels vor dem Internationalen Gerichtshof aufzutreten“, schreibt die Regierung Namibias
- übersetzt aus dem Englischen auf X, die Wortwahl entspricht dem Original und nicht meiner Meinung. Aber den Inhalt kann ich sehr gut nachvollziehen. Es gibt durchaus Parallelen in Begründung und Umsetzung zwischen dem Handeln der deutschen Siedlerkolonialisten in Namibia am Anfang des 20sten Jahrhunderts und dem Vorgehen der israelischen Armee heute. (siehe https://www.jungewelt.de/artikel/466619.deutscher-kolonialismus-aufstand-der-verzweifelten.html)

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

#politik #geschichte #siedlerkolonialismus #massaker #genozid #nama #herero #namibia #deutschland

Deutscher Kolonialismus: Aufstand der Verzweifelten

Vor 120 Jahren erhoben sich die Herero in Namibia gegen die deutsche Kolonialherrschaft (Von Christian Selz, Kapstadt)

**»Jeder, mit oder ohne Gewehr, wird erschossen«*
Ich, der große General der deutschen Soldaten, sende diesen Brief an das Volk der Herero. Die Hereros sind nicht mehr deutsche Untertanen. Sie haben gemordet und gestohlen, haben verwundeten Soldaten Ohren und Nasen und andere Körperteile abgeschnitten und wollen jetzt aus Feigheit nicht mehr kämpfen. Ich sage dem Volk: Jeder, der einen der Kapitäne an eine meiner Stationen als Gefangenen abliefert, erhält 1.000 Mark, wer Samuel Maharero bringt, erhält 5.000 Mark. Das Volk der Herero muss jedoch das Land verlassen.
Wenn das Volk dies nicht tut, so werde ich es mit dem Groot Rohr dazu zwingen. Innerhalb der deutschen Grenze wird jeder Herero mit oder ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen, ich nehme keine Weiber und Kinder mehr auf, treibe sie zu ihrem Volke zurück oder lasse auf sie schießen. Dies sind meine Worte an das Volk der Hereros.
Der große General des mächtigen deutschen Kaisers.*
- Vernichtungsbefehl des Schutztruppekommandanten Lothar von Trotha. In: Michael Behnen (Hrsg.): Quellen zur deutschen Außenpolitik im Zeitalter der Imperialismus 1890–1911. Darmstadt 1977, S. 291 f.

Als der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck im Dezember 2022 auf Energieträgersuche nach Namibia reiste, glaubte Spiegel online, das »Wasserstoffwunderland« entdeckt zu haben. Auch tagesschau.de sah »ideale Bedingungen«: »kräftiger Wind, fast immer Sonne, viel freies Land«. Mit weniger als drei Millionen Einwohnern auf einer mehr als doppelt so großen Fläche wie Deutschland ist der Staat im Südwesten Afrikas tatsächlich dünn besiedelt. Dass dort so viel Land »frei« ist, hat allerdings nicht nur mit den geographischen Voraussetzungen – viel Wüste und Halbwüste –, sondern auch mit deutscher Geschichte zu tun. Von 1884 bis 1915 war Namibia deutsche Kolonie, von 1904 bis 1908 verübte das Kaiserreich dort den ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts. Zum Anlass ihres Vernichtungsfeldzugs nahmen die deutschen Kolonialherren einen Aufstand der Herero, die sich am 12. Januar 1904 gegen ihre fortschreitende Unterdrückung und Marginalisierung erhoben hatten.

Den Grundstein der Kolonisierung legten auch in Namibia die Missionare, denen alsbald die Händler folgten. Der bekannteste unter ihnen, Adolf Lüderitz, Sohn eines Bremer Tabakmagnaten, kaufte dem Anführer eines Stammes der Nama 1883 ein Stück Land ab, auf dem er Kupfervorkommen vermutete. Sein Vorgehen dabei war charakteristisch für das Geschäftsgebaren der Kolonialisten: Vermessen ließ Lüderitz die Fläche in den damals gebräuchlichen englischen Meilen, im Vertrag war dann lediglich von »Meilen« die Rede, beansprucht hat er schließlich die viermal längeren deutschen Meilen, also eine 16mal größere Fläche. Die Proteste der Nama verhallten in Berlin erwartungsgemäß ungehört, brachten aber zumindest die britische Kolonialverwaltung in Kapstadt auf den Gedanken, das bisher von keiner Kolonialmacht beanspruchte Südwestafrika vielleicht doch noch unter den Einfluss Londons zu bringen. Das wiederum rief Reichskanzler Otto von Bismarck auf den Plan, der Lüderitz’ Ansinnen einer deutschen Kolonie in dem Wüstenareal zuvor kaum unterstützt hatte. Eilig wurde Deutsch-Südwestafrika proklamiert. Dessen Keimzelle, eine Kleinstadt an der vier Jahrhunderte zuvor von portugiesischen Seefahrern so benannten Angra Pequena (Kleine Bucht), trägt bis heute Lüderitz’ Namen. Bald soll hier im großen Stil Wasserstoff produziert, in Ammoniak umgewandelt und nach Deutschland verschifft werden. Der Essener Energiekonzern RWE hat bereits eine Absichtserklärung unterzeichnet.

Verarmt und benachteiligt

In den ersten Jahren der Kolonie ging es freilich noch nicht um »grüne« Energieträger. Nicht einmal Bodenschätze fanden die Deutschen in nennenswertem Umfang. Statt dessen ließen sie den Wüstenstreifen an der Küste hinter sich und errichteten auf dem Hochland im Landesinneren, dem angestammten Gebiet der Herero, eine Siedlerkolonie. Ungleiche Handelsverhältnisse unter einer Verwaltung, die die Deutschen klar besserstellte, führten zu fortschreitendem Landverlust für die Herero, die mehr und mehr marginalisiert wurden. Im Jahr 1897 brachte eine verheerende Rinderpestepidemie – Viehherden dienten den Herero nicht nur als Nahrungsquelle, sondern auch als Kapitalanlage – das ökonomische Gleichgewicht schließlich vollends aus den Fugen. Verarmt, benachteiligt und ihrer wirtschaftlichen Grundlagen beraubt, griffen bewaffnete Herero an jenem 12. Januar 1904 schließlich die deutsche Festung in der Kleinstadt Okahandja an, die zugleich auch Sitz der Herero-Führung unter Oberhäuptling Samuel Maharero war. 123 Menschen, überwiegend Deutsche, kamen zu Tode. Gebäude wurden in Brand gesteckt. In einem auf den 11. Januar datierten Schreiben soll Maharero die Auslöschung der Weißen im Land angeordnet haben, einige Historiker gehen jedoch davon aus, dass das Schreiben erst nach Beginn der Revolte verfasst wurde. In den folgenden Tagen griffen Herero-Kämpfer Farmen deutscher Siedler in Zentralnamibia an, zudem besetzten sie den deutschen Armeeposten am Waterberg, wo sie sämtliche Militärs töteten. Maharero versuchte der Lage Herr zu werden, indem er versuchte, Regeln für den Kampf festzulegen, darunter etwa, keine Frauen und Kinder umzubringen.

Auf deutscher Seite setzte der damalige Gouverneur Theodor Leutwein auf eine Verhandlungslösung, wenn auch nicht aus humanistischen, sondern aus taktischen und ökonomischen Erwägungen. So war das Heer der Herero gut bewaffnet und der anfangs relativ kleinen deutschen »Schutztruppe« zahlenmäßig überlegen. Zudem erkannte Leutwein, dass zur Ausbeutung der Kolonie billige Lohnarbeiter gebraucht wurden. In seinen Memoiren hielt er fest: »Das ›gute Geschäft‹, das wir in den Kolonien für uns erstreben, verlangt einerseits, dass wir die Eingeborenen, soweit sie noch vorhanden sind, erhalten, andererseits, dass wir sie zufriedenstellen. Denn ohne die Arbeitskräfte der Eingeborenen können wir weder Bergbau noch Viehzucht betreiben.«

Völkermord

Die kaiserliche Regierung in Berlin jedoch wollte den Aufstand militärisch niederschlagen. Im Mai 1904 wurde Leutwein als Kommandant der Schutztruppe abgesetzt. An seine Stelle trat Lothar von Trotha, der sich bereits in Ostafrika und in China einen Namen als brutaler Schlächter bei der Unterdrückung von Aufständen gemacht hatte. Als von Trotha im Juni 1904 in Deutsch-Südwestafrika ankam, hatten die Kampfhandlungen seit bereits zwei Monaten geruht. Die Herero hatten sich zum Waterberg am Rande der Halbwüste Kalahari zurückgezogen, um weiteren Konflikten mit den Deutschen aus dem Weg zu gehen und eine Verhandlungslösung abzuwarten. Der neue Truppenchef nutzte dies, um die Herero einzukreisen und vernichtend zu schlagen. Am 11. August begannen deutsche Truppen, das Lager der Herero mit schwerer Artillerie zu beschießen. Als deren Soldaten gegen die deutschen Positionen vorrückten, trafen sie auf heftiges Maschinengewehrfeuer. Innerhalb eines Tages war das Herero-Heer geschlagen, ein Großteil der etwa 40.000 eingekreisten Herero konnte jedoch in Richtung der Halbwüste ausbrechen. Von Trotha ließ ihnen nachsetzen, Wasserstellen vergiften und die Halbwüste abriegeln. Tausende Herero, Männer, Frauen und Kinder, verdursteten. Am 2. Oktober 1904 erließ er seinen berüchtigten Vernichtungsbefehl.

In den folgenden Jahren wurden Angehörige der Herero und Nama, die sich ebenfalls gegen die deutsche Kolonialherrschaft erhoben hatten, in Konzentrationslager deportiert, wo die meisten von ihnen starben. Etwa 80 Prozent der Herero und 50 Prozent der Nama überlebten den Völkermord, der bis 1908 andauerte, nicht. Die beiden Volksgruppen sind in Namibia bis heute ökonomisch marginalisiert sowie überwiegend land- und perspektivlos. Von den Entschädigungsverhandlungen mit der deutschen Bundesregierung waren ihre traditionellen Vertreter ausgeschlossen worden. Ein 2021 zwischen der namibischen Zentralregierung und Berlin ausgehandeltes »Aussöhnungsabkommen« wurde aufgrund heftiger Proteste von Nama und Herero bis heute nicht umgesetzt.
- https://www.jungewelt.de/artikel/466619.deutscher-kolonialismus-aufstand-der-verzweifelten.html

Anmerkung: Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie erinnert mich das an derzeitige Geschehnisse. Unterdrückung, Apartheid, Massaker von Kolonialisierten, Rache der Kolonisatoren, die Sprache, der Massenmord.....