... Der Unterschied zur Hoch-Zeit des Imperialismus besteht lediglich darin, dass seit der Selbstabschaffung des sozialistischen Weltsystems eine Gegenkraft staatlicherseits nicht mehr vorhanden ist, die solchen Machenschaften wirkungsvoll Paroli bieten könnte. Diese Form einer fehlenden (oder gar nicht mehr denkmöglich angestrebten) Alternative erklärt auch die heillose Verwirrung und Verstrickung vieler sich als links verstehender Zeitgenossen in Opportunismus und Pessimismus.
Gewissermaßen negativ gewendet beweist der kapitalistische Medienverbund von Tagespresse bis zu den halbwegs sozialen Medien die Endzeitstimmung des Spätimperialismus in unwidersprochener Farce. Das Hamburger Nachrichtenmagazin »Der Spiegel« mutierte innerhalb zweier Monate vom selbsternannten Sturmgeschütz der Demokratie zum Sturmgeschütz sans phrase, im wahrsten Sinne des Wortes. In den diesjährigen Heften 4 und 5 der »Blätter für deutsche und internationale Politik« erscheinen mit einem Mal Analysen der martialen Wehrhaftigkeit, auf dass sich die frühere Friedensforschung mehrfach die Augen reiben müsste. Die Tastaturen im Bezahlmodus verwandeln sich in kommunizierende Kanonenrohre und die auf ihnen getippten Urteile können, wie der Historiker Eric Hobsbawm bemerkte, Todesurteile sein. Alles, was unterhalb des Atomkrieges firmiert, gilt als Vaterlandsverrat. Lenins Lakaienzimmer ist bestens bestückt. Karl Kraus wäre nicht erstaunt, aber sicher moralisch gebrochen.
So bleibt als einziger Ausweg die abschreckende Rekrutierung von Leuten wie Mathias Döpfner, Nikolaus Blome, Sascha Lobo, Friedrich Merz, Neef, Annalena Baerbock, Ralf Fücks, Marieluise Beck, Marie-Agnes Strack-Zimmermann u.v.a. ins Kriegsgebiet. Immerhin haben sie am lautesten in die Kriegstrompete getutet. Ganz wichtig ist dabei, dass sie in den Mannschaftsdienstgraden (Soldaten, Gefreite, Unteroffiziere bis maximal Feldwebel) eingruppiert werden und nicht in die rückwärtigen Dienste (=Etappe) kommen – damit sie das, was sie propagieren, auch endlich ausleben dürfen. Wer als spätimperialistischer Brandbeschleuniger bedenkenlos den Waffengang predigt, hat ihn gefälligst selbst zu beschreiten. Sie müssen dabei aber aufpassen, dass sie nicht dem OUN-Beauftragten für Kerneuropa, Andrij Melnyk d.J., in die Hände fallen.