#gedächnistheater

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

#politik #geschichte #apartheid #südafrika #israel #gaza #deutschland #gedächnistheater #antisemitismus

"Die ersten, die Israel einen Apartheidstaat nannten, waren Menschen, die Apartheid selbst miterlebten: Nelson Mandela und Erzbischof Desmond Tutu. Du hast einen unterschiedlichen Status als Staatsbürger, abhängig davon, ob du Jude bist oder nicht. Wenn du nach israelischem Recht ein Palästinenser bist, hast du weniger Rechte. Ich habe also absolut kein Problem damit, Israel einen Apartheidstaat zu nennen. Ich sehe es dagegen als ein großes Problem an, dass in Deutschland und Österreich die Staaten aufgrund ihrer Vergangenheit nicht sehen wollen, was Israel ist. Aber in Wahrheit sind sie antisemitisch, weil sie Judentum und Israel gleichsetzen. Nicht alle Juden denken gleich, es gibt Klassenunterschiede und viele Israelis, die selbst meinen, ihr Land sei ein Apartheidstaat. Deutschland ist ein Land, das zwei Genozide durchgeführt hat: einen in Afrika, einen in Europa. Und dieses Land weigert sich nun, einen Genozid beim Namen zu nennen, weil er von einer jüdischen Regierung des Staats Israels gemacht wird. Für mich zeigt es nur, dass Deutschland die falschen Lehren aus seiner eigenen Geschichte gezogen hat."

"Wer nicht versteht, dass Israel auf dem Land, den Menschen und den Toten der Palästinenser errichtet wurde, ist blind. Als Jude, Sohn einer Holocaustüberlebenden und Mitkämpfer von Nelson Mandela sage ich: Ich geniere mich für die Linken in Deutschland und Österreich, die sagen, dass Israel machen kann, was es will, gegen wen es will. Wer gibt denen die Autorität und das Recht, so etwas zu sagen? Wer gibt ihnen das Recht, zu sagen, dass Israel mit deutschen Waffen 250 Menschen pro Tag ermorden kann? Personen, die Israel nicht kritisieren wollen, sind jämmerlich."

mrd_ill_be_back@diasp.org

https://www.hagalil.com/2023/12/omri-boehm/

Die Begründung verrät auch eine Menge über denjenigen, der den Preis erhält und natürlich über die, die ihn vergeben. Denn Omri Boehms Mantra lautet seit Jahren, dass Israel irgendwie in einem binationalen Staat aufgehen sollte, in dem es eine nationale Selbstbestimmung und Autonomie für Juden und Palästinenser gleichermaßen gibt. Dann wird der Nahostkonflikt wohl Geschichte sein. So etwas will man in Deutschland gerne hören, wer solche Sachen sagt, erhält Preise.

Als Gedankenspiel mögen solche Konzepte gewiss ganz nett sein. Nur haben sie mit den Realitäten im Nahen Osten herzlich wenig zu tun – erst recht nicht nach dem 7. Oktober. Und das erklärt dann auch, warum man in Israel einen Autor wie Omri Boehm allenfalls mit einem Schulterzucken zur Kenntnis nimmt, er hierzulande aber mit viel Aufmerksamkeit bedacht wird. Denn Visionen, in denen sich die Grenzen Israels quasi auflösen und der jüdische Staat als solcher zum Verschwinden gebracht wird, haben offensichtlich ihren Reiz.

#politik #israel #palästina #gaza #deutschland #antisemitismus #philosemitismus #anti-antisemitismus #gedächnistheater #gegenwartsbewältigung #identität

witzig, just heute hat einer leidenschaftlichen d*antisemiten gleich 2 artikel gepostet, wie "kritiker!nnen der israelischen regierungspolitik gecancelt" würden, aber mit fakten hamses halt nicht, denen is halt blut&boden deutlich näher

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

#politik #israel #palästina #gaza #deutschland #antisemitismus #philosemitismus #anti-antisemitismus #gedächnistheater #gegenwartsbewältigung #identität

"Die jüdische Identität bleibt in deutschen Vorstellungen gefangen. Ich sehe darin eine Fortsetzung des tief verwurzelten deutschen Antisemitismus, der jüdische Stimmen einkapselt und kontrolliert und ihnen die Vielfalt und Heterogenität der jüdischen Identität abspricht und unterbindet, um sie zu politischen und ideologischen Zwecken zu instrumentalisieren. Der jüdischen Gemeinschaft wird in Deutschland nicht gestattet, eine plurale, heterogene Gemeinschaft mit ihren eigenen Spannungen und Meinungsverschiedenheiten zu sein, die nicht von einer einzigen politischen Stimme vertreten wird. Das ist antisemitisch."

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Antisemitismus-Debatte in Deutschland: »Deutsche Befindlichkeiten stehen wie immer im Mittelpunkt«

Emilia Roig, Candice Breitz und Tomer Dotan-Dreyfus über Anti- und Philosemitismus in der deutschen Debatte nach dem 7. Oktober

Der Schmerz von Jüdinnen und Juden seit dem 7. Oktober hat im deutschen Diskurs einen zentralen Platz eingenommen. Doch das habe weniger mit wirklicher Sorge um jüdisches Leben als mit der Förderung des deutschen Selbstbildes als Land der Shoah-Aufarbeitung zu tun, kritisieren die drei in Berlin lebenden jüdischen Intellektuellen Emilia Roig, Candice Breitz und Tomer Dotan-Dreyfus. Dieser Beitrag ist ein kleiner Ausschnitt einer Veranstaltung, die unter dem Titel »Jüdischsein im antisemitischen und philosemitischen Klima Deutschlands« am 9. Dezember in Berlin stattfand. Das gesamte auf Englisch geführte Gespräch ist auf Youtube zu finden.

Candice Breitz: Viele von uns Juden und Jüdinnen, die sich solidarisch mit Palästinenser*innen zeigen, sind in den vergangenen Wochen wieder verstärkt in Deutschland diskursiver Gewalt ausgesetzt. Uns wird fälschlicherweise Antisemitismus vorgeworfen, wir werden durch die deutschen Leitmedien diffamiert und ausgegrenzt. Diese Form von Gewalt wird interessanterweise nicht als Antisemitismus verurteilt.

Emilia Roig: Es wird deshalb nicht als Antisemitismus betrachtet, weil es jüdische Menschen betrifft, die in die deutsche Vorstellung von Jüdischsein nicht reinpassen. Die jüdische Identität bleibt in deutschen Vorstellungen gefangen. Ich sehe darin eine Fortsetzung des tief verwurzelten deutschen Antisemitismus, der jüdische Stimmen einkapselt und kontrolliert und ihnen die Vielfalt und Heterogenität der jüdischen Identität abspricht und unterbindet, um sie zu politischen und ideologischen Zwecken zu instrumentalisieren. Der jüdischen Gemeinschaft wird in Deutschland nicht gestattet, eine plurale, heterogene Gemeinschaft mit ihren eigenen Spannungen und Meinungsverschiedenheiten zu sein, die nicht von einer einzigen politischen Stimme vertreten wird. Das ist antisemitisch.

Kritik am Zionismus als ethnonationalistische Bewegung, die nach einem israelischen Staat in Palästina strebt, wird in Deutschland als eindeutig antisemitisch eingestuft. Das ist eine sehr gefährliche Abkürzung. Das Judentum, eine 4000 Jahre alte Religion und Kultur, ist viel reichhaltiger, als die zionistische Bewegung uns glauben machen will. Der Zionismus ist kein integraler Bestandteil des Judentums, sondern eine Ideologie des 20. Jahrhunderts, die von einer Minderheit einflussreicher aschkenasischer Juden vorangetrieben und von westlichen Großmächten unterstützt wurde. Jeder Versuch, den Zionismus mit dem Judentum gleichzusetzen, ist zutiefst antisemitisch.

Tomer Dotan-Dreyfus: Das Problem ist, dass es überhaupt erst eine einheitliche Vorstellung von dem gibt, was ein »Jude« ist – und was er oder sie denken soll. Es ist nicht zu glauben, wie oft Menschen versuchen, sich mit mir anzufreunden, indem sie mir irgendeinen islamophoben Witz erzählen. Man dachte – tja, wodurch kann ich den israelischen Juden beeindrucken? Und das war traurigerweise das Ergebnis.

Dadurch, dass es in Deutschland ein so enges Bild von Juden gibt, wird auch der Diskurs so verengt, dass Stimmen von Juden, die in dieses Bild nicht reinpassen, weil sie etwa den israelischen Staat kritisieren, nicht gehört werden wollen oder sogar mundtot gemacht werden, wie es in den vergangenen Wochen immer wieder passiert ist.

Und dann gibt es noch die Stimmen, die uns aufgrund unserer Positionalität das Sprechen verbieten wollen. Oft höre ich von Deutschen und deutschen Jüdinnen und Juden, dass ich in dieser Diskussion nicht teilnehmen kann, weil ich hier nicht aufgewachsen bin. Ich bin in Israel aufgewachsen. Die Diskussion dreht sich ja auch um Israel. Wenn wir Menschen Sprechrechte aufgrund ihrer Sozialisierung verteilen, sollten wir Israelis die ersten sein, die da sprechen dürfen. Aber es geht nicht um Sprechrechte – es geht hier, wie immer, um deutsche Sensibilitäten. Als wäre der Holocaust den Deutschen angetan und nicht andersrum, müssen wir Jüdinnen und Juden ihren Sensibilitäten berücksichtigen.

  • Emilia Roig ist eine französische Bestsellerautorin und Expertin für Intersektionalität und postkoloniale Theorie. Candice Breitz ist eine südafrikanische Künstlerin. Ihre Videoinstallationen werden international gezeigt. Tomer Dotan-Dreyfus ist ein israelischer Autor und Übersetzer. Sein Debütroman »Birobidschan« erschien dieses Jahr im Voland & Quist Verlag.

vollständiger Artikel: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1178768.antisemitismus-debatte-in-deutschland-deutsche-befindlichkeiten-stehen-wie-immer-im-mittelpunkt.html

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

#politik #deutschland #geschichte #ns #krieg #shoah #gedächnistheater #russland

Zeitenwende, Zivilisationsbruch? Gedächnistheater!

Wenn die deutsche Außenministerin Russland jetzt einen „Bruch der Zivilisation“ vorwirft und damit „unmittelbar an den Begriff ‚Zivilisationsbruch‘ (erinnert), der oft im Zusammenhang mit dem Holocaust verwendet wird“ (taz.de, 29.11.22), dann kassiert die grüne Politikerin den Ertrag einer moralischen Veranstaltung ein, die in der BRD gerade von grüner Seite besondere Unterstützung fand: die Vergangenheitsbewältigung in Sachen NS. Man bewältigte die Nazi-Herrschaft nämlich so, dass man gegen das absolute Böse der damaligen Staatsmacher die eigene Güte herausstellte. Indem man sich zur Singularität eines Menschheitsverbrechens bekannte, hatte man den singulären Charakter seiner nationalen Läuterung unter Beweis gestellt. Dank diesem Moralismus, der die landläufige patriotische Moral bediente und veredelte (teils auch provozierte), kann Deutschland mittlerweile mit imperialer Selbstgerechtigkeit auftrumpfen. Die Nation, die einst mit der Zivilisation brach, hat – weil sie den Fehler ihres damaligen imperialistischen Alleingangs eingesehen hat – alles Recht der Welt, andere Nationen an den Pranger zu stellen. Kurz gesagt, [...] Deutschland bleibt sich treu und der neue Feind der alte: Russland!
- https://overton-magazin.de/top-story/was-man-ueber-die-vorgeschichte-des-ukrainekriegs-nicht-wissen-darf/

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

#politik #ukraine #russland #nato #eu #deutschland #medien #propaganda #wertegemeinschaft #gedächnistheater

Die unangenehme Kriegsschuld, die Deutschland vom letzten grossen Versuch immer noch anhaftete, wird gerade in der Auseinandersetzung mit dem Land, bei dem die deutsche Wehrmacht die mit Abstand meisten Kriegstoten verursacht hat (27 Millionen), kriegsmoralisch produktiv gemacht. Mit dem selbstgerechten Verweis auf die angeblich so geglückte Vergangenheitsbewältigung führen sich Führung wie Volk als Richter über „gut und böse“ in der Welt auf.