#kästner

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Erich #Kästner - Gesammelte Schriften für Erwachsene,1930

Stoßt auf mit hellem hohem Klang!
Nun kommt das Dritte Reich!
Ein Prosit unserm Stimmenfang!
Das war der erste Streich!

Der Wind schlug um. Nun pfeift ein Wind
von griechisch-nordischer Prägung.
Bei Wotans Donner, jetzt beginnt
die Dummheit als Volksbewegung.

Wir haben das Herz auf dem rechten Fleck,
weil sie uns sonst nichts ließen.
Die Köpfe haben ja doch keinen Zweck.
Damit kann der Deutsche nicht schießen.

Kein schönrer Tod ist auf der Welt
als gleich millionenweise.
Die Industrie gibt uns neues Geld
und Waffen zum Selbstkostenpreise.

Wir brauchen kein Brot, und nur eins ist not:
Die nationale Ehre!
Wir brauchen mal wieder den Heldentod
und schwere Maschinengewehre.

Und deshalb müssen die Juden raus!
Sie müssen hinaus in die Ferne.
Wir wollen nicht sterben fürs Ullsteinhaus,
aber für Kirdorf sehr gerne.

Die Deutsche Welle, sie wächst heran
als wie ein Eichenbaum.
Und Hitler ist der richtige Mann.
Der schlägt auf der Welle den Schaum.

Der Reichstag ist ein Schweinestall,
wo sich kein Schwein auskennt.
Es braust ein Ruf wie Donnerhall:
Kreuzhimmelparlament!

Wir brauchen eine Diktatur
viel eher als einen Staat.
Die deutschen Männer kapieren nur,
wenn überhaupt, nach Diktat.

Ihr Mannen, wie man es auch dreht,
wir brauchen zunächst einen Putsch!
Und falls Deutschland daran zugrunde geht,
juvivallera, juvivallera,
dann ist es eben futsch.

#AB, #AB-9-24, #Wahlen, #dunkelbraundeutschland, #AFDCDU, #Faschismus, #Politik, #Gesellschaft, #Lyrik, #Kästner, #erichkästner. #erich_kästner

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#kunst #literatur #lyrik #adorno #brecht #kästner #satire

Gedicht im Krieg

  • Von Thomas Gsella

Nach Auschwitz je noch ein Gedicht zu schreiben,
Sei Barbarei: Adornos Diktum steht.
Die Dichter:innen ließen es nicht bleiben.
Als hätt’ die Welt ihr Ende überlebt.

*
Doch was soll ein Gedicht, wenn Städte brennen?
Die Antikriegsgedichte gibt es schon.
Was soll es bringen, Schuldige zu nennen?
Die Namen kennt längst jedes Megaphon.

*
Man könnte über Apfelbäume sprechen
Und wie sich ihr Geäst im Mai verzweigt.
Doch Brecht hat recht: Dies wär fast ein Verbrechen,
Weil es so viele Untaten verschweigt.

*
Man könnte Menschenretter sein statt Reimer:
Die Flüchtenden, sie brauchen Brot und Haus.
Man schmeißt die Tastaturen in den Eimer
Und schaltet den Computer lange aus.

*
Seit Kästner liegt die Wahrheit auf den Tischen:
Das Gute gibt es nur, wenn wir es tun.
Man könnt sich unter die Aktiven mischen
Und dafür sorgen, dass Gehetzte ruhn.

*
All dies wär möglich. Lasst uns den vertreiben,
Der auf die Kunst ja pfeift: Krieg reimt sich nicht.
Man könnte all dies tun! – Und dies zu schreiben,
Nein, dafür braucht man wahrlich kein Gedicht.

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

#adventskalender2015 #kästner #lyrik

16

Kästner: Dem Revolutionär Jesus zum Geburtstag

2000 Jahre sind es fast
seit du die Welt verlassen hast,
du Opferlamm des Lebens!
Du gabst den Armen ihren Gott.
Du littest durch der Reichen Spott.
Du tatest es vergebens.

Du sahst Gewalt und Polizei.
Du wolltest alle Menschen frei
und Frieden auf der Erde.
Du wusstest, wie das Elend tut
und wolltest alle Menschen gut,
damit es schöner werde!

Du warst ein Revolutionär
und machtest dir das Leben schwer
mit Schiebern und Gelehrten.
Du hast die Freiheit stets beschützt
und doch den Menschen nichts genützt.
Du kamst an die Verkehrten!

Du kämpftest tapfer gegen sie
und gegen Staat und Industrie
und die gesamte Meute.
Bis man an dir, weil nichts verfing
Justizmord kurzerhand beging.
Es war genau wie heute.

Die Menschen werden nicht gescheit.
Am wenigsten die Christenheit
trotz allem Händefalten.
Du hattest sie vergeblich lieb.
Du starbst umsonst.
- - Und alles blieb
beim Alten.

Erich Kästner, 1930
http://www.deutschelyrik.de/index.php/dem-revolutionaer-jesus-zum-geburtstag.html

https://www.youtube.com/watch?v=lCieC2Wn8oU

lizzischmidt@pod.geraspora.de

Türchen

nummero 8

Reißt die Bretter von den Stirnen,

denn im Ofen fehllt's an Holz

Weihnachtslied, chemisch gereinigt
(Erich Kästner - 1928)

Morgen, Kinder, wird’s nichts geben!
Nur wer hat, kriegt noch geschenkt.
Mutter schenkte Euch das Leben.
Das genügt, wenn man’s bedenkt.
Einmal kommt auch eure Zeit.
Morgen ist’s noch nicht soweit.

Doch ihr dürft nicht traurig werden.
Reiche haben Armut gern.
Gänsebraten macht Beschwerden.
Puppen sind nicht mehr modern.
Morgen kommt der Weihnachtsmann.
Allerdings nur nebenan.

Lauft ein bisschen durch die Straßen!
Dort gibt’s Weihnachtsfest genug.
Christentum, vom Turm geblasen,
macht die kleinsten Kinder klug.
Kopf gut schütteln vor Gebrauch!
Ohne Christbaum geht es auch.

Tannengrün mit Osrambirnen –
Lernt drauf pfeifen! Werdet stolz!
Reißt die Bretter von den Stirnen,
denn im Ofen fehlt’s an Holz!
Stille Nacht und heil’ge Nacht –
Weint, wenn’s geht, nicht! Sondern lacht!

Morgen, Kinder, wird’s nichts geben!
Wer nichts kriegt, der kriegt Geduld!
Morgen, Kinder, lernt fürs Leben!
Gott ist nicht allein dran schuld.
Gottes Güte reicht so weit …
Ach, du liebe Weihnachtszeit!

zum anhören-> Weihnachtslied, chemisch gereinigt

Anm.:
ich hab das in den letzten Jahren sicher schon einmal gepostet - aber es verliert irgendwie nichts an Aktuallität

und außerdem "last Christms" von Wham wird auch jedes Jahr bis zu Erbrechen wiederholt ;-)

#8 #Advent, #Adventskalender, #Kästner, #Armut, #Adventskalender2015, #Adventskalender15, #Zeitlos
Quelle