Einmal mehr ist es soweit. Deutschlehrer stöhnen, und Freunden der Dudenrechtschreibung wird übel. Einmal mehr bringe ich einen Text aus meinem kleinen Rotzeblögchen in der dort gepflegten Orthografie, die ich zur »rechten Gutschreibung« verkläre, und zwar völlig ohne Versuch einer Entrotzung des Textes. Wer allergisch auf kreative Schreibungen und einen teilweilse derben, an der Umgangssprache angelehnten Sprachgebrauch reagiert, sollte genau jetzt mit dem Weiterlesen aufhören…
Enteignung des tages
Das hört sich ja an, als wäre der zensor mal kurz pissen gegangen:
Müssen sich Spieler daran gewöhnen, ihre Games nicht mehr zu besitzen? Einen solchen „Konsumwandel“ wünscht sich Ubisoft-Manager Philippe Tremblay im Gespräch mit dem Branchenmagazin Gamesindustry.biz (…) „Wir haben festgestellt, dass die Spieler es gewohnt sind, ihre Spiele zu besitzen, ein bisschen wie bei DVDs“, sagt der für Ubisofts Abo-Stategie verantwortliche Tremblay im Interview mit Gamesindustry.biz. „Das ist der Konsumwandel, der stattfinden muss. Verbraucher haben sich daran gewöhnt, ihre CD- oder DVD-Sammlung nicht mehr zu besitzen.“ Bei Spielen gehe das langsamer voran als bei Filmen, sagt Tremblay. „Es geht darum, sich damit wohlzufühlen, dass man sein Spiel nicht besitzt.“
Es hat ja mal zeiten gegeben, in denen ich noch gehofft hätte, dass solche klitschen wie ubisoft sich mit ihren asozjalen beglückungsideen dabei wohlfühlen müssen, dass niemand mehr für ihre enteignungsversuche bezahlt… aber das ist lange her. Inzwischen ist die welt reif dafür. Und will gepflückt werden.
Früher war die grafik zwar mieser, aber dafür hat einem wenigstens gehört, was man bezahlt hat. Für das eben abgebildete, über dreißig jahre alte doom mit seiner heute archaisch wirkenden engine schreiben immer noch menschen ziemlich gute mäpps und mods. Darunter auch menschen, die deutlich jünger als das spiel sind. Vermutlich wird es auch in dreißig jahren noch aktiv gespielt werden, wenn beinahe alles, was heute in der schleichwerbung der kompjuterjornallje und von irgendwelchen juhtjuhbbern an der klickbäjhtigen reklamegeldfront in langen reklamevideos hochgejazzt wird, längst vergessen ist¹. Funkzjoniert ja auch, wenn man mal kein internetz hat, so dass man es nicht aus der ferne einfach ausknipsen kann, um die leute zu nötogen, sich mal was neues zu kaufen… ähm… zu mieten. Weil die olle engine Freie Software ist, funkzjoniert es auch auf allem, was bits und bytes verarbeiten kann. Manchmal sogar auf dem drucker. Ohne, dass vorher zwanzig bis sechzig verdammte gigabyte aktualisierungen runtergeladen werden müssen, weil der rottige dreck den ganzen kauftrotteln so kaputt und unfertig vor die füße gekotzt wurde, dass man danach erstmal das ganze spiel austauschen muss, um es überhaupt spielbar zu machen. Ja, das halten die leute heute für „normal“. Echt!
Schon klar, dass so etwas wie eigentum an bezahlten gütern den spielevermarktern in ihrem streben nach feudalismus 2.0 nicht schmeckt. Deshalb wird ja an allen ecken enteignet, damit auch niemand mehr etwas besitzt, niemand mehr etwas gebraucht weiterverkaufen kann und jeder für alles miete zahlt. Ob für spiele, für sonstige softwäjhr oder für die benutzung der eingebauten sitzheizung im auto. Und eine menge leute finden das auch noch geil und geben für so einen gängelnden, technofeudalistischen scheißdreck aus der enteignungshölle ihr bitter verdientes geld aus. Ist schon scheiße, wenn man dumm ist, während alles „smart“ wird. Ist schon dumm, wenn man nicht rechnen kann. Aber nicht mehr leicht zu ändern, wenn einem schon als kleinem, aufgewecktem und neugierigem menschen an den scheißschulen nach vorgabe der kultusministerkonferenz eine regelrechte scheißangst vor jedem wissenserwerb andressiert wurde. Dann bleibt man eben dumm. Alles andere macht ja angst, und das ist so ein schweres unlustgefühl, dass es die dumme psyche um jeden preis vermeiden will. Mit „mate habe ich nie kapiert“ kann man in der BRD inzwischen sogar rumprahlen und trifft nicht auf entsetzen, sondern auf verständnis und wärmste zustimmung. Lesen und schreiben zu können wird auch langsam zu einem eher elitären herrschaftswissen, wenns über banalitäten mit dem intellektuellen und ästetischen nährwert der bildzeitung hinausgeht. P’litisch gewollt und mit allen mitteln — bis hin zum „schreib, wie du sprichst“ — durchgestezt. Funkzjonaler analfabetismus als kapitalistisches zukunftsprogramm. Dumm kauft eben gut. Und dumm kauft auch fast alles, wenn man nur die psyche manipulativ genug anspricht. Deshalb werden menschen hier auch als „verbraucher“ beschimpft.
In diesem sinne: auch weiterhin viel spaß! Und auch weiterhin das ganze leben mit irgendwelchen smartdingern und verbraucherendgeräten vollrümpeln; kompjutern, auf denen euch sogar das recht vorenthalten werden soll, selbst darüber zu entscheiden, welche softwäjhr ihr darauf ausführen wollt. Spielekonsolen zum beispiel, also vorsätzlich funkzjonslimitierte kompjuter für kauftrottel aus dem verbraucherstand. Und immer schön an eure lehnsherren… ähm… für alle eure abos bezahlen!!1! Aber wundert euch nicht drüber, wenn die neuen feudalherren des finsteren digitalmittelalters mit seinem riesigen, nach p’litischem willen und mit voller absicht künstlich geschaffenen laienstand in nicht mehr allzuferner zeit nach der hochzeit erstmal eure frisch geheiratete frau nach herzenslust durchpimpern wollen. Ist ja billiger als der edelpuff, und man hat es ja schließlich nicht vom geben, sondern vom nehmen. Genug hat man nie. Nicht einmal, wenn man sein zusammengerafftes vermügen in siebzich leben nicht verprassen könnte. Das einzige, was den immer arschlochhafter werdenden begierden, gängelungsversuchen und entrechtungen grenzen setzen kann, ist vermutlich eine guillotine.
Ach!
¹Gute grafik und fette effekte machen für sich noch kein gutes spiel. Ich habe nur wenige „moderne“ spiele gesehen, die es wert sind, mehr als ein- oder zweimal gespielt zu werden.
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