Wer nach diesen acht Regeln lebt, bleibt länger jung
Jünger werden – statt 41 plötzlich 36!
Eine besser gemachte Satire habe ich schon lange nicht mehr gelesen. An einigen Stellen zwar etwas zu sehr mit dem Holzhammer präsentiert, wie bei dieser Überschrift, an anderen Stellen dann aber herrlich subtil.
Das sind die acht Gesundheitsmaßnahmen der American Heart Association steht da, und gleich rechts daneben eine Anzeige für ein Gesundheitsbuch, zu dem ein Amazon-Rnzensent schreibt:
"Angeblich lüftet der Autor in seinem neuen Buch gemäß Einband das Geheimnis der Gesundheit und legt den ultimativen Masterplan für Leib und Seele vor. Nein, das ist noch nicht einmal ein Bachelorplan. Acht Binsenweisheiten, die jeder schon kennt, sind das kümmerliche Resultat. Wer dafür 26 Euro Lehrgeld bezahlt hat, kann sich nur ärgern wie Fred Feuerstein (Regel 1)"
Regel 1 beim ehemaligen Nachrichtenblatt:
Aha, da wäre ich gewiss nicht drauf gekommen.
Und so geht das weiter:
Seien Sie aktiver und bewegen Sie sich mehr
Hören Sie auf zu rauchen
Gönnen Sie sich einen gesunden Schlaf
Halten Sie ein gesundes Gewicht
Kontrollieren Sie den Cholesterinspiegel
Achten Sie auf den Blutzucker
Kontrollieren Sie den Blutdruck
Und das war dann auch schon alles. Und das steht bei den "meistgelesenen Artikeln" aktuell an zweiter Stelle? Also entweder stimmt was nicht mit den Leuten, oder an den Spiegelstatistiken ist etwas faul. Oder beides.
Nicht verlinkt wird übrigens auf die Quelle: Life's Essential 8™ [Hinweis: die Seite ist nur so mit ™ und ® gepflastert]. Anzumerken ist auch, dass es hier um "cardiovascular health" geht, Herz-Kreislauf-Gesundheit, nicht um Gesundheit allgemein. Auch das ist in dem Trittbrettfahrerartikel untergegangen
Die fürchterlich ausgewalzte Artikelsammlung der American Heart Association läßt sich alllerdings durchaus eindampfen.
Ich versuch's mal mit der folgenden
Checkliste
Mediterrane Diät, Bewegung (da wird i.W. die eher mediocre WHO-Empfehlung ausgebreitet, könnt ihr selber googlen), Nikotinkonsum einstellen, Gesünder Schlafen (echt jetzt?), Gewicht kontrollieren ("Optimal BMI is 25 - oops, da müsste ich 10 kg zunehmen, aber ok, in god's own country gelten wohl andere Maßstäbe), Cholesterol bestimmen, Blutzucker regulieren, Blutdruck regulieren.
Die drei letzten Punkte sind welche, die kein vernünftiger Mensch als "Gesundheitsmaßnahme" bezeichnen würde. Es sind diagnostische Verfahren resp. nachfolgende Behandlungen , denen man sich unter bestimmten Umständen unterzieht, nicht "Regeln, nach denen man lebt". In den USA hängt die eigene Gesundheitsversicherung üblichweise am Arbeitsplatz, verliert man den Arbeitsplatz, ist man plötzlich unversichert. Wahrscheinlich prägt das sowohl das Verhalten als auch solche Darstellungen.
Ein praktischer Hinweis zum Thema Vorsorge
Anders als in den USA, in denen es eine staatliche Gesundheitsfürsorge für Einwohner, die jünger als 65 Jahre sind, nur in Ausnahmefällen gibt, ist hierzulande eine Krankenversicherung die Norm. Und dazu gehören auch von der Krankenkasse bezahlte Vorsorgeuntersuchungen. Die Verbraucherzentrale hat eine etwas ausführlichere Liste
Ein Hinweis in eigener Sache bzw. auf Basis eigener Erfahrungen: auch unter widrigen Umständen mit eigener Kraft, also unmotorisiert per #Muskelmotor ausdauernd #Fahrrad fahren, wenn möglich für den #Arbeitsweg, ergänzend oder alternativ auch in der Freizeit ist eine Aktiviität, mit der sichi wie mit keiner anderen die Forderung "Seien Sie aktiver und bewegen Sie sich mehr" sogar übererfüllen kann, ohne dafür nennenswert zusätzliche Zeit opfern zu müssen, die man vielleicht nicht hat.
Und wie man inzwischen vielen seriösen sportwissenschaftlichen Studien entnehmen kann: #Radfahren ist eine körperliche Betätigung, die einerseits gelenkschonend ist und daher auch mit entsprechenden Vorschädigungen noch möglich ist und die auch dann noch mit hinreichender Intensität möglich ist. Dass der Zeitgewinn andererseits auch dem primären oder sekundären Ziel zugutekommt, schneller von A nach B zu kommen, ist aber ein weiteres Motiv, welches häufig mehr Wirkung entfaltet als das Ziel "tu' was für deine Gesundheit".
Noch eine Erfahrung, die viele machen, die das lange genug praktiziert haben: zwar ist es kaum möglich, durch Radfahren schnell abzunehmen, aber es erlaubt, ohne bewusste Einschränkungen sein Gewicht zu halten. Darüberhinaus kann Radfahren zwar weder bestehende Vorschäden noch genetische Prädispositionen eliminiernen, jedoch gibt es genügend Hinweise darauf, dass intensive Bewegung oberhalb der "moderaten Bewegung", aber unterhalb von Leistungssportambitionen einige der gesundheitlichen Entgleisungen verhindert bzw. verzögert, die hier thematisiert werden. Und da ist Radfahren halt ideal, um dieses Niveau zu finden und zu halten. Ich erwähne das so explizit, weil es in der Sportwissenschaft leider eine Zäsur gibt, die da heißt: hier Seniorensport, da Leistungssport. Einerseits die oft implizite Annahme, die ZIelgruppe sei der bereits vorgeschädigte Patient, dort die explizte Einschränkung auf Leistungssport und dessen Optimierung.
Durch die Ritzen fällt dabei die Gruppe derjenigen, die weder schon durch Alter oder als Folge von Bewegungsarmut vorgeschädigt sind, noch irgendwelche leistungs- bzw. wettbewerbssportlichen Ambitionen haben. Über diese Gruppe weiß man wenig, weil sie bei den publizierenden Medizinern weder als Patient noch als Kunde auftaucht. Das ist bedauerlich, denn nach dem Grundsatz "vorbeugen ist besser als heilen" wäre hier anzusetzen, statt dieses Potential zu ignorieren und es verkümmern zu lassen.
#spiegel #nichtderpostillon #gesundheit #vorsorge #cardiovascular #health