Im Spätjuni fahre ich mich Freunden wieder mal nach Schweden auf Kanutour mit Camping. Ich dachte mir, vielleicht hole ich mir wieder mal ein nettes Goodie. Und was ich noch nicht habe, ist ein gutes Outdoor-Messer. Das war ein Fehler, darüber überhaupt nachzudenken!
Da ich keine Ahnung von Outdoor-Messern hatte, habe ich mich erst einmal informiert. Und ich fand raus, dass die Frage nach einem guten Messer in etwa so komplex ist wie die Frage nach einer guten Gitarre oder einer guten Hifi-Anlage - und in ähnlich horrenden Summen enden kann! Mit jedem neuen YouTube-Video fiel ich tiefer und tiefer in die Spirale der hochpreisigen Messer von Fällkniven und Bark River. Ohne jemals eines dieser teuren Messer in der Hand gehabt zu haben, hat sich vor meinem geistigen Auge ein recht konkretes Bild geformt von dem ultimativen Outdoor-Messer, das alle Fähigkeiten vereint, die in meiner fiktiven Kopfwelt dieses Accessoire haben sollte oder zumindest dachte ich, dass es diese haben sollte. Ich war zu tief gefallen in den Sumpf aus Begierde und Verlangen. Es gab keinen Weg mehr heraus, so dachte ich. Klar, ich könnte jetzt ein günstiges Einsteigermodell erwerben. Aber dann wären ja die ganzen Stunden und Tage, die ich mit der Recherche verbracht habe, die ich mich eingelesen habe in die Geschichte von mittelständischen Messermanufakturen, über die Besonderheiten der Stahlsorten, die Wichtigkeit eines ergonimischen Griffs und der verschiedenen Schleifkanten völlig verschwendete Zeit gewesen. Und Menschen in meinem Alter wissen, dass investierte Zeit ohnehin eine viel größere Investition ist, als jeder müde Euro. Ich war also verdammt, viel mehr Geld auszugeben, als ich ursprünglich geplant hatte. Es musste unweigerlich so kommen.
Und dann wendete sich das Schicksal unerwarteter Weise. Ein unglaublicher Glücksfall ereignete sich, eine Koinzidenz, die so unwahrscheinlich ist, dass man glatt spirituell werden könnte, wenn man darüber nachdenkt. Ich fand zum Glück heraus, dass dieses eine Messer, das es sein musste, gar nicht verfügbar war - ausverkauft bis zu einem unbekannten Zeitpunkt. Mit einem Mal erkannte ich, dass ich in meinem unendlichen Strudel des Wahnsinns durch einen unfassbaren Zufall einen Ausweg gefunden hatte. Denn jedes andere hochpreisige Messer wäre nur ein billiger Kompromiss gewesen. Warum also überhaupt hunderte Euro ausgeben, wenn es sowieso nicht das perfekte Messer sein würde? Daher habe ich mir flugs ein Messer für 30 € bestellt, was vermutlich ganz okay sein wird. Und der Plan, das perfekte Messer zu kaufen, wird auf den Sanktnimmerleinstag verschoben.
Puh, das war echt knapp.
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