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Renaissance für Fracking und Ausbau von Pipelines: Öl- und Gasindustrie in den USA ist Kriegsgewinnlerin (von Jürgen Heiser)
Vom 7. bis 11. März 2022 hat die Energiekonferenz »CERA Week« im texanischen Houston getagt und 40 Jahre »Klassentreffen der Ölindustrie« (Handelsblatt) begangen. Gründer und Namensgeber war das Energieforschungsunternehmen Cambridge Energy Research Associates (CERA) in Massachusetts, Veranstalter ist der Marktdatenanbieter IHS Markit Ltd., eine Tochtergesellschaft des in Manhattan ansässigen Konzerns S & P Global.
Tausende Teilnehmer aus aller Welt wollten ursprünglich mit rund 200 hochrangigen Referenten aus den Bereichen Energie, Finanzen, Politik und Technologie unter dem Konferenzmotto »Das Tempo des Wandels: Energie, Klima und Innovation« in Workshops nach neuen Wegen des nachhaltigen Umgangs mit fossilen Brennstoffen suchen. Doch diese Diskussionsthemen traten gleich mit Beginn der Konferenz in den Hintergrund. Die sich selbst als »Gemeinschaft von Vordenkern, Technologen und Innovatoren« bezeichnende Zusammenkunft schaltete angesichts des Krieges in der Ukraine schnell um auf die neuen Chancen, die sich ihnen plötzlich für das »Weiter so!« altbekannter »fossiler« Energiepolitik boten.
Auch dort also eine »Zeitenwende« rückwärts. Das zeigte schon das mangelnde Interesse an der Auftaktrede John Kerrys, des Klimabeauftragten der US-Regierung, zur »Zukunft der erneuerbaren Energien«. Die Podiumsdiskussion zur »Energiesicherheit in Europa« hingegen musste wegen des großen Andrangs in einen Ballsaal des Hilton-Hotels verlegt werden.
Auf den Fluren gab es »viel Schulterklopfen und Wiedersehensfreude, vor allem aber ein neues Selbstbewusstsein«, so das Handelsblatt. Jahrelang seien die Öl- und Gaskonzerne »geschmäht und von der Politik als Klimakiller verpönt« worden. Doch seit der »hektischen Suche nach Ersatz für russisches Öl und Gas« seien aus gescholtenen Umweltsündern »Retter der Stunde« geworden. US-Energieministerin Jennifer Granholm rief schon vor der Konferenz eine »Notlage« aus und forderte die Branche auf, »die Produktion hochzufahren«. »CERA Week«-Experten hatten es deshalb eilig, die Vorteile des Frackings von Öl und Gas anzupreisen. Dessen Produktion sei »sehr kurzfristig hochzufahren«.
Eine »neue Ära« von »Drill, Baby, drill« posaunen seitdem kanadische und US-Wirtschaftspostillen in alle Welt. »Bohre, was das Zeug hält« war ursprünglich 2008 ein Wahlkampfslogan der Republikaner, den Ex-US-Präsident Donald Trump zum Credo seiner »Nationalen Sicherheitspolitik« machte. Diese fossile Dampfwalze rollt nun erneut an und ebnet die Klimaschutzversprechen der US-Regierung ein. Aber Joseph Biden selbst hat durch den von ihm mit entfachten russlandfeindlichen Furor eine Dynamik in Gang gesetzt, die der republikanischen Karbonpartei und den auf der »CERA Week« Versammelten Tor und Tür für eine Renaissance des Frackings und des Baus von Pipelines wie der Keystone-XL öffnet. Auch für John Hess vom Energieriesen Hess Corporation ist Fracking die Lösung für die derzeitige Krise. »Die Welt braucht das Öl jetzt!« rief er in Houston von der Bühne.