#realsatire

elijahu@pod.geraspora.de

Schwierig und kompliziert

Ich lese in journalistischen Produkten immer wieder einmal, dass die Bedienung von Mastodon schwierig und kompliziert sein soll, und ich frage mich dann jedes Mal, wie gut wohl die Journalisten, die solches schreiben, mit der Bedienung einer gegenwärtigen Textverarbeitung klarkommen… 🤭️

#Fediverse #Journalismus #Mastodon #Realsatire | Zweitverwertet aus Lumières dans la nuit.

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

#kultur #geld #brecht125 #münze #kapitalismus #realsatire

Die belebende Wirkung des Geldes

Hauptsache, es glänzt: Das Bundesfinanzministerium feiert Brecht mit einer Sammlermünze (Von Gert Hecht)

Brecht wird Geld: Das Bundesfinanzministerium teilt seit Juli auf seinem Internetauftritt mit, dass per Beschluss der Bundesregierung »einem der einflussreichsten deutschen Dramatiker, Librettisten und Lyriker des 20. Jahrhunderts« anlässlich seines 125. Geburtstages eine Ehrung zuteil wird. Und zwar in Form einer 20-Euro-Sammlermünze. Zuerst werden die harten Fakten aufgezählt: »Die Münze besteht aus Sterlingsilber (Ag 925). Sie hat eine Masse von 18 Gramm, einen Durchmesser von 32,5 Millimeter und wird in den beiden Prägequalitäten Stempelglanz und Spiegelglanz hergestellt. Die Münzen in der Prägequalität Stempelglanz werden zum Nennwert (20 Euro) in den Verkehr gebracht. Die Ausgabe der Münzen in der Sammlerqualität Spiegelglanz erfolgt zu einem über dem Nennwert liegenden Verkaufspreis.« Ob Stempel oder Spiegel, Hauptsache, es glänzt und hat einen Wert.

Neben den monetären werden auch die ästhetischen Werte der Münze gepriesen: »Der Entwurf der Münze stammt von der Künstlerin Katrin Pannicke aus Halle/Saale. Die Bildseite zeigt Brecht nachdenklich und entspannt in der Art einer Graphic-Novel-Zeichnung. Die in ihrem Wesen heitere Darstellung des Porträts wird ergänzt durch das Motto ›Ändere die Welt: sie braucht es!‹ (›Die Maßnahme‹, 1930). So wie Brecht sich künstlerisch auf neue Wege begab, so wählt die Gestaltung der Münze eine lebens­bejahende und gleichzeitig zurückhaltende Bildsprache. Die scheinbare Verdrehung des Porträts und des Schriftzugs aus der Bildachse führt für den Betrachter zu einer subtil produktiven Irritation. (...) Der glatte Münzrand enthält in vertiefter Prägung die Inschrift: ›Das Schicksal des Menschen ist der Mensch.‹«

Heitere Darstellung, lebensbejahende Bildsprache, produktive Irritation – was so eine Münze nicht alles kann. Wer denkt da nicht an das »Lied von der belebenden Wirkung des Geldes«, in dem Brecht mit spitzer Ironie die Wohltaten des Geldes preist. »Man will nicht das Gute, sondern Geld«, heißt es dort. Und freilich, vom Gutsein kann man sich nichts kaufen, und es lohnt sich meist auch nicht. Was tun? Die Antwort weiß ganz allein die Münze:

»Welche Niedrigkeit begingst du nicht, um die Niedrigkeit auszutilgen? Könntest du die Welt endlich verändern, wofür wärst du dir zu gut? Versinke in Schmutz, umarme den Schlächter, aber ändre die Welt: sie braucht es!«

Bereits die Rote Armee Fraktion konnte sich für diese Verse aus »Die Maßnahme« begeistern, nun also auch das Bundesfinanzministerium unter Christian Lindner?

Vielleicht muss man sich den FDP-Mann als glücklichen Leninisten vorstellen, der uns den Hinweis gibt, woran die Änderung der Welt wirklich hängt: am Geld. »Wer die Kapitalisten vernichten will, muss ihre Währung zerstören«, sagte Lenin. Die versuchen sich mit Händen und Füßen zu wehren, was noch geht, wird in Wert gesetzt. Und wenn sich schon sonst mit Brecht nicht mehr lange Geld machen lässt – 2027 wird sein Werk gemeinfrei –, dann sorgt wenigstens die Regierung für die Geldwerdung eines Klassikers. Und bitte alles ganz wörtlich verstehen: den Schlächter umarmen. Seinen Strick kaufen, mit dem man ihn aufhängt. Seine Währung zerstören. Aber ändere die Welt: Sie braucht es! Oder ist es am Ende doch nicht so gemeint? In diesem Falle könnte man auch erst handeln und dann fragen. Oder eine Münze werfen.
- https://www.jungewelt.de/beilage/art/443884

LIED VON DER BELEBENDEN WIRKUNG DES GELDES | Bertolt Brecht

Niedrig gilt das Geld auf dieser Erden
Und doch ist sie, wenn es mangelt, kalt.
Und sie kann sehr gastlich werden
Plötzlich durch des Gelds Gewalt.
Eben war noch alles voll Beschwerden
Jetzt ist alles golden überhaucht
Was gefroren hat, das sonnt sich
Jeder hat das, was er braucht.
Rosig färbt der Horizont sich
Blicket hinan: der Schornstein raucht!

Ja da schaut alles gleich ganz anders an.
Voller schlägt das Herz. Der Blick wird weiter.
Reichlich ist das Mahl. Flott sind die Kleider.
Und der Mann ist jetzt ein andrer Mann.

Ach, sie gehen alle in die Irre
Die da glauben, daß am Geld nichts liegt.
Aus der Fruchtbarkeit wird Dürre
Wenn der gute Strom versiegt.
Jeder schreit nach was und nimmt es, wo er's kriegt
Eben war noch alles nicht so schwer
Wer nicht grade Hunger hat, verträgt sich
Jetzt ist alles herz- und liebeleer.
Vater, Mutter, Brüder: alles schlägt sich!
Sehet, der Schornstein, er raucht nicht mehr!

Überall dicke Luft, die uns gar nicht gefällt.
Alles voller Haß und voller Neider.
Keiner will mehr Pferd sein, jeder Reiter.
Und die Welt ist eine kalte Welt.

So ist's auch mit allem Guten und Großen.
Es verkümmert rasch in dieser Welt
Denn mit leerem Magen und mit bloßen
Füßen ist man nicht auf Größe eingestellt.
Man will nicht das Gute, sondern Geld
Und man ist vom Kleinmut angehaucht.
Aber wenn der Gute etwas Geld hat
Hat er, was er doch zum Gutsein braucht.
Wer sich schon auf Untat eingestellt hat
Blicke hinan: der Schornstein raucht!

Ja, da glaubt man wieder an das menschliche Geschlecht.
Edel sei der Mensch, gut und so weiter.
Die Gesinnung wächst. Sie war geschwächt.
Fester wird das Herz. Der Blick wird breiter.
Man erkennt, was Pferd ist und was Reiter.
Und so wird das Recht erst wieder Recht

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

#politik #energiekrise #wasserstoff #kasachstan #unfug #realsatire
....In einer Talkshow des kasachischen Mediums ZonaKZ diskutierten der Moderator Wladislaw Jurizin und der Energiemarktanalyst Sergej Smirnow genau diese Frage. Wasserstoff als Energieträger habe viele Vorteile, räumte der Energie-Experte Smirnow eingangs ein. Einer der größten Vorteile sei, dass er viel Energie liefere. Die Herstellung von grünem Wasserstoff verbrauche jedoch zu viel Wasser und Energie, weshalb weltweit nur zwei Prozent des Wasserstoffs auf diese Weise gewonnen würden. Vor diesem Hintergrund entspreche das europäische Vorhaben, die Produktionsmenge des grünen Wasserstoffs allein in Kasachstan um zwanzig Prozent zu erhöhen, nicht den kasachischen Produktions- und Umweltbedingungen. Eine Tonne grünen Wasserstoffs brauche zudem 18 Tonnen Süßwasser. Weil das Werk aber in Mangghystau, im Westen des Landes stehen solle, müsse dafür das Wasser des Kaspischen Meeres verwendet und erst aufwendig entsalzen werden. Für den Entsalzungsprozess müsse ein Teil der Energie, die in dem benachbarten Windpark entstehen soll, aufgewendet werden. Der andere Teil würde unmittelbar für die Elektrolyse gebraucht. Vor diesem Hintergrund werde schnell klar, dass das Projekt nicht nur aufwendig und teuer sein würde, sondern auch umweltschädlich. Der Meeresspiegel des Kaspischen Meeres sinke ohnehin, und riesige Windkraftanlagen würden nicht nur die Landschaft verschandeln, sondern auch den Lebensraum zahlreicher Tiere und Vögel bedrohen.

„Wenn wir annehmen, dass Politiker, die mit solchen Vorschlägen hierherkommen, keine Idioten sind, und zugleich diese wahnsinnigen Zahlen und Fakten sehen – wie können wir dann erklären, warum sie diese Vorschläge trotzdem unterbreiten und warum unsere Beamten darauf eingehen“, warf der Moderator ein. Kasachstan habe schon so vieles versprochen, lachte der Analyst. Man habe Europa mit kasachischem Honig und Kumys fluten wollen und China mit 60.000 Tonnen Fleisch eindecken – umgesetzt worden sei davon natürlich nichts. Für das Megaprojekt am Kaspischen Meer sieht Smirnow eine ganz ähnliche Zukunft voraus. Die Motivation der europäischen Seite erklärt sich der Experte damit, dass die EU Russland „eins auswischen“ wolle, also das Signal senden, dass man auf russische Energie nicht angewiesen sei. Damit die Verbraucher in Europa aber in den Genuss des in Kasachstan produzierten grünen Wasserstoffs kämen, müsste dieses dort erst einmal ankommen. Wenn man sich vergegenwärtige, unter welchen Bedingungen grüner Wasserstoff transportiert werden müsste, werde einem klar, dass das kaum umsetzbar sei.
- Baerbocks absurde Pläne für grünen Wasserstoff aus Kasachstan
https://www.hintergrund.de/kurzmeldung/baerbocks-absurde-plaene-fuer-gruenen-wasserstoff-aus-kasachstan/

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

#politik #wahlkampf #afd #gimmick #realsatire #penisgate #nsfw

»Schwänze für Deutschland?«

Die AfD hat neuerdings ein Penisproblem (Von Christof Meueler)

»Danke, Penis, schlag es kaputt« sang vor fast 30 Jahren Das Neue Brot, eine Band aus Hamburg. Das Lied war punkartig gegen Kitsch und Kommerz gerichtet, aber auch gegen vorhersehbare Punksymbolik. Der Penis-Refrain war mit dem restlichen Text unverbunden, er sollte vor allem einprägsam sein. Dazu gab es ein schlimmes E-Gitarrensolo im Stil der phallokratischen Rockmusik, um sich davon zu distanzieren. Das war die zweite Witzebene. Heute kann man sagen: Diese Protestparole hat sich nicht durchgesetzt.

Die AfD, die immer noch als Protestpartei bezeichnet wird (als wäre Faschismus keine Absicht, sondern ein Versehen), hat auch einen Peniswitz gemacht, aus Versehen. Für den niedersächsischen Wahlkampf hat die Partei ihr Logo, den roten Pfeil nach rechts, als Gummibärchen herausgebracht. Kann man lutschen oder kauen. Und sieht aus wie ein roter Penis. Darüber beeumelt sich das Internet: eine Kastrationsfantasie als Wahlkampf-Gimmick. »Schwänze für Deutschland?«, fragt besorgt Antonin Brousek von der Berliner AfD, auch wenn in der Bundestagsfraktion der Partei nur knapp zehn Prozent Frauen sind.

Wenn man dem Patriarchat die Herrschaft direkt ansieht, ist es ihm unangenehm. Das gilt als obszön. Der Penis guckt raus – beliebt auf alten Witzbildern oder als Versehen von Fußballprofis; vom hingeschmierten Penis, auf Schulbank, Klowand oder Bushaltestelle, ganz zu schweigen. Die AfD will doch auf ganz andere Weise vulgär sein: je rechter, desto lieber. Und immer in den Medien. Frank Rinck, der AfD-Chef in Niedersachsen, twitterte über die Parteigummibärchen professionell: »Jeder sieht in ihnen eben das, was er sehen möchte.«

Seit wann hat die AfD einen modernen Kunstbegriff? Hier ein Ratschlag der verstorbenen TV-Sexualberaterin Erika Berger: »Man muss die Dinge einfach beim Namen nennen, dann ist es nicht peinlich im Sinne von unfreiwillig komisch. Ein Penis ist nun mal ein Penis, fertig.«
- https://www.nd-aktuell.de/artikel/1166987.afd-der-penis-guckt-raus.html

elijahu@pod.geraspora.de

Weil so »schön« ist (und bevor mein Blahblog trafficmäßig zusammenbricht) hier nochmal wiederholt, was ich dort geschrieben habe.

Diese Meldung der konservativen dänischen Zeitung Jyllands-Posten ist so skurril, dass ich ihr nicht widerstehen kann, und außerdem habe ich hier lange keinen echten Wulff mehr gebracht.

Wie ist der Noch-Bundespräsident Christian Wulff damals Schülersprecher geworden? Wie sein Vorgänger in diesem Amt, Hermann Schmidtendorf, sich erinnert, durch eine besonders sachliche Politik:

Im Wahlkampf verteilte er After-Eight-Schokolade unter den jüngsten Schülern. Die Schüler in der 8., 9. und 10. Klasse haben zwei D-Mark und die ältesten Schüler [Oberstufe] fünf D-Mark pro Kopf bekommen, wenn sie versprochen haben, für Wulff zu stimmen. Seitdem nenne ich ihn den After-Eight-Politiker

Auf Dänisch lautet das so:

Under valgkampen delte han After-eight-chokolade ud til de mindste elever. Eleverne i 8., 9. og 10. klasserne fik hver to D-mark og i den ældste gruppe fik hver elev fem D-mark, hvis de lovede at stemme på Christian Wulff. Siden har jeg kaldt ham After-eight-politikeren

Freunde des Dänischen mögen mir verzeihen, dass ich beim Übelsetzen nicht völlig sicher mit dem korrekten Auffassen des Präteritums und Perfekts bin...

Hui, kann man sich gar nicht ausdenken, so etwas! So richtig glauben kann ich es allerdings erst, wenn es ein paar damalige Schüler mehr gibt, die sich daran erinnern können und das publik machen. Das muss dem aufstrebenden Jungpolitiker doch ein paar hundert Mark gekostet haben, und wo hat er die nur hergehabt?

#Wulff #BRD #Geldherrschaft #Realsatire #Rückblick #Absurdes #Bundespräsident #Stimmenkauf