[…] Politische Konflikte entstammen also nicht mehr nur zwei Polen. Nicht mehr nur die Kapitalisten und ihre Freunde gegen die arbeitenden und armen Menschen und ihre Freund*innen, sondern es ist ein dritter Pol dazugekommen: Der Pol der #Emanzipation. Jede dieser Seiten kann mit der anderen zusammenarbeiten. So habe die Seite des Marktes mit dem moderaten Flügel der Seite der Emanzipation zusammengearbeitet. Dieser zeigt sich beispielhaft, wenn Apple sich damit schmückt, die LGBTQ-Communities zu unterstützen, während die Firma unter so ausbeuterischen Bedingungen ihre Waren herstellen lässt, dass die Arbeitenden sich vom Fabrikdach stürzten. Sie verpassen sich damit einen regenbogenfarbigen Glanz.
Progressiver #Neoliberalismus ist der Teil von Frasers Kritik, der mit viel Mühe zu Wagenknechts Fantasiegebilde einer „Lifestyle-Linken“ passt. Nur dass Fraser damit eher die Politik von Menschen wie Bill Clinton oder Justin Trudeau meinte, die ganz eindeutig ihre neoliberale Politik gerne regenbogenfarben anstreichen. Gegen den Großteil der Linken ist die #Kritik aber so nicht gerichtet. Denn der Unterschied ist der: Fraser sagt, die Trennung von sozialem Schutz und Emanzipation ist das Problem. Genau diese Trennung propagieren ja Leute wie Wagenknecht und Rechte wie Poschardt. Dagegen sind die meisten, die für diskriminierungsfreie Sprache kämpfen, stärker auch für Umverteilung.
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Fraser erklärt aber, dass es keinen Grund gebe, den Verlust des alten ,Double Movement‘ zwischen den Marktkräften und des sozialen Schutzes zu betrauern, wie es Leute wie Wagenknecht tun. Die traditionellen Kräfte des sozialen Schutzes waren in sich vielfach hierarchisch und unterdrückerisch organisiert. Deren Unschuld sei für immer zerstört. Von nun an gebe es keinen Schutz ohne Emanzipation. Das eine ist ohne das andere nicht zu haben: Wer nur die deutsche, weiße, männliche Arbeiterklasse ansprechen will, kommt nicht mehr weit und verstrickt sich in Widersprüche. Wer Emanzipation ohne soziale Gerechtigkeit denkt, kommt ebenfalls nicht weiter. Beides gehört zusammen. […]