#crashkurs

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

#politik #krieg #ukraine #donbass #russland #nato #crashkurs #atomkrieg #wertewesten #hunger #armut #globaler-süden

Was für „unsere Werte“ alles sein muss – Zur Not auch ein Atomkrieg?

Nach etwas mehr als sechs Monaten Ukraine-Krieg haben sich alle an die Fakten und die dazu gehörenden „Narrative“ gewöhnt – was sie nicht richtiger macht.

Es gibt einen weiteren Krieg. Der ist unerträglich, im Gegensatz zu sonstigen Kriegen. Während normalerweise die USA, „wir“ oder unsere guten Verbündeten die Welt befrieden und ordnen – in Ex-Jugoslawien, im Irak, in Afghanistan, Libyen, Syrien, Gaza, Jemen oder sonstwo – wird dieser Krieg nämlich von Russland geführt. Deshalb ist er „brutal“, ein „Angriffskrieg“ und „völkerrechtswidrig“.

Dieser Krieg und das ganze Leid der ukrainischen Bevölkerung muss aufhören. Putin hat nämlich kein Recht, ihn zu führen. Der Krieg dient auch keinen Interessen, die „wir“ irgendwie nachvollziehen könnten, sondern ist einfach eine Ausgeburt des Bösen oder eines irren Machtwillens. Dass unsere Nato sich nach Osten erweitert hat, sind fake news. Russland ist da etwas überempfindlich nach zwei Weltkriegen, aber das muss man nicht so ernst nehmen. Dass es einen westlichen Aufmarsch mit entsprechenden Militärmanövern von Litauen bis Rumänien gibt, entspricht dagegen dem Sicherheitsbedürfnis dieser Länder, das wir sehr ernst nehmen.

Aufhören muss der Krieg allerdings zu unseren Bedingungen und die heißen „freie Ukraine“. Die Volksrepubliken, die Putin „befreien“ will (dieser Mann nimmt sich wirklich was raus! klaut sogar unsere Propaganda!) gehören nunmal zu einer freien Ukraine – egal, wie die Menschen das in Luhansk und Donetzk sehen nach dem von den USA finanzierten und orchestrierten Putsch gegen die gewählte Regierung. Und nach 8 Jahren Krieg ihrer Kiewer Zentrale mit 15.000 Toten. Einem Kompromiss in diesen Fragen kann der wertebasierte Westen wegen seiner Werte nicht zustimmen – da muss die Bevölkerung dort und im Rest der Ukraine schon weiter leiden. Die Krim muss übrigens auch zurückerobert werden. Ein separatistisches Referendum widerspricht nämlich dem Völkerrecht. Außer im Kosovo, im Südsudan und demnächst in Taiwan.

Frieden schaffen in der Ukraine heißt für „uns“ und unsere Werte deshalb: Lieferung von Waffen. Waffen, schwere Waffen, noch mehr schwere Waffen. Wieviel Milliarden inzwischen? Wer kann da noch mitzählen? Wer daran erinnert, dass damit der Krieg verlängert, die Zahl der Toten erhöht, die Ukraine mehr und mehr zerstört wird, verhält sich unsolidarisch mit den Helden, die für „unsere“ „Freiheit“ kämpfen. In der freien Ukraine kommt man für diese Äußerung sofort in den Knast; im freien Deutschland vorläufig nur auf die Liste der Vaterlandsverräter und Putinversteher.

Wenn Putin „uns“ jetzt daran erinnert, dass die fortlaufenden Waffenlieferungen und die westliche Hochrüstung der Ukraine zur drittstärksten Armee in Europa ein Angriff des Westens auf die russische Souveränität sind und er bereits zu Beginn des Kriegs darauf aufmerksam gemacht hat, dass sein Land über Atomwaffen verfügt, heißt das nur eins: dass Russland auf dem letzten Loch pfeift. Unsere Annalena bleibt standhaft: Die russische Atombombe ist ein Papiertiger. Kein Grund, eingeschüchtert zu sein. Kein Grund, über Kompromisse oder Verhandlungen nachzudenken. Das Volk mal fragen, wie es über Inflation und Bedrohungslage denkt? Auf keinen Fall – das wäre extrem populistisch, sprich undemokratisch. Schließlich hat es gewählt und die Regierung muss jetzt tun, was sie tun muss, egal was ihre Wähler denken.

„Wir“ (hier: die gewählte Regierung) halten also an „unserem“ Wirtschaftskrieg, den man im freien Deutschland nicht so nennen darf, und „unseren“ Waffenlieferungen fest – komme was wolle, „wir“ (hier: das Volk) haben schließlich schon Schlimmeres durchgestanden. Und unsere besten Freunde, die USA, können sich eine Drohung mit Atomwaffen durch Russland nicht bieten lassen – das würde ihre finale Oberhoheit über die Welt einschränken. Also ja: zur Not auch ein Atomkrieg!

PS: Wenn der Wirtschaftskrieg dazu führt, dass die Nahrungsmittel-Produktion auf der Welt nach unten kracht, weil Russland und Belarus bisher 20 Prozent der Düngemittel hergestellt haben, ist das bedauerlich, aber leider nötig. Auch wenn die UN dagegen ist. Die Hungerleider der Dritten Welt, die people of colour, denen wir unseren ganzen Respekt entgegen bringen, werden sich „trotz“ all unserer Entwicklungshilfe die Nahrungsmittel auf unserem schönen, regelbasierten Weltmarkt nicht mehr kaufen können – dumm gelaufen. Aber schuld daran an der laufenden wie der kommenden Hungerkatastrophe ist ja sowieso „der Russe“, „wir“ sollten uns von Horrornachrichten an dieser Front nicht beirren lassen.
- https://overton-magazin.de/krass-konkret/was-fuer-unsere-werte-alles-sein-muss-zur-not-auch-ein-atomkrieg/

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

#politik #krieg #ukraine #donbass #russland #nato #crashkurs

Russland auf Crashkurs

  • Von Reinhard Lauterbach

Die Entscheidungen der letzten Tage – die Mobilisierung von 300.000 Reservisten in Russland und die Vorbereitung von Referenden über den Beitritt zur Russischen Föderation in den besetzten Gebieten und den »Volksrepubliken« – sind Folgen der russischen militärischen Niederlagen der letzten Wochen. Daran gibt es nichts zu deuteln, und auch wenn westliche Politiker dasselbe sagen, muss man nicht so tun, als wäre es nicht so. Besonders deutlich wird dieser Kontext bei den Drohungen Wladimir Putins, notfalls auch Atomwaffen einzusetzen. So etwas sagt man genau dann, wenn man merkt, dass man »konventionell« nicht mehr weiterkommt.

Besonders fatal wird das, wenn man wie Präsident Putin gleichzeitig die Schwelle für einen solchen Atomschlag heruntersetzt, indem man die eroberten Teile der Ukraine nach entsprechenden Referenden in den eigenen Staat aufnimmt und damit Angriffe auf sie zu Angriffen auf diesen macht. Dass das die Hitzköpfe in Kiew nicht beeindruckt, die sich dabei sehen, »die Russenfrage zu lösen«, ist klar. Putins Warnung war erkennbar an diejenigen gerichtet, in denen er sowieso die eigentlichen Drahtzieher sieht: die USA. Zwischen ihnen und der Sowjetunion war lange Jahre von einem »Gleichgewicht des Schreckens« die Rede. Putins Warnung, die Drohung mit einem Atomschlag sei »kein Bluff«, ist dabei genau Teil des Pokerspiels.

Wie die Beitrittsreferenden ausgehen werden, ist im Grunde egal. Es wird schon das »richtige« Ergebnis herauskommen. Allein die mehrtägige Dauer der Abstimmung gibt viele Möglichkeiten der Manipulation, ebenso die vorgesehene Option, auch in Russland selbst an den Abstimmungen teilzunehmen. Insbesondere in den Gebieten Cherson und Saporischschja ist der Rückhalt der Bevölkerung für die russische Herrschaft nach allem, was man weiß und erschließen kann, bisher bei weitem nicht so enthusiastisch wie im März 2014 auf der Krim oder bei den Unabhängigkeitsreferenden der beiden »Volksrepubliken« Donezk und Lugansk später im selben Jahr. Das Problem ist, dass Russland auf die Region Cherson schon deswegen kaum je wird verzichten wollen, weil über deren Gebiet die Wasserversorgung für die Krim erfolgt. Ohne diese wären große Teile der Halbinsel ein ödes Stück Trockensteppe. Damit manövriert sich Russland in eine Sackgasse, die kaum noch eine Kompromisslösung offen lässt. Das ist eine Hochrisikostrategie, die nur auf der Hoffnung beruht, die USA würden sich nicht trauen, die Sache auf die Spitze zu treiben. Und wenn doch, genau auf Grundlage der düsteren Absichten zur Zerschlagung Russlands, die ihnen Putin vorwirft?

In dieser Situation ist die chinesische Stellungnahme, die zu einer Verhandlungslösung aufruft, die »die Interessen beider Seiten berücksichtigt«, auch eine deutliche Distanzierung von russischen Maximalpositionen. Das »große historische Russland« oder die »historischen Länder Neurusslands« sind Chinas Sache nicht.
- https://www.jungewelt.de/artikel/435181.auf-crashkurs.html

Vielleicht zur allgemeinen Einschätzung von Presse- und Medienberichten aller Art ganz hilfreich zu wissen, was Putin wirklich gesagt hat:

Dokumentiert: Die Putin-Rede zur Teilmobilmachung im Wortlaut