Es grenzt an ein Wunder, dass ein Atomkrieg bisher vermieden werden konnte.
Noam Chomsky
Liebe Leserinnen und Leser
Mir scheint zunehmend, dass die Verantwortlichen von Sinnen sind und die Welt in den Abgrund stürzen wollen. Ein Jahr nach der russischen Invasion in die Ukraine eskaliert der Krieg weiter und droht immer mehr in einen nuklearen Konflikt auszuarten.
Gestern teilte der stellvertretende russische Aussenminister Sergej Rjabkow auf der Abrüstungskonferenz in Genf mit, dass die USA offensichtlich entschlossen seien, wieder Atomtests durchzuführen. Schon im Februar wurde das russische Verteidigungsministerium vom Präsidenten Wladimir Putin angewiesen, sich auf die Durchführung von Atomtests vorzubereiten, falls dies erforderlich sein sollte. Der TASS zufolge wird Russland jedoch nicht das erste Land sein, das solche Tests durchführt.
Wichtig zu wissen ist dabei, dass Russland den Vertrag über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (Comprehensive Nuclear-Test-Ban Treaty – CTBT) unterzeichnet und ratifiziert hat, die USA ihn hingegen nur unterzeichnet haben. Der Vertrag ist nie in Kraft getreten.
Ein Nuklearkrieg zwischen der NATO und Russland würde durch die sogenannte nukleare Teilhabe auch Deutschland involvieren, das selbst keine Atomwaffen besitzt. Denn die USA lagern an verschiedenen deutschen Standorten Atomwaffen, darunter in Büchel. Wie viele es sind, weiss man nicht genau. Der Politikwissenschaftler Frank Sauer schätzte sie am Mittwoch bei «Markus Lanz» allein in Büchel auf «einige wenige Dutzend».
Sauer erläuterte, dass es sich dabei um Bomben des Typs B61 handle, die man nun modernisiere. Und im Falle eines NATO-Krieges würden Piloten der deutschen Luftwaffe sie transportieren und abwerfen.
Der Politikwissenschaftler warnt auch davor, taktische Nuklearwaffen für weniger gefährlich als strategische Nuklearwaffen zu halten. Als Beispiel nennt er eben die B61, bei der die Sprengwirkung mit einem «dial-a-yield» genannten Drehschalter auf vier Stufen von 0,1 Kilotonnen bis um die 40 Kilotonnen eingestellt werden kann. Und 40 Kilotonnen hätten die doppelte Sprengwirkung der Bombe, die Hiroshima zerstörte, so Sauer.
Mit jedem weiteren Kriegstag steigt die Gefahr einer nuklearen Eskalation. Und das Pentagon scheint auf einen längeren Krieg eingestellt zu sein. Wie CNN berichtete, vergab die Behörde schon letzten August Aufträge im Wert von 364 Millionen Dollar an eine Reihe von US-amerikanischen und internationalen Lieferanten von Artilleriemunition. Laut William LaPlante, Unterstaatssekretär im Verteidigungsministerium für Beschaffung und Instandhaltung, ist das langfristige Ziel, in den nächsten zwei bis drei Jahren mehr als 30’000 Schuss pro Monat an die Ukraine zu liefern.
Je länger der Krieg dauert, desto grösser wird auch die Gefahr eines Atomschlags aufgrund einer falsch interpretierten vermeintlichen Bedrohung, wie auch die einer unbeabsichtigten Zündung wegen technischer Defekte. Bis anhin waren wir deswegen schon über 20-mal sehr nahe an einem Nuklearkrieg.
Bundeskanzler Olaf Scholz sieht jedoch weiterhin keine Grundlage für Friedensverhandlungen. Gestern verkündete er in seiner Regierungserklärung, dass sich mit der Waffe an der Schläfe nicht verhandeln lasse. Das klingt mutig, kann sich jedoch unter Umständen als sehr dumm erweisen.
Wenn uns «die da oben» gegen die Wand fahren wollen, müssen wir dagegenstemmen. Die gegenwärtige Friedensbewegung scheint mir noch zu klein, um etwas bewirken zu können. Doch es ist ein Anfang. Ein wichtiger Termin, um ein Zeichen zu setzen für den Frieden und ein Ende der Waffenlieferungen, ist sicherlich der 11. März in Bern. Denn: es reicht!
Und es soll mir bitte niemand vorwerfen, mir wären die Ukrainer egal. Ganz im Gegenteil: Ich will verhindern, dass sie noch mehr leiden müssen und ihr Land weiterhin zerstört wird. Denn viele derjenigen, die durch Waffenlieferungen ihre Solidarität für die Ukraine bekunden, sind sich nicht bewusst, dass die «Kornkammer Europas» für westliche geopolitische Interessen geopfert wird, insbesondere denen der USA.
Herzlich
Konstantin Demeter
Korrigendum in eigener Sache: In seiner ersten Sendung als Redakteur und Moderator der Transition TV-News hatte Christoph Pfluger gestern mitgeteilt, dass die Transition News-Redaktion erst vor anderthalb Wochen vom Weggang des TV-Teams um Regina und Patrick Castelberg erfahren hat. Das ist nicht korrekt, dabei handelt es sich um ein Missverständnis. Die TN-Redaktion wurde vor Monaten darüber informiert, dass das TTV-Team sehr wahrscheinlich Ende Februar weiterziehen würde, wie wir auch schon im Newsletter vom vergangenen Freitag kommuniziert haben. Was erst vor kurzem mitgeteilt wurde, war das definitive Datum der letzten von ihnen ausgestrahlten Sendung.
Die Genossenschaft Transition Media dankt Regina, Patrick und ihrem Team nochmals für ihre Tätigkeit bei Transition TV und wünscht ihnen alles Beste für ihre zukünftigen Projekte.