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Gentrifizierer des Tages: Punks auf Sylt

Das ist ärgerlich. Sie chaotisieren die Promiidylle. Teile des Eilands Sylt sind bereits eingenommen, weitere Landstriche drohen zu fallen. Ohne Schusswechsel, alles schiedlich-friedlich. Der Grund: die Einführung des 9-Euro-Tickets Anfang Juni. Das zieht magisch Pöbel und Gesocks an: Punks (oder je nach Idiom: Punker). Die campieren mittenmang von Westerland, bilden kleine mobile Scharen. Einige der Expeditionisten sind sogar ad hoc sesshaft geworden, an der »Dicken Wilhelmine« etwa. Dem Brunnen mit ihrem Wasserbecken drumherum in der Fußgängerzone. Ideal zum temporären Abkühlen. Und ideal zum manierlichen Schnorren – Urlaubmachen kostet, Touristsein ist nicht gratis.

Wie das halt so ist, die Mehrheitsgesellschaft fühlte sich rasch genervt, forderte Zugangsschranken. Erfolglos. Zäunchen und Mäuerchen um die adipöse Wilhelmine brachten nix, quirlige Punks entdeckten Schlupflöcher. Das stachelte Argwohn und Gegenwehr der Bio-Sylter weiter an. Der kapitalstarke Edelmob engagierte jetzt einen Securitydienst, der von 13 Uhr bis ein Uhr morgens Wache schieben soll, berichtete am Sonntag die Kreiszeitung aus Syke in ihrer Onlineausgabe. Ein Geniestreich sondergleichen. In der Kernzeit also, wenn Punks für gewöhnlich ihr regeneratives Nickerchen halten. Helfen soll auch das: ein Streetworker. Den gibt es aber noch nicht, das Anforderungsprofil soll nicht ohne sein.

Örtliche Gewerbetreibende und Gastwirte quengeln unablässig, wähnen sich am Ende. Die Neuankömmlinge »trinken und trinken und trinken«, sagte ein Gutsherr – und verwechseln ihr neues Refugium mit einem inselgewordenen Urinal. Theatralisch ein anderer: »Was sage ich meinen Kindern? Ist das jetzt das neue Sylt? Menschen, die betrunken auf der Straße liegen?« Warum nicht. Dauersaufen ist schließlich kein Verbrechen. Auf nach Westerland! Oi!
- von Oliver Rast

und dann auch noch das:

Punks auf Sylt und #IchbinArmutsbetroffen | Bosetti will reden!