#anarchismus

fau_dresden@libranet.de

Heraus zum anarchistischen 1. Mai 2024!

Aufruf: dd.fau.org/2024/04/10/heraus-z…
#dd0105 #dresden #anarchismus #1mai #mayday

Wir arbeiten. Tag für Tag, Jahr für Jahr. Egal ob Zuhause, im Betrieb, in Uni oder Ausbildung. Doch dabei ist es für uns nicht nur Arbeit, sondern immer auch ein Kampf.

Wir kämpfen für bessere Lohne, kämpfen gegen patriarchale Verhältnisse in reproduktiver und Carearbeit, kämpfen für sozial gerechte und selbstbestimmte Bildung, kämpfen in einem Staat der Stück für Stück autoritärer und repressiver wird und immer mehr nach rechts rückt.

Kämpfen weil uns nichts anderes mehr bleibt! Es ist wieder soweit. Wie letztes Jahr wollen wir auch dieses Jahr mit Euch zusammen auf die Straße gehen. Verändert hat sich seitdem vieles. Und irgendwie ist es trotzdem immer noch die gleiche Scheiße.

Der Autoritarismus ist auch 2024 weiter auf dem Vormarsch. In Russland, Argentinien, selbst im Dresdner Stadtrat. Alles wird immer schlimmer und ist doch irgendwie schon Normalität. Gleichzeitig erleben wir endlich wirksame Streiks und medial sichtbaren Arbeitskampf.

Und dass, obwohl mit größter Mühe versucht wird diesen Arbeitskampf vor der Bevölkerung zu delegitimieren. Die Reaktion auf die Streiks der GDL sind ein Beispiel für den Versuch eine solidarische Organisierung im Arbeitsalltag zu unterbinden.

Ein anderes Beispiel, wo wir die Ignoranz gegenüber menschlichen Arbeitsbedingungen sehen, ist in unmittelbarer Nähe das Teslawerk in Brandenburg. Neben katastrophalen Arbeitsbedingungen wurde hier unter anderem erfolglos versucht, die Wahl eines Betriebsrates zu unterbinden. Was hier zum Glück nicht gelungen ist, gelingt leider viel zu oft besonders international, in Ländern wo viele in unmenschlichen Arbeitsbedingungen arbeiten müssen.

Die Mehrfach-Ausbeutung von vielen Frauen, Trans*, inter und nicht-binären Menschen, durch eine gesellschaftliche Zuschreibung zur Reproduktions- sowie Carearbeit sowie die Machtverhältnisse im Patriarchat dürfen wir dabei nicht vergessen.

Jene eigentlich größten und wichtigsten Arbeiten sind in dieser Gesellschaft scheiße oder gar nicht bezahlt. Man kann zwar sehen, dass sich mehr Menschen zu einem Feminismus bekennen, doch Handlungen wachsen daraus nicht.

Wir brauchen aber Handlungen! Wir brauchen einen revolutionären und keinen bürgerlichen Feminismus! Schön war es zu sehen wie viele wir beim Feministischen Kampftag am 8.März waren, der Schulstreik, die Kundgebung und die abschließende Demonstration geben Kraft.

Diese müssen wir nutzen denn zeitgleich erstarken Antifeministische und trans*feindliche Bewegungen welche Teil des rechten Kulturkampfes sind und weit in bürgerliche Kreise reichen. Dabei ist das Zuhause einer der zentralen Austragungsorte.

Lasst uns diesen Bewegungen, aber auch den gesellschaftlichen Machtverhältnissen in diesem System, geschlossen den Kampf ansagen! Lasst uns unser Zusammeleben selbstbestimmt und gerecht gestalten und den Kapitalismus und das Patriarchat überwinden!

Wir brauchen gesellschaftliche Gegenmacht! Um diese aufzubauen, müssen wir uns organisieren. Kommt deshalb am 1. Mai mit uns auf die Straße zum Austausch, zur Vernetzung und um deinem Kampf Ausdruck und Sichtbarkeit zu verleihen.

Auch dieses Jahr wird es eine Demonstration mit Abschlusskundgebung geben, wo wir in aller Ruhe zwischen Reden, Lektüre und Leckereien ins Gespräch kommen können. Heraus zum 1. Mai: Wer wenn nicht wir? Wann wenn nicht jetzt?

sascha@loma.ml

Über was bürgerlich denkende Menschen so den Kopf schütteln

Ich war vor zwei, drei Wochen bei einer Kochaktion wo ich fast immer bin. Es war jemand Neues dabei auf dessen Smartphonehülle hinten "EAT THE RICH" stand. Einer der regelmäßigen Teilnehmer der Aktion sprang darauf an und so entspann sich ein kleiner Disput von wegen linker Standpunkte in dem ich auch rein gezogen wurde. Mein flapsiges Proudhon Zitat von wegen "Eigentum ist Diebstahl." passte demjenigen auch nicht, genauso wenig wie das Zitat von Bakunin das ich hinterhergeschoben habe:

"Anarchie ist Sozialismus und Freiheit in einem. Freiheit ohne Sozialismus besteht aus Privilegien und Sozialismus ohne Freiheit bedeutet Gewalt und Unterdrückung."

Ich kann über so begrenzte Horizonte des eigenen Weltbilds nur den Kopf schütteln.

#Gedanken #Bürgerliches-Denken #Sozialismus #Anarchismus #Freiheit #Disput #Sascha #2024-04-06

yazumo@despora.de

Gefunden auf Mastodon


Karl Dietz Verlag Berlin
@karldietzverlag@berlin.social

🖤 Heute 1905 in Marseille gestorben: #LouiseMichel, zentrale Figur der Pariser Kommune. Ihre Bilanz: „Die Commune (…) hätte triumphiert, wenn sie es gewagt hätte, sich der Schätze, die allen gehörten, zu bedienen, um sie für die Allgemeinheit einzusetzen.“ Auf ihrer Beerdigung erweisen ihr mehr als 100.000 Trauernde die letzte Ehre. Florence Hervé hat Leben und Kämpfe der Revolutionärin nachgezeichnet, reich bebildert + ergänzt um viele spannende Texte von & über Michel:

https://dietzberlin.de/produkt/louise-michel-oder-die-liebe-zur-revolution


Is zwar Werbung aber ich denke trotzdem Erwähnenswert.


#pariserkommune #1871 #anarchismus #anarchie #arbeiterInnenbewegung

raven@loma.ml

Herzliche Einladung zum anarchistischen Liedersingen!

Der Sommer ist vorbei und wir wollen ihn feierlich verabschieden. Deshalb nutzen wir das (noch) gute Wetter und sammeln uns am Sonntag den 8.10. um 14:00 Uhr vor der Jesuitenkirche um gemeinsam revolutionäre Lieder aus aller Wellt zu singen, mit Begleitung von Gitarre und Geige. Kommt vorbei wenn ihr Lust habt, bringt auch eure Instrumente, Liedertexte und Stimmen mit und keine Sorge, Talent ist überhaupt keine Voraussetzung.

Neben Spaß und guter Stimmung sammeln wir auch Spenden für die besetzte selbstverwaltete Fabrik Viome, die sich unter akuter Räumungsgefahr befinde

#Anarchismus #Heidelberg #Anarchistisches-Liedersingen #Jesuitenkirche #Sommer #Abschied #Viome #Fytili #2023-10-08 #raven #2023-10-07 @Anarchismus

raven@loma.ml

Anarchismus | Heutiges Offenes Anarchistisches Treffen in Heidelberg

Heute hatten wir wieder das Offene Anarchistische Treffen in Heidelberg. Wir waren dieses Mal im 'Wohnzimmer' des Konvisionärs und es war eine wirklich gute interessante Runde mit interessanten Gesprächen. Ich hoffe das wir dieses Treffen als regelmäßige Veranstaltung etablieren können.

#Anarchismus #OAT #Offenes-Anarchistisches-Treffen #Heidelberg #2023-10-01 @Heidelberg @Anarchismus

raven@loma.ml

Hintergrund | Tsveyfl - Abschlussvortrag: Was bleibt vom Anarchismus?

Der Anarchismus als historische Bewegung ist gescheitert. Er ist aufgestanden, hat weiter gekämpft und ist wieder gescheitert. Es ist leicht, heutige AnarchistInnen als lebenden Anachronismus, als Kuriosum auf Beinen oder moderne Don Quijotes zu betrachten. Menschen, die nichts aus der Vergangenheit gelernt haben, gestrigen Theorien anhängen und gegen Windmühlen ankämpfen.

Diese Einschätzung verbindet zwei einander sonst antagonistisch gegenüberstehende Perspektiven; die eine hat sich bereits mit der falsch eingerichteten Welt arrangiert, wurde von der Macht des falschen Scheins kapitalistischer Ideologie und Reklame überwältigt – und kann nicht einmal mehr denken, dass es anders sein könnte; die andere verwirft ihn als naiv und individualistisch, sie will zwar das bessere Morgen, kann es aber nur als gelenkte, geleitete Bewegung denken – sie traut den Menschen, für deren Befreiung sie eintreten will, nicht über den Weg.

Dass die anarchistische Geschichte eine des Scheiterns ist, und AnarchistInnen dazu neigen ihren Mythen nachzuhängen, mithin in der Vergangenheit zu leben, ist unbestreitbar. Aber die Notwendigkeit der Revolution ist größer denn je und der Anarchismus liefert die praktische Antwort auf die Frage nach der Alternative zur falsch eingerichteten Welt. Und dass seine Geschichte eine des Scheiterns ist, heißt auch, dass man aus ihr lernen kann – nicht zuletzt, wie Menschen mit Macht tausendfach über Leichen gehen, um diese Macht zu erhalten.

Wie der Marxismus hat der Anarchismus seine Wurzeln im Liberalismus, um genau zu sein in der Enttäuschung über die nicht eingelösten Versprechen des Liberalismus. Mit Blick auf das Verhältnis von negativer und positiver Freiheit hat der Anarchismus immer auch die Relevanz negativer Freiheit betont, während der Marxismus stärker auf positive Freiheit abhebt. Wegen dieses Fokusses haben sich auch individualistische und reaktionäre Tendenzen ausbilden können, nichtsdestoweniger ist der Anarchismus ebenso wie der Marxismus aus und im Umfeld der sozialistischen ArbeiterInnenbewegung entstanden. Dabei ist es das vermeintlich zu positive Menschenbild, das ihm den Ruf der Naivität eingebracht hat – drängt sich die Frage auf, für wen man denn diese Revolution machen sollte, wenn man ein schlechtes Bild vom Menschen hat?

Der Anarchismus bezieht seine Ideen durchaus aus unterschiedlichen theoretischen Richtungen, die nicht immer völlig im Einklang miteinander stehen. Eine gelungene Vermittlung kann uns jedoch ein theoretisches Verständnis davon geben, wie eine Welt errichtet werden kann, in der das Individuum nicht dem Kollektiv untergeordnet und umgekehrt das Kollektiv nicht nivelliert wird.

Wie dieses Verständnis aussehen kann, darüber streitet die Redaktion Tsveyfl.

https://www.youtube.com/watch?v=rJI0wTYtr1E

#Hintergrund #Anarchismus #Bestandsaufnahme #Perspektiven #Tsveyfl #Kantine-Sabot #2023-08-20 @Anarchismus

raven@loma.ml

Hintergrund | Jonathan Eibisch - Der real-existierende Anarchismus. Eine Bestandsaufnahme

Gerade in der BRD hatte und hat der Anarchismus einen schweren Stand. Dies zeigt sich an der überschaubaren Anzahl von Gruppen und Einzelpersonen, welche sich aktiv zu ihm bekennen, ebenso wie an der verbreiteten Unkenntnis anarchistischer Theorie selbst in linken Szenen. Die Gründe dafür liegen in seiner unterbrochenen Geschichte, in der traditionellen Dominanz parteikommunistischen Denkens, den Vorurteilen über den Anarchismus, aber auch an dessen Organisationsschwierigkeiten.

Dagegen wird ungefähr einmal pro Jahrzehnt erneut postuliert, dass der Anarchismus im Aufschwung wäre. Er reitet auf den Wellen sozialer Bewegungen im Nachgang der 68er-Bewegung, über die Anti-Globalisierungsbewegung bis hin zu zeitgenössischen feministischen, antirassistischen und Klimagerechtigkeitsbewegungen.

Wie kann diese merkwürdige Gleichzeitigkeit von Marginalität und Popularität anarchistischer Gruppierungen und Perspektiven erklärt werden? In welchen sozialen Bewegungen waren Anarchist*innen in den letzten Jahren aktiv? Vor welchen Herausforderungen steht der real-existierende Anarchismus im Hier&Jetzt? Und welche Bedeutung und Potenzial kann er realistischerweise im 21. Jahrhundert gewinnen?

https://www.youtube.com/watch?v=5HW89bvvWvc

#Hintergrund #Anarchismus #Bestandsaufnahme #Perspektiven #Jonathan-Eibisch #Kantine-Sabot #2023-08-20 @Anarchismus

raven@loma.ml

Hintergrund | Lucien van der Walt - Anarchism and revolutionary syndicalism in Africa

This talk will provide an overview the two main phases of anarchism and revolutionary syndicalism in Africa. The focus will be on southern Africa, and North Africa, but there will be some mention of developments in the eastern and western regions. Tracing the African history of the anarchist/ syndicalist current from the 1860s onwards, it will pay close attention to how it was shaped by the larger context as well as by specific national and regional dynamics. The first phase, from the 1860s-1930s, developed against the larger backdrop of Western colonial expansion, and an early epoch of globalisation; the second phase, from the 1990s onwards, started in the wave of struggles against authoritarian African regimes, and the onset of neo-liberal globalisation.

The talk will outline some of the major themes in the history of the movement and some of the most significant developments. It will pay close attention to its engagements with popular, especially working-class, movements, how it dealt with issues of imperialism, race, and nation – and the different positions taken over time on the issue of whether earlier African cultures had libertarian or anarchistic elements. Countries mentioned include Algeria, Angola, Egypt, Kenya, Lesotho, Mozambique, Namibia, Nigeria, Sierra Leone, Swaziland (eSwatini), Tunisia, Zambia, and Zimbabwe.

https://www.youtube.com/watch?v=kE6L0cPnn24

#Hintergrund #englisch #Afrika #Anarchismus #Syndicalismus #Lucien-van-der-Walt #Kantina-Sabot #2023-08-20 @Anarchismus

raven@loma.ml

Hintergrund | Heide Gerstenberger - Materialistische Staatskritik

Karl Marx hat keine Theorie des Staates ausgearbeitet. Die von Friedrich Engels formulierte Erklärung, dass die Spaltung von Gesellschaften in Klassen die Entstehung gesonderter Herrschaftsapparate notwendig gemacht habe, war in den sozialistischen Debatten des 19. Jahrhunderts gegenwärtig. Im Marxismus-Leninismus wurde sie politisch sanktioniert. Während dieser überhistorische Gesetze für die Entwicklung der Menschheit unterstellte, sind Marxistinnen und Marxisten seit den 1920er Jahren zunehmend bestrebt, die historisch besonderen Merkmale kapitalistischer Staatsgewalt zu erfassen. Die seither entwickelten Konzeptionen unterscheiden sich zwar erheblich voneinander, beziehen sich aber alle auf die Staatsgewalt in Gesellschaften, in denen Kapitalismus schon lange dominant ist. Für die Analyse der besonderen Merkmale postkolonialer und postsowjetischer Staatsgewalt gibt es bislang kaum historisch-materialistische Ansätze.

https://www.youtube.com/watch?v=3yxZU3GiC_4

#Hintergrund #Staat #Staatlichkeit #Materialistische-Staatskritik #Staatstheorie #Kommunismus #Marxismus #Anarchismus #Heide-Gerstenberger #2023-08-20 @Anarchismus

raven@loma.ml

Hintergrund | Antje Schrupp - Kommunismus, Anarchismus und Feminismus in der Pariser Kommune

Die Etikettierung verschiedener Strömungen der Arbeiterinnenbewegung als Anarchismus oder Kommunismus war zur Zeit der Pariser Kommune (März-Mai 1871) noch nicht üblich. Dennoch spielten die Themen, die zu einer Spaltung der Ersten Internationale in einen “marxistischen” und einen “bakunistischen” Teil führten, auch in diesen Wochen bereits eine Rolle und wurden auf eine konkrete Bewährungsprobe in dieser politischen Ausnahmesituation gestellt.

Der Vortrag zeigt diese Debatten am Beispiel der unterschiedlichen Aktivitäten von Frauen in der Pariser Kommune auf etwa der Kontroversen zwischen der eher “marxistisch” orientierten Union des Femmes unter der Führung von Elisabeth Dmitrieff und des eher “anarchistisch” geprägte Widerstandskomitees Montmartre, wo Persönlichkeiten wie die Schriftstellerin André Léo oder die Aktivistin Paule Minck aktiv waren. Heiligt der Zweck die Mittel? Auf welche Weise sind feministische und sozialistische Argumentationen verbunden (oder auch nicht)? Warum wandte sich Louise Michel nach den Erfahrungen der Kommune von der Machtpolitik ab und dem Anarchismus zu? Am Beispiel der Pariser Kommune wo die Konfliktlinien zwischen widerstreitenden Strategien der Arbeiterinnenbewegung verliefen.

https://www.youtube.com/watch?v=SGRNRQMF40s

#Hintergrund #Pariser-Kommune #Anarchismus #Kommunismus #Feminismus #ArbeiterInnenbewegungen #Antje-Schrupp #Kantine-Sabot #2023-08-20 @Anarchismus

raven@loma.ml

Hintergrund | Vera Bianchi - Anarchafeminismus

In der Zwischenkriegszeit gründeten sowohl in Deutschland als auch in Spanien Anarchistinnen eigene Frauenorganisationen mit vielen Ortsgruppen: in Deutschland 1920 den Syndikalistischen Frauenbund, in Spanien kurz vor Beginn des Spanischen Bürgerkriegs 1936 die Mujeres Libres (Freie Frauen).

Diese beiden Gruppen werden zunächst vorgestellt. Danach wird auf den Anarchafeminismus in den 1970ern eingegangen. Auch heute sind die Gründe für eine anarchafeministische Bewegung noch aktuell. Warum eine Verbindung dieser beiden Kämpfe – anarchistisch und feministisch – heute noch so wichtig ist und welche emanzipatorischen Impulse durch Intersektionalität (Wechselwirkung verschiedener Herrschafts- bzw. Unterdrückungskategorien) sowie den Blick über den eurozentrischen Tellerrand gewonnen werden, können wir im Anschluss gemeinsam diskutieren.

https://www.youtube.com/watch?v=UsxvaC_31qI

#Hintergrund #Frauen #Anarchismus #Anarchafeminismus #Historie #Vera-Bianchi #Kantine-Sabot #2023-08-20 @Anarchismus

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

#politik #krieg #ukraine #russland #nato #verbündete #anarchismus #libertäre #nationalismus #geschichtsrevisionismus #russophobie #märtyrer

Ukraine-Krieg: »Wir kämpfen gegen denselben Feind«

Die militarisierte linke Ukraine-Solidarität steckt im faschistischen Sumpf und bläst zum Angriff auf ihre Kritiker (Von Susann Witt-Stahl)

»Antiautoritäre« Organisationen stießen in den vergangenen Wochen wüste Drohungen aus. Die Objekte des Furor Anarchicus sind »autoritäre Kommunist*innen« wie junge Welt, die »langsam mal ein fühlbares Kontra bekommen« müssten: »Zeitungsverteiler raus aus den Demos!«, wurde auf »Kontrapolis«-Debattenseite für »revolutionäre Kämpfe« in Berlin verlangt. Mobil gemacht hat das internationale Unterstützerumfeld der militarisierten linken Ukraine-Solidarität (zu der Gruppen wie »Radical Aid Force«, »Good Night Imperial Pride« und »Solidarity Collectives« gehören) nach kritischen Berichten von jW und dem italienischen Medienkollektiv Voxkomm über den Dienst von vor einigen Monaten gefallenen Antifaschisten in Nazieinheiten der ukrainischen Streitkräfte. Der Ex-Vice-Reporter und Propagandist des militärisch-anarchistischen Komplexes Jake Hanrahan postete auf seinem »Popular Front«-Kanal ein Porträtfoto des jW-Chefredakteurs mit der Aufforderung: »Halt dein verdammtes Maul!« Und die Gruppe »Eco Platform« verkündete im Namen »der anarchistischen Bewegung«: »Denkt dran – wir werden uns rächen.«

Das »Resistance Committee«, Koordinationsgremium für den bereits aufgelösten »antiautoritären Zug« und andere libertäre Einheiten in der Territorialverteidigung, hat »politische Betrüger« angeprangert, die ihren getöteten Genossen falsche »Taten und Motive« unterstellt haben sollen, und die Namen angeblich von Rufschädigung Betroffener veröffentlicht: Darunter finden sich der russische Anarchist Sergej »Rubin« Petrowitschew und der ukrainische Soldat Jurij »Janiw« Samoilenko, Kommandeur des »Resistance Committee«. Ebenso Dmitri »Ilja Leschi« Petrow aus Moskau, Mitgründer der »anarcho-kommunistischen« Sabotagekampforganisation BOAK, der vorher unter anderem der ukrainischen 95. Luftlandesturmbrigade angehört hatte, Cooper »Harris« Andrews, ehemaliger US-Marine, der auch bei »Popular Front« mitgearbeitet hat, sowie der irische Ex-YPG-Kämpfer Finbar »Chia« Cafferkey. »Sie sind bis zu ihrem Tod überzeugte Antifaschisten und Anarchisten geblieben«, versicherte das »Resistance Committee«.

Vertuschte Tatsachen

Das ist allein schon in dem Fall Petrowitschew eine abenteuerliche Behauptung. Petrowitschew bewegte sich im Umfeld des Nazis und Gründers des aus Deutschland von der Partei »III. Weg« unterstützten »Russischen Freiwilligenkorps« Denis »White Rex« Kapustin, wie jW bereits in der Ausgabe vom 17. Juni berichtet hatte. Er hat auch in dem Freiwilligenbataillon der faschistischen Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) gedient. Die OUN war in den 1940er Jahren sowohl mit dem militärischen Arm ihres Bandera-Flügels, Ukrainische Aufständische Armee (UPA), als auch in Einheiten der deutschen Waffen-SS und Wehrmacht am Völkermord an den Juden und anderen Verbrechen gegen die Menschheit beteiligt. Ihr »Freund« Petrowitschew sei im Kampf gegen die »verfluchten Raschisten« ums Leben gekommen und »bis zuletzt dem Eid der OUN treu geblieben«, verlautbarte das Nazibataillon am 8. September 2022 auf seinem Facebook-Kanal. Diese Angaben werden durch von ihm selbst gepostete Fotos gestützt, auf denen Petrowitschew OUN- und UPA-Insignien präsentiert. Er hatte auch 2018 in einem Interview mit der ukrainischen Nachrichtenagentur UNIAN berichtet, dass er sich an der sogenannten Antiterroroperation gegen die aufständische Bevölkerung in der Donbassregion beteiligt und 2015 dem OUN-Bataillon angeschlossen hatte. »Ich sage immer, dass ›Russe‹ ein schlechtes Wort ist – ein Analogon des ›Sowjetmenschen‹«, so Petrowitschew, der vorher dem 2014 wegen Plünderungen aufgelösten Nazisonderbataillon »Schachtarsk« angehört hatte.

Vertuscht haben linke Ukraine-Solidarisierer auch unangenehme Tatsachen über Jurij Samoilenko, der am 10. September 2022 in Balaklija im Nordosten der Ukraine nach einem Bauchschuss starb. In einer auf »Indymedia« und anarchistischefoederation.de verbreiteten »Richtigstellung« wird der ehemalige Anführer der Antifahooligangruppe »Hoods Hoods Klan« als »Held und Kämpfer für eine herrschaftsfreie Welt« verehrt. Hanrahan findet sogar, Samoilenko sei »ein Antifaschist der alten Schule« gewesen. Was von allen verschwiegen wird: Samoilenko war vor allem Kompaniechef und Vizekommandeur des 6. Bataillons des ukrainischen Freiwilligenkorps »Rechter Sektor«, wie einer an Präsident Wolodimir Selenskij gerichteten Petition seiner Witwe für eine posthume Verleihung des Titels »Held der Ukraine« an ihn zu entnehmen ist. Samoilenko habe 2016 die Offizierslaufbahn eingeschlagen, so seine Frau. »Er widmete sein Leben dem Militärdienst.« Offenbar auch den Stellvertreterkriegsherrn: Auf einem Foto posierten er und einige Kameraden mit dem Sternenbanner der USA.

Besonders wütende Reaktionen von militanten Ukraine-Solidarisierern gab es, nachdem Voxkomm und jW aus einem Nachruf von Dmitro Kortschinskij, Gründer der ebenso christlich-fundamentalistischen wie faschistischen Organisation »Bratstwo« (Bruderschaft), für die am 19. April 2023 bei Bachmut gefallenen Kämpfer Petrow, Andrews und Cafferkey zitiert hatten. Kortschinskij, zu dem auch Petrowitschew Verbindungen unterhielt, hatte erklärt, dass sie Angehörige des »Bratstwo«-Bataillon gewesen seien und dort »den Glauben zu respektieren und Gott zu lieben gelernt« hätten. Die jW wurde der »Lüge« und »Manipulation« bezichtigt. »Sie waren nicht bei Bratstwo und hatten auch nichts damit zu tun«, hatte Jake Hanrahan bereits im Mai behauptet.

Dieser Aussage wiederum wurde Hanrahan aus dem eigenen Lager Lügen gestraft: Petrow, Andrews und Cafferkey seien »tatsächlich mit Angehörigen von Bratstwo« in Bachmut gewesen, räumte das »Resistance Committee« am 8. Juli schließlich ein. Die drei seien aber nicht Mitglieder der »Bruderschaft« geworden; sie hätten lediglich auf Anordnung von »Kommandeuren der Armee« mit ihrem Bataillon trainiert und seien mit ihm in den Kampf gezogen. Die Schilderung ihrer ukrainischen Kameradin »Jenot« (Waschbär), die sich ihnen angeschlossen hatte, in einem Artikel der Irish Times, in dem sich auch lobende Worte ihres »Bratstwo«-Ausbilders finden, klingt jedoch nach einer freiwilligen Kooperation mit dem Gotteskriegerbataillon: »Wir haben alle beschlossen, dass wir ein paar Wochen mit diesen Jungs verbringen können, weil wir ein größeres Ziel haben, und danach können wir etwas eigenes starten.« Laut der von Pussy-Riot-Aktivistinnen gegründeten Website zona.media hat Dmitri Petrow, der auch Rojava-Aktivist war, einem Genossen, der das »nicht für die beste Idee« hielt, mit einem Zitat des tschetschenischen Sängers Timur Mutsurajew – ein Islamist, der zum heiligen Krieg gegen den »roten Satan« aufgerufen hat – geantwortet: »Im Koran steht eindeutig, dass der Dschihad Pflicht ist.«

Infernaler Pakt

»Es hat jeden Tag Dinge gegeben, die uns nicht gefielen, ihre Symbole und Lieder zum Beispiel«, berichtete »Jenot« von ihren Erfahrungen im Bataillon der »Bruderschaft«. Dass zu den nicht so gefälligen »Dingen« auch Insignien des Hitlerfaschismus gehören – »Bratstwo«-Milizionäre halten auch gern einmal eine Hakenkreuzfahne in die Kamera –, tat der guten Sache des »antifaschistischen Widerstands« gegen die »aus dem Nationalsozialismus und Bolschewismus hervorgegangene Monstrosität«, wie das »Resistance Committee« die russische Welt nennt, keinen Abbruch. Für »Jenot« war »im großen und ganzen alles in Ordnung«.

Und so können militante »Antiautoritäre« auch Meldungen von Terrorangriffen von Nazis auf die Zivilbevölkerung als frohe Botschaft verstehen: »Der Überfall gestern in der Region Belgorod löste Jubel unter Ukrainern, Belarussen und Russen aus, die kritisch gegenüber der postsowjetischen Tyrannei sind. Auch wenn die Ansichten des Russischen Freiwilligenkorps, das teilgenommen hat, für sie inakzeptabel sind«, erklärte BOAK am 23. Mai. »Diese gemeinsame Freude lässt die Hoffnung nicht schwinden, dass die Freundschaft und Solidarität zwischen den Völkern – für die unser Genosse Dima Petrow sein Leben gegeben hat – letztlich erhalten und gestärkt wird.«

Wie etwa eine Videoreportage des ND zeigt, finden auch andere pro­imperiale Libertäre, dass Faschisten nicht nur schlecht sind: »Ich kenne eine Menge queere Leute da«, wusste die mit »Radical Aid Force« befreundete Anarchokriegerin »Fancy« Nettes über das »Asow«-Regiment zu erzählen, das jüngst – wie der »Rechte Sektor« auch – den 80. Geburtstag der Waffen-SS-Division »Galizien« gefeiert hat.

Was die Nazis seit jeher propagieren, befällt als fataler Irrtum geschichtsvergessene »progressive Linke«, die den unauflösbaren Widerspruch verkörpern, »Revolutionäre« sein zu wollen und Rekruten des Stellvertreterkriegs der NATO zu sein: Es ist längst nicht mehr die Solidarität der Verdammten dieser Erde – es ist der emphatische Hass auf die »Moskals«, den sie als Zärtlichkeit der Völker begreifen. Dass manche »Antiautoritäre« sich längst die Volksgemeinschaftsideologie derer zu eigen gemacht haben, die heute wie damals als Todesschwadronen des Imperialismus fungieren, zeigt der Versuch »Jenots«, ihren infernalen Pakt mit den Nazis (der faktisch eine Kapitulation ist) zur rettenden Einheitsfront zu rationalisieren: »Wir standen auf derselben Seite und kämpften gegen denselben Feind.«

Hintergrund: Anarchisten gegen faule Kompromisse

Die mehr als hundert militarisierten Libertären, die in den ukrainischen Streitkräften gegen Russland kämpfen, werden in der Kriegspropaganda des westlichen Medienestablishments an vorderster Front gegen das Friedenslager in Stellung gebracht. Anarchisten, die ebenfalls gegen die russische Besatzung aufbegehren, aber an ihrer antikapitalistischen und antimilitaristischen Tradition festhalten wollen, haben es schwer. Sie seien permanent Versuchen auch aus der eigenen Bewegung ausgesetzt, »niedergeschrien und an den Rand gedrängt« zu werden, heißt es in einer Erklärung »einiger Anarchisten aus der mitteleuropäischen Region« vom Januar 2023. Vor allem, wenn sie sich gegen den Pakt proimperialer Linker mit Nazis und die Integration in den NATO-Konsens aussprechen.

Das gilt für die »sozial-revolutionäre« Gruppe »Pramen« (Strahl) aus Belarus, die »militärischen Widerstand« nicht grundsätzlich ablehnt. Sie kritisiert aber die »vielen Genossen«, die sich Einheiten mit »nicht einmal mehr liberalen politischen Visionen« angeschlossen haben und »sich positiv über die Angriffe« des nazistischen »Russischen Freiwilligenkorps« »auf von Putin kontrolliertes Gebiet« äußern. Solche »guten Russen«, erinnert »Pramen«, hätten auch »Migranten im Kampf für die Reinheit der russischen Nation getötet«. Prinzipiell gegen den Militärdienst für die Ukraine positioniert sich die russische Sektion der »Internationalen Arbeiterassoziation«: Leute, die sich rekrutieren lassen und »sich Anarchisten nennen«, seien einfach »Futter für das Kapital« und hätten die Funktion, »nationalistische und militaristische Gefühle in der Bevölkerung zu stärken«.

Anarchisten aus Oakland, San Francisco, New York und Pittsburgh verweisen auf Folgen einer Orientierung am »liberalen Gewissen« statt an »den Bedingungen des globalen Klassenkampfs«: Es sei bezeichnend, dass Anarchisten, die diesen Irrweg gegangen seien, »die sich vertiefende Zusammenarbeit zwischen dem ukrainischen Staat und der NATO, einem Instrument des US-Imperialismus, als Teil eines ›Verteidigungskrieges‹« betrachten, die Kooperation der »Separatisten« im Donbass mit Russland hingegen als »imperialistische Aggression« verurteilen würden.

Die ukrainische Gruppe »Assembly« meint, einige dieser Linken seien längst »dazu geneigt, den Staat vor anarchistischen Angriffen zu schützen«, und bescheinigt ihnen eine »schizophrene Exotik«. Ähnlich der Anarchokommunist Alexander Pawlow* (Name redaktionell geändert), der seit 1996 in verschiedenen Organisationen in der Südukraine aktiv ist. Allein die »faulen Kompromisse« der proimperialen Anarchisten mit den Nazis würden zeigen, dass sie ein »schwach entwickeltes politisches Bewusstsein« haben und »nur sehen, was sie sehen wollen«, sagt er im Gespräch mit jW. »Sie kämpfen gegen Windmühlen.« (sws)

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

#politik #krieg #ukraine #russland #nato #anarchismus #naionalismus #kriegsrecht #diktate

Versammlungen sind verboten, die meisten unserer Aktivisten in der gesamten Ukraine haben sich entschieden, sich nicht öffentlich als Anarchisten erkennen zu geben. Wenn man hier in der Ukraine etwas sagt, das nicht mit dem offiziellen Narrativ übereinstimmt, wird einem schnell vorgeworfen, Putin in die Hände zu spielen. Und so ein Vorwurf ist sehr gefährlich. Ich weiß, wovon ich rede, war selbst Überfällen von Rechtsradikalen ausgesetzt.

raven@anonsys.net

Video | Strömungen, Kontroversen und Paradoxien im Anarchismus

Der Anarchismus ist äußerst plural, was sich in seinen verschiedenen Strömungen, anhaltenden Kontroversen und paradoxen Denkweisen zeigt. Thema des Vortrags ist, wie diese unglaubliche Vielfalt erklärt und in einen Zusammenhang gebracht werden kann.

Der Anarchismus ist in sich äußerst plural. So gibt es neben anarchistischen Individualismus, Kommunismus und Syndikalismus noch weitere Strömungen und Traditionen in ihm. Weiterhin bestehen unter Anarchist*innen teilweise sehr unterschiedliche Ansichten darüber, wie Selbst- und Gesellschaftsveränderung im Zusammenhang stehen, wann Gewaltanwendung legitim ist, wie mit Entfremdung umgegangen werden kann und was Natur und Technik eigentlich sind. Außerdem finden sich im anarchistischen Denken zahlreiche Paradoxien. Sie kommen beispielsweise in den Konzepten von Zwischenraum, direkte Aktion, konkrete Utopie oder soziale Revolution zum Ausdruck. Thema des Vortrags ist, wie diese unglaubliche Vielfalt erklärt und in einen Zusammenhang gebracht werden kann... (weiter)

#Video #Anarchismus #Strömungen #Kontroversen #Paradoxien #Theorie #Praxis #2023-07-23 @Anarchismus