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"Wem gehört was? Wer macht was? Wer bekommt was? Wer gewinnt und wer verliert? Wessen Interessen werden bedient?"
Europas Staatschefs nutzen die Klimakrise als Gelegenheit, ihren kolonialen Einfluss auf Afrika auszuweiten. Unter dem Vorwand, dass “wir alle” gegen einen “gemeinsamen Feind” kämpfen, fördern sie “saubere Technologie”-Projekte, die nicht nur die Ungleichheiten zwischen Nord und Süd reproduzieren, sondern zudem die Klimakrise anheizen...
- Das hier ist nur die Schlusssequenz eines langen, aber sehr informativen Artikels der u.a. genauer au die Situation in Marokko und der besetzten Westsahara eingeht. Sehr lesenswert das Ganze!
...Die meisten Beiträge zu Nachhaltigkeit, Energiewende und Umweltfragen in Nordafrika werden von internationalen neoliberalen Institutionen und Denkfabriken dominiert und lassen Fragen der Klasse, der Rasse, des Geschlechts, der Macht oder der Kolonialgeschichte außer Acht. In allen Fällen werden die einfachen Menschen und die arbeitenden Armen von jeder Strategie ausgeschlossen und als ineffizient, rückständig und unvernünftig dargestellt. Die Menschen in Nordafrika, deren Leben am stärksten von der Klima- und Umweltkrise (und den ungerechten, von oben verordneten Maßnahmen zu ihrer Bewältigung) betroffen sein wird, sind Kleinbauern und -bäuerinnen, Kleinfischer und -fischerinnen, Viehzüchter und -züchterinnen (deren Weideland für den Bau von Mega-Solarkraftwerken und Windkraftanlagen in Beschlag genommen wird), Arbeiter und Arbeiterinnen in der fossilen Brennstoffindustrie und im Bergbau, informelle Arbeiter und Arbeiterinnen und die verarmten Klassen.
Aber sie werden an den Rand gedrängt und daran gehindert, ihre Zukunft zu gestalten. Ein gerechter Übergang muss unser globales Wirtschaftssystem, das auf sozialer, ökologischer und sogar biologischer Ebene untauglich ist (wie die COVID-19-Pandemie zeigt), grundlegend umgestalten und entkolonialisieren.
Im Zusammenhang mit den globalen Diskussionen um Klimagerechtigkeit müssen wir immer wieder fragen: Wem gehört was? Wer macht was? Wer bekommt was? Wer gewinnt und wer verliert? Wessen Interessen werden bedient? Das Gerede über Nachhaltigkeit und “grüne” Übergänge darf keine glänzende Fassade für neokoloniale Pläne der Ausbeutung und Herrschaft sein.
- von Hamza Hamouchene (Wissenschaftler, Aktivist und Journalist)
Vollständiger Artikel: https://berlinergazette.de/europas-energiebeduerfnisse-gruener-kolonialismus-und-green-grabbing-in-nordafrika/