#radverkehrspolitik

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ADAC ruft zum Fahrradfahren auf

lautet eine Schlagzeile, die mich heute früj beim schnellen Überfliegen des ehemaligen Nachrichtenblattes ansprang. Der Artikel ist illustriert mit dem Foto eines Blutstreifens, wie sie als #Radinfrastruktur leider auch von Leuten propagiert werden, die sich für Radverkehrsaktivisten halten - ein über eine Einmündung führender #Radweg, der neben dem Gehweg gut versteckt hinter einer Reihe von am Straßenrand parkende Autos geführt ist, wie geschaffen dafür, lebensgefährliche Querungs- und Abbiegeunfälle zu verursachen und last but not least, das Radfahren im Gegensatz zum Fahren auf der Fahrbahn auch unnötig ausbremsen.


Relevanten Inhalt hat der Artikel ansonsten nicht, also habe ich auf der Leitseite weitergelesen.

Startseite > Mobilität > Elektroautos > Rivian R1T: Dieser Pick-up beschleunigt schneller als ein Porsche

"Eine Spritztour mit dem Koloss zeigt, wie der E-Antrieb das Segment in ein neues Zeitalter katapultiert. "


Startseite > Mobilität > Tempolimit > Tempolimit auf der Autobahn: Wird das Tempolimit überschätzt?

"Sicherer werden die Straßen damit aber nicht unbedingt."

Geschicktes Spiel mit Worten: Autobahnen sind keine normalen Straßen, sondern abgeschlossene, überdimensionierte, kreuzungsfreie überregionale Fahrbahnen für eine privilegierte Fahrzeuggruppe. Ein Tempolimit dort soll nicht der Sicherheit der Autofahrer dienen, sondern dem Klimaschutz. Und/oder die Autofahrer ("uns") von der Abhängigkeit von russischem Erdöl befreien. Und natürlich wird ein wirksames Tempolimit auch der Gesundheit und so auch der Sicherheit derjenigen dienen, die in Hörweite einer Autobahn wohnen oder arbeiten. "Wirksam" hieße hier: nicht bloß Tempo 130, welches dann eh nicht durchgesetzt wird.

Der Nachrichtencharakter in Artikeln des ehemaligen Nachrichtenblattes wird überschätzt. Tatsächlich sind es nur unwesentlich umformulierte Pressemitteilungen von Wirtschaftsunternehmen oder deren Interessenverbänden, die deren Agenda, excuse the pun, widerspiegeln.


Das ist also der Kontext, in dem dieser Aufruf des ADAC steht, von dem der Spiegel hier berichtete. Es ist anzunehmen, dass sowohl dem Spiegel als auch dem Autoren dieses Aufrufs klar ist, dass dieser Aufruf eine Luftnummer ist. Ernsthaft: wer die fünfhundert Meter zum Bäcker nicht eh schon mit dem Rad fährt, einfach weil das bequemer ist, wird sich durch solche Aufrufe auch nicht dazu motivieren lassen oder es nach den ersten paar Versuchen auch wieder bleiben lassen.

Startseite > Wirtschaft > Verbraucher & Service > ADAC > ADAC ruft zum Fahrradfahren auf

"Langsamer fahren, radeln oder zu Fuß gehen ..."

Der Artikel ist tendenziös, schon die ersten sieben Worte in ihrer Reihung sind entlarvend: Radeln (nicht etwa "Fahrrad fahren" oder "Radfahren", ein bißchen Verniedlichung muss schon dabei sein), der Gebrauch eines Fahrrades als Transportmittel liegt nach Ansicht des Autors dieser Formlierung irgendwo auf der Achse zwischen "Langsam fahren" und "zu Fuß gehen".

Mit "Es sei auch möglich, »zum Bäcker mit dem Fahrrad anstatt mit dem SUV« zu fahren." läßt sich die Tendenz des Artikel gut zusammenfassen: die Reduktion eines leistungsfähigen Verkehrsmittels auf ein Fahrzeug, mit dem man zum Bäcker fahren kann, wenn man zu faul zum Laufen ist. Muß ich erklären, warum das komplett am hier genannten Problem (Abhängigkeit von russischem Öl) vorbeigeht?

#nachrichtenblatt #spiegel #fahrrad #radfahren #radverkehrspolitik #lobbyismus #verkehrspolitik #wesbrotichess #klimawandel #ölkrise

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Kirchturmpolitik im Gewand der Wissenschaft

Wohnen Sie in Kiel?

[x] Nein

"Und tschüss!"*

Was gefragt ist, bleibt allen, die nicht vorsorglich eine falsche Antwort geben, verborgen. Die Mühe, mit einer anderen IP noch mal reinzuschauen, mache ich mir nicht. Denn bereits dieser Umstand liefert eine Schieflage, um die eventuellen Schlussfolgerungen aus so einer Umfrage kritisch zu sehen. Denn die Prämisse, die hier hineingesteckt wird, besteht in der Annahme, dass für die Beurteilung von innerörtlicher "Fahrradinfrastruktur", wie Eindämmungsmaßnahmen gegen Radverkehr euphemistisch meist genannt werden, nur Radfahrende zählen, die in der betreffenden Ortschaft wohnen. Also beispielsweise nicht ausserhalb wohnen und auf dem Weg zur Arbeit mit dem Rad dort nur hin- oder sogar nur hindurchfahren. Verstärkt wie der Bias dadurch, dass Kiel wie viele niederländische "Modellstädte" auch, an der Küste im Flachland liegt, wass die Erreichbarkeit mit Landfahrzeugen erschwert, weiträumigen Radverkehr also unattraktiver macht und Kurzstreckenfahrten auch von ungeübten Radfahrern fördert.

#radverkehrspolitik #verkehrspolitik #radfahren #fahrrad #kiel #mehrplatzfürsrad

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Zwei bis maximal fünf Kilometer mit dem Fahrrad? Echt jetzt?

Über diese Grafik bin ich bei einer anderen Gelegenheit gestolpert. Ich finde sie absonderlich.

Zwei Fragen: Fühlt sich jemand von dieser Grafik konkret angesprochen und falls ja, in welcher Weise? Zweite Frage: was ist euer Spektrum an mit dem Fahrrad zurückgelegten Distanzen? Siehe die angehängte Umfrage.

Mich interessiert eine realistische Obergrenze. Entgegen der Grafik dürfte die Untergrenze bei den meisten Menschen bei ein paar hundert Metern liegen. Wenn ich vom zentral gelegenen Markt zehn Kilo Kartoffeln hertransportieren möchte, dann nehme ich dafür selbstverständlich das Hollandrad mit den großen Packtaschen, auch wenn der nur ca. einen Kilometer entfernt ist. Meine Frau nimmt meist das Fahrrad, um im weniger als 500 m entfernten Supermarkt einzukaufen. Das Rad ist hier nicht eine Alternative zum Laufen, sondern die Alternative zum Tragen. Oder, je nach Sichtweise, zum Autofahren. Erst recht in Pandemiezeiten, wenn man möglichst wenig Zeit in einem Laden verbringen will, also pro Einkauf mehr zu transportieren hat.

Man kann aber auch Distanzen >100 km mit dem Fahrrad zurücklegen, meine Kinder machen das gelegentlich, mal zum Vergnügen, manchmal aber auch, weil es die bessere Alternative und eine Notwendigkeit ist. Andererseits können auch drei oder fünf Kilometer zu viel sein, um sie mit dem Fahrrad zurückzulegen. 100 km im Frühling traue ich mir mit dem Rad durchaus noch zu, einen Fahrradanhänger mit zwei Kindern über fünf Kilometer im Winter einen Hügel hochkurbeln aber nicht mehr (mit elektrischem Hilfsmotor im Pedelec-Stil allerdings auch nicht).

Nein, nicht der Umstand ist absonderlich, dass Radfahren über größere Distanzen gewisser Voraussetzungen bedarf, die nicht immer erfüllt sind, sondern im Gegenteil, dass dieser Aspekt komplett ausgeklammert und stattdessen eine pauschale Skala konstatiert wird: bis 1 km geht man zu Fuß, für 1-2 km nimmt man den (neuerdings elektrisch angetriebenen) Tretroller, für 2-5 km das Fahrrad, für 5-10 km das Vélo électrique und darüber Bus, Bahn und Auto.

M.a.W. bei allem grundsätzlich lobenswerten Engagement wird schon im Vorfeld, wenn man einen berichteten #radverkehrsanteil von drei Prozent bis 2024 erst noch auf einen auch nicht berauschende Anteil von neun Prozent steigern will, der Radverkehr förmlich eingemauert. Und das meine ich keineswegs nur figurativ: Auch in Frankreich wurden Konzepte wieder aus der Mottenkiste geholt, die wir, die wir nicht erst seit gestern routinemäßig auch Distanzen über 5 Kilometer mit dem Fahrrad zurücklegen, aus eigener Erfahrung als Behinderung und Eindämmung von Radverkehr erfahren haben.

#radverkehrspolitik #radfahren #fahrrad #muskelmotor #ebike #frankreich #velo #verkehrspolitik

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50 Gründe einen Radweg nicht zu benutzen

Anfang der 90er des letzten Jahrhunderts, vor rund dreissig Jahren, wurde in der deutschen Usenetgruppe de.rec.fahrrad das Konzept der Verlagerung (und Einschränkung) des Radverkehrs auf Sonderwege ausgiebig diskutiert. Darunter waren einige damals neue Ideen, überwiegend waren es aber dieselben abgegriffenen und gescheiterten Konzepte, die in den letzten Jahren leider wieder aus der Mottenkiste hervorgeholt wurden und die heute in den sozialen Netzen, auch hier, erneut genau so naiv propagiert werden wie in der Zeit vor 1990, als die Massenmotorisierung noch im vollem Gange war. Damals herrschte in Radfahrerkreisen generell ein gewisser Konsens, dass die meisten Radwege mangelhaft sind. Bei vielen Diskussionsteilnehmern reifte die Erkenntnis, dass gerade die lästigen und gefährlichen Mängel solcher Sonderwege systematische Konstruktionsfehler und nicht behebbar sind. Und das praktische Problem, welches sich vielen stellte, die über Radfahren nicht nur redeten, bestand damals wie heute darin, warum und wie man Radwege trotz ihrer Benutzungspflicht vermeidet.

Nach einer ausufernden Diskussion in de.rec.fahrrad habe ich z.T. mit einem Augenzwinkern, aber in jedem einzelnen Punkt an konkreten praktischen Problemen orientiert, erst 25, dann weitere 25 Gründe formuliert, die man haben oder nennen kann, wenn es darum geht, vorhandene Radwege nicht zu benutzen.

Dieser Text war dann als die besagten "50 Gründe ..." in den 90ern recht populär. Ich kopiere hier die ersten 25 Gründe, so wie 1994 formuliert, den Rest kann man sich bei Bedarf über die verlinkte Webseite von Karl Brodowsky anschauen.


In 6MLUWAj024n@___.de n.n writes:

Warum fahren Radfahrer oft nicht auf dem Radweg?

Weil es erheblicher artistischer Fähigkeiten bedarf, über Pkws zu fahren,
die auf dem Radweg abgestellt sind.

Weil der Radweg hundert Meter weiter plötzlich aufhört, ohne erkennbare
Möglichkeit zur Weiterfahrt.

Weil sie bislang noch keine Stelle gefunden haben, wo der Bordstein
genügend abgesenkt war, um gefahrlos aufzufahren.

Weil es kein Radweg ist, sondern eine Baustelle.

Weil sie ein empfindliches Transportgut in der Packtasche mitführen,
dem sie das Gerüttel durch die Schlaglöcher, Frostaufbrüche und
durch Baumwurzeln verursachten Bodenwellen nicht zumuten können
und deswegen auf dem glatten, gepflegten Asphalt der Straße fahren.

Weil Fußgänger auf dem Radweg gehen.

Weil die Polizei es empfohlen hat.

Weil der Radweg für 30 km/h nicht geeignet ist, aber die Straße.

Weil der Anhänger zu breit ist für den 70 cm schmalen Radweg.

Weil das Rad mit Anhänger zu lang ist für die Kurve ein paar hundert
Meter weiter.

Welcher Radweg?

Weil man auf dem Liegerad keine Möglichkeit hat, den Knopf der Knopfdruck-
ampel an der nächsten Kreuzung zu erreichen und nicht bei Rot fahren möchte.

Weil noch Streugut vom vorletzten Winter auf dem Radweg liegt - und zwar
genau in der nächsten Kurve.

Weil das Drängelgitter auf dem Radweg bei Dunkelheit so schlecht zu sehen ist.

Weil die grelle Leuchtreklame von der Bushaltestelle, um die man
herumfahren muß, so stark blendet, daß man quasi blind fahren müsste.

Mal man gerade keinen Besen dabei hat, um die seit letzter Woche
auf dem Radweg liegende zerbrochene Flasche wegzukehren.

Weil jemand die Scherben vom Autounfall letzte Woche sorgfältig
von der Straße auf den Radweg gekehrt hat.

Weil ich grundsätzlich nicht auf der falschen Straßenseite fahre.

Weil sie hundert Meter weiter links abbiegen wollen.

Weil sie hundert Meter weiter nicht rechts abbiegen wollen.

Weil der Radweg gesperrt ist und jemand nur vergessen hat, die richtigen
Schilder aufzustellen.

Weil der Radweg gesperrt ist, weil jemand vergessen hat, die Schilder
wieder wegzuräumen.

Weil es unbequem ist.

Weil es zu langsam ist.

Weil es gefährlich ist.

Da durch, reizen sie auch oft die Autofahrer zu gefahrlichen
Ueberhollmanoever!

Nun ja - wenn sie auf dem Radweg fahren, verleiten sie oft
Autofahrer zum gefährlichen Mißachten der Vorfahrt. Das ist
mindestens genau so schlimm!


Weiterer Lesestoff:

Bernd Slukas Zehn Gebote

John Franklin Cyclecraft

John Forester Articles on Bicycle Facilities (cum grano salis, da ausschliesslich aus amerikanischer Sicht geschrieben, aber er ist quasi der Erfinder des Konzepts "vehicular cycling", auch wenn er selber es auf Vorläufer in GB zurückführt. Link via archive.org, da seine Domain nach seinem Tod von einem domaingrabber für Werbezwecke verwendet wird.)

Meine Interpretation von vehicular cycling als Verkehrsmäßiges Radfahren hier bei Pluspora

#fahrrad #rad #radwege #radverkehrspolitik #radweg #benutzungspflicht #verkehrspolitik

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Radfahren im Pfälzerwald

In den vergangenen Jahren sind wir mehrfach mit den Rennrädern in der südlichen Pfalz unterwegs gewesen, vorzugsweise nicht im Flachland, sondern westlich der Weinstraße, bis hinunter und nach Frankreich hinein. Die Anfahrt mit dem Auto ist erfreulich kurz, vor Ort ließen wir das Auto stehen und sind mit den Fahrrädern nach Westen über Dahn und Fischbach hinaus, nach Südwesten bis Lembach in Frankreich und Neulauterburg südöstlich am Rhein und im Norden bis Birkweiler gefahren. Insgesamt etwa 1500 km. Wie auch in anderen Regionen, sind wir die meisten der grafisch dargestellten Runden mehr als einmal und in beide Richtungen gefahren. Leider haben unser langjährigen Gastgeber aus privaten Gründen ihr Geschäft nun aufgegeben, Zeit für eine Bestandsaufnahme. Und irgendwann eine neue Quartiersuche.


Die folgenden beiden Bilder entstammen einer Tour, die über Klingenmünster, Dahn, Fischbach und Bad Bergzabern führte.

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20160622_124738.jpg: 📷 samsung SM-G925F ️· @4.3mm 1/138s f/1.9 ISO 40 📅 2016-06-22 12:47:38

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Biosphärenhaus Fischbach

Großer Autoparkplatz, keine Möglichkeit, ein Rennrad sicher oder in Sichtweite unterzubringen. Eher etwas für Busreisen oder Schulklassen. Wir waren mit Pausen über 86 km insgesamt fast sieben Stunden unterwegs und wären am Bistro mit Aussicht durchaus interessiert gewesen. Vor allem am Bistro - Radfahren macht hungrig. :-)

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20160622_135210.jpg: 📷 samsung SM-G925F ️· @4.3mm 1/1580s f/1.9 ISO 40 📅 2016-06-22 13:52:09

📍Brouter 🧭 49.0872,7.72511


Zwischen Rumbach und Nothweiler


Nothweiler


Am Sonntag, dem 27.8.2016 war "Erlebnistag Deutsche Weinstraße". Eigentlich wollten wir am Sonntag gar nicht fahren, sind da nur zufällig hineingeraten und waren nicht sonderlich angetan. Wie bei vielen als "autofrei" beworbenen Veranstaltungen waren auch hier vorwiegend die Nebenstrassen, wie es im Prospekt heißt, "gesperrte Wegabschnitte". Tatsächlich sind wir in wie an anderen Tagen auch auf der breiten, übersichtlichen L508 unterwegs gewesen, statt auf dem danebenliegenden Wirtschaftsweg. Erfreulicherweise ist aber auch dieser, wie viele Wirtschaftwege dort, zwar für Radverkehr freigeben, aber nicht als Radweg verpflichtend gemacht, sondern nur für Kfz gesperrt. Hoffen wir, dass dies noch lange so bleibt. Torkelradler und unsichere Pedelecfahrer nutzen diese Wege freiwillig, Radfahrer, die ihr Fahrzeug beherrschen, sollte man nicht auf diese Wege zwingen. Neben vielen anderen Gründen, die ich unter #radverkehrspolitik diskutiert habe, braucht man sich diese Wege nur mal zur Zeit der Weinlese anzuschauen, um zu verstehen, warum diese Wirtschaftswege keine für ernstzunehmenden Radverkehr oder für weiträumige Urlaubstouren tauglichen Wege sind. In der Form ist die Situation aber jedenfalls so, dass es alle zufriedenstellen kann - ein Grund, warum wir da gerne Urlaub gemacht haben.

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DSC01277.JPG: 📷 SONY DSC-RX100M4 ️· @8.8mm 1/160s f/4 ISO 125 📅 2017-08-27 13:32:33

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#radfahren #fahrrad #urlaub #pfalz #pfälzerwald

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Radfahren im November 1999, auf dem Weg zur Arbeit

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📍🧭 50.7423,7.13396

Diesig und kalt war's.

Anders als die hier gezeigten Bilder auf der anderen Rheinseite, siehe die Koordinaten oben. Nein, ich bin nicht auf diesem Radstreifen weitergefahren, weder auf diesem, noch auf dem linksseitigen Radweg auf der anderen Seite. Ich wollte nicht erneut von einem jungen, arbeitslosen Elektriker in Muttis Autoüber den Haufen gefahren und ins Krankenaus gebracht werden, auf der Radwegfurt dieser Kreuzung. Oder von einem anderen, durch Radwege überforderten Autofahrer.

"Mit Verkehr aus dieser Richtung konnte doch keiner rechnen!" erläuterte er im Unfallbericht. Aber das ist eine andere Geschichte, die ich ein andermal bebildere.

#radverkehrspolitik #arbeitsweg #fahrrad #geschichtenvomarbeitsweg #arbeitsweg #verkehr #verkehrswende

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1999, auf dem Weg zur Arbeit, mit dem Fahrrad

Ohne Radstreifen wäre man als Radfahrer hier besser gefahren. Was soll dies anderes suggerieren als fixe, fallweise zu geringe Überholabstände? Ohne Radstreifen würde man hier einen der Verkehrslage (incl. etwaiger Hindernisse) angemessenen Abstand zum Fahrbahnrand halten.

Sch(m)utzstreifen, sagte ich doch. Wo die Fahrbahn längst trockengefahren ist, ist der Radstreifen noch nass und, da dort nicht nur H2O liegenbleibt, sondern kaum sichtbarer, fein zerriebener Deck, also Schmiere, auch ziemlich rutschig.

#radverkehrspolitik #arbeitsweg #fahrrad #geschichtenvomarbeitsweg #arbeitsweg

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Lesestoff: -> Höhere Benzinpreise und soziale Gerechtigkeit lassen sich verbinden

Gestern hatte ich über die parteiübergreifende Idiotie "man muss was gegen galoppierende Spritpreise tun" abgelästert. Wie ich gerade erst sah, veröffentlichte Gregor Honsel später am Tag bei Heise einen Kommentar, der die Problematik recht gut schildert. Siehe den obigen Link.

Was mich allerdings etwas am Rande ein wenig irritiert, ist die Bemerkung

Selbst wenn es statt einer Steuererleichterung eine festen, einkommensunabhängigen Betrag pro Kilometer gäbe, wäre das sozial immer noch unausgewogen, denn dies würde arme wie wohlhabende Pendler gleichermaßen begünstigen. Zudem würde auch dies jegliche Lenkungswirkung sabotieren.

Denn dies streift ein Thema, um es dann gleich wieder abzutun und verbrennt es so. Ein fester, einkommensunabhängiger Beitrag pro Kilometer (oder, was mein Gegenvorschlag wäre: ein fester, einkommensunabhängiger Beitrag pro tatsächlich aufgewendeter Zeit) hätte nicht nur eine soziale Komponente, sondern auch eine verkehrs- und klimapolitische.

Mein Spruch war bisher: ich habe meine Fahrräder immer schon selber finanzieren können, schönen Dank auch, anders als diejenigen, die alle fünf Jahre einen neuen SUV oder wenigstens ein Mittelklasseauto brauchen und ohne staatliche Subventionierung damit völlig überfordert sind. Und das sehe ich immer noch so. Allerdings unterschlägt dies den erheblichen Zeit- und Geldaufwand, der anfällt, wenn man das Fahrrad auch unter ungünstigen Umständen umfänglich als Verkehrsmittel nutzt. Wer Radfahren nur vom - neuerdings elektrisch unterstützten - langsamen Herumtorkeln im Stadtwald kennt, was die überwiegende Mehrzahl der Politiker und die meisten Funktionsträger in Verwaltungen gut charakterisieren dürfte, weiß dies nicht und wird Erklärungen auch nicht verstehen (wollen). Platt ausgedrückt: wenn die Wahl darin besteht, für ein anständiges Fahrrad drei- bis fünftausend Euro hinzublättern (oder sich über Jahre hinweg die Fertigkeiten aneignet, mit der Hälfte des Betrages auszukommen), plus hunderte EUR für geeignete Sommer- und Winterkleidung, oder sich vom Staat einen Neuwagen mit ähnlichen Beträgen bezuschussen zu lassen, weil der Neuwagen einzelne negative Merkmale des Bestandes nicht mehr hat (etwa: fossiler Treibstoff), liegt die Entscheidung auf der Hand. Vor allem dann, wenn einem mit dem einen Fahrzeug allenthalben der sprichwörtliche rote Teppich ausgerollt wird, während das andere sich mit in der Form einer Zwangsverpflichtung schmackhaft gemachten Neben- und Randwegen begnügen muss.

Wer es sich leisten kann, hält sich die Entscheidung offen, hält sich einen alten Gebrauchtwagen, fährt den kaum (was die Gesamtkosten zwar heftig reduziert, die Kosten pro Kilometer aber in absurde Höhen treibt) und gibt das Geld aus und opfert die Zeit, für all die Umstände, die durch die Verkehrsmittelwahl "Fahrrad" so anfallen.

Wer aber finanziell so am Limit ist, dass er oder sie diese Wahl treffen muß, wird das Fahrzeug wählen, das die Gesellschaft als das attraktivere inszeniert und fördert und mit dem man alle Wege bewältigen kann und bewältigen wird, von den Wegen, die vernünftige Menschen zu Fuß zurücklegen, bis hin zu Langstrecken, die vernünftige Menschen ein Fahrrad oder der Bahn nutzen.

Und das ist politisch leider so gewollt, vom Wähler und dann von den Politikern, die er oder sie wählt.

#wahl #verkehrspolitik #klimawandel #verkehrspolitik #radverkehrspolitik

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Furcht und Angst sind schlechte Ratgeber ...

... auch beim Radfahren. Den meisten Verkehrsteilnehmern ist durchaus bewusst, dass die Fahrbahn beim Gebrauch von Fahrzeugen der schneller und bequemer zu benutzende Strassenteil ist. Die Flucht auf Gehwege oder per Beschilderung als Radwege ausgewiesene separate Strassenteile oder Radstreifen wird häufig mit der Angst begründet, durch ein Auto überfahren zu werden, dessen Fahrer oder Fahrerin die Kontrolle über das Fahrzeug verloren hat.

Dass Autofahrer in nennenswertem Umfang Radfahrer absichtlich auf diese Weise überfahren, glaubt kaum jemand wirklich. Problem: dass Autofahrer dieses auch unabsichtlich nahezu nie tun, weil die meisten schweren Unfälle von Radfahrern Querungsunfälle sind und dass deswegen diese Flucht meist mehr Schaden anrichtet als solchen vermeidet, hilft offenbar auch nicht, die unbegründete Angst vor dem Fahren auf der Fahrbahn abzulegen. Häufig wird diese Fehleinschätzung dann damit rationalisiert, dass man ja immerhin in den seltenen Fällen geschützt sei, in denen eben doch ein Autofahrer die Kontrolle über sein Fahrzeug verliert - oder eine Autofahrerin. Zumindest die Kinder, so das im Rahmen dieser kognitiven Dissonanz visualisierte Bild, müsse man doch aus der Gefahrenzone heraushalten.

Eine Twitter-Meldung https://twitter.com/SAARTEXT/status/1386244605679706114 und ein Artikel des saarländischen Rundfunks zeigt, dass dies leider blosses Wunschdenken und ein Irrtum ist.

Ein Autofahrer, der die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren hat, bleibt um Zuge des so verursachten Unfalls in den seltensten Fällen auf der Fahrbahn, sondern das Fahrzeug landet irgendwo jenseits des Straßenrandes, z.B. an einem Baum oder auf einer Wiese. Der SR berichtet über einen Fall, der sich offenbar heute morgen [s.w.u.] zugetragen hat.

Ein fünfjähriger Fahrradfahrer ist bei einem Verkehrsunfall am Wochenende auf der Landstraße zwischen Landstuhl und Ramstein von einem Auto erfasst und schwer verletzt worden. Nach Angaben der Polizei geriet eine 35-jährige Pkw-Fahrerin aus bislang unbekanntem Grund in den Gegenverkehr, veriss das Lenkrad und kam von der Fahrbahn ab. Dort stieß sie gegen ein Verkehrsschild und überrollte danach auf dem Fahrradweg das Kind. Der fünfjährige Fahrradfahrer erlitt schwere Verletzungen und musste in eine Klinik gebracht werden.

Das Foto von der Unfallstelle ist nur bei Twitter zu finden.

Um einem vorhersehbaren Einwand vorzugreifen: nein, ich meine nicht, das man fünfjährige Kinder alleine auf einer Überlandstrasse auf der Fahrbahn fahren lassen sollte. Aber ich weiss, dass es ein Irrtum ist, sich als Erwachsener durch die Angst vor (oder die Drohung mit) solchen Unfällen von der Fahrbahn vertreiben zu lassen. Wenn man die Verkehrsregeln beherrscht, ist man auf der Fahrbahn auch als Radfahrer schneller, bequemer und auch sicherer unterwegs als jenseits der Fahrbahn. Und das ist auch der Fall, wenn Eltern mit ihren Kindern unterwegs sind und diese unter Kontrolle haben. BTDT.


(Dies ist ein Repost eines ursprünglich auf pluspora verfassten Postings. Die letzten Wochen war pluspora recht wackelig ...)

Eine weitere vorsorgliche Ergänzung: Mit "auf der Fahrbahn fahren" meine ich nicht das Fahren auf einem abgetrennten Rad- oder Sch(m)utzstreifen, sondern die gemeinsame Fahrzeugnutzung einer einheitlichen Fahrbahn mit einem oder mehreren Richtungsfahrstreifen - also das, was faktisch die Definition des Begriffs Fahrbahn darstellt. Diese Erläuterung ist leider erforderlich geworden, weil in Fortsetzung der in einem älteren Posting beschriebenen Masche immer wieder neue Varianten des Baus von Radfahrerreservaten als "Fahrbahnfahren" verkauft wird.

#Radverkehrspolitik #Verkehrspolitik #Radfahren #Fahrrad #unfall #mehrplatzfürsrad #radweg #alternativen #sicherheitsillusion #freizügigkeit #Kinder #Diskriminierung