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Andrij Melnyk ist unzufrieden. Da sind die »Gepard«-Flakpanzer, für die es, donnerte er bei Twitter in der Nacht zu Mittwoch, »KEINE MUNITION« gibt. Und da ist der Spiegel. Der steht zwar fest im blau-gelben Schützengraben, leistet sich aber immer noch etwas Skepsis im Fall Stepan Bandera.
Im Teaser zu einem am Dienstag abend online gegangenen Gastbeitrag eines Historikers über den »umstrittenen« Bandera hatte das Nachrichtenmagazin Aufklärung darüber versprochen, warum »manche Ukrainer bis heute einem radikalen Nationalisten und Faschisten huldigen«. Melnyk gefiel dieser Ton nicht: »Nazideutschland hat mindestens acht Millionen ukrainische Opfer auf dem Gewissen«, da sollten sich Deutsche »lieber zurückhalten mit Belehrungen, wen wir Ukrainer zu verehren haben«.
Durchdacht wirkt das nicht. Irgendwer muss dem ukrainischen Botschafter mal erklären, dass der nationalistische Kult um einen ukrainischen Faschisten, der mit deutschen Faschisten kollaboriert hat, während die einen Krieg vorbereitet haben, der auch Millionen Ukrainern das Leben gekostet hat, nicht dadurch weniger ekelhaft wird, dass man die Opfer dieses Unternehmens für exakt den Nationalismus in Dienst stellt, für den auch Bandera stand.
Aber die ukrainische Geschichtspolitik neueren Typs ist eben eigen. Da gibt es etwa einen gewissen Roman Schuchewytsch, von dem in der Bundesrepublik kaum jemand je gehört hat. Nach dem wurde 2017 – Bandera war schon versorgt – eine zentrale Straße in Kiew benannt, die vorher den Namen des sowjetischen Generals Nikolai Watutin getragen hatte. Watutin starb 1944 in einem Hinterhalt der »Aufstandsarmee« UPA. Anführer der UPA war – Überraschung – der 1941 mit dem Bataillon »Nachtigall« in die UdSSR eingerollte Roman Schuchewytsch. Melnyk hat schon ein bisschen recht: »Belehrungen« sind bei Leuten, die auf solche Ideen kommen, irgendwie unangebracht.