#verkehrspolitik

andre_henze@pod.geraspora.de

#Berlin #Pankow #Winzviertel #Stadtplanung #Verkehrspolitik
»Pankows dritter "Kiezblock" entsteht im Winsviertel. Der dritte „Kiezblock“ des Bezirks soll im Winsviertel eingerichtet werden. Das erklärte die Abteilung Stadtentwicklung und Bürgerdienste des Bezirksamts auf der vorigen Sitzung des BVV-Mobilitätsausschusses. Eine ganze Reihe von Wohnvierteln in Pankow stehen für solche Maßnahmen auf der Liste. Nach eingehender Prüfung schlug das Bezirksamt den Bezirksverordneten vor, den Kiez in Prenzlauer Berg als nächstes zu beglücken.

Diese Wahl begründete das Amt damit, dass das Winsviertel auf seiner Prüfliste regelmäßig eine „vordere Platzierung“ dabei aufweise, mit geeigneten Maßnahmen gegen den Durchgangsverkehr eine „positive städtebauliche Wirkung“ zu erzielen. Außerdem sei auch der von der BVV unlängst beschlossene Einwohnerantrag für einen Kiezblock maßgeblich gewesen.

Für den Antrag „Winsviertel für alle“ sammelten Anwohner mehr als 1300 Unterschriften. Unterstützt wird das Vorhaben vom Verein „Changing Cities“. Zur Begründung heißt es im Antrag: „Wir erleben regelmäßig,

  • wie Fußgänger Probleme haben, die Straße zu überqueren, weil die Straßenränder blockiert sind.
  • wie Radfahrer auf die Gehwege ausweichen, weil sie auf den Straßen nicht sicher fahren können.
  • wie sich der Verkehr von den Hauptachsen (Danziger Straße, Greifswalder Straße, Prenzlauer Allee) in unsere Nebenstraßen verlagert.
  • wie Lieferfahrzeuge keine geeigneten Lieferzonen finden, um die Bewohner und Geschäfte zu beliefern, ohne den Verkehr zu behindern.
  • wie die geltende Geschwindigkeitsbegrenzung nicht eingehalten wird und durch Kopfsteinpflaster Lärmbelästigung entsteht.“

Im Antrag wurden konkrete Vorschläge für mehr Verkehrssicherheit gemacht – darunter gegenläufige Einbahnstraßen, Diagonalfilter, Verringerung der Anzahl von Auto-Parkplätzen, Bremsschwellen und mehr Fahrradstraßen.«

via Tagesspiegel Pankow

https://www.kiezblocks.de/wins/

andre_henze@pod.geraspora.de

#Verkehrspolitik von unten #Berlin
»Alles muss man selber machen: In der Friedrichshainer Friedenstraße ist auf Höhe der Hausnummer 10-12 ein großes, wackliges „X“ auf den Asphalt gepinselt. Dem Vernehmen nach hat Elon Musk damit aber ebenso wenig zu tun wie Senat und Bezirk (Anfrage MdA Damiano Valgolio, Linke), es soll wohl Autos vom Parken abhalten. Klappt vielleicht auch dauerhaft: „Die Markierungen helfen augenscheinlich den Entsorgungsbetrieben, Standorte von Abfallbehältern der Anlieger auf kürzestem Weg zu erreichen“, schreibt der Bezirk. Das liege im öffentlichen Interesse, weshalb das Kreuz „geduldet“ werde, Anordnung zur Sperrfläche wird derzeit geprüft. Merke: Dreist kommt manchmal doch weiter.«
via Tagesspiegel Checkpoint

deutschlandfunk@squeet.me

Zweite Reform der Deutschen Bahn

Die zweite Bahnreform - Wie Deutschlands Schiene gemeinwohlorientiert werden soll

Zum 1. Januar 2024 soll die Deutsche Bahn umgebaut werden. Schienennetz und Bahnhöfe kommen in eine gemeinwohlorientierten Infrastruktur-Gesellschaft.#DeutscheBahn #REFORM #VERKEHRSPOLITIK #EVG #MartinBurkert #DB #ÖPNV #VERKEHR #Nahverkehr #Schiene #Schienennetz
Zweite Reform der Deutschen Bahn

andre_henze@pod.geraspora.de

#Berlin #Verkehrspolitik #CDU

Wenn Politikerinnen den Schuß nicht gehört haben

»Morgen ist „internationaler autofreier Tag“. Wie autofrei genau? Mit 40 temporären Spielstraßenabschnitten von 15 bis 19 Uhr werden circa 0,1 Prozent des Berliner Straßennetzes für 0,04 Prozent des Jahres zum ungestörten Beisammensein freigegeben. Kostenfreie Nutzung von Bussen und Bahnen wie im Vorjahr gibt’s diesmal nicht, aber prominenten Besuch: Kfz-Senatorin Schreiner wird gemeinsam mit der Reinickendorfer Bezirksbürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner und Verkehrsstadträtin Julia Schrod-Thiel (alle CDU) die „Spiel- und Nachbarschaftsstraße“ in der Kamekestraße eröffnen. Die Anreise mit dem Fahrrad über die Ollenhauerstraße ist nicht zu empfehlen, da der fertige Radweg dort auf Veranlassung durch die drei Genannten weiter gesperrt ist.«
via Tagesspiegel Checkpoint

aktionfsa@diasp.eu

18.09.2023 Die Zukunft der Mobilität denken und planen

"Möchte ich Auto fahren oder muss ich Auto fahren?"

Auf diese interessante Frage spitzte Luisa Neubauer in der Diskussionsrunde von Markus Lanz die Auseinandersetzung um die "arme Autoindustrie" zu. Im Gegensatz zu der Diskussionsrunde, die Telepolis aufgrund des Verhaltens des Machers "Desinformationsfernsehen" nennt, ist die Zusammenfassung der entscheidenden Kernsätze auf Telepolis im Gegensatz zu der Sendung sehr lesenswert.

Während Markus Lanz die Zukunft Hundertausender Arbeitsplätze in der deutschen Automobilindustrie an der Zukunft des Autos fest machte, wies Luise Neubauer darauf hin, dass es Aufgabe der Politik wäre, den Konzernen Leitlinien für die Zukunft aufzuzeigen. Dies auch, weil die Konzerne allesamt in der Vergangenheit bewiesen haben, dass sie vor allem an ihrem Vorteil interessiert sind.

Luisa Neubauer: "Ich glaube nach dem Dieselskandal tun wir uns alle einen sehr großen Gefallen, die Integrität der Automobilindustrie mal ganz grundsätzlich infrage zu stellen."

Und: "Wenn wir uns angucken, mit welcher Art von brachialem Lobbying die Automobilkonzerne in den letzten Jahren verhindert haben, dass Umweltauflagen und Klimaziele eingehalten werden – es gibt keinen Konzern, der wirklich ein Konzept dafür hat, wie man irgendwann einmal weniger Autos auf deutschen Straßen hat. Da stellt man einfach fest: Als Verkehrsminister müsste man salopp gesagt die Eier in der Hose haben, diesen Konzernen auch mal eine Ansage zu machen."

Als Autolobbyist outet sich Markus Lanz mit der Feststellung: "Es müsse doch ein politisches Interesse sein, dass es dieser Automobilindustrie einigermaßen gut geht."

Darauf die richtige Antwort: "Nein, es muss vielmehr ein politisches Interesse sein, dass die Arbeitsplätze erhalten bleiben." Und z.Zt. unbesetzte Arbeitsplätze gibt es genügend für den dringend notwendigen Bau von Bussen, Schienenfahrzeugen, vom maroden Schienennetz ganz zu schweigen. Und das geschieht, während noch immer der Autoverkehr mit Milliarden-Beträgen subventioniert wird. Immer mehr Menschen stellen sich die Frage: "Möchte ich Auto fahren oder muss ich Auto fahren?"
Demnächst nur noch E-Autos für und aus China

Irgendwann wird die deutsche Autoindustrie nur noch E-Autos nach China exportieren dürfen, während gleichzeitig der deutsche Markt mit günstigeren chinesichen E-Autos beliefert wird, weil man dort 10 Jahre früher umgestellt hat. Die konservativen "Beharrungskräfte" - man kann auch sagen das kurzfristige Profitdenken - haben über Jahre ein Umdenken in den Chefetagen verhindert.

Und die Unfähigkeit im Verkehrsministerium alternative Zukünfte zu denken und einen sinnvollen Übergang zu planen haben die autozentrische Politik in Straßen betoniert. Nur wegen eines fehlenden guten ÖPNV-Netzes haben die Menschen vor allem in abgelegenen Gegenden das Gefühl, ohne Autos könnten sie nicht mobil sein.

Unabhängig von dieser interessanten konkreten Auseinandersetzung - die dringend in der Gesellschaft geführt werden muss - war die Diskussion auch ein Lehrbeispiel, wie sich ein öffentlich-rechtlicher Moderator durch eine realistische junge Frau in die Enge getrieben, plötzlich als Ideologe aufführte.

Mehr dazu bei https://www.telepolis.de/features/Bei-Luisa-Neubauer-wird-Markus-Lanz-schwach-9307450.html?seite=all
Kategorie[21]: Unsere Themen in der Presse Short-Link dieser Seite: a-fsa.de/d/3wh
Link zu dieser Seite: https://www.aktion-freiheitstattangst.org/de/articles/8527-20230918-die-zukunft-der-mobilitaet-denken-und-planen.htm
Link im Tor-Netzwerk: http://a6pdp5vmmw4zm5tifrc3qo2pyz7mvnk4zzimpesnckvzinubzmioddad.onion/de/articles/8527-20230918-die-zukunft-der-mobilitaet-denken-und-planen.html
Tags: #Autoindustrie #Arbeitsplätze #Kfz #CO2 #Umwelt #Klima #Menschenrechte #Deutschland #China #Handel #Verkehrspolitik #Zukunft #Schiene #Bahn #Carsharing #Mobilität

ws01@diasp.org

Kopenhagen ist nicht Dänemark

In der englischen Wikipedia wird in Referenz 4 immer noch via archive.org auf eine dubiose Statistik aus 2019 verwiesen, deren Originalquelle nicht mehr auffindbar ist. Danach "bevorzugen 62 % der Kopenhagener das Fahrrad für ihren Weg zur Arbeit oder Ausbildung".

Wenn es einen mal nach Holland verschlug, als jemand, für den über Jahrzehnte hinweg das Fahrrad als Hauptverkehrsmittel nutzte, auch aber nicht nur für den Weg zur Arbeit, oder wenn man sich das weltweit als Modellstadt vermarktete Kopenhagen mal mit StreetView anschaut, dann fragt man sich, worin da eigentlich die Fahrradförderung bestehen soll.

Radverkehr an den Straßenrand zwingen, Radfahrende zu umständlichem Abbiegen zwingen, das können wir hier in Deutschland auch. Ansonsten sieht man da dieselben monströsen, vielspurigen Autostrassen, die zu Autostraßen erst dadurch wurden, dass man vormalige Bürgersteige aufgeteilt und zu benutzungspflichtigen Radwegen gemacht hat, sowie zugeparkte Nebenstrassen mit Radwegen in allen Stadien der Verwahrlosung.

Der Grossteil der Innovation besteht augenscheinlich darin, monströse Kreisel zu erfinden, auf denen man mit dem Fahrrad im weiten Bogen auf einen langen Umweg mit vielen Querungen gezwungen wird, wo man mit dem Auto oder einem Moped einfach mehr oder weniger geradeaus auf kurzem Wege durchfahren kann. Wer sich ein wenig in der Unfallstatistik auskennt, weiß aber, dass Radfahrer überwiegend bei Querungen verunfallen, nicht im Längsverkehr.

Es geht auch anders: kleine Kreisel ohne "Radinfrastruktur" bremsen den Autoverkehr mehr als den Radverkehr, statt umgekehrt und sorgen dadurch auch ohne Ampeln für einen genügend langsamen, aber stetigen Verkehrsfluss.

Kopenhagen ist nicht Dänemark (und auch nicht fahrradfreundlicher als durch seine Lage erzwungen, möchte ich anmerken, eher im Gegenteil)

2021 hat Thomas Schlüter im oben im Titel verlinkten Artikel seines dem Thema Radunfälle gewidmeten Blogs sich die Frage gestellt, ob Kopenhagen unter den Großstädten tatsächlich vorbildlich für seinen Erfolg bei der Entwicklung des Radverkehrs sei. Die Antwort ist ein klares Nein.

Unabhängig vom eher ernüchternden Ergebnis ist meine eher persönlich/pragmatische Sicht folgende: wir leben nicht in einer von Autobahnen und Wasser eingekesselten Stadt im Flachland, wo man überwiegen Fahrrad fährt, obwohl ein Großteil der guten Verkehrsflächen dem Autoverkehr gewidmet ist, sondern wir leben wie viele in einer Stadt, in der man die meisten Ziele zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht und das Fahrrad in erheblichem Umfang auch für Distanzen verwendet, die einen aus seinem Stadtviertel, der Stadt, der eigenen Kommune und manchmal sogar aus dem Bundesland herausführen.

Die unbedachte Übertragung von perfekt vermarkteten Patentrezepten und durchgeknallen Utopien - aufgeständerte Radwege, von denen man sich abseilen muss z.B., s.w.u. - macht aus einem städtischen, stadtnahen und ländlichen Straßennetz, welches trotz einiger korrigierbarer Mängel für den Radverkehr durchaus gut geeignet ist und genutzt wird, nahezu immer ein Desaster. Wo man vorher auf der Landstraße auch in hügeligem Gebiet sehr gut und unbehelligt Radfahren konnte, führt der 800 Meter lange Radwegstummel, den sich ein Dorfbürgermeister als Trophäe anheften konnte, nun zu permanentem Revierschutzverhalten ("Verkehrserziehung mit der Stoßstange"). Bizarrerweise führt das dann dazu, dass verängstigte Radfahrer nach noch mehr solchen Radwegen rufen, ein Teufelskreis.

Konkret: ich möchte an Straßen wie der in folgenden Posting gezeigten Hilberather Straße

weder einen Radweg noch einen Radstreifen haben, weder einen Sch(m)utzstreifen, noch einen benutzungspflichtigen Radstreifen, noch einen neben der Straße geführten Radweg. Und nach einigen bizarren Erlebnissen neben nicht benutzungspflichtigen sog. "anderen Radwegen" möchte ich auch die nicht mehr haben.

Dann kommt nämlich so etwas dabei heraus:

Das wurde übrigens erst kürzlich aus einem vorher nur mit "Radfahrer frei" markierten Stück in einen benutzungspflichtigen Radweg umgewandelt, um so nicht nur Kindern und ängstliche Erwachsene auf diesen Weg zu zwingen, sondern auch erwachsene, kompetente Radfahrer, die hier mit dem Fahrrad genau so fahren, wie sie das auch mit einem Motorrad tun.

Möglicherweise ebenfalls auf das Betreiben eines Provinzpolitikers der Grünen, der nach einem kürzlichen Unfall auf der wenig befahrenen Kreisstraße, die man da in der Ferne sieht, dort ebenfalls in der Presse einen Radweg forderte. Bizarr ist das aus mehreren Gründen. Alle Fachleute, die üblicherweise leider auch eine Präferenz für Radwege haben, weil es ein Problem vermeintlich aus dem Weg räumt, winkten ab: es gab da in der Vergangenheit keine Unfälle, der Unfall ist nur durch überhöhte Geschwindigkeit oder sonstiges Versagen erklärbar, die 61-Jährige war ins Schleudern gekommen und hatte beim Abflug ins Feld zwei auf der gegenüberliegende Fahrspur (!) fahrende E-Bikerinnnen umgenietet und schwer verletzt, um dann erst im Feld zum Stehen zu kommen. Eine der beiden jungen Frauen starb später. Was hätte ihr geholfen, wenn sie zwei, drei Meter weit neben der Straße gefahren wäre?

Abgesehen davon: der typische Unfalltyp sind auch aussenorts nicht Unfälle im Längsverkehr, sondern Querungsunfälle, etwa wenn von einer untergeordneten Straße eingebogen wird. Oder solche, bei denen ein Radweg ursächlich ist, weil erst seine Existenz eine Querung bzw. ein Einfahren in die Fahrbahn erzwingt.

Ein paar weitere Artikel zu den Themen Fahrrad als Verkehrsmittel und Radwege

#radverkehrspolitik #verkehr #verkehrspolitik #radfahren #bonn #kopenhagen

ws01@diasp.org

Buntes Treiben in den Achzigern

Eine Fundsache beim Kramen in Scans von alten Dias, von einer Fahrraddemo in Bonn. Ich vermute, dass wir schon an Fahrraddemos teilgenommen hatten, als viele, die im #Fediverse und den sozialen Netzen generell den Fahrradaktivisten geben, noch gar nicht geboren waren. Naiv waren wir damals, Radfahren war gefährlicher als heute*), aber bunt war es. Und wir haben in den vergangenen 45 Jahren eine Menge dazugelernt.

Die sozialen Netze wirken wie ein Verstärker: manche Ansichten, Meinungen, Behauptungen verbreiten sich schneller als andere, ob es Irrtümer oder zutreffende Erkenntnisse sind, hat leider nur wenig Einfluss darauf, ob sie sich viral verbreiten oder nicht. Emotionale Ansprache verbunden mit äußerster Schlichtheit gibt einer Botschaft den nötigen Anschub, nicht, ob sie sich auf umfängliche praktische Erfahrung stützt und auf Basis langjährigen Studiums der Materie begründet wird. Lange Erklärungen sind leider nur hinderlich. Ein mißverständlicher einleitender Satz "Im Straßenverkehr sterben überproportional viele Fahrradfahrer", wie gerade im ehemaligen Nachrichtenblatt zu lesen, reicht völlig, um die Autolobby-Botschaft "Radfahrende, haut ab von unseren Straßen, or else ..." rüberzubringen. Wenn dann einer von hundert Lesern einen Euro für ein Probeabo ausgibt und ein Zehntel von denen verlängert, noch besser. Bedient werden hier primär die Anzeigenkunden und dann der Teil der Autofahrer, der sich freut, wenn man ihm die lästigen Radfahrer aus den Augen schafft.

Zurück zum Foto: wer gute Augen hat und sich an ältere meiner Postings erinnert, wird vielleicht mein damaliges Fahrrad wiedererkennen.


*) Stichwort Risiko: Siehe mein zwei Jahre altes Posting "Lebensrisiken".

1980 starben bei sehr viel weniger Autoverkehr in Deutschland fast drei mal so viel Radfahrer im Verkehr wie in den letzten Jahren. Radfahren war noch nie so sicher wie heute. Aber es stagniert als Verkehrsmittel und ist weniger effektiv geworden, weil man es immer mehr beschränkt und an den Straßenrand oder gleich ganz von der Fahrbahn verdrängt.

Lesestoff

#fedibikes #verkehr #verkehrspolitik #radverkehrspoltik #radfahren #CriticalMass #Verkehrswende #politics #Politik #Statistik

ws01@diasp.org

Ich hatte in diesem Kommentar zu einer Polizeimeldung ...

... das Tag #Verkehrswende vergessen. Der Zusammenhang sollte offensichtlich sein. #

Wenn nicht, der Unfall, bei dem zwei Radfahrende schwer verletzt wurden, geschah auf einem Radweg, ohne Fremdverschulden. Die einzige naheliegende Ursache, die einem als erfahrenem Radfahrer in den Sinn kommt, liegt in der Konstruktion von straßenbegleitenden Radwegen und hier speziell darin, dass dieser Radweg in beiden Fahrtrichtungen benutzt wird, eine Ausführung, die nicht nur außerhalb geschlossener Ortschaften den Standardfall darstellt, sondern leider oft auch innerorts, wo bei Führung über Firmenausfahrten, Zufahrten auf heftig frequentierte Supermarktparkplätze viel Aufmerksamkeit vom Radfahrer verlangt wird:

Aufmerksamkeit

  • auf Kfzverkehr vom Supermarktparkplatz auf der rechten Seite

  • auf Einbiegende, die auf der Fahrbahn von vorn kommen und den nachfolgenden Verkehr nicht behindern wollen und gleichzeitig auf Radverkehr von vorne und von hinten achten müssen

  • auf Einbiegende, die auf der Fahrbahn von hinten kommen und gleichzeitig auf Radverkehr von vorne und von hinten achten müssen

  • auf Radfahrenden Gegenverkehr auf dem Radweg

ist gefordert. Fußgänger auf gemeinsamen Geh- und Radwegen und andere radwegtypische Hindernisse, die Sicht nehmen und Aufmerksamkeit binden, ließen sich der Aufzählung hinzufügen.

Nun wird an dieser Stelle von Radwegfreunden gern eingewandt, dass Kfzverkehr auf der Fahrbahn ja wartepflichtig sei, dass deswegen nichts passieren könne. Ja richtig, das ist so, der ist wartepflichtig. Allerdings werden von denselben Radwegfreunden gern und häufig genau solche Radwege mit der Begründung gefordert, dass Autofahrer die Rechte von Radfahrern, insb. aber Vorfahrt und Vorrang von Radfahrenden, die deutlich sichtbar vor ihnen auf der Fahrbahn fahren, generell ignorierten.

Wie kommt man von daher dann aber zu dem erstaunlichen Glauben, dass dieselben Autofahrer genau so konkurrierenden Radverkehr, der aber aus ihrem Wahrnehmungsbereich herausgenommen wurde, nicht erst recht ausblenden und ignorieren?

Es fällt schwer, sich in die Sichtweise von eifernden Radwegfreunden hineinzuversetzen, weil sie ihre Sichtweise meist weder erklären können, noch erklären wollen. Ich argwöhne, dass viele von denen, die für Separierung um jeden Preis agitieren, wenig praktische Erfahrung damit haben, wie man jenseits von Schonräumen sicher und schnell radfährt und deswegen alle möglichen absonderlichen Ansichten entwickeln, was Radverkehr sicherer macht und was nicht.

Schaut man sich aber draussen auf der Straße um, bemerkt man, das auch und gerade ängstliche Radfahrer sich sehr wohl bewusst sind, was ihnen auf Radwegen droht. Wer hätte es noch nicht erlebt, dass jemand trotz Vorfahrt oder Vorrang vor einem abrupt bremste, weil er oder sie ein Auto entdeckt zu haben glaubte - etwa eines, welches ohne Rücksicht auf Radverkehr in eine Garageneinfahrt einbiegen könnte. [Auch das ist ein Grund, warum ich Radweg meide].

Und das kann einer der Gründe sein, warum der in der Polizeimeldung erwähnte 31-jährige Radfahrer nicht rechtzeitig bremsen konnte: er war zu sehr damit beschäftigt, auf Querverkehr von der Fahrbahn oder aus Einfahrten zu achten, als dass er den entgegenkommenden Dreizehnjährigen rechtzeitig hätte bemerken können. Man bedenke: so ein Jugendlicher ist schnell, E-Mofa-Tempo ist keineswegs das LImit. Da kommt dann als Geschwindigkeitsdifferenz ohne Weiteres mehr als 50 km/h zusammen.

So weit eine Einzelfallbetrachtung. Wer sich der Fragestellung eher von der statistischen Seite nähern möchte: vom Autor der lesenswerten Webseite Radfahren - Das überschätzte Risiko von hinten gibt es ein Update Juni 2023.

#verkehrswende #radverkehrspolitik #verkehrspolitik #verkehr #fahrrad #radwegfreunde

ws01@diasp.org

Wie hirnverbrannt muss man eigentlich sein, um Radverkehr so zu führen?

Ein Foto von der gestrigen Abendrunde mit dem Fahrrad.

WIe hirnverbrannt ist es, eine Verkehrspolitik zu unterstützen, die seit mindestens vierzig Jahren so etwas produziert - und dann "Mehr davon, sofort!" zu fordern?

#radweg #fahrrad #radverkehrspolitik #verkehrspolitik #verkehr #fahrradstattporsche #porschestattfahrrad #fahrradbubble #K57 #Handlungsbedarf #Wachtberg #verkehrswende #gegendiewandfahren

andre_henze@pod.geraspora.de

#Berlin #Verkehrspolitik

Neues vom E-Scooter-Mikado

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„Wegen diesem Scheißroller ist eine sehbehinderte Frau gefallen und kam ins Krankenhaus“, verkündet ein Zettel an einem herumliegenden E-Scooter in der Fregestraße in Friedenau. Die Feuerwehr und der Blindenverband ABSV bestätigen den Fall. Bedia K., Mitglied im ABSV, berichtet, sie sei am 21. Juni „zum vierten oder fünften Mal über einen E-Roller gefallen“. Sie traue sich inzwischen nicht mehr unbefangen aus dem Haus. Der Verein ist wenig optimistisch, was Besserung betrifft: „Der neue Senat, der mit dem Versprechen angetreten ist, die E-Roller vom Gehweg zu verbannen, hat nach unserer Kenntnis noch nichts Substantielles dafür unternommen“, sagt ABSV-Sprecherin Paloma Rändel. „Unsere Gesprächsangebote wurden bisher leider nicht erhört.“

Bei einer Podiumsdiskussion kündigte Verkehrsstaatssekretärin Claudia Stutz laut „Berliner Zeitung“ jetzt an, dass sich die Verwaltung ab dem Spätsommer um das Thema kümmern werde. Und SPD-Verkehrsexperte Tino Schopf tat seine Meinung kund: Die Roller seien „Schrott“, und dieser Schrott „kann gern weg“. Der Koalitionsvertrag klingt etwas anders: „Wir werden das verkehrswidrige und gefährliche Abstellen von Elektrokleinstfahrzeugen durch eine stadtweite Ausschreibung und Konzessionierungen mit entsprechenden Auflagen beenden.“
«
via Tagesspiegel Checkpoint

ws01@diasp.org

Radwege erklärt

... in vier einfachen Schritten. Disclaimer: Kann Spuren von Sarkasmus enthalten

Schritt 1: Vielleicht ein schwierige Entscheidung

Die Background-Story: Heute waren wir mit den Rädern unterwegs, 55 km, 500 Höhenmeter, von Bonn über Fritzdorf bis zur Straußenfarm hinter Kirchdaun und wieder zurück, sind rund drei Stunden gemütlich gefahren, weil's heiß war und haben fast eine weitere Stunde mit Pausen im Schatten verbracht, incl. einem abschließenden Zwischenhalt im bevorzugten Eisladen: drei Kugeln plus Sahne für mich, geschätzt 400 kcal. Kein Problem: während der Fahrt habe ich rund 1000 kcal verbraucht, 1/4 davon Grundumsatz, 3/4 fürs Treten.

Frage: wo sind wir an der im nachfolgenden Bild gezeigten Stelle wohl weitergefahren?

Nein, es geht nicht darum, ob wir da zur alten Tongrube und geplanten Müllkippe abgebogen sind. Möglicherweise war die Frage unverständlich, weil das blaue Schild, das da rechts im Gestrüpp steht, übersehen oder falsch verstanden wurde. Die Frage dreht sich darum, ob wir weiter auf der sauberen Fahrbahn gefahren sind, oder ob wir über den Dreckhaufen auf den rechts liegenden kombinierten Geh- und Radweg gefahren sind.

Das wirft die Frage auf, warum wir das hätten tun sollen. Nun, was man wissen sollte: solche Wege sind benutzungspflichtig, wenn man mit einem Fahrrad unterwegs ist, auch dann, wenn man mit mit 30 km/h unterwegs ist und das Tempo halten möchte. Wenn man da ohne Bedenken lang fahren möchte, muss es schon mindestens ein Mofa sein, das auf 25 km/h begrenzt ist, dann darf man da fahren und muss es sogar, weil: Kraftfahrzeuge sind sicher und halten niemanden auf, bei Fahrrädern ist es umgekehrt: die halten wichtigen Verkehr auch dann auf, wenn meilenweit keiner in Sicht ist und sogar dann, wenn sie schneller sind als der aufgehaltene Verkehr. "Aufgehalten werden" ist genau wie "Sicherheit" eine Sache des Gefühls und keine nachprüfbare oder gar quantifizierbare Eigenschaft.

Schritt 2: Eine mögliche Erklärung

Wir sind auf der Fahrbahn weitergefahren, was die Anschlussfrage aufwirft: warum? Eine von mehreren Antworten illustriert das nachfolgende Bild. Welche?

Ehrlich, an dieser Stelle im Text habe ich gestutzt und überlegt, ob ich das überhaupt erklären und eine Antwort hinschreiben soll. Ich habe mich dagegen entschieden. Wer die hier offensichtliche Antwort nicht sieht, dem ist ohnehin nicht zu helfen. Aber es gibt ja noch eine weitere Antwort, die nicht so offensichtlich ist: ein weiteres vermiedenes Risiko, oder je nach Betrachtungsweise, ein ganzes Bündel von Risiken, die man auf der Fahrbahn fahrend vermeidet.

Schritt 3: Die Auflösung?

Statt noch ein Bild zu zeigen, verlinke ich hier nun einen Karten- und Routingdienst, der entsprechend der bei OSM ("Openstreetmap") abgelegten Wegeigenschaften einen Route errechnet und abbildet. Mit ein bisschen Herumprobieren sollte sich die Antwort leicht finden lassen, die ich hier erwarte. Erfahrene Radfahrende ahnen es schon an der im ersten Bild gezeigten Stelle und sind sich spätestens beim zweiten ziemlich sicher.

Der versprochene Link: -> Der Weg nach Leimersdorf.

Was sehen wir da: einen Radweg, der plötzlich auftaucht und nach genau 408 Metern (sagt meine Aufzeichnung mit dem Navi) genau so plötzlich auch wieder aufhört. Da der benutzungspflichtig ist, führt einen Brouter pflichtgemäß von der Fahrbahn weg und nach 50 Sekunden wieder auf die Fahrbahn, wenn man mit den besagten 30 km/h fährt.

Ok, das war eine Falle: man fährt da nicht mit 30 km/h. Nicht weil das sonderlich schwer wäre - das ist in der Ebene, der Gehweg ist ungewöhnlich gut asphaltiert (noch), fast so gut wie die Fahrbahn, und aktuell nicht übermäßig verdreckt. Mit meinen Daten (Rennrad, Gewicht, Reifen ...) kalkuliert Kreuzotter ca. 140 Watt benötigte Tretleistung, das fahre ich zwar nicht dauerhaft, aber durchaus eine halbe Stunde lang, wenn es sein muss.

Nein, man fährt da nicht mit 30 km/h, weil man auf Gehwegen, die man sich mit Fußgängern teilen muss, nicht so schnell fährt. Auf für Radfahrer freigegebenen selbstverständlich nicht, aber auch nicht auf gemeinsamen Geh- und Radwegen. Problem: es gibt auch unterhalb von 30 km/h keine zumutbare Geschwindigkeit, aus der einem Radfahrer im Konfliktfalle kein Strick gedreht werden könnte. Zwischenfazit: hier Radweg fahren schützt einen nicht vor Ärger.

Was ist also die Antwort? Zur Erinnerung, ich habe behauptet, es gäbe da noch Anzeichen für weitere Risiken. Ich meinte damit das Ortseingangsschild im zweiten Foto. Und die Antwort liefert die Taste R, wenn man sich die Route via Brouter-Web anschaut, siehe den Link oben, bei Schritt 3: die Auflösung.

Fragen, nichts als Fragen ...

Zumindest nicht explizit beantwortet ist hier die Frage, worin denn nun konkret ein weiteres Risiko bestünde, also über die schon im ersten Bild offensichtlichen und das im zweiten Bild erkennbare hinaus.

Antwort: es sind zwei Risiken, die ziemlich unabhängig voneinander sind. Das eine besteht in einer Verdoppelung (mindestens) und neuen Qualität, das andere betrifft Querungsunfälle, wie sie auch in dieser Form für schwere Radunfälle typisch sind.

Und wenn das jetzt immer noch nicht als Fingerzeig reicht, bin ich's auch zufrieden und nehme es als weiteren Beleg und Begründung dafür, warum ich nicht nur aus Eigeninteresse, sondern auch aus Mitgefühl für meine Mitmenschen etwas gegen Radwege einzuwenden habe.

#radwege_erklärt #fahrrad #radweg #verkehr #verkehrspolitik #gehweg

andre_henze@pod.geraspora.de

#Berlin #Pankow #Verkehrspolitik #CDU
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In Pankow stehen mehr als 20 Radwegprojekte vor dem Aus – darunter der seit Jahren geplante Umbau der Schönhauser Allee. Das teilt die zuständige Bezirksverkehrsstadträtin Manuela Anders-Granitzki (CDU) auf Tagesspiegel-Anfrage mit.

Hintergrund ist die Mail der Senatsverkehrsverwaltung an die Bezirke vom Ende der vergangenen Woche. Demnach sollen alle Projekte insbesondere an Hauptstraßen vorübergehend ausgesetzt werden, die Autostellplätze gefährden oder den Wegfall von einem oder mehr Fahrstreifen zur Folge haben.

„Selbstverständlich ist das Schreiben auch in Pankow eingegangen“, berichtet Anders-Granitzki. Laut der Stadträtin sind folgende Radverkehrsprojekte im Bezirk im Hauptverkehrsstraßennetz betroffen:

Bezirkliche Planungen

  • Neumannstraße zwischen Wisbyer Straße und Binzstraße
  • Storkower Straße zwischen Kniprodestraße und Landsberger Allee
  • Mühlenstraße (wurde bereits vor einiger Zeit durch SenMVKU pausiert)
  • Hermann-Hesse-Straße zwischen Pastor-Niemöller-Platz und Waldstraße/Güllweg sowie Pastor-Niemöller-Platz
  • Behmstraße zwischen Malmöer Straße und Schwedter Steg

Projekte der GB infraVelo GmbH im Bezirk Pankow

  • Schönhauser Allee zwischen Gleimstraße/Stargarder Straße und Eberswalder Straße/Danziger Straße
  • Grellstraße von Greifswalder Straße bis Prenzlauer Allee
  • Storkower Straße zwischen Greifswalder Straße und Kniprodestraße

Projekte der Projekteinheit Radwege im Bezirk Pankow

  • Blankenfelder Chaussee
  • Hansastraße
  • Otto-Braun-Straße

Der bedeutendste und akuteste Fall ist die Schönhauser Allee. Noch im April hatte die Senatsverkehrsverwaltung die Fixpunkte des geplanten Umbaus der Bundesstraße benannt.

Dabei sollte ein geschützter Radstreifen zwischen den Kreuzungen der Schönhauser Allee mit der Danziger/Eberswalder Straße und Stargarder/Gleimstraße entstehen. Dafür sollten mehr als 100 Autoparkplätze auf den Seitenstreifen weichen. Die Bauarbeiten in Prenzlauer Berg sollten demnächst beginnen und im Herbst vollendet sein.

Doch nun droht dem ambitionierten Projekt kurz vor dem Baustart die Absage – mit Zustimmung der Bezirksstadträtin. „Das Projekt wurde lange vor meiner Amtszeit und in einer ganz anderen gesamtstädtischen Lage geplant“, sagt sie. Es sei „nur logisch“, den umstrittenen Umbau zu überprüfen. Die CDU-Politikerin selbst hält ihn für nicht notwendig: „Für den Radverkehr im Gebiet um die Schönhauser Allee gibt es aus meiner Sicht gute Alternativlösungen, zum Beispiel in den Nebenstraßen über die Kollwitzstraße, Senefelderstraße, Dunckerstraße rüber zur Neumannstraße.“ Damit würde auch eine direkte Verbindung zur geplanten Radschnellwegeverbindung „Panketrail“ geschaffen.

„Ich verstehe die Mail der Senatsverwaltung nicht so, dass dies eine Absage an den Bau von weiteren Radwegen ist“, so Anders-Granitzki. Es gehe vielmehr darum, „sichere Radverkehrsverbindungen zu bauen und ein Miteinander aller Verkehrsteilnehmer zu fördern. Dies begrüße ich sehr.“ Auf der Schönhauser Allee würde bei einem Umbau-Stopp der alte Hochbord-Radweg in Betrieb bleiben.

Inzwischen hat die Senatsverkehrsverwaltung ihre Angaben mehrfach nachjustiert. Demnach sind nun auch Radprojekte in allen Berliner Nebenstraßen, die eigentlich als Alternativrouten herhalten sollten, von der Prüfung betroffen. Welche das sind, erfahren Sie weiter unten. Kritik am Vorgehen gibt es aus der Pankower Lokalpolitik – mehr dazu ebenfalls weiter unten.«

via Tagesspiegel Pankow

ws01@diasp.org

Ist das ein Guter Radweg(tm)?

Ist das ein Guter Radweg (tm)?

Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht?

Die Frage hatte ich 2019 bei Pluspora schon mal gestellt, der Artikel ist aber mit Pluspora untergegangen. Sie ist ernstgemeint: kann man, wenn man sich diese Situation in aller Ruhe anschaut, die Frage mit einem klaren Ja oder einem klaren Nein beantworten und dann ggfs. auch begründen, warum? Ich werde die Auflösung nachreichen, wenn es Antworten gibt, die das rechtfertigen. Wer die Geschichte schon kennt, möge sich bitte zunächst zurückhalten.

#radfahren #fahrrad #radweg #foto #verkehrspolitik #radverkehrspolitik #verkehr

ws01@diasp.org

50 Gründe einen Radweg nicht zu benutzen

Anfang der 90er des letzten Jahrhunderts, vor rund dreissig Jahren, wurde in der deutschen Usenetgruppe de.rec.fahrrad das Konzept der Verlagerung (und Einschränkung) des Radverkehrs auf Sonderwege ausgiebig diskutiert. Darunter waren einige damals neue Ideen, überwiegend waren es aber dieselben abgegriffenen und gescheiterten Konzepte, die in den letzten Jahren leider wieder aus der Mottenkiste hervorgeholt wurden und die heute in den sozialen Netzen, auch hier, erneut genau so naiv propagiert werden wie in der Zeit vor 1990, als die Massenmotorisierung noch im vollem Gange war. Damals herrschte in Radfahrerkreisen generell ein gewisser Konsens, dass die meisten Radwege mangelhaft sind. Bei vielen Diskussionsteilnehmern reifte die Erkenntnis, dass gerade die lästigen und gefährlichen Mängel solcher Sonderwege systematische Konstruktionsfehler und nicht behebbar sind. Und das praktische Problem, welches sich vielen stellte, die über Radfahren nicht nur redeten, bestand damals wie heute darin, warum und wie man Radwege trotz ihrer Benutzungspflicht vermeidet.

Nach einer ausufernden Diskussion in de.rec.fahrrad habe ich z.T. mit einem Augenzwinkern, aber in jedem einzelnen Punkt an konkreten praktischen Problemen orientiert, erst 25, dann weitere 25 Gründe formuliert, die man haben oder nennen kann, wenn es darum geht, vorhandene Radwege nicht zu benutzen.

Dieser Text war dann als die besagten "50 Gründe ..." in den 90ern recht populär. Ich kopiere hier die ersten 25 Gründe, so wie 1994 formuliert, den Rest kann man sich bei Bedarf über die verlinkte Webseite von Karl Brodowsky anschauen.


In 6MLUWAj024n@___.de n.n writes:

>Warum fahren Radfahrer oft nicht auf dem Radweg?

Weil es erheblicher artistischer Fähigkeiten bedarf, über Pkws zu fahren,
die auf dem Radweg abgestellt sind.

Weil der Radweg hundert Meter weiter plötzlich aufhört, ohne erkennbare
Möglichkeit zur Weiterfahrt.

Weil sie bislang noch keine Stelle gefunden haben, wo der Bordstein
genügend abgesenkt war, um gefahrlos aufzufahren.

Weil es kein Radweg ist, sondern eine Baustelle.

Weil sie ein empfindliches Transportgut in der Packtasche mitführen,
dem sie das Gerüttel durch die Schlaglöcher, Frostaufbrüche und
durch Baumwurzeln verursachten Bodenwellen nicht zumuten können
und deswegen auf dem glatten, gepflegten Asphalt der Straße fahren.

Weil Fußgänger auf dem Radweg gehen.

Weil die Polizei es empfohlen hat.

Weil der Radweg für 30 km/h nicht geeignet ist, aber die Straße.

Weil der Anhänger zu breit ist für den 70 cm schmalen Radweg.

Weil das Rad mit Anhänger zu lang ist für die Kurve ein paar hundert
Meter weiter.

Welcher Radweg?

Weil man auf dem Liegerad keine Möglichkeit hat, den Knopf der Knopfdruck-
ampel an der nächsten Kreuzung zu erreichen und nicht bei Rot fahren möchte.

Weil noch Streugut vom vorletzten Winter auf dem Radweg liegt - und zwar
genau in der nächsten Kurve.

Weil das Drängelgitter auf dem Radweg bei Dunkelheit so schlecht zu sehen ist.

Weil die grelle Leuchtreklame von der Bushaltestelle, um die man
herumfahren muß, so stark blendet, daß man quasi blind fahren müsste.

Mal man gerade keinen Besen dabei hat, um die seit letzter Woche
auf dem Radweg liegende zerbrochene Flasche wegzukehren.

Weil jemand die Scherben vom Autounfall letzte Woche sorgfältig
von der Straße auf den Radweg gekehrt hat.

Weil ich grundsätzlich nicht auf der falschen Straßenseite fahre.

Weil sie hundert Meter weiter links abbiegen wollen.

Weil sie hundert Meter weiter nicht rechts abbiegen wollen.

Weil der Radweg gesperrt ist und jemand nur vergessen hat, die richtigen
Schilder aufzustellen.

Weil der Radweg gesperrt ist, weil jemand vergessen hat, die Schilder
wieder wegzuräumen.

Weil es unbequem ist.

Weil es zu langsam ist.

Weil es gefährlich ist.

Da durch, reizen sie auch oft die Autofahrer zu gefahrlichen
Ueberhollmanoever!

Nun ja - wenn sie auf dem Radweg fahren, verleiten sie oft
Autofahrer zum gefährlichen Mißachten der Vorfahrt. Das ist
mindestens genau so schlimm!


Weiterer Lesestoff:

Bernd Slukas Zehn Gebote

John Franklin Cyclecraft

John Forester Articles on Bicycle Facilities (cum grano salis, da ausschliesslich aus amerikanischer Sicht geschrieben, aber er ist quasi der Erfinder des Konzepts "vehicular cycling", auch wenn er selber es auf Vorläufer in GB zurückführt. Link via archive.org, da seine Domain nach seinem Tod von einem domaingrabber für Werbezwecke verwendet wird.)

Meine leicht ironische Interpretation von vehicular cycling als Verkehrsmäßiges Radfahren habe ich im Fediverse erstmals 2021 bei Pluspora gepostet, mit dessen Verschwinden ist der Text aber leider auch im Orkus verschwunden und werfen entsprechende Links einen 404.

#fahrrad #rad #radwege #radverkehrspolitik #radweg #benutzungspflicht #verkehrspolitik