#faschismus

mrd_ill_be_back@diasp.org

#antifa #querfront #gesellschaftskritik #staatskritik #faschismus #linksdeutsche #pazis und #nazis #nationalismus #handlangerDesFaschismus

https://www.nd-aktuell.de/artikel/1171587.wagenknecht-und-schwarzer-aufstand-fuer-frieden-ist-das-noch-querfront.html

die Artikulation einer nationalistischen Vorstellung von Gesellschaft. Elemente dieser Haltung sind die Ablehnung politischer Parteien und ein Wunsch nach Unmittelbarkeit, also ein autoritäres und antiliberales Demokratieverständnis, sowie Russlandbezogenheit. Den Befragten dienen diese Elemente zur Interpretation der Vielfachkrise der letzten Jahre, der sie mit einem antiwestlichen Nationalismus und einer allgemein von der Blockkonfrontation des Kalten Krieges geprägten Denkform begegnen. Die Politikerin, der die Befragten am ehesten Lösungen für die aktuellen Herausforderungen zutrauen, ist Sahra #Wagenknecht, noch vor der AfD-Politikerin Alice #Weidel.

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

#kultur #politik #linguistik #LTI #NS #faschismus #krieg #propaganda #sprache #klemperer #arte #mediathek

Ganz wichtig, gerade in Zeiten des Krieges

Die Sprache lügt nicht

Die Tagebücher von Victor Klemperer

Von 1933 bis 1945 führte der deutsche Schriftsteller Victor Klemperer ein ungewöhnliches Tagebuch. Gegenstand dessen war die Sprache des Dritten Reiches, "Lingua Tertii Imperii" nannte er sie. Leidenschaftlich notierte er jede neue Redewendung, die ihm begegnete - um Zeugnis abzulegen von der Verunglimpfung der deutschen Sprache durch die Nazis.

Von Hitlers Machtübernahme 1933 bis zur Kapitulation Deutschlands 1945 schrieb Victor Klemperer in Dresden Tagebuch. Heimlich notierte er, was ihm als deutschem Juden im Alltag des Dritten Reiches widerfuhr und auffiel. Er führte das Leben eines Ausgestoßenen, dem tausend kleine Dinge verboten waren: ein Auto, einen Staubsauger, ein Fahrrad oder eine Katze zu besitzen, eine Zigarre zu rauchen, eine öffentliche Bibliothek zu benutzen, "Mein Kampf" zu lesen, Eis zu essen. Dabei schwebte er in ständiger Gefahr, von der Gestapo verhaftet, ins KZ verschleppt und umgebracht zu werden.

Aber Klemperer wollte sich nicht in die Opferrolle zwingen lassen. Er nahm den Kampf mit dem Naziregime auf dem Gebiet auf, das ihm als Philologieprofessor am nächsten lag: der Sprache.

  • Vom 28/02/2023 bis 05/05/2023 | 80min

Bereits 1933 fing Klemperer an, in seinem Tagebuch die neue Sprache kritisch zu dokumentieren, die nun in Deutschland Verwendung fand. Mit der Leidenschaft des Sammlers notierte er jedes neue Wort und jede neue Redewendung. Er interessierte sich für die neuen Schriftzeichen in Todesanzeigen, für die Stammtischwitze, für den Einfluss Jean-Jacques Rousseaus auf die Nazi-Ideologie und für die Anleihen aus dem Jargon von Technik, dem Boxsport und amerikanischer Werbung.

Getreu seinem selbst auferlegten Motto "beobachten, notieren, studieren" analysierte er Tag für Tag die Sprache des Dritten Reiches, die er "Lingua Tertii Imperii" nannte und mit dem Kürzel "LTI" belegte. "LTI. Notizbuch eines Philologen" lautet auch der Titel seines 1947 erschienenen Buches. Jede neue Eintragung in sein Tagebuch konnte ihn das Leben kosten. Bald wurde ihm Schreiben wichtiger als Überleben. Er wollte Zeugnis ablegen und gleichzeitig Widerstand leisten gegen die Verunglimpfung seiner geliebten deutschen Sprache.
- https://www.arte.tv/de/videos/028335-000-A/die-sprache-luegt-nicht/

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

#politik #kultur #ukraine #zerstörung #russophobie #antisemitismus #geschichte #faschismus #literatur #bulgakow

Solange man sich in der Zerstörung von Kunstwerken übt, bleibt das Gerede von der Verteidigung »westlicher Werte« an der russisch-ukrainischen Front ein Treppenwitz der postsowjetischen Geschichte.

Kabale der Scheinheiligen

Krieg gegen die Kultur: Die Ukraine will Schluss machen mit russischer Kunst. Auch mit dem widerständigen Geist Michail Bulgakow

....Nicht erst seit Beginn des russischen Angriffs, aber seitdem besonders lautstark, wird über Bulgakow in der Ukraine mit ausgestrecktem Zeigefinger gesprochen. Man hat genug von dem Schmuddelkind. Zunächst wurde nur die Ehrenplakette an der Fassade seines Geburtshauses entfernt. Offizielles Ziel des Manövers: die Ent-Russifizierung der Ukraine. Man könnte aber ebenso gut behaupten: die intellektuelle Selbstkastration einer Nation.

Aber die Zukunft von Statue und Museum ist ebenfalls gefährdet. Die Museumsdirektorin ist unter Rechtfertigungsdruck. Im Parlament wird geraunt, die russische Kultur sei eine Waffe im Kampf gegen die Ukraine. Anwohner beschweren sich über das Monument des »Russen« in ihrer Straße. Und die auch in Deutschland gefeierte ukrainische Autorin Oksana Sabuschko fordert, des »Fremden«, ihres Schriftstellerkollegen, in Kiew nicht mehr zu gedenken.

All das entbehrt nicht einer gewissen traurigen Ironie, da Michail Bulgakow das Leben in der Sowjetunion durchaus kritisch in seinen Werken verarbeitete. Sein bekanntester Roman, »Der Meister und Margarita«, konnte erst Jahrzehnte nach seiner Entstehung erscheinen und ist zum Erweckungsbuch des östlichen 68 geworden.

Immer wieder wird gegen den Autor ins Feld geführt, er sei von Stalin geschätzt worden. Ein denkbar schwaches Argument. Zumal Bulgakow auf die ihm gemäße Art, nämlich schriftstellerisch, auf das stets schwierige Verhältnis von Kunst und Machtapparat reagiert hat, etwa in seinem Theaterstück »Die Kabale der Scheinheiligen«. Ein Titel, der auch bezeichnend ist für das Agieren derjenigen, die von einer kulturell gesäuberten ukrainischen Nation fantasieren.

»Die weiße Garde«, jener Roman, der im heute noch als Museum dienenden Haus spielt, dient einigen Kritikern als Beweis für die »Ukrainophobie« des Autors. Es handelt sich um einen literarischen Stoff, der im Kiew des nachrevolutionären Bürgerkriegs spielt und aus der Perspektive einer zarentreuen Familie erzählt wird, die die Roten ebenso verachtet wie das bäuerlich-ukrainische Provinzlertum. Schon zu Beginn wird gewitzelt über die ukrainische Sprache, die den Protagonisten ein primitives Russisch ist. Aber wer macht schon den Oberschülerfehler und verwechselt die Figuren mit ihrem Schöpfer? Da scheint es weitaus plausibler, die Ursache für die Antipathie woanders zu suchen. Vielleicht stört man sich daran, dass Bulgakow in dem Buch wie kein Zweiter den vorherrschenden Antisemitismus in der Ukraine dokumentiert.

Die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte wäre aber Grundlage für die Herausbildung einer kulturellen Identität. Solange das ausbleibt und man sich stattdessen in der Zerstörung von Kunstwerken übt, bleibt das Gerede von der Verteidigung »westlicher Werte« an der russisch-ukrainischen Front ein Treppenwitz der postsowjetischen Geschichte.

simona@pod.geraspora.de

#Nazis willkommen wenn sie ehrlich für den #Frieden sind und ihre Symbole zu Hause lassen?

Siehe: https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/gesellschaft/id_100130194/wagenknecht-und-schwarzer-heissen-auch-rechtsextreme-willkommen.html

Damit wollen sie also die Hufeisentheorie neu beleben und dass es nicht so wichtig ist ob du links oder rechts bist wenn du nur für den Frieden bist. Ich halte das für extrem gefährlich, rechtsextreme willkommen zu heißen :(

#noNazis #problem #rassismus #Faschismus #politik #Ukraine #Russland #demo #demonstion

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

#politik #krieg #ukraine #russland #nato #untermenschen #übermenschen #faschismus #zitate

Gedankensplitter aus dem Kriegsgetöse:

»Wir wollen nicht gegen die Traditionen unserer Eltern kämpfen, sondern gegen ihren ›Sowjetismus‹. Wir sind die Krieger der Gegenkultur, die das, was wichtig ist, hochhalten und den Leuten den Sowok (Schimpfwort für den Sowjetmenschen) aus der Seele fegen müssen.« (Dakh Daughter Solomia Melnyk)

Ein monströses Gebilde mit höhlenmenschlichen Instinkten und einer unmenschlichen Natur hat keinen Platz in der modernen Weltordnung.“ (Oleksij Danilow, Sekretär des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrats der Ukraine)

„Unsere Waffen helfen, Menschenleben zu retten“ (Bundesaußenministerin Annalena Baerbock)

mme_de_faune@nerdpol.ch
mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

#kunst #kultur #literatur #kommunismus #politik #chile #mord #faschismus

„Auch wenn du alle Blumen abschneiden kannst, kannst zu nicht vermeiden, dass es Frühling wird.”

  • Pablo Neruda ## 50 Jahre danach: Mord an Pablo Neruda bewiesen #### Forensische Untersuchung bestätigt: Chilenischer Dichter wurde 1973 von rechten Putschisten vergiftet (Von Volker Hermsdorf) Knapp 50 Jahre nach dem Tod Pablo Nerudas hat ein internationales Team von Forensikern festgestellt, dass der chilenische Poet und Literaturnobelpreisträger an einer Vergiftung gestorben ist. Laut der bisherigen offiziellen Version soll Neruda am 23. September 1973 – zwölf Tage nach dem von der CIA initiierten Putsch Augusto Pinochets gegen die Linksregierung des Präsidenten Salvador Allende –, nur wenige Stunden bevor ein Flugzeug ihn ins mexikanische Exil bringen sollte, in einer Klinik in San­tiago an Prostatakrebs gestorben sein. Sein früherer Sekretär und Fahrer Manuel Araya hatte dagegen ausgesagt, dass dem prominenten Gegner der faschistischen Junta dort eine tödliche Spritze verabreicht worden sei. Nun scheint es Gewissheit darüber zu geben, dass Neruda, der auch Mitglied des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chiles war, ermordet wurde.

Am Mittwoch (Ortszeit) überreichte ein Expertengremium Ministerin Paola Plaza den forensischen Bericht, dessen Übergabe wegen der Waldbrände in Chile zweimal verschoben worden war. Nach Angaben der Justizbehörden sollen die vollständigen Ergebnisse am 7. März veröffentlicht werden. Nerudas Neffe, der Anwalt Rodolfo Reyes, hatte sich allerdings vorab bereits zum Inhalt des vorläufigen Berichts geäußert. Danach konnte durch die gerichtsmedizinische Untersuchung das Bakterium Clostridium botulinum im Körper des Dichters nachgewiesen werden. Das Bakterium produziert ein Toxin, das die Muskeln lähmt und zum Tod führen kann. »Wir wissen jetzt, dass es keinen medizinischen Grund gab, warum Clostridium botulinum in seinen Knochen war«, sagte Reyes am Montag der spanischen Nachrichtenagentur Efe. Neruda ist neben seiner Frau Matilde Urrutia in seinem langjährigen Wohnort Isla Negra (120 Kilometer westlich von Santiago de Chile) begraben. Die Keime seien laut dem forensischen Bericht der Experten weder aus dem Sarg noch aus der Umgebung in den Körper des toten Poeten eingedrungen. »Das bedeutet, dass Neruda 1973 durch das Eingreifen staatlicher Agenten ermordet wurde«, erklärte Reyes.

Die Untersuchung bestätigt die von Nerudas ehemaligem Chauffeur bereits vor mehr als zehn Jahren erhobenen Vorwürfe. Araya hatte stets behauptet, Neruda habe ihn nur wenige Stunden vor seinem Tod aufgeregt aus dem Krankenhaus angerufen und gesagt, ihm sei im Schlaf eine Spritze verabreicht worden. Nachdem der Anschuldigung zunächst nicht nachgegangen worden war, stellte die Kommunistische Partei Chiles im Jahr 2011 Strafantrag wegen Mordverdachts, um dadurch eine Aufklärung zu erzwingen. Aufgrund der Anzeige ordnete ein Gericht in Santiago 2013 die Exhumierung der sterblichen Überreste Nerudas an. Der Dichter sei höchstwahrscheinlich durch die Einwirkung Dritter getötet worden, hieß es dann 2015 von seiten der chilenischen Behörden. Genaueres konnte jedoch nicht ermittelt werden, da das chilenische gerichtsmedizinische Institut zu diesem Zeitpunkt nicht über die Technologie verfügte, um eine Vergiftung nachzuweisen, die 40 Jahre zurücklag. Internationale Experten bekräftigten allerdings 2017, dass der Schriftsteller nicht an Prostatakrebs gestorben sei.

Der Kommunist Pablo Neruda war einer der international prominentesten Fürsprecher der chilenischen Volksfrontregierung (Unidad Popular) und ein ernstzunehmender Gegenspieler der faschistischen Putschgeneräle. Die Werke des 1971 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichneten Poeten waren von 1973 bis 1990 in Chile verboten. Der Anwalt der Kommunistischen Partei, Eduardo Contreras, hatte vor der Exhumierung im Jahr 2013 als Motiv für einen möglichen Mord vermutet, dass Nerudas Flucht nach Mexiko verhindert werden sollte. Von dort aus hatte er den weltweiten Widerstand gegen die Diktatur in seiner Heimat organisieren wollen. Wegen seiner internationalen Reputation und seines Einflusses wäre Neruda im Exil sowohl für Diktator Pinochet und seine Junta als auch für die USA, deren Geheimdienste den Staatsstreich vorbereitet und unterstützt hatten, eine Bedrohung gewesen, erklärte Contreras. Rodolfo Reyes sagte damals aus, dass seine Mutter bereits kurz nach dem Tod Nerudas zu ihm gesagt habe: »Sie haben deinen Onkel ermordet.«
- https://www.jungewelt.de/artikel/445236.vor-50-jahren-mord-an-neruda-bewiesen.html

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

#politik #deutschland #rassismus #geschichte #faschismus #neukölln #sonnenallee #berlin #wahlen #medienkritik #gesellschaftskritik

Hier. Der Text ist jetzt schon über einen Monat alt aber hier noch einmal aufgenommen für all jene die nach dem CDU-Sieg bei den Berlin-Wahlen noch an der Selbsttäuschung von der liberalen Demokratie festhalten - trotz Politiker:innen und Medienhatz. Im Unverständnis der eigenen Geschichte und der Geschichte der Menschen die hier Leben und weiter nur Gast sind:

Deutschland bleibt wohl das einzige Land der Welt, sagt der Berliner Schriftsteller und ehemalige Bar-Betreiber Behzad Karim Khani an einem grauen Januartag in einem kleinen Café im Bezirk Mitte, „in dem ‚Du bist Gast hier‘ eine Drohung ist“

Integriert euch doch selber!

Deutschland ist ein Land, das die Schuld immer bei den Anderen sucht. Historisch oder in Aktuellem wie der Silvester-Debatte. Ein Kommentar von der Sonnenallee.

Wissen Sie, es passieren merkwürdige Dinge, wenn man zwei Weltkriege anfängt und beide verliert. Wenn man bis zur letzten Kugel für die abartigste Idee der Geschichte kämpft. Und nachdem diese letzte Kugel verschossen wurde, Zwölfjährige mit Gewehren ohne Munition, mit Besenstielen losschickt. Und wenn auch das nichts gebracht hat, man sich ergibt und die einen sich dann nach und nach das Wohlfühl-Narrativ zulegen, man sei nicht besiegt, sondern befreit worden, während die anderen eine Mauer bauen und behaupten, die Täter befänden sich auf der anderen Seite.

Wenn man also eben noch eine Raub- und Aneignungsgemeinschaft war und plötzlich nichts mehr von den verschwundenen Nachbarn gewusst haben will oder von den Krematorien und Gaskammern.

Wenn man sich anschließend auf die Schulter klopft, man hätte eine solide Vergangenheitsbewältigung hinbekommen, wenn man sich eine einzigartige Erinnerungskultur und Verantwortung attestiert. Und all das, obwohl keine einzige Synagoge, keine jüdische Schule und auch kein jüdisches Altersheim ohne Polizeischutz auskommt.

Merkwürdige Dinge passieren auch, wenn man beinahe seine gesamte Intelligenzija vergast, erschießt oder ins Exil verjagt. Und nach dem verlorenen Krieg einfache Arbeiter braucht. Menschen, die man holen kann, um die Trümmerhaufen, die bis gestern noch Berlin, Dresden oder Köln waren, wiederaufzubauen. Nachdem man ihnen zunächst in die Münder geschaut hat. Ihren Zahnbestand überprüft hat. Wie bei Nutztieren.

„Araber sind die Rache der Juden an den Deutschen“

Eins dieser merkwürdigen Dinge, die passieren, ist, dass diese einfachen Menschen einem vielleicht nicht ganz über den Weg trauen. Und ja: Wer kann es ihnen verdenken? Dass sie nicht so erpicht darauf sind, sich mit dieser Gesellschaft zu identifizieren.

Sie ahnen es vielleicht, es geht hier um die Silvesternacht. Genauer gesagt um Neukölln, um die Sonnenallee. Also um jene Straße, die wir hier in Kreuzberg und Neukölln den Gazastreifen nennen und über die einer meiner israelischen Freunde, scherzhaft und nicht ganz ohne Schadenfreude, mal gesagt hat: „Die Araber sind die Rache der Juden an den Deutschen.“

Ja, liebe Leser:innen, es wird ungemütlich. Denn wenn wir wirklich über die Sonnenallee reden wollen, kommen wir auch um den Nahen Osten nicht herum. Aber wenn Sie diesen Satz lesen, dann ist er schon mal nicht redaktionell gestrichen worden – und selbst das wird immer mehr zur Seltenheit. Die deutsche Begeisterung und Unterstützung für jenen Staat, der von Amnesty International und Human Rights Watch als Staat bezeichnet wird, der in den von ihm besetzten Gebieten Apartheid ausübt, nimmt auch in deutschen Redaktionen immer ideologischere Züge an. Offenbar proportional dazu, je rechtsradikaler und extremistischer jener Staat wird, vor dem zahlreiche Menschen geflohen sind, die heute in der Sonnenallee leben.

Ich denke, wir sind jetzt an einem Punkt angelangt, wo wir den Dingen in die Augen schauen sollten. Gerne gemeinsam. Gerne nüchtern. Fangen wir dafür doch mit der einfachen Feststellung an, dass wir – Migranten, Ausländer, Menschen mit …, nennen Sie uns, wie Sie wollen – so einfach nicht weggehen werden. Und Sie, liebe Biodeutsche, auch nicht. Wobei, demografisch gesehen, gehen Sie durchaus weg. Sie sterben weg, und Ihr Land braucht für die kommenden 15 Jahre circa 400.000 neue Arbeitskräfte, das heißt ungefähr eine Million Einwanderer pro Jahr. Wir Migranten werden dieses Land wohl erben. Wir könnten hier also auf Zeit spielen. Auf eine Zeit, die Sie nicht haben. Aber das nur als Randbemerkung.

Vielleicht sollten wir einsehen, dass, wenn man für die Idee rassischer Reinheit einen Weltkrieg anzettelt, man sich nach dessen Niederlage gezwungen sehen könnte, ein Einwanderungsland zu werden. Immerhin teilten auch die Siegermächte unser Misstrauen dieser Gesellschaft gegenüber. Und vielleicht sollten wir an der Stelle auch mal überlegen, wer hier wem was schuldet. Wer hier mit wem wie redet.

Wir sorgen dafür, dass der arische Albtraum nicht Realität wird

Was sicher ist: Wir sind hier. Nicht nur für Ihre Rentenkassen, sondern weil wir dafür sorgen, dass der arische Albtraum in diesem Land niemals Realität wird. Dafür, dass diese Realität so weit entfernt liegt, dass selbst Nazis sie offenbar aufgegeben haben, so, wie wir alle die Idee dieses sozialdemokratischen Gesamtschul- und Mittelschicht-Miteinanders aufgegeben haben. Ohne extreme Gewalt, die jene Hitlerdeutschlands in den Schatten stellt, wird jener Albtraum sich nicht erfüllen. Dieser Zahn ist endgültig gezogen.

Was geblieben ist, ist die niedere Gemeinheit des Einzelnen, die immer wieder ihren Weg findet, sich immer wieder Bahnen bricht und dabei den Unwillen der Deutschen bloßlegt. In den faschistischen Chats der Polizei, in der verschwundenen Munition der Bundeswehr, in den Abgründen des Staates und seines Geheimdienstes, der die NSU-Taten erst vertuscht und anschließend deren Akten verschließt. In den 1000 registrierten, fremdenfeindlichen Anschlägen just in dem Jahr, wo man sich parallel Orden der sogenannten Willkommenskultur an die Brust heftete.

In der ausbleibenden Empörung Ihrerseits, wenn Ihr Innenminister bundesweit Plakate aufhängen lässt, auf denen wir in unseren Muttersprachen dazu angehalten werden sollen, gegen Bezahlung dahin zurückzugehen, wo wir hergekommen sind. In den hunderttausendfach verkauften Ausgaben von Thilo Sarrazins Büchern. In dem ekelhaft stumpfen Bauchgefühlrassismus, den ein Gros seiner Leser mit ihm teilen. In der Unterstützung der amerikanischen Kriege gegen unsere Länder. In Ihrem Afghanistan-Krieg.

Rassismus auf der Straße, in Verlagen, in Kommentaren

Dort, wo einem Ahmad Mansour, den wir auf der Straße – frei nach Onkel Tom – Onkel Mansur nennen und für den wir nicht viel mehr übrig haben als Spott, ein Bundesverdienstkreuz für seinen Einsatz in Sachen „Integration“ verliehen wird. In den vielen Verlagen dieses Landes, die von derart offener Islamophobie leben.

In den Kommentarspalten genauso wie in den Klassenzimmern, wo man so tut, als sei das koloniale Erbe nicht deutsche, sondern afrikanische Geschichte. Überall dort, wo man sich der Verantwortung verweigert. Überall trifft man sie an, die Gemeinheit. Und überall flüstert jener Unwille dasselbe. Flüstert von der Exklusivität, der Verschlossenheit und der fehlenden Integrationsbereitschaft in diesem Land. Überall sagt Deutschland uns, dass es mit uns nicht leben will, aber an dem Scheitern nicht die Schuld tragen möchte. Denn noch mehr Schuld sei nun wirklich nicht zumutbar.

Verstehen Sie mich nicht falsch. Das alles rechtfertigt nichts. Nicht unsere Rohheit, die den stumpfen Gewaltexzessen unserer Kinder ein Nährboden geworden ist. Nicht die Obszönität unserer Ablehnung. Nicht unsere Ideenlosigkeit, unsere Perspektivlosigkeit, Lustlosigkeit, unsere Teilnahmslosigkeit. Nicht unser geducktes Knurren und nicht die geballten Fäuste in unseren Hosentaschen. Aber vielleicht hilft es, unser gesundes Misstrauen und unseren fehlenden Respekt vor dem Staat und seinen Repräsentanten zu begreifen.

  • von Behzad Karim Khani, Jahrgang 1977, wurde in Teheran, Iran, geboren. 1986 emigrierte seine Familie nach Deutschland, wo er später an der Ruhr-Universität Bochum Kunstgeschichte und Medienwissenschaften studiert hat. Heute lebt der Schriftsteller in Berlin-Neukölln. In Kreuzberg betrieb er bis vor Kurzem die Lugosi-Bar. Im Jahr 2022 war er für den renommierten Ingeborg-Bachmann-Preis nominiert.
kade@despora.de

❤️ Danke Alice Schwarzer, Danke Sahra Wagenknecht!

Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer laden ein zum

‼️ AUFSTAND FÜR DEN FRIEDEN 🕊️

am Samstag, 25.02.2023 um 14.00 Uhr
am Brandenburger Tor in Berlin.
https://www.youtube.com/watch?v=CpAML_2ANqc

👉 »Wir, Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht, haben gemeinsam ein »Manifest für Frieden« verfasst. Für Verhandlungen statt Panzer. Innerhalb weniger Tage wurde das Manifest von 69 bekannten Persönlichkeiten aus Kultur, Kunst, Wissenschaft und Politik unterschrieben. Ab heute kann sich jede und jeder dem Manifest anschließen.«

👉 »Auf Basis der Forderungen dieses Manifestes laden wir gemeinsam mit Brigadegeneral a.D. Erich Vad zu einer Kundgebung ein: am 25. Februar um 14 Uhr am Brandenburger Tor in Berlin. Kommt alle! Unser Land braucht wieder eine starke Friedensbewegung.«

👉 »Wir wollen mit diesen Aktionen dazu beitragen, dass die Hälfte der deutschen Bevölkerung in der öffentlichen Debatte endlich gehört wird, die für Verhandlungen statt Krieg plädiert. Für Frieden statt Panzer.«

ℹ️ »Manifest für Frieden« jetzt unterschreiben auf Change.org:
https://bit.ly/3lr4NxZ

ℹ️ Einladung zum »Aufstand für den Frieden«
https://www.youtube.com/watch?v=CpAML_2ANqc

ℹ️ Zum Weiterforschen:
https://www.individuelle-impfentscheidung.de
https://www.aerzte-stehen-auf.de
https://klinik-personal-steht-auf.info
https://t.me/hebammenstehenauf
https://7argumente.de
https://www.initiative-kindeswohl.de/
https://ploetzlich-und-unerwartet.net
https://www.afaev.de
https://wir-gemeinsam-buendnis.de/stopthewho
https://www.ippnw.de

#allesdichtmachen #allesaufdentisch #aufarbeitung #ausgrenzung #demokratie #diffamierung #diskriminierung #faschismus #fingerwegvonunserenkindern #freiemedien #frieden #friedenschaffenohnewaffen #IchHabeMitgemacht #impfopfer #Infektionsschutzgesetz #Kriegstreiber #Massenpsychose #meinesöhnegebichnicht #Nato #NürnbergerKodex #pharmalobby #Russland #Ukraine #verhandeln #who #wirhabenmitgemacht #waffenlobby #zwangsmedizin

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

#politik #tradition #nationalismus #faschismus #jubilee #afd

Beschleunigungstrupp des Tages: AfD

2013 war der dritte Anlauf zum deutschen »Platz an der Sonne« in Gang, war aber den Gründern zu langsam. Die AfD sorgt jetzt für Beschleunigungsstimmung. (Von Arnold Schölzel)

Wenn die Armee sich für »blank« erklärt, die Geschäfte schlechter laufen und ein SPDler feststellt, »Deutschland schafft sich ab«, erfüllen sich die deutschen höheren Stände den Traum von einer jungen, frischen Partei, die mit dem Staatssaustall – in den Augen von Milliardären und Mob gibt es den immer – aufräumt. Einzige Bedingung: Eigentum, speziell großes, in Ruhe lassen. Gesinnungsgeheimdienst, Staatswaffenträger und Justiz halten ohnehin die Zustände stets für »undeutsch« – das Verbrechen kann nur ausländisch sein, Aufrüstung tut not. Meinten schon die »Alldeutschen« 1895, der Anstreicher äffte das in den 20er und 30er Jahren nach. Dafür flossen wie heute Millionen Mark und schon gab’s für die NSDAP 1932 bei Reichstagswahlen 37 Prozent und ein Mitregierungsangebot vom katholischen Zentrum, nach 1945 in CDU/ SU auferstanden.

Der jüngste Trupp in dieser Reihe wurde am 6. Februar 2013 im Evangelischen Gemeindezentrum von Oberursel durch 18 Herren aus der Taufe gehoben (FAZ am Montag: »Es gab Kaffee und Kuchen, an der Wand hing ein Jesus am Kreuz«) und drängt jetzt an den Regierungstrog. Von etwa 30.000 Mitgliedern sind 3.000 bei Polizei und Bundeswehr. 2013 war der dritte Anlauf zum deutschen »Platz an der Sonne« in Gang, war aber den Gründern zu langsam. Die AfD sorgt jetzt für Beschleunigungsstimmung. Westdeutsche Neonazis sprangen auf und seitdem organisieren die Höcke, Kalbitz, Tillschneider, Kubitschek usw. im Osten, was die Konterrevolution 1989/1990 und der Verfassungsschutz mit NPD, »Heimatschutz Thüringen« und NSU präpariert hatten. Höcke ist egal, wer unter ihm Parteivorsitzender ist. Er entlieh sich »wohltemperierte Grausamkeit« gegen Undeutsches bei dem medial angehimmelten »Philosophen« Peter Sloterdijk. Ein so gebildeter Führer hat seine Dotierung durch obere Bürger sicher.
- https://www.jungewelt.de/artikel/444390.beschleunigungstrupp-des-tages-afd.html

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

#politik #wirtschaft #rohstoffe #lithium #lateinamerika #peru #bolivien #chile #argentinien #regime-change #putschismus #faschismus #usa

»Wir putschen, gegen wen wir wollen. Finde dich damit ab.« - Elon Musk gelöschte Twitter-Antwort und die Praktiken des "Wertewestens" für ihr Geschäftsmodell den Globalen Süden auf das Dasein als preiswerte Rohstofflieferanten zu degradieren.

Kampf um Rohstoffe: Das weiße Gold

Kampf um Verteilung der Profite durch Lithiumausbeutung in Lateinamerika (Von Thorben Austen)

Lithium ist aus der Industrie und dem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Kein Smartphone oder Computer funktioniert ohne Lithiumbatterien, der durch die »Energiewende« gestiegene Bedarf an Elektrofahrzeugen steigert die Bedeutung noch weiter. In den vergangenen zwei Jahren ist der Preis um bis zu 490 Prozent gestiegen. Mindestens 60 Prozent der bekannten weltweiten Vorkommen, etwa 50 Millionen Tonnen, liegen im »Lithiumdreieck« Bolivien, Chile und Argentinien.

Das kanadische Unternehmen Plateau Energy, Tochterunternehmen des kanadischen Bergbauunternehmens Macusani Yellowcake, entdeckte auch im Südwesten Perus Vorkommen. Die Gegend ist eine der Hochburgen des gestürzten linken Präsidenten Pedro Castillo und ein Zentrum der aktuellen Proteste.

In den bisherigen Hauptförderländern Chile, Argentinien und Bolivien existieren unterschiedliche Vorstellungen über die Formen der Ausbeutung. Während in Chile und Argentinien Privatunternehmen das Lithium fördern und als Rohstoff zur Weiterverarbeitung exportieren, schwebt Bolivien ein eigener Entwicklungsweg mit höherer Kontrolle und Industrialisierung im Lande vor. Der Plan geht auf den linken Präsidenten Evo Morales zurück, der Bolivien von 2005 bis zum Putsch 2019 regierte. In dem Land liegen mit rund 21 Millionen Tonnen die größten weltweit bekannten Vorkommen.

Bei dem aktuellen linken Staatspräsidenten Luis Arce, wie Morales Mitglied der sozialistischen Partei Movimiento al Socialismo (Bewegung zum Sozialismus), scheint die Idee aufzugehen. Am 20. Januar dieses Jahres verkündigte Arce den Abschluss eines Vertrages zwischen dem bolivianischen Staatsunternehmen Yacimientos de Litio Bolivianos (YLB) und dem chinesischen Unternehmen CBC über den Bau zweier Industriekomplexe zur Gewinnung des Leichtmetalls. Bolivien rechne ab 2025 mit Exporteinnahmen von bis zu fünf Milliarden US-Dollar pro Jahr. Den Unterschied zur Lithiumausbeutung in anderen Ländern sieht Arce darin, »dass unser staatliches Unternehmen YLB in der gesamten Produktionskette präsent sein wird, von der Gewinnung über die Industrialisierung bis hin zur Vermarktung der Produkte«. Sowohl Morales als auch Arce hatten immer wieder betont, dass sie eine der Ursachen des Putsches von 2019 in ihrer Haltung zur Lithiumausbeutung sehen.

In Peru hatte Pedro Castillo zunächst zwar gegenüber dem Unternehmen Macusani Yellowcake die Nationalisierung des Lithiums angedeutet. Bei zwei Treffen mit Ulises Solis, Generaldirektor von Macusani, im September 2021 habe Castillo jedoch versprochen, die Lithiumvorkommen »nicht zu verstaatlichen«. Dennoch dürfte Castillo als unsicherer Kandidat gegolten haben, nicht zuletzt weil er seine Wählerbasis und Unterstützung vor allem bei der indigenen und ländlichen Bevölkerung Perus hat. Die steht der Ausbeutung der Bodenschätze häufig ablehnend gegenüber und organisiert in vielen Regionen erbitterten Widerstand.

Die bolivianische Zeitung Los Tiempos wies in einem Artikel von 2021 darauf hin, dass Macusani Yellowcake bisher nur über ein Abbaufeld verfügt, das Tonopah-Lithiumfeld mit etwa 7,13 Millionen Tonnen in Nevada, USA. Es liegt vier Autostunden von einer Akkufabrik der Firma Tesla entfernt. Tesla ist eines der weltweit führenden Unternehmen bei der Produktion von E-Autos und lithiumhaltigen Energiespeichern. Sein Aufsichtsratsvorsitzender und Großaktionär Elon Musk hatte 2020 im Zusammenhang mit dem Lithiumabbau und dem Putsch in Bolivien Schlagzeilen gemacht. Auf Twitter hatte Musk kritisiert, die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie seien nicht im »besten Interesse der Bevölkerung«. Einer seiner Follower schrieb: »Weißt du, was nicht im besten Interesse der Bevölkerung ist? Dass die US-Regierung einen Putsch gegen Evo Morales organisiert, damit du Zugang zum Lithium erhältst.« Musk antworte in einem kurz danach gelöschten Beitrag, der trotzdem um die Welt ging: »Wir putschen, gegen wen wir wollen. Finde dich damit ab.«

Mehr: Putsch in Peru. Die offenen Adern Perus

Großer Reichtum an natürlichen Rohstoffen: Zu den Hintergründen des Sturzes von Präsident Castillo
- https://www.jungewelt.de/artikel/444187.putsch-in-peru-die-offenen-adern-perus.html

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

#politik #geschichte #nationalismus #faschismus #ukraine

Begriffsklärung: Warum der Begriff "Banderismus" falsch und der ukrainische Nationalismus toxisch ist:

Rotlicht: Banderismus

Die Ideologie des ukrainischen Nationalismus, die Bandera übernahm, war schon eine Generation früher entstanden und suchte die ideologische Allianz mit dem Faschismus. Von Reinhard Lauterbach

Die Bezeichnung »Banderismus« ist in mehrfacher Hinsicht falsch: Sie entstammt dem kulturellen Kontext des hochgradig personalisierten politischen Diskurses der Stalinschen Sowjetunion, der seine Feindbilder gern personenbezogen definierte. Stepan Bandera (1909–1959), nach dem die Bewegung ihre Bezeichnung bekam, hat sich im Rahmen des ukrainischen Nationalismus nie als Ideologe betätigt, sondern stets eher praktisch als Organisator und Propagandist gewirkt. Das Programm des ukrainischen Nationalismus, das Bandera als junger Mann für sich übernahm, war schon eine Generation früher von Ideologen wie Dmitro Donzow (1883–1973) formuliert worden. Die waren es auch, die den ukrainischen Nationalismus in den 1920er Jahren auf eine ideologische Allianz mit dem Faschismus einschworen, zunächst in seiner italienischen Spielart, später auch in der deutschen.

Kernelemente dieser Ideologie waren die Überzeugung, dass der ukrainischen Nation auf ihrem Gebiet der Vorrang gebühre und dass sie sich von allen Einflüssen ihrer Nachbarkulturen – insbesondere der russischen und der polnischen – emanzipieren müsse. Die Befreiung der Ukrainer könne nur ein Akt der Gewalt sein, und die Bewegung brauche daher eine autoritäre Binnenstruktur nach dem Führerprinzip. Auch militanter Antisemitismus gehörte zum Programm und bekam später unter der deutschen Besatzung der Ukraine praktische Betätigungsgelegenheit.

Grundlage der Entwicklung des ­ukrainischen Nationalismus war der Umstand, dass die ukrainische Nationalbewegung bei der Aufteilung der multinationalen Imperien in Nationalstaaten im Gefolge des Ersten Weltkriegs zu spät und zu kurz kam. Während in der frühen Sowjetunion die Leninsche Nationalitätenpolitik dem ukrainischen Nationalismus einige Konzessionen machte und ihn so einzubinden versuchte, war die ukrainische Bevölkerung im Zwischenkriegspolen einer rabiaten Assimilierungspolitik ausgesetzt. Ihr Nationalismus formierte sich daher vor allem antipolnisch. Die 1929 im Prager Exil gegründete »Organisation Ukrainischer Nationalisten« (OUN) verübte Banküberfälle und liquidierte polnische Staatsbedienstete bis hin zum 1934 ermordeten Innenminister Bronislaw Pieracki. Bandera hat dieses Attentat organisiert, aber nicht persönlich ausgeführt. Er kam dafür in Haft, aus der ihn der deutsche Angriff 1939 befreite.

Die ökonomische Perspektivlosigkeit der polnischen Ostgebiete begünstigte gemeinsam mit der restriktiven Sprach- und Kulturpolitik Polens die Radikalisierung des ukrainischen Nationalismus. Bandera hatte sich als »Macher« und »Märtyrer« in der OUN einen solchen Ruf erworben, dass er sie 1940 spalten und seine Fraktion als die »Bandera-Leute« (Banderiwzi) definieren konnte. Nach der deutschen Okkupation Polens und der Sowjetukraine kollaborierten alle Fraktionen des ukrainischen Nationalismus mit den Deutschen, weil sie sich davon Chancen für ihren ukrainischen Staat erhofften. Diese Hoffnung wurde zwar enttäuscht; aber zuvor hatten die ukrainischen Faschisten schon Tausende jüdische Bürger selbst ermordet oder dazu Handlangerdienste geleistet. Bandera selbst war ab Sommer 1941 im KZ Sachsenhausen interniert, wenn auch unter privilegierten Bedingungen. Im Herbst 1944 wurde er freigelassen, um im Hinterland der Roten Armee eine ­ukrainische Partisanenarmee aufzustellen. Hierzu kam es aber nicht mehr; Bandera rettete sich mit Hilfe von Förderern im »Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete« nach Bayern und trat in die Dienste des US- und des britischen Geheimdienstes, später auch des BND. 1959 wurde er von einem sowjetischen Agenten in München ermordet. Die Mitglieder seiner Organisation emigrierten zum größten Teil nach Kanada und in die USA, wo sie eine Generation lang die Kader für die antirussische Neuformierung der unabhängigen Ukraine heranbildeten. 1991 war ihre Stunde gekommen.