#Faschismus - Ist jedes "Arschloch" ein Faschist?
Der Versuch einer ausführlicheren Darstellung des Begriffes Faschismus und warum eine genauere Auseinandersetzung mit diesem Begriff heute so wichtig ist.
Ich beginne diesen Beitrag mit der Überarbeitung eines Kommentars von mir, welche ich in einen anderen Beitrag von mir gemacht habe.
Faschismus ist in erster Linie die Bündelung von allen gesellschaftlichen Kräften um ein gemeinschaftliches Ziel zu erreichen bzw. nach eine gemeinschaftlichen Moral zu streben. Das muss nicht die Rasse oder die Religion sein, der Faschismus betonte ursprünglich vor allem Kunst, Religion und Wissenschaft.
Der Faschismus bündelt die Menschen zu einer, spirituellen und ideologischen Einheit.
Nicht das einzelne Individuum ist das entscheidend, sondern diese Einheit und demzufolge eben auch das, was diese Einheit bildet. Also letztlich der Staat.
Der Faschismus ist also explizit nicht egoistisch, sondern an einem gemeinsamen Wohl orientiert.
Aus diesem Grunde überbetont der Faschismus auch den Staat.
Ganz entscheidend ist die Bildung dieser Einheit im Interesse dieser gemeinsamen Ideologie.
Alle staatlichen und gesellschaftlichen Organisationen stehen uneingeschränkt hinter dieser Ideologie.
Also Gesundheitsamt, Wohlfahrt, Religion, etc.
Durch diese Bündelung aller gesellschaftlichen Bereiche gibt es quasi kein "Außen" mehr.
Und jetzt kommt das entscheidende, damit das ganze funktioniert, muss es natürlich einen Feind geben, welcher als Schädling dieser Gemeinschaft gilt. Der Volksschädling, der Querdenker, der Ungeimpfte, der Heuretiker, etc.
Historisch betrachtet, bedienten sich das Kapital des Faschismus um die Arbeiterbewegung zu bekämpfen.
Damit dies gelingen konnten, war er in seiner Form sehr wandlungsfähig, Er bediente sich schon bestehende gesellschaftlicher Strukturen und formte sie in seinem Sinne um. Zum einen um diese alternativen Bewegungen zu zerstören und zum anderen um größere Unterstützung in der Bevölkerung zu erlangen.
Hier lassen sich auch die unterschiedlichen Ableger der Faschismus unterscheiden, der italienische war anders als der Deutsche und der spanische wiederum auf die Eigentümlichkeiten dieser Region ausgerichtet.
Es versteht sich, dass der Faschismus sich dem Rassismus und dem Völkischen bedient hat, aber dies ist nur die äußere Form.
Es braucht eine Identität die verbindet. Der Faschismus betont den Zusammenhang zwischen Vergangenem, Aktuellem und Zukünftigen, deshalb ist eigentlich nicht die Ethnie entscheidend, sondern das wozu sich jeder einzelne Person als sein Anker bezieht.
Das die Rasse im ursprünglichen Faschismus kein Gegengenstand der Einheit war zeigt dieses Zitat:
"Not a race, nor a geographically defined region, but a people, historically perpetuating itself; a multitude unified by an idea and imbued with the will to live, the will to power, self-consciousness, personality" (The Doctrine of Fascism)
So viel also zu meinen ersten Beitrag. Im Folgenden möchte ich noch einmal etwas differenzierter mit diesem Begriff umgehen und etwas mehr in Detail gehen.
1. Faschismus als "Kind" einer ganz bestimmten Epoche
Der Faschismus entsteht als klarer Gegensatz zum Liberalismus, welcher den Staat aus der Ökonomie weitestgehend heraushalten möchte, aber vor allem ist er eine Antwort auf den Sozialismus.
Er ist eine Reaktion des Kapitals auf eine bestimmte geschichtliche Situation. Eine Situation in welcher die Konkurrenz unter den Kapitalisten immer größer wird, gleichzeitig aber die Ressourcen der Produktion in manchen Gebieten bereits erschöpft sind.
Dies führt zu Krisen, welche durch die immer weiter wachsende Arbeiterbewegung und der Verbreitung des wissenschaftlichen Materialismus, die Investitionen des Kapitals immer weniger lukrativ erscheinen lassen, weil die Arbeit zu teuer bezahlt werden muss.
Das Kapital antwortet mit immer größeren Produktionssteigerungen, deren steigender Hunger nach Ressourcen die imperialistischen Bestrebungen der kapitalistischen Staaten zur Folge hat.
"Fascism sees in the imperialistic spirit — i.e., in the tendency of nations to expand — a manifestation of their vitality"
(The Doctrine of Fascism)
Aus diesem Grunde definierte Dimitrov:
der Faschismus an der Macht, ist "die offene, terroristische Diktatur der reaktionärsten, chauvinistischsten, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapital."
Wenn mensch das hier betrachtet, dann steht da nichts von Rassismus, es wird auch nicht von Nationalismus geschrieben, sondern "chauvinistisch" ein heute vielleicht etwas alter Wort, welches aber durchaus mit nationalistisch, aber keineswegs rassistisch ersetzt werden kann.
Kurzum das Kapital ist nicht ideologisch, es bedient sich der Nation, weil es dadurch in der damaligen Zeit sein Kapital am sichersten anhäufen konnte. Kapital war damals, anders als heute, in der in der Regel noch an einer bestimmten Nation gebunden.
Durch diese Nation ließen sich andere Regionen unterdrücken, Ressourcen billig einverleiben und wurde anderseits der Besitz und die Güter geschützt. Kapital konnte also einfach akkumuliert und ständig neu, in neue Regionen, mit geringen sozialen Standards, investiert werden.
Der Faschismus als Ideologie ist also nach Dimitrov genau aus diesem historischen Interesse des Finanzkapitals entstanden.
Die Tatsache, dass er eine Art neue Religion, zumindest aber gemeinschaftliche Ideologie wird, ist ihm zwar immanent, aber sie ist nicht sein Wesen.
Er bedient sich vielmehr genau dieses Mittels.
Der Faschismus ist eine progressive Bewegung, die Rückbesinnung auf alte Werte und Traditionen soll nicht etwa den Fortschritt bremsen, sondern das Gruppenzusammengehörigkeitsgefühl stärken.
Weil der Faschismus eben alles mit einbezieht, von der Religion bis zum privaten Leben, ja selbst das Schlafzimmer ist kein privater Ort, vergewissert er sich den Gemeinschaftswillen in allen Bereichen.
Individuelles Glück ist kein legitimes Ziel eines jeden Einzelnen, sondern nur das Wohl der Gemeinschaft wird zur Doktrin.
Dadurch werden zwar auch sozial schwächere prinzipiell mitgezogen, aber der gemeinschaftliche Druck ist so groß, das niemand der Gemeinschaft in irgendeiner Weise schaden möchte, sondern etwas zum Wohlstand aller Beitragen möchte.
Aber der gemeinschaftliche Profit bleibt letztlich den großen Kapitalisten vorbehalten, welche von den gewonnenen Ressourcen und steigender Produktion profitieren.
Wie oben ausgeführt ist der Faschismus totalitär weil es nur vollkommene Unterordnung unter diesem System mit der Anerkennung als "Volksgenosse" belohnt.
Wer sich scheinbar nicht dem gemeinschaftlichen Ziel unterordnet oder der Gemeinschaft scheinbar sogar schadet, wird bloßgestellt, ausgesondert und seiner Rechte beraubt.
Allerdings ist schwingt in dieser kurzen Darstellung des Faschismus schon wieder viele mit, welches mensch eigentlich nur als äußeren Schein des Faschismus auffassen kann. Was ich hier beschrieben habe ist einerseits klar faschistisch, aber zeigt eher die äußere Ausprägung des Faschismus.
Um den Faschismus als Ideologie zu verstehen, versuche ich im folgenden doch lieber zweit Stränge zu trennen.
Die äußere Form und die eigentliche Ideologie des Faschismus.
Das erscheint mir notwendig, denn wenn ich die heutige Verwendung der Begriffs Faschismus betrachte, dann fällt mir auf, dass heute meist das Wesenhafte des Faschismus nicht erkannt wird oder bekannt ist, sondern stattdessen Begriffe wie Rassismus und Sexismus, welche natürlich auch dazugehören können, aber ganz bestimmt kein Alleinstellungsmerkmal des Faschismus sind, bereits auszureichen scheinen.
2. Faschismus als totalitäre Gewalt und Gruppendynamik
Ich möchte hier einmal mit dem Experiment und Buch, "Die Welle", beginnen.
Ein Buch welches später ja noch einmal größere Aufmerksamkeit durch eine neu Verfilmung bekommen hat.
So sehr mich dieses Buch damals auch sehr bewogen hat, in dieser Betrachtung hier sollte klar erwähnt werden, dass es hier nicht um Faschismus geht, sondern es sich hier nur um ein Experiment gehandelt hat, welches zeigen sollte, wie es in relativ kurzer Zeit gelingen konnte, Menschen so sehr zu spalten und gegeneinander auszuspielen, das sie bereit sind eine bestimmten Ideologie zu folgen und dabei auch Freundschaften auf Spiel setzen.
Dabei werden bestimmte Stilmittel verwendet wie Symbolik, Fahnen, Kleider, etc.
Aber alle diese Stilmittel alleine sind genauso wenig Faschismus wie alle zusammengenommen.
Es ist lediglich eine möglicher Form von Faschismus.
Nicht faschistisch im eigentlichem Sinne, weil lange vor dem Faschismus existent sind Hingegen immer wieder kehrende Ereignisse der Geschichte, welche in der gleichen seelischen Untiefe des Menschen rühren wie auch der Faschismus.
Hexenverfolgung und die Jagd auf die Häretiker könnten also eigentlich im gleichen Licht betrachtet werden.
Die wichtigsten Aspekte, welche mit dem Faschismus assoziiert sind.
1) Führerkult
Nicht verwunderlich, die Demokratie wurden schon von Aristoteles in Frage gestellt.
Es ist viel einfacher für den Menschen, an den einen ausgewählten Menschen zu glauben, welcher völlig uneigennützig das Wohl der Gesamtheit vertritt.
Dazu in der hier schon so oft zitierten Dorctrine of Fascism:
"Democracy is a kingless regime infested by many kings who are sometimes more exclusive, tyrannical, and destructive than one, even if he be a tyrant."
Allerdings ist der Führer im Faschismus etwas anderes als ein dispotischer Herrscher. Der Führer und
2) Der Kult der Tradition
Der Faschismus ist eine progressive Kraft, deshalb ist er vor allem auf die Zukunft ausgerichtet.
Aber die spirituelle Kraft seiner Ideologie gewinnt er vor allem aus den Gemeinsamkeiten in der Vergangenheit, welche als verbindende Band in der Gegenwart zelebriert wird, um eine totalitäre Einheit herzustellen.
3) Heldenverehrung
Fascism believes now and always in sanctity and heroism, that is to say in acts in which no economic motive — remote or immediate — is at work.
Der Faschismus verehrt die Stärke und Kraft der Menschen.
Deshalb wird der marxistische Materialismus, welche die Geschichte des Menschen als eine Geschichte des Klassenkampfes darstellt strikt abgelehnt.
Die Betrachtung von Marx macht den Menschen letztlich zu einem Statisten seiner ökonomischen Bedingungen. Dem widerspricht der Faschismus energisch. Für den Faschismus ist die Gegenwart einzig und allein das Ergebnis des Einflusses starker, heldenhafter Männer, welche die Geschichte in die Hand genommen haben.
Es erklärt sich von selbst, dass hier vor allem Menschen verehrt werden, welche im Kampf gegen eine dem Faschismus widersprechende Ideologie ihr Leben gelassen haben.
4) Die Verachtung von Pazifismus
Der Faschismus glaubt weder an der Möglichkeit einer längeren Friedenszeit noch begrüßt eine eine solche. Der Krieg hat im Gegengenteil heilende Wirkung.
Pazifismus wird hingegen tief verachtet
It therefore discards pacifism as a cloak for cowardly supine renunciation in contradistinction to self-sacrifice
Und mit dieser hier geforderten Selbstaufopferung haben wird dann wieder eine Verbindung zu dem
Punkt 3. der Heldenverehrung.
Die Bezichtigung andere als Faschisten
Meiner Meinung ist es also wirklich lächerlich, wenn heute eine Opposition als faschistisch bezeichnet wird, welche sich für Frieden einsetzt, denn die Notwendigkeit des Imperialismus habe ich ja oben schon dargestellt, aber auch an dieser Stelle hier wird deutlich wie der Faschismus zu Krieg und Frieden steht:
Fascism does not, generally speaking, believe in the possibility or utility of perpetual peace. (The Doctrine of Fascism)
Die jetzigen Regierenden sind nicht die Faschisten in Springer-Stiefeln und mit den ausgesprochenen Führerkult. Sie betonen die Demokratie, aber genau wie die Faschisten auch die Wissenschaft.
Sie betonen wie der Faschismus die Moral, sehen Friedensdemonstranten als vom Himmel gefallene Engel an und folgen der Parole "Krieg ist Frieden, Frieden ist Krieg."
Dieser Satz hier dürfte wohl auch für auf die Friedensschwurbler gemünzt sein.
"It therefore discards pacifism as a cloak for cowardly supine renunciation in contradistinction to self-sacrifice" (Doctrine of Fascism)
und auch
"Therefore all doctrines which postulate peace at all costs are incompatible with Fascism." (Doctrine of Fascism)
Aber auch von der oppositionellen Seite wird der heutigen Regierung einiges entgegengehalten.
Die heutige Regierung sei links.
Die Republikaner in den USA bezeichneten Harris gar als Kommunistin.
Und ganz absurd wird ja gerne, selbst von selbsternannten Experten der Gegenseite behauptet das der Faschismus links gewesen sei.
Aber dabei ist es doch so einfach. Sie haben sich ja selbst eindeutig positioniert:
"We are free to believe that this is the century of authority, a century tending to the “right,” a Fascist century" (The Doctrine of Fascism)
Die Überbetonung des Staates heute finde ich wirklich gefährlich, vor allem auch in welchen gesellschaftlichen Organisation der Staat bewusst eingreift
Wie ist das wer den Staat verhönht .....
Auch hierzu finde ich wieder eine passende Stelle, welche aufhorchen lassen sollte, wenn mensch vielleicht den letzten Satz streicht oder umdeutet.
"The State educates the citizens to civism, makes them aware of
their mission, urges them to unity; its justice harmonizes their divergent
interests; it transmits to future generations the conquests of the mind in the fields of
science, art, law, human solidarity; it leads men up from primitive tribal life to
that highest manifestation of human power, imperial rule."
und wie war das mit der Zersetzung des Staates noch einmal?
"Whenever respect for the State declines and the disintegrating and centrifugal tendencies of individuals and groups prevail, nations are headed for decay.”
(The Doctrine of Fascism)
Ganz interessant auch die Tatsache das der Faschismus wie die Grünen davon überzeugt sind, dass der Staat in wirtschaftliche Prozesse eingreifen muss.
In der Doctrine wird sich über die liberalen Urväter lustig gemacht, welche möglichst wenig Staat verlangt haben:
"What would they say now to the unceasing, inevitable, and urgently requested interventions of government in business?"
" The socalled crisis can only be settled by State action and within the orbit of the State."
Nur um das einmal klar zu stellen, ich selber bin auch für das Eingreifen des Staates in bestimmten wirtschaftlichen Prozessen und auch für Mindestlohn und dergleichen, worum es mit hier geht ist die Tatsache, dass heute gerne Leute als Faschisten bezeichnet werden, welche genau das nicht wollen. Also Parteien, die gegen soziale Absicherung, Mindestlohn, etc. sind.
Es sollte alleine aus dem hier dargestellten jedem klar sein, das sie keine Faschisten sein können.
Und um noch einmal zu zeigen, wie absolut dämlich der Vorwurf Faschist heute von Politik und Medien gerne verwendet wird.
Egoisten, Leute, welche nur an sich denken und Sachen wie "Jeder ist seines eigenen Glückes Schmieds", können keine Faschisten sein.
Faschismus ist kein Liberalismus. Es betont nicht das Individuum.
So schreibt die Doctrine:
"If liberalism spells individualism, Fascism spells government. " (The Doctrine of Fascism)
Es sollte auch klar sein, dass sich die heutige Regierung, obwohl sie viele Gemeinsamkeiten mit dem Faschismus zeigt, anders definiert.
Sie sehen sich als Liberale, sie sind den liberalen Werten verpflichtet, obwohl auch hier anzunehmen ist, dass die meisten gar nicht wissen, was das eigentlich heißt.
Liberalität ist für sie nur in der Tatsache begründet, dass alle Menschen egal welcher Herkunft, Neigung und Bedürfnisse, gleich behandelt werden müssen.
Aber auch wenn dies nur ein schmaler Aspekt der Liberalität ist, so muss mensch doch ganz klar sagen, dass sie die heutige Regierung in diesem Punkt klar vom historischen Faschismus unterscheidet.
Jetzt könnte mensch vielleicht spekulieren, ob nicht gerade weil es so viele Parallelen mit dem Faschismus gibt, es so wichtig ist, dieses Woke mit in seine Ideologie aufzunehmen, um nicht zu
schnell als moderne Art des Faschismus erkannt zu werden.
Aber vielleicht sollten wir diesen Begriff Faschismus doch viel behutsamer verwenden.
Es gibt viele Parallelen, die heutigen Mächtigen haben den Faschismus gut studiert und scheuen sich nicht, mancher seiner Methoden gezielt anzuwenden, natürlich nicht ohne die Gegenseite dann genau dieses Faschismus zu bezichtigen.
Aber das heutige ist eben kein Faschismus im klassischen Sinne, auch dazu aus der Doctrine
All doctrines aim at directing the activities of men
towards a given objective; but these activities in
their turn react on the doctrine, modifying and
adjusting it to new needs, or outstripping it.
Die einzelnen Ideologien bedienen sich also schamlos bei anderen und bauen alles Nützliche in die eigene ein.
#Definition #Fascism