#neokolonialismus

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#politik #deutschland #kenia #migration #arbeitskräfte #neokolonialismus #unterentwicklung

Der Export von Arbeitskraft aus Afrika ist keine neue Erscheinung. In der Vergangenheit war Afrika Zentrum des transatlantischen Sklavenhandels. Für uns ist es unverständlich, dass wir hier Arbeiter ausbilden, nur damit sie dann der Wirtschaft anderer Länder dienen. Selbstverständlich hängt das Abkommen auch mit dem Aufstieg rechter Antimigrationsparteien wie der AfD zusammen, denn es geht auch darum, ungewollte Migranten wieder zurückzuführen. Die deutsche Regierung hat zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Sie bekommen die besten Arbeiter und gleichzeitig einen Weg, diejenigen, die sie nicht wollen, wieder zu deportieren. [...] Die Unterentwicklung Afrikas geht bis weit in die Kolonialzeit zurück. Damals haben sie unheimlich viele Ressourcen aus dem Kontinent gepresst. Früher waren es unsere Bodenschätze und nun das Humankapital. Wenn diejenigen, die unseren Kontinent nach vorne bringen könnten, von uns genommen werden, um die Metropolen weiter auszubauen, die schon mit unseren Ressourcen errichtet wurde, dann wird Afrika weiter unterentwickelt bleiben.

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#politik #zeitenwende #liberalismus #nationalismus #militarismus #neokolonialismus #rassismus #anti-antisemitismus #deutsche-zustände #spdcducsufdpgrüneafd #einesuppe

"Die am 27. Februar 2022 ohne vorherige parlamentarische, geschweige denn breite gesellschaftliche Debatte von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) verkündete „Zeitenwende“ – schon der Form nach ein demokratiepolitischer Skandal – ist in der Tat eine Zeitenwende auch dem Inhalt nach. Sie wendet die Zeit, aber nicht in eine goldene Zukunft; sie dreht die Uhr zurück in die düstere deutsche Vergangenheit. Bei der inneren Zeitenwende geht es zurück in eine Zeit der Soldatendenkmäler, damit eine „glückssüchtige Gesellschaft“ (Joachim Gauck, damals Bundespräsident) wieder lerne, die im Kampf fürs Vaterland am Hindukusch Gefallenen als Helden zu verehren. Es geht zurück in die Zeit der „Pflichtjahre“, mit der dieselben Leute, die im Rahmen der „Agenda 2010“ und der Hartz-Gesetze einst Sprengsätze am sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft legten, heute wieder „Gemeinsinn stärken“ wollen und vergessen, dass es das „Pflichtjahr“ in der deutschen Geschichte schon einmal gab und wann und zu welchem Zweck, nämlich demselben: ideologisch zu kitten, was wirtschafts- und sozialpolitisch zerbrochen wurde."

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#politik #zeitenwende #liberalismus #nationalismus #militarismus #neokolonialismus #rassismus #anti-antisemitismus #deutsche-zustände #spdcducsufdpgrüneafd #einesuppe

"Linke können ohnehin die Uhr danach stellen, wann sich Strafverfolgung mit Landes- oder gar Hochverratsvorwürfen auch und vor allem wieder gegen sie wenden wird. Schon in den kommenden Jahren dürfte jeden dieser Bannstrahl treffen, der auch nur leise Zweifel anmeldet und eine offene demokratische Diskussion darüber einfordert, ob Hochrüstung, Deutschlands Nuklearbewaffnung, die einst allein von postfaschistischen Haudegen wie Franz Josef Strauss, heute aber mit einem frisch, fromm, fröhlich, freien „Ja zur Atombombe“ von Ulrike Herrmann bis Joschka Fischer gefordert wird, tatsächlich gute Ideen sind und ob eine neue Blockkonfrontation gegen China und die Entsendung der Fregatten „Bayern“ und „Württemberg“ ins Südchinesische Meer, damit sie dort – wie einst die Kreuzerdivision vor Kiautschou – „Flagge zeigen“ für „unsere Werte und Interessen“, wirklich dazu beitragen, den Frieden in der Welt zu sichern und globale Menschheitsprobleme wie die soziale Ungleichheit und die Klimakatastrophe zu bewältigen."

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#politik #zeitenwende #liberalismus #nationalismus #militarismus #neokolonialismus #rassismus #anti-antisemitismus #deutsche-zustände #spdcducsufdpgrüneafd #einesuppe

"Innere Zeitenwende meint auch die Rückkehr der Unterscheidung von „Gut“ (wir, na klar!) und „Böse“ (die anderen, was sonst?), von (westlicher) „Zivilisation“ und (östlicher) „Barbarei“, bloß das die Grenze vom „Ostproblem“ (Walther Harich) weiter nach Osten verschoben wurde und die Barbarei nicht schon an der Grenze zu Polen beginnt. Es ist die Rückkehr der „Erbfeinde“ (einst Frankreich, heute Russland und China) und die Rückkehr der „Bürde des weißen Mannes“ (Rudyard Kipling) zur Zivilisierung der Barbaren, die wieder am deutschen Wesen genesen sollen und sich – so jüngst Reinhard Bütikofer, außenpolitischer Sprecher der Grünen im Europaparlament, auf PHOENIX – sich „einfach von uns so verwandeln lassen“ müssen, „dass am Ende dann etwas rauskommt, was einfach den Vorstellungen entspricht, die man von uns über das Land und darüber“ gehabt hat, „wie die Welt insgesamt organisiert sein soll.“

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#politik #zeitenwende #liberalismus #nationalismus #militarismus #neokolonialismus #rassismus #anti-antisemitismus #deutsche-zustände #spdcducsufdpgrüneafd #einesuppe

"Die vielen Artikel aus bürgerlich-liberalen Schreibstuben, die im Geiste eines „ohnmächtigen“ und „hilflosen Antifaschismus“ vor der AfD warnen oder gegen die rechtsautoritären Nationalisten den Vorwurf des „Landesverrats“ erheben, merken dabei augenscheinlich nicht, dass jeder ihrer mit dem moralisch erhobenen Zeigefinger geschriebene Artikel den Rechtsextremen mindestens ein paar Hundert neue Wähler zutreibt, weil deren sich ohnmächtig fühlenden Wähler die Angst der Herrschenden spüren und zum Glauben verleitet sind, durch ein Kreuz bei der AfD sich selbst zu ermächtigen und den verhassten Eliten eins auszuwischen. Aber während sie verkennen, dass sie – mit Brecht gesprochen – doch eigentlich nur wie die Kälber sind, die der Trommel hinterhertrotten, für die sie das Fell selber liefern, verkennen die Liberalen vor allem eines: Es braucht für die Rückkehr der Gespenster der dunklen Vergangenheit keine Weidels und Höckes. Sie selbst, die Liberalen, sind es, die sie beschwören."

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#politik #neokolonialismus #kapitalismus #mord #ausbeutung #eu-grenzregime #nordafrika

"Während einige Klassen von Migranten auf ihrem Weg nach Europa gezielt umgebracht werden, werden andere dazu ermutigt, die demografischen Lücken in arbeitenden Bevölkerung in der EU zu füllen. Das Ziel dieser Politik ist eine gespaltene Arbeiterklasse mit großem, rassifizierten Anteil zu schaffen, die in ständiger Aufenthaltsprekarität lebt. Denn diese Arbeitskräfte sind leichter zu disziplinieren, auszubeuten und zu unterdrücken. Unsichere Aufenthaltstitel sind so zu einem wichtigen Instrument geworden, um eine ständig verfügbare Niedriglohnklasse und auch eine potenzielle Reservearmee an Arbeitskräften aufzubauen."

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

#politik #demokratie #menschenrechte #neokolonialismus #klimakatastrophe #afrika #sahel #mali

"Der wirkliche Grund für die militärische Intervention (in Mali) war nie der Terrorismus. Dieser ist ja umgekehrt eine Folge der expansionistischen Politik des kapitalistischen Systems. Länder wie Mali treffen nicht die Entscheidungen, wenn es um ihre Wirtschaftspolitik geht, der Internationale Währungsfonds und die Weltbank haben längst die Macht übernommen. Der Kern der Debatte ist also, dass nichts getan wurde, um die Grundbedürfnisse der Afrikaner unter Wahrung ihrer Menschenrechte und einer intakten Umwelt einschließlich des Klimas zu befriedigen. Noch mal: Frankreich und seine Verbündeten, darunter Deutschland, sind gar nicht in der Lage, den Dschihadismus erfolgreich zu bekämpfen. Diese Länder sind hier, weil sie uns in einen Krieg führen wollen, damit sie ihre Interessen verteidigen können."

  • Aminata Dramane Traoré (Autorin, Menschenrechtsaktivistin und ehemalige Kulturministerin von Mali)

aus »Sie wollen uns in den Krieg führen« - Über das von westlichen Staaten verursachte Chaos im Sahel und die Interessen der internationalen Oligarchie. Ein Gespräch mit Aminata Dramane Traoré https://www.jungewelt.de/artikel/439786.neokolonialismus-sie-wollen-uns-in-den-krieg-führen.html

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#politik #demokratie #menschenrechte #neokolonialismus #afrika #sahel #mali

"Die Zeiten sind hart, und jeder weiß, worum es geht. Es liegt also an uns, die Verhältnisse zu verändern. Dabei sollten wir aber nicht vergessen, dass alle afrikanischen Anführer, die in der Vergangenheit versucht haben, die Interessen ihrer Völker zu vertreten, getötet, ihre Regierungen destabilisiert oder auf die eine oder andere Art und Weise marginalisiert wurden. Es wird in Afrika also keine Demokratie geben können, solange die Demokratie in den angeblich entwickelten Ländern, die heute mit denselben Schwierigkeiten wie die sogenannte dritte Welt konfrontiert sind, in der Krise steckt. Tatsächlich sind im Westen aktuell große demokratische Rückschritte zu beobachten. Man könnte sagen, diese Staaten befinden sich jetzt selbst auf dem Weg Richtung »dritte Welt«. Vielleicht können wir ja dann auf Augenhöhe miteinander sprechen."

  • Aminata Dramane Traoré (Autorin, Menschenrechtsaktivistin und ehemalige Kulturministerin von Mali)

aus »Sie wollen uns in den Krieg führen« - Über das von westlichen Staaten verursachte Chaos im Sahel und die Interessen der internationalen Oligarchie. Ein Gespräch mit Aminata Dramane Traoré https://www.jungewelt.de/artikel/439786.neokolonialismus-sie-wollen-uns-in-den-krieg-f%C3%BChren.html

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#politik #energiepolitik #erneuerbare #klima #neokolonialismus #eu #weltbank #marokko #westsahara

"Wem gehört was? Wer macht was? Wer bekommt was? Wer gewinnt und wer verliert? Wessen Interessen werden bedient?"

Europas Energiebedürfnisse: Grüner Kolonialismus und Green Grabbing in Nordafrika

Europas Staatschefs nutzen die Klimakrise als Gelegenheit, ihren kolonialen Einfluss auf Afrika auszuweiten. Unter dem Vorwand, dass “wir alle” gegen einen “gemeinsamen Feind” kämpfen, fördern sie “saubere Technologie”-Projekte, die nicht nur die Ungleichheiten zwischen Nord und Süd reproduzieren, sondern zudem die Klimakrise anheizen...

  • Das hier ist nur die Schlusssequenz eines langen, aber sehr informativen Artikels der u.a. genauer au die Situation in Marokko und der besetzten Westsahara eingeht. Sehr lesenswert das Ganze!

...Die meisten Beiträge zu Nachhaltigkeit, Energiewende und Umweltfragen in Nordafrika werden von internationalen neoliberalen Institutionen und Denkfabriken dominiert und lassen Fragen der Klasse, der Rasse, des Geschlechts, der Macht oder der Kolonialgeschichte außer Acht. In allen Fällen werden die einfachen Menschen und die arbeitenden Armen von jeder Strategie ausgeschlossen und als ineffizient, rückständig und unvernünftig dargestellt. Die Menschen in Nordafrika, deren Leben am stärksten von der Klima- und Umweltkrise (und den ungerechten, von oben verordneten Maßnahmen zu ihrer Bewältigung) betroffen sein wird, sind Kleinbauern und -bäuerinnen, Kleinfischer und -fischerinnen, Viehzüchter und -züchterinnen (deren Weideland für den Bau von Mega-Solarkraftwerken und Windkraftanlagen in Beschlag genommen wird), Arbeiter und Arbeiterinnen in der fossilen Brennstoffindustrie und im Bergbau, informelle Arbeiter und Arbeiterinnen und die verarmten Klassen.

Aber sie werden an den Rand gedrängt und daran gehindert, ihre Zukunft zu gestalten. Ein gerechter Übergang muss unser globales Wirtschaftssystem, das auf sozialer, ökologischer und sogar biologischer Ebene untauglich ist (wie die COVID-19-Pandemie zeigt), grundlegend umgestalten und entkolonialisieren.

Im Zusammenhang mit den globalen Diskussionen um Klimagerechtigkeit müssen wir immer wieder fragen: Wem gehört was? Wer macht was? Wer bekommt was? Wer gewinnt und wer verliert? Wessen Interessen werden bedient? Das Gerede über Nachhaltigkeit und “grüne” Übergänge darf keine glänzende Fassade für neokoloniale Pläne der Ausbeutung und Herrschaft sein.
- von Hamza Hamouchene (Wissenschaftler, Aktivist und Journalist)
Vollständiger Artikel: https://berlinergazette.de/europas-energiebeduerfnisse-gruener-kolonialismus-und-green-grabbing-in-nordafrika/

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

#politik #militär #bundeswehr #neokolonialismus #menschenrechtsinterventionismus #unabhängigkeit #mali

Raus aus Mali

Man kennt die Leier der Bellizisten: Kriegsverbrechen von NATO-Truppen sind – wenn sie denn publik werden – bestenfalls ein Versehen in sonst edelmütiger Mission, die Russen aber töten allein mit Vorsatz, ob auf den fruchtbaren Böden der Ukraine oder in der malischen Wüste. Die Doppelmoral der verwelkten Grünen geht weiter: Die Führung in Bamako wurde erst dann zur problematischen »Militärjunta«, als sie sich neokoloniale Bevormundung verbeten, die Souveränität des Landes behauptet und die Kooperation mit Russland gesucht hat. Die ebenfalls aus bewaffneten Staatsstreichen hervorgegangenen, demokratisch ebensowenig legitimierten Vorgängerregierungen waren dagegen noch willkommene Partner. Sie waren eben willig. Die deutschen Soldaten sind in Mali nicht willkommen, und sie leisten schon gar keinen sinnvollen Beitrag dort. Bamako hat Bundeswehr-Transportern die Überflugrechte im Land entzogen, die Truppen werden in gecharterten Privatmaschinen über den Luftraum der völkerrechtswidrig besetzt gehaltenen Westsahara ausgeflogen. Es ist höchste Zeit, die Bundeswehr aus Mali abzuziehen.

Mehr:
- Mali kontert Kolonialisten - Regierung in Bamako befürchtet Putsch: Spionagevorwürfe gegen französische Streitkräfte. Truppentransporte eingeschränkt (Von Jörg Kronauer) https://www.jungewelt.de/artikel/433368.minusma-mali-kontert-kolonialisten.html

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

#politik #krieg #terror #imperialismus #neokolonialismus #interventionismus #eu-grenzregime #rassismus #eu #mali

Was die Entwicklung betrifft, so ist das Wirtschaftsmodell, das in unseren Ländern angewandt wird, keineswegs ethisch. Es ist sowohl »Business« als auch ein Projekt der Verwestlichung, das als zivilisierend angesehen wird. Es geht darum, neben unseren Volkswirtschaften und Gesellschaften auch unser innerstes Selbst zu reformieren, um uns zu naiven Wählern und Konsumenten zu machen. Ein ausländischer Investor muss die Gewissheit haben, dass er möglichst viele Gewinne erwirtschaften und zurückführen kann – manchmal in Steuerparadiese – ohne vor Ort Steuern und Abgaben zu zahlen. Der CFA-Franc und die Militärbasen stehen im Dienste dieses Prozesses der Beherrschung und Ausplünderung Afrikas. Es sind die Lobbys der fossilen Energie-, der Rüstungs- und der Pharmaindustrie, die florieren, während die politischen Führer von Gipfel zu Gipfel den Völkern einschläfernde Reden halten.

[...] Es ist nicht ethisch, den Betroffenen die Wahrheit vorzuenthalten, ihnen eine sogenannte Entwicklungspolitik aufzuzwingen, die sie verarmt und unterwirft, und sich zu verbarrikadieren, wenn sie versuchen, dem Schicksal zu entkommen, das ihnen auf diese Weise zugefügt wird. Mauern werden errichtet – sichtbar und unsichtbar – auf der Grundlage von Angst und manchmal auch Hass auf die Anderen, die Andersdenkenden, die oft als minderwertig angesehen werden. Männer, Frauen und Kinder fliehen aus ihren Ländern und lassen dabei einen Teil ihres Wesens und ihrer Träume zurück. Als Bonus wird ihnen gesagt: »Kommt nicht!«, »Bleibt zu Hause!«, »Geht weg!«, »Verschwindet, sterbt in der Wüste oder auf dem Meer, aber kommt vor allem nicht zu uns!« Die EU lagert ihre Grenzen aus und beauftragt afrikanische Länder mit politischer, institutioneller und militärischer Gewalt.

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#politik #deutsche-geschichte #kolonialismus #völkermord #nama #herero #namibia #versöhnungsabkommen #neokolonialismus #entwicklungsgelder

"Deutschland hat noch mal im neokolonialen Stil versucht, den Herero und Nama vorzuschreiben, was sie zu tun haben. Wir sind aber keine Befehlsempfänger von Deutschland. Die Herero und Nama müssen selber entscheiden, was sie wollen. So wie jetzt kann Versöhnung nicht erreicht werden. Die namibische Regierung hängt am Tropf der deutschen Entwicklungsgelder, und Deutschland nutzt das neokolonialistisch aus, um sein Abkommen durchzudrücken. Von Reparationen wird darin nicht geredet, sondern von Versöhnung und Wiedergutmachung, als ob man einen Völkermord wieder gutmachen könnte! Reparationen dürfen nicht mit Entwicklungszusammenarbeit vermengt werden. Da geht es um zwei grundsätzlich anders gelagerte Sachverhalte."

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»Die #Palästinenser wollen Israels Staatsgründung rückgängig machen«

Einat Wilf über ihr neues Buch und das » #Rückkehrrecht « als Friedenshindernis

von Mareike Enghusen 31.05.2020 11:01 Uhr

Einat Wilf, 50, ist eine israelische Politologin und Autorin. Zwischen 2010 und 2013 war sie Abgeordnete in der Knesset, zunächst für die Arbeitspartei, später als Unabhängige. Ihr jüngstes Buch »The War of Return«, das sie gemeinsam mit dem israelischen Journalisten Adi Schwartz schrieb, ist vor Kurzem auf Englisch erschienen.

Frau Wilf, in Ihrem neuen Buch argumentieren Sie und Ihr Co-Autor Adi Schwartz, der Konflikt zwischen #Israelis und Palästinensern werde im Westen seit Jahrzehnten missverstanden. Das größte Hindernis seien nicht etwa territoriale Fragen, sondern das palästinensische Narrativ vom »Recht auf Rückkehr« – die Forderung, dass palästinensische #Flüchtlinge und ihre Nachkommen, mehrere Millionen Menschen also, sich im heutigen #Israel ansiedeln dürfen. Warum?
Wie viele Menschen bin ich aufgewachsen in dem Glauben, der Konflikt drehe sich im Kern um die Aufteilung des Landes, um #Grenzen, #Siedlungen, das Ende der #Besatzung. Und ich dachte: Sobald Israel bereit wäre, die im #Sechstagekrieg von #1967 eroberten Territorien an die Palästinenser zu übergeben, gäbe es #Frieden. In den 80er- und 90er-Jahren war das eine vernünftige Annahme. Doch dann machten zwei Premierminister, Ehud #Barak im Jahr 2000 und Ehud #Olmert im Jahr 2008, den Palästinensern weitreichende Angebote: Beide stellten ihnen einen souveränen Staat im #Westjordanland und in #Gaza mit #Ost-Jerusalem als Hauptstadt in Aussicht – und die Palästinenser lehnten ab. Wie viele Israelis fragte auch ich mich: Was wollen sie dann? Ich begann, mich mit Palästinensern zu treffen und zu recherchieren und stellte fest: Sie hatten es uns die ganze Zeit über gesagt, wir hatten nur nicht zugehört. Der wichtigste Punkt für die Palästinenser ist die Vorstellung, dass palästinensische Flüchtlinge und ihre Millionen von Nachkommen das Recht haben, sich in Israel anzusiedeln. In ihren Augen geht es bei dem #Konflikt nicht um Israels militärische Eroberungen von 1967. Sie wollen stattdessen #1948 rückgängig machen – die Gründung Israels als jüdischer Staat.

Auf welche Quellen stützen Sie Ihr Argument?
Wir haben die Geschichte des Konflikts studiert, palästinensische Deklarationen gelesen und 1700 Dokumente untersucht, die sogenannten » #Palestine Papers« über die #Friedensverhandlungen. Dabei haben wir festgestellt, dass die Palästinenser an ihrer Forderung nach einem Rückkehrrecht durchgängig festgehalten haben. Und nicht nur das: Sie bekräftigen sie weiterhin. Eine der ersten Kritiken zu unserem Buch wurde von einem Palästinenser verfasst. Er ärgerte sich über unsere Behauptung, für Menschen in Israel und im #Westen sei es überraschend, dass das »Recht auf Rückkehr« im Zentrum des Konflikts steht. Faszinierenderweise bestätigte er unsere These, indem er sie mit der Erkenntnis verglich, dass »die Sonne im Osten aufgeht«. Diese Reaktion bekomme ich immer wieder von Palästinensern. Sie sagen nie: »Das ist nicht wahr, das Rückkehrrecht ist uns gar nicht so wichtig.« Im Gegenteil, sie fragen: »Wie konntet ihr das so lange übersehen?«

Wie lautet Ihrer Meinung nach die Antwort?
Im Westen meinen viele: Ach, die Palästinenser meinen das gar nicht ernst. Ich sehe darin eine Form von #Neokolonialismus. In unserem Buch begegnen wir den Palästinensern mit Respekt: indem wir ihnen zuhören und ihre Äußerungen ernst nehmen.

Es ist doch undenkbar, dass Israel jemals mehreren Millionen Palästinensern erlauben könnte, in seinem #Staatsgebiet zu siedeln und den demografischen Charakter des Landes zu verändern. Warum halten die Palästinenser an einer so unrealistischen Forderung fest?
Aus ihrer Perspektive ist das nicht unrealistisch. Seit den #arabischen und #islamischen Eroberungen ist der #NaheOsten arabisch-muslimisch geprägt. Die Palästinenser denken sich: Na schön, mittendrin leben sieben Millionen #Juden mit ihrem verrückten Projekt, aber das wird nicht von Dauer sein. Aus ihrer Sicht ist Israel eine zeitlich begrenzte Anomalie in der arabisch-muslimischen Geschichte der Region. Demnach müssen sie einfach ein, zwei Generationen warten, vielleicht auch fünf, irgendwann wird Israel wieder verschwinden. Und für diese Sicht erhalten sie viel Unterstützung aus dem Westen. Dass der Westen #UNRWA (das UN-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge, Anmerkung der Redaktion) finanziert, symbolisiert in ihren Augen westlichen Rückhalt für das Recht auf Rückkehr. Denn UNRWA erhält den Flüchtlingsstatus von Generationen von Palästinensern in anderen Ländern aufrecht, selbst wenn sie längst eine andere Staatsbürgerschaft angenommen haben.

UNRWA finanziert Schulen, Krankenhäuser und andere humanitäre Dienste für Millionen von Palästinensern in der Region. Welche Alternative schlagen Sie vor?
In unserem Buch ziehen wir den Vergleich zu anderen Flüchtlingskrisen. Im 20. Jahrhundert wurden Hunderte Millionen Menschen aus ihrer #Heimat vertrieben, in Afrika, Asien und natürlich Europa. Keiner von ihnen kehrte zurück, stattdessen bauten diese Menschen sich ein neues Leben auf. Das Konzept eines Rückkehrrechts für Flüchtlinge ist im internationalen System nicht vorgesehen – aus gutem Grund: Dieses System basiert auf der Unantastbarkeit des souveränen Staates. Man kann keinem #Volk ein Recht zusprechen, das die Souveränität eines anderen Staates übertrumpft. Willy Brandt hat einmal in einer Ansprache an deutsche Vertriebene gesagt: Es ist vorbei, ihr werdet nicht zurückkehren. Wir brauchen einen palästinensischen Willy Brandt, der seinem Volk das Gleiche sagt.

Die linke #Friedensbewegung in Israel sucht die Verantwortung traditionell auf der eigenen Seite, sieht in den Siedlungen das größte Friedenshindernis. Dennoch identifizieren Sie sich als #Linke. Warum?
Ich stehe bei allen denkbaren Themen links: ob es um #Feminismus geht, #Atheismus, #LGBT-Rechte oder die Legalisierung von Marihuana. Und auch ich lehne die #Siedlungen ab und befürworte einen palästinensischen Staat. Aber wenn wir uns weiterhin auf die Siedlungen konzentrieren, schaffen wir niemals Frieden. Wir müssen uns jenem Problem widmen, das seit 1948 bis heute den Kern des Konflikts ausmacht: der palästinensischen Forderung auf ein Rückkehrrecht in den Staat Israel.

Das Gespräch führte Mareike Enghusen.

Adi Schwartz und Einat Wilf: »The War of Return: How Western Indulgence of the Palestinian Dream Has Obstructed the Path to Peace«. All Points Books, Toronto 2020, 304 S., 26,99 €

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