#liberalismus

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

#politik #theorie #praxis #liberalismus #autoritarismus #klassenkampf #kapitalismus

Freiheit bedeutet in einer Demokratie, dass die Menschen Staat und Wirtschaft nicht als fremden Mächten ausgesetzt sein dürfen, sondern sie demokratisch kontrollieren müssen. Verhindern Bosse, dass in ihren Unternehmen Betriebsräte gegründet werden, dann verhindern sie, dass die Beschäftigten ihre Freiheiten schützen. Beargwöhnen Unternehmerverbände Arbeitskämpfe, dann beargwöhnen sie den Freiheitskampf der Arbeitenden. Und schränkt die FDP im Namen der Freiheit die Möglichkeiten des demokratischen Staates ein, auf die Wirtschaft einzuwirken, dann schränkt sie ein Stück demokratischer Freiheit ein.

Dies ist das einzige einer demokratischen Gesellschaft angemessene Verständnis von Freiheit in der Wirtschaft. Schließlich bezeichnen wir autoritäre Staaten auch nicht als liberal, nur weil deren Machthaber frei sind, nach Lust und Laune mit Land und Menschen umzuspringen. Genau das ist es aber, was die vermeintlich Liberalen in Verbänden, Parteien, auf Lehrstühlen und anderswo in Bezug auf die Wirtschaft von uns verlangen. Sie sind viel zu lange mit dieser falschen Vorspiegelung davongekommen. Nennen wir sie bei ihrem echten Namen: »Wirtschaftsliberale« sind in Wahrheit Wirtschaftsautoritäre.

Hervorragender Exkurs über politischen und wirtschaftlichen Liberalismus. Sehr lesenswert

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

#politik #gesellschaft #eigentum #liberalismus #faschismus

Der Liberalismus versteht Freiheit analog zum Eigentum: eine Willkürsphäre, die endet, wo die der anderen beginnt. Frühe Theorien verwendeten Metaphern wie Zaun und Hecke, um die Grenzen der eigenen Handlungsräume abzustecken. In dieser Idee ist etwas enthalten, das sich die Rechten gar nicht erst aneignen mussten, weil es schon einen brutalen, herrschaftsförmigen Kern hat. Denn machen zu können, was ich will, über etwas zu verfügen, als sei es mein Eigentum, das heißt in der Moderne: Ich darf es auch zerstören oder missbrauchen. Das sieht man im Moment, wenn Leute ihre Freiheit erst dann spüren, wenn sie schädlich eingesetzt wird. Der Ruf nach Meinungsfreiheit findet erst dann Erfüllung, wenn Worte verletzen. Oder körperliche Selbstbestimmung hört nicht da auf, wo sie andere in Gefahr bringt, sondern fängt da erst wirklich an, sich nach Freiheit anzufühlen. Das gibt dem Versprechen der Faschisten gerade ordentlich Auftrieb.

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

#politik #gesellschaft #bürger:innen #liberalismus #einfalt #ignoranz #herrschaftsverhältnisse #klassenkampf-von-oben

Das "Eure-Armut-Kotzt-Mich-An"-Klientel übt den Volksaufstand

Facepalm der Woche: Reaktionen zur Elterngeldkürzung

Sobald die Umverteilung nach oben punktuell etwas gedämpft werden soll, springt das Bürgertum im Dreieck. »Entsetzen über Elterngeld-Kürzung« titelte das Handelsblatt am Mittwoch unter dem Foto einer innig lächelnden Familie. Gestrichen werden soll der Zuschuss Paaren, die mehr als 150.000 Euro im Jahr verdienen. Das sind 12.500 Euro im Monat auf die Hand (plus allem, was sich von der Steuer absetzen lässt). Weil auch der Vater zwei Monate Auszeit nehmen muss, damit die Sozialleistung in voller Höhe ausgezahlt wird, buchen solche Paare gern acht Wochen Neuseeland. Sie müssen das nun womöglich überdenken.

»Fataler Rückschritt«, hieß es bei Zeit online. Bei Spiegel online war »Die Lage am Abend« (so heißt ein Newsletter) noch verhältnismäßig ruhig. Als die Kappungsgrenze im Herbst 2021 »ohne viel Aufhebens« von 500.000 auf 300.000 Euro abgesenkt wurde, habe die Merkel-Regierung das Elterngeld als »unerheblich« für die Entscheidung reicher Paare zur Kinderbetreuung bezeichnet. Das gelte so auch für die neuerliche Absenkung. Über Nacht aber wendete sich das Blatt bei Spiegel online. Die Betroffenen zahlten »oft hohe Mieten« und hätten »bei ihrer Familienplanung nun mal mit dem Elterngeld kalkuliert«, hieß es im Newsletter »Die Lage am Morgen«. Nun war vom »Verrat durch den Staat« die Rede.

Auch die Taz vom Mittwoch nannte die Streichung »fatal«, weil gerade männliche Schwerverdiener auf das Geld angewiesen seien – »finanziell (...) gewiss nicht. Als in Euro ausgedrückte gesellschaftliche Anerkennung (ihrer Kinderbetreuung) aber um so mehr«. Dass viele Neumütter aktuell mit zum Beispiel 804 Euro Elterngeld über den Monat kommen sollen, weil ihr Einkommen als Teilzeit-Fachkraft vor der Geburt bei 1.200 Euro netto lag, war nirgends eine Silbe wert.
- https://www.jungewelt.de/artikel/454189.sozialk%C3%BCrzung-des-tages-neuseeland-urlaub.html

mrd_ill_be_back@diasp.org

#rassismus und zur #ideologie gewordener #antirassismus, anstatt #kritik des rassismus, brauchen #ideologiekritik / #antifa
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1170132.antirassismus-gefuehle-sind-noch-keine-wahrheit.html

Das Projekt der #Moderne werde einseitig als Grundlage des modernen Rassismus abgelehnt, anstatt es in seiner #Dialektik zu begreifen. Marz moniert die fehlende Unterscheidung von politischem und ökonomischem #Liberalismus. Die Erkenntnis, dass dem Rassismus ökonomische Konflikte vorausgehen, wird für eine #Gesellschaftsanalyse geopfert, die die Grundlage der Veränderung in der Aufgabe von #Privilegien zu sehen meint. Von einer radikalen #Gesellschaftskritik kann insofern keine Rede sein. Nimmt man den Rassismus als partikularistische Ideologie wahr, der »die Einheit der Menschheitsgattung« bestreitet, dann gilt es gerade dann an einem #Universalismus festzuhalten, der der individuellen statt der kollektiven Verschiedenheit Raum gibt. Dieser Universalismus sieht die unterschiedlichen (Diskriminierungs-)Erfahrungen und reflektiert sie am konkreten historischen und gesellschaftlichen Fall, um der Spaltung, wie sie im Rassismus angelegt ist, die Stirn zu bieten. Die #CriticalWhiteness indes läuft Gefahr, eben jene Spaltung zu verfestigen, obwohl sie einst angetreten war, einen essentialistischen Kulturbegriff abzulehnen.

olladij@diaspora.permutationsofchaos.com

Als der US-amerikanische Supreme Court Ende Juni das Abtreibungsrecht kippte, war die Tragweite dieser Entscheidung sofort offensichtlich. In zahlreichen Bundesstaaten wurden die wenigen verbliebenen Kliniken geschlossen, zig Millionen Menschen haben nun keinen legalen Zugang mehr zu Schwangerschaftsabbrüchen, feministischen Aktivist*innen droht die strafrechtliche Verfolgung. Die Aufhebung des 1973 gefällten Urteils »Roe v. Wade« kann man als den bedeutendsten Triumph der US-Rechten im 21. Jahrhundert einordnen. Sie ist ist eine Machtdemonstration insbesondere der christlichen #Rechte|n, der es immer effektiver gelingt, der #Gesellschaft ihre Normen aufzuzwingen.
Das Ende von #Roe markiert nicht nur die (vorläufige) Kulmination eines autoritären Kampfes, sondern unterstreicht auch das strukturelle Versagen eines liberalen Mainstream- #Feminismus, der seit langer Zeit vorherrschend ist. Über Jahrzehnte hinweg haben die Demokratische Partei und andere Institutionen der Mitte nahezu tatenlos zugesehen, wie Grundrechte abgebaut wurden; statt sich dieser Verschiebung entschlossen entgegenzustellen und Bewegungsarbeit zu leisten, wurde eine Taktik der Konfrontationsvermeidung verfolgt. Präsident Joe #Biden hat das Wort #Abtreibung bis vor kurzem nicht mal in den Mund genommen, so groß war die Angst, konservative Wähler*innen zu verlieren. Folgt man Umfragen, wird jedoch klar: Dem Großteil der Wähler*innen ist körperliche #Autonomie wichtiger als die Bewahrung der moderaten Gesichtslosigkeit.

https://www.akweb.de/bewegung/abtreibungsrechte-usa-roe-wade-was-bedeutet-das-fuer-den-feminismus/ #scotus #usa #frauen #liberalismus #klerikale #polizei

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

#kultur #kampf #liberalismus #verbote #mallorcahit #liberalala

Wer solche Songs in Bierzelten grölt, wurde über Jahrzehnte hinweg zum Einzelkämpfer gemacht in einer wirtschaftsliberalen Konkurrenzlogik, ohne dass Linksliberale es verhindert hätten.

Layla und die Liberalen: Triebabfuhr statt Klassenkampf

Geht es wirklich darum, den „Verbotseifer“ der Linken anzuprangern? Was die Debatte um einen Ballermannsong namens „Layla“ über die Liberalen verrät (von Christian Baron)

Youtube als Debattenlagerfeuer fürs Feuilleton? Willkommen in Deutschland! Seit Tagen sitzen Kulturmenschen vor ihren Rechnern und betrachten Männer, die zu den Klängen eines sexistischen Superhits – nennen wir es kulanzhalber: tanzen. In der Süddeutschen Zeitung vermisst eine Autorin „die Suche nach einem Funken Form, wenn es um die Erotik zwischen den Geschlechtern geht“. Im Cicero dagegen sieht ein Autor „eine Minderheit puritanischer Tugendwächter“ am Werk. In der taz beschreibt eine Autorin, die Bilder mit grölenden Kerlen auf Mallorca wirkten auf sie „wie ein durch Urlaub und Alkohol legitimiertes Paralleluniversum“.

Worum es geht? Darum: DJ Robin & Schürze stehen seit Wochen auf Platz eins der deutschen Single-Charts mit einem Lied, in dem das lyrische Ich die Titelheldin besingt, die als „Puffmama“ arbeite und „schöner, jünger, geiler“ sei. Die Stadt Würzburg bat darum, das Chanson auf der örtlichen Kirmes nicht zu spielen, weil es frauenverachtend sei. Skandal um Layla!

Einer der aufschlussreichsten Texte zum Thema erschien in der Welt. Der Autor rät darin zu Gelassenheit, weil sie im Interesse der Herrschenden liege. In Zeiten ökonomischer Zumutungen müsse den „Proleten“ ihr Bierzelteskapismus bleiben: „Wenn man ihnen auch das kleine Vergnügen entzieht, kann das der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt.“ Was sagt uns das über den Liberalismus?

Vor wenigen Jahren erschien das Buch Das Reich des kleineren Übels von Jean-Claude Michéa. Seine Prämisse: Heute gelte es als selbstverständlich, dass der „linke“, sich auf Freiheitsrechte berufende Liberalismus und der „rechte“, den freien Markt verabsolutierende Wirtschaftsliberalismus zu trennen seien. Michéa sagt, beide besäßen dieselbe Wurzel. Jede liberale Gesellschaft beruhe auf dem Gedanken, der Staat müsse „neutral“ agieren, die Gesellschaft handele marktförmig ihre Regeln selbst aus. In einer Zeit steigender sozialer Ungleichheit, in der Alternativen zu Marktmechanismen denkbar würden, müsse der Liberalismus immer mehr Kraft aufwenden, um das Rationale als in der Natur des Menschen liegend nachzuweisen. Deshalb werde der Ruf nach mehr rationaler Eigenverantwortung und weniger irrationaler Ambivalenz lauter, je deutlicher die „neutrale Aushandlung“ und der „wertfreie Markt“ versagen. So entstehe eine Gesellschaft, in der auch die privaten Beziehungen und Vorlieben dem Primat des Ökonomischen unterliegen.

„Layla“-Streit zeugt von einer falschen Front zwischen „linken Eliten“ und „Volk“

Bezogen auf das Beispiel Layla bedeutet das: Die Wirtschaftsliberalen attackieren die Linksliberalen für ihren vermeintlichen Verbotseifer. Sie sehen den Eskapismus in Gefahr, der den Lohnsklaven jenes „kleine Vergnügen“ schenkt, das ihren Status als für die wirtschaftliche Verwertbarkeit abgerichtete rationale Wesen sichert. Die Linksliberalen wiederum denken in anderer Weise eiskalt-rational und nicht dialektisch. Als ob Frauenverachtung aus der Gesellschaft effizient verschwände, wenn frauenverachtende Lieder aus Bierzelten verbannt blieben. Warum sie das Kirmes-Aus für Layla in Würzburg gut findet, begründete die Autorin des Textes in der Süddeutschen mit diesem Satz: „Die Stadt entschied sich, so will es der freie Markt.“

Was beide Seiten ausblenden: Wer solche Songs in Bierzelten grölt, wurde über Jahrzehnte hinweg zum Einzelkämpfer gemacht in einer wirtschaftsliberalen Konkurrenzlogik, ohne dass Linksliberale es verhindert hätten. Man kann nicht oft genug daran erinnern, dass es eine Bundesregierung aus SPD und Grünen war, die den Sozialstaat abgebaut, das Gesundheitssystem privatisiert und den Finanzmarkt dereguliert hat. Beide Parteien sind nun wieder an der Macht und planen, die aktuelle Krise auf dem Rücken der ärmeren Bevölkerungshälfte zu managen. So wird das notwendig falsche Bewusstsein von einer Front zwischen „den linken Eliten“ und „dem einfachen Volk“ leider einstweilen fortbestehen und in Bierzelten eher Triebabfuhr mit Layla betrieben werden als Klassenkampf mit der Internationalen.
- https://www.freitag.de/autoren/cbaron/layla-und-die-liberalen-triebabfuhr-statt-klassenkampf

olladij@diaspora.permutationsofchaos.com

Wir wollen uns ins Klare kommen über die Natur der politischen Konjunkturen, die solche Erscheinungen (wir nehmen an, es fallen jeder/m genügend Beispiele selbst ein) zu Stande kommen. Es ist nicht damit getan, sie als Verrücktheiten abzutun, bloss weil sie Verrücktheiten auch sind; unsere #Gesellschaft ist insgesamt verrückt, und doch nicht weniger real.

https://dasgrossethier.noblogs.org/2022/07/neues-von-der-pseudo-linken-i/ #linke #kritik #krise #liberalismus

olladij@diaspora.permutationsofchaos.com

Die antisemitischen Ausfälle von Putins Außenminister Sergej #Lawrow, denen zufolge #Hitler „jüdisches Blut“ gehabt habe und „die eifrigsten Antisemiten in der Regel selbst Juden“ seien, sollten noch dem gutgläubigsten Beobachter klar gemacht haben, dass die vermeintliche Judenfreundlichkeit des russischen Regimes und seine Behauptung, dem Erbe der Befreiung der Menschheit vom #Nationalsozialismus verpflichtet zu sein, eine monströse Lüge ist.
Die #Ideologie des Putin-Regimes schöpft tief aus der Kloake des ressentimentgeladenen Verschwörungswahns, der für alle Übel der Welt die hinterhältigen Machenschaften finsterer Kräfte verantwortlich macht und daraus die Legitimation für die eigenen mörderischen Absichten ableitet. Die eigene hasserfüllte Vernichtungswut wird projektiv diesem im Dunkeln operierenden Feind unterstellt, um dann die exzessive Anwendung jeglicher Form entfesselter #Gewalt als reine Verteidigungsmaßnahme zu rechtfertigen. Wie einst das nationalsozialistische Regime seine Eroberungskriege und Vernichtungsexzesse als Vorwärtsverteidigung hinstellte, um der angeblich vom „Weltjudentum“ geplanten Ausrottung des deutschen Volkes zuvorzukommen, so legitimiert heute das Putin-Regime seinen mörderischen Aggressionskurs mit der imaginären Notwendigkeit, die vom #Westen vermeintlich angestrebte Auslöschung Russlands vereiteln zu müssen.
Für die Desinformationsapparate des Kreml sind der projizierte Weltfeind, der #Russland überfallen oder wahlweise in seiner kulturellen Einzigartigkeit zersetzen und vernichten wolle, die #USA und der „dekadente“ westliche #Liberalismus. Doch erfahrungsgemäß kommt kein aggressiver #Antiamerikanismus ohne die Mutter aller Verschwörungsfantasien aus: die vom seine Marionetten aus dem Hintergrund steuernden, sich verstellenden und in alle möglichen Verkleidungen schlüpfenden Juden. Schon gar gilt das für den großrussisch-imperialen #Nationalismus, in dessen Kontinuität sich #Putin und Lawrow stellen und aus dessen Giftküche einige der folgenschwersten Grundlegungen des modernen #Antisemitismus stammen – allen voran die berüchtigten „Protokolle der Weisen von Zion“, eine Fälschung, die der zaristische Geheimdienst Anfang des 20. Jahrhunderts in die Welt gesetzt hat.

https://herzinger.org/der-antisemit-lawrow-legt-den-kern-des-putinismus-frei #selenskyj #genozid #lapid #israel #iran #syrien #polen #netanjahu #steinmeier

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

#politik #ukraine #russland #nato #usa #deutschland #krieg #liberalismus #autoritarismus #militarismus

Geht es für die Menschen in Osteuropa nicht einfach darum, das System Putin zu stoppen – egal mit wem und welchen Mitteln? In Kiew oder Moskau mag man das so sehen. Aber das Bild kann sich schnell ändern: Die autoritären und militärischen Projekte haben keinen geographischen Ort, sie erwachsen in den Gesellschaften selbst, und das werden wir auch bei uns zu spüren bekommen.

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

#politik #ukraine #russland #nato #usa #deutschland #krieg #liberalismus #waffenlieferungen

Schon jetzt verlagert sich „im Westen“ das hinter dem Krieg stehende Interesse – weg von der menschlich empörten Solidarität hin zum geopolitischen Interesse an einem militärischen Sieg der Ukraine. Diese Interessenverschiebung werden wir im Inneren unserer Gesellschaften zu spüren bekommen. Weder die westliche Staatengemeinschaft noch die NATO (und schon gar nicht Rüstungskonzerne wie Rheinmetall) sind Garanten politischer und sozialer Errungenschaften. Das Demokratische und seine Freiheiten wurden dem bürgerlichen System in gesellschaftlichen Kämpfen aufgezwungen. Die Armeen und Sicherheitsapparate dagegen waren und sind auch bei uns Bastionen des Autoritarismus. Dazu geschaffen, Herrschaftsbeziehungen (und nicht etwa demokratische Freiheiten) zu verteidigen, sind sie die denkbar schlechtesten Verbündeten bei der Verteidigung von Grundrechten.

...was heute fehlt, ist nicht der (gegen Russland oder China gerichtete) Schulterschluss mit dem Westen, sondern eine neue Internationale derjenigen, die auf unterschiedliche Weise und ohne gemeinsame Sprache gegen Autoritarismus und soziale Ungleichheit aufbegehren. [...] Doch im geopolitischen Konflikt, der aus dem ukrainischen Widerstandskampf schon bald einen reinen Stellvertreterkrieg gemacht haben wird, hat die Emanzipation auf keiner der beteiligten Seiten irgendetwas zu gewinnen.

olladij_tudajev@joindiaspora.com

Buchbesprechung: Revolutionärer Feminismus
Es ist ja keineswegs so, dass der #Feminismus überholt wäre, weil er sein Ziel erreicht hat. Im Gegenteil. Oder ist etwa die „abolition of #gender“ eingetreten? Leben wir in einer Gesellschaft, in der das biologische #Geschlecht eines Menschen keine gesellschaftliche Bedeutung mehr hat? Nein, sondern wir leben im Gegenteil in einer #Gesellschaft, die sich das gegen alle Evidenz einreden muss; deren ganzes Selbstverständnis daran hängt, so zu tun. Dass das schreiend unwahr ist, wird überall gespürt; um so erbitterter muss es verdrängt werden, am meisten unter den jüngeren, die es nicht mehr anders kennen. Und wir sehen die Formen, in denen diese Verdrängung versucht wird und in denen sie notwendig scheitert, jeden Tag greller um uns.
Der #Queerfeminismus ist ein Ausdruck dieser verrückten Lage. Er selbst scheint mir nicht, wie Jeffreys meint, einfach ein Wiedergänger des liberalen Feminismus zu sein. Es ist dazu zuviel von dem älteren lesbischen Feminismus auf ihn übergegangen, durch dessen Niedergang hindurch, auch wenn beide Seiten es nicht wahrhaben wollen; er ist der Rumpf, der nach der Implosion übrigblieb, wenn auch alliiert mit einigen anderen Tendenzen; es ist gewissermassen die Gründung und Selbständigkeit des lesbischen Feminismus rückgängig gemacht worden, und sein Anschluss an den revolutionären Feminismus.
Der Queerfeminismus ist weniger eine Strömung als eine Ansammlung von Widersprüchen, ein Bündel widerstreitender Tendenzen, die es vielleicht nur miteinander aushalten, weil die richtige politische Spannung fehlt. Zusammenzuhalten scheint ihn zunehmend das Denken in Identitäten. Der Widerspruch darin ist erst langsam sichtbar geworden. Er ist heute selbst in seiner letzten #Krise; er hat sich zunehmend die Möglichkeit verstellt, dass darüber überhaupt gesprochen wird, wie man geworden ist, was man ist. Das aber ist die erste Arbeit des Feminismus. Man kann nicht verstehen, wenn man nicht hinterfragen kann. Und eine Bewegung, die sich selbst nicht mehr verstehen kann, kann sich auch nicht behaupten. Sie wird den Platz räumen müssen gegen eine andere, die es kann. Reden wir also von der Wiederaufnahme des revolutionären Feminismus.

https://dasgrossethier.noblogs.org/2022/01/buchbesprechung-revolutionaerer-feminismus/ #revolution #sexualität #marcuse #psychoanalyse #arbeit #herrschaft #frauen #pornografie #liberalismus #gleichheit #identität #kritik #linke #debord #diversität #sozialdemokratie #gewalt #rassismus

berndfm@pod.geraspora.de

"Es ist die Hygiene, die das liberale Anything goes auflöst und die Unterwerfung forciert."

» [...] Der Liberalismus hat nämlich ein Vakuum entstehen lassen, einen Ordnungsverlust erlitten und sich in eine Leere manövriert.
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Der Liberalismus ist eine blutleere Hülse. Wer ihm nur hartnäckig genug Sinne einimpft, erfährt kaum Gegenwehr.
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Houellebecq [...] spielt mit der Beliebigkeit und den stillen Sehnsüchten der liberalen Gesellschaft und der linken Öffentlichkeit.
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Es ist das Hygieneregime, das genau in die Richtung weist, die Houellebecq in jenem Buch darlegte. Wir erleben durch sie und mit ihr diese beschriene Unterwerfung.
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Dass man etwa nachdenkt, nach Angemessenheit fragt oder auch mal der Frage nachhängt, ob das geforderte Soll nicht die menschliche Kondition übersteigt und überfordert, erlebt man kaum. Ist die Hysterie rechtens? Die aufbrechende Gewalt ein gerechter Preis? Der Widerstand besteht ohnehin nur aus Scharmützeln. Die Sinnstiftung der neuen Zeit, scheint unantastbar. Die Unterwerfung final.
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endlich füllt sich die liberale Anything-Goes-Hülse mit Inhalten, mit neuen Werten und einer Ordnung, an der es uns doch einst so sehr mangelte. Die neuen Herren etablieren ein Glaubensgebäude. Wissenschaftlich fundiert, versteht sich. Dass Wissenschaft nicht Wahrheit ist [...] das liberale Justemilieu, diese über Jahrzehnte sinnentleerte Community und Bubble, kümmert eine solch wahre, aber halt so frevlerische Einschätzung kaum.

Die neue Ordnung spricht dem modernen Menschen freilich zu, denn sie verspricht ein Aufgehen im Alleinsam, erlaubt gemeinsam einsam zu sein. [...] Ein Zustand, gegen den sich ganz sicher kein Widerstand formieren wird – viel mehr ist das ja das Konzept des modernen Digitalliberalismus. In dem kommen Subjekte als Entrepreneure vor, als Manager ihrer selbst, sie treten als Aufmerksamkeitsökonomen auf, die in einer Community wirken, aber auf sich alleine gestellt bleiben. [...] Dein Account ist deine Welt – du musst sie mit keinem teilen, sei du selbst, unterm Strich bist du es, der zählt. Nun kann man mit Abstand zusammenstehen – selten war Solidarität so zeitgemäß. [...] «

Roberto J. De Lapuente :: neulandrebellen :: 25.08.2020 :: Unterwerfung – anders als gedacht :: https://www.neulandrebellen.de/2020/08/unterwerfung-anders-als-gedacht/

#Unterwerfung #Hygiene #Anythinggoes #Liberalismus #Vakuum #Ordnungsverlust #Leere #Huelse #Gegenwehr #Houellebecq #Hygieneregime #Angemessenheit #Soll #Kondition #Hysterie #Gewalt #Preis #Widerstand #Scharmuetzel #Sinnstiftung #Inhalte #Werte #Ordnung #Glaubensgebaeude #Wissenschaft #Wahrheit #Justemilieu #Community #Bubble #Alleinsam #Digitalliberalismus #Subjekte #Entrepreneure #Aufmerksamkeitsoekonome #Account #Abstand #Solidaritaet #RobertoJDeLapuente #neulandrebellen

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