#befreiung

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Für das Leben, gegen den Tod! Kosmopolitische #Linke statt antizionistische #Querfront
14. November 2023 achtermai

  1. Von der bedingungslosen Zerstörungswut der #Hamas zur weltweiten Pogromstimmung

Am 7. Oktober griff die Hamas, unterstützt durch den #Iran,# Israel an. Die Islamist_innen gingen mit unvorstellbarer Brutalität vor. Neben Soldat_innen wurden v.a. Zivilist_innen auf sadistische Weise verletzt, gefoltert und vergewaltigt. Darunter befanden sich Kinder, Ältere, Schwangere, Menschen mit Behinderungen, Raver_innen auf einem Festival. Mehr als 1.4000 Menschen wurden ermordet, zudem mehr als 240 Menschen als Geiseln genommen und in den Gaza-Streifen verschleppt. Infolge der Bedrohungslage und dem weiter anhaltenden Beschuss mit zahllosen Raketen wurden 200.000 Israelis zu Binnenflüchtlingen.

Seit der #Shoah wurden nicht mehr so viele Jüd_innen an einem Tag umgebracht. In Israel wird der Angriff auch als israelisches 9/11 bezeichnet. Die Autorin Elfriede Jelinek sieht die „bedingungslose Zerstörungswut einer Terrorbande“1 am Werk. Reinhard Schramm, Vorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen, erkennt eine neue Qualität in dem Angriff: „Erstmalig seit dem #Holocaust sind #Juden – und dann auch noch in ihrem eigenen Staat, in einer so großen Zahl – ermordet worden, einfach nur, weil sie Juden sind. Diese barbarische Tat hat sich gegen jüdisches Leben gerichtet, nicht gegen das #Existenzrecht des jüdischen Staates Israel … Es sind Babys ermordet worden, einfach nur, weil sie als jüdische Babys geboren wurden.“2 Der Journalist Amir Tibbon (Haaretz) überlebte selbst mit viel Glück das Massaker. Kugeln der Hamas schlugen über lange Stunden unmittelbar neben ihm und seinem einjährigen Kind ein. Er benennt als Konsequenz für Israel: „Zuerst müssen wir #überleben. Das können wir nicht, wenn wir tot sind.“3

In der Folge des 7.10. kam es zu zahllosen antisemitischen Angriffen in vielen Ländern, so auch in Deutschland. Synagogen wurden mit Molotow-Cocktails angegriffen, das Jüdische Krankenhaus Berlin mit Steinen, Wohnungen von Juden wurden markiert. Viele Jüd_innen empfinden große Angst. Bini Guttmann vom Jüdischen Weltkongress beschreibt diese Perspektive so: „Für uns als Juden:Jüdinnen aus der #Diaspora war und ist Israel ein #Schutzraum. Ein sicherer Hafen vor eskalierendem #Antisemitismus in unseren Heimatländern. Und genau dort ist nun ein #Pogrom verübt worden. Das hat in vielen Juden:Jüdinnen ein altes Trauma neu aufgerissen. Das #Trauma, #Mord und #Verfolgung ungeschützt ausgesetzt zu sein. … Weltweit herrscht #Pogromstimmung.… Wenn es ein jüdisches Sicherheitsgefühl gab, dann ist es verschwunden“4. Auch Shoah-Überlebende wurden retraumatisiert5. Viele Jüd_innen verstecken noch mehr als vorher ihr #Judentum, tragen keine #Kippa oder #Davidsterne, sprechen kein #Hebräisch mehr in der Öffentlichkeit. „Wir fühlen uns als wandelnde Zielscheiben“, formulierte Anna Segal von Kahal Adass Jisroel nach dem #Brandanschlag auf ihre Gemeinde6.

  1. Palästina-Solidarität zwischen Nationalismus, Ignoranz und Judenhass

Unterdessen demonstrieren wiederholt große Massen, ausgerüstet mit palästinensischen Flaggen. Doch wann wird diese sogenannten #Palästina - #Solidarität aktiv? Nicht etwa 2019, als das #Gaza Youth Movement monatelang Jugendliche gegen die Hamas mobilisierte, bis diese #Bewegung brutal niedergeschlagen wurde. Auch nicht etwa wenn, wie erst im August 2023, Tausende in Gaza gegen #Stromknappheit, #Armut und den Sturz des Hamas-Regimes auf die Straße gehen. Nicht wenn die Hamas #Gewerkschafter_innen bedroht oder #Queers foltert. Nicht für die Öffnung der Grenze Gaza/ #Ägypten demonstriert die „Palästina-Solidarität“. Nicht für die Aufnahme der #Geflüchteten durch die umliegenden Länder, und nicht wenn die #Zivilbevölkerung durch die Hamas in #Geiselhaft genommen wird. Und das obwohl die Hamas Flüchtende in den Süden des Gaza-Streifens beschießt und explizit klarstellt: die Tunnel sind nur für die Terrorist_innen. Die „Palästina-Solidarität“ regt sich auch nicht, wenn fehlgeleitete Raketen der Hamas oder des Islamischen #Jihad wieder und wieder zahlreiche Palästinenser_innen töten. Die „Palästina-Solidarität“ demonstriert einzig und allein dann, wenn es gegen Israel geht.

In welchen Ländern wird nun die sogenannte Palästina-Solidaritätsbewegung aktiv? Die größten Demos für Palästina finden in den letzten Wochen weniger in den arabischen Staaten statt, sondern vor Allem in #Europa, etwa in #London mit 300.000 Teilnehmenden. Auch in #Berlin gingen bereits mehrfach Zehntausende auf die Straße, organisiert entweder von #Linken, palästina-nationalistischen oder islamistischen Gruppen. In der Praxis findet auf den Demos meist eine Vermengung der verschiedenen Spektren statt, ohne jede wirksame #Distanzierung. Öffentlich viel beachtet, in absoluten Zahlen eher marginal ist die Beteiligung jüdischer Aktivist_innen. In Reden und auf Schildern wird immer wieder die #Intifada gefeiert. Und die Shoah relativiert, indem von einem „Holocaust in Gaza“ die Rede ist oder Israel eines #Genozids angeklagt wird. Am Rande der Demos, in Angriffen auf Journalist_innen und Gegendemonstrant_innen, und natürlich auf SocialMedia, sind nicht selten auch Parolen über das #Töten von Jüd_innen, antisemitische Beschimpfungen oder positive Bezüge auf #Hitler zu beobachten. Dieser primäre #Judenhass ist es letzten Endes auch, der den unbewussten bzw. unausgesprochenen Treibstoff für die Palästina-Solidarität liefert. Warum sonst lösen andere Kriege in der Region, wie etwa im #Jemen, oder auch die aktuell drohende Abschiebung von 1,7 Millionen Afghan_innen aus #Pakistan, keine wahrnehmbaren Demos aus? Und warum sonst locken palästinensische Anliegen, bei denen nicht Israel beschuldigt werden kann, keinen Hund hinter dem Ofen hervor?

Und das, obwohl laut einer Umfrage 70% der Menschen in Gaza nicht von der Hamas regiert werden wollen7. Obwohl palästinensische Menschenrechtsaktivist_innen wie Bassem Eid fordern: „Das palästinensische Volk von Gaza verdient die #Befreiung von der Hamas. Wenn Israel die ungerechte Herrschaft der Terrorbande beendet, wird es meinen Brüdern und Schwestern in Gaza einen großen Gefallen tun. … #Palästinenser wie ich und meine Nachbarn wollen #Frieden; die Hamas will ihn nicht.“8 Eine ähnliche Perspektive von einer palästinensischen #Emanzipation, die zuerst auf die Befreiung von der Hamas abzielt, zeichnet die US-Feministin Seyla Benhabib: „Der 7. Oktober 2023 … muss ein Wendepunkt für den palästinensischen Kampf sein. Das palästinensische Volk muss sich von der Geißel der Hamas befreien. Die Gewalttaten … zeigen, dass die islamische Dschihad-Ideologie, die in der #Pornographie der #Gewalt schwelgt, die Bewegung übernommen hat. … Das palästinensische Volk muss gegen diese zerstörerische #Ideologie ankämpfen, die nun seine Bewegung übernimmt.“9

  1. Linke zwischen #Querfront und #Todessehnsucht

Die gemeinsamen Aufmärsche von Linken, Palästina-Nationalist_innen und Islamist_innen sind also keinesfalls eine emanzipatorische Bewegung. Und eine von der Hamas vorangetriebene „Dekolonialisierung“, die sich im Morden von Babies und friedlichen Tanzenden erschöpft, ist keine #Dekolonialisierung. Eine solche „Dekolonialisierung“ ist im Gegenteil eine zutiefst gewaltförmige islamistische Landnahme. Es ist furchtbar mit anzusehen, wie sich Linke in purem #Menschenhass ergehen und das #Massaker vom 7.10. relativieren oder sogar bewusst abfeiern. Sicher würde kein_e Linke ein Massaker auf dem #Fusion-Festival bejahen. Das humanitäre Tabu, wahllos Zivilist_innen zu ermorden, greift jedoch für einen Teil der Linken nicht mehr, sobald es sich um Juden handelt.

Diese Linken verbessern das Leben der Palästinenser_innen um keinen Deut. Im Übrigen auch nicht das Leben der palästinensischen Migrant_innen in Deutschland. Jene werden skandalöserweise seit Jahrzehnten mit #Arbeitsverboten und aufenthaltsrechtlichen Schikanen belegt und in #Armut gehalten10. Eine massenhafte Kampagne für eine bedingungslose #Einbürgerung, rechtliche und materielle Gleichstellung würde den Betroffenen dieser rassistischen Ausgrenzung sicher mehr helfen als das symbolische Schwenken von #Kuffiyahs in linken Kneipen.

Der linke Pakt mit religiösen Freaks und judenfeindlichen Nationalist_innen ist ein Verrat an der Idee einer besseren Welt. Er ist eine weitere Variante einer Querfront von Linken und Rechten, wie wir sie gerade erst mit der #Querdenker-Bewegung und rund um Sarah Wagenknechts Parteigründung erlebt haben. Angesichts der #Misogynie und des Hasses der Hamas auf Emanzipation, angesichts der massakrierten israelische Kibbutzniks und #Friedensbewegten, angesichts der #Massenhinrichtungen von Linken nach der iranischen #Revolution 1979 ist die linke Kumpanei mit Islamist_innen auch eine Identifikation mit dem Aggressor. Schließlich würde die Hamas, ohne mit der Wimper zu zuckern, ihre Kalashnikows auf all die Leninist_innen, Feminist_innen und Antirassist_innen richten, die in Berlin „from the river to the sea“ grölen. Wir sehen hier eine Art von linker Todessehnsucht, die wir als Effekt der zahlreichen Krisen – Pandemie, Kriege, Klima etc. – der letzten Jahre verstehen. Die anhaltende Multi-Krise verunmöglicht zunehmend auch in den kapitalistischen Metropolen ein gutes Leben. Sie lässt eher ein Ende der Welt als ein Ende des #Kapitalismus vorstellbar erscheinen. Parallel zur allgemeinen Verschlechterung der Lebensbedingungen rücken auch Linke immer mehr von der Feier des Lebens, von #Humanität und #Utopie ab – zugunsten des Feierns patriarchaler und autoritärer Zustände zwischen #Stalinismus, Putin-Nähe und Hamas-Allianzen.

  1. Für eine empathisch-materialistische Linke!

Wir wollen uns gegen solchen Todeskult stellen. Dazu wünschen wir uns eine Verknüpfung von empathischem Zugang zu Betroffenen sowie historisch-materialistischer Kritik. Soll heißen: wir dürfen uns auf einer emotionalen Ebene nicht abhärten gegen das Leiden, müssen den Blick auf das Grauen richten und den Betroffenen zuhören. Auch wenn die verschiedenen Opfergruppen sich im (kriegerischen) Widerspruch gegenüberstehen. Aus der Empathie sollten wir jedoch keine Identifizierung ableiten: Juden sind nicht die per se besseren Menschen, Israel ist nicht „dein Team“ und die IDF keine #Antifa -Sportgruppe! Auch der Blick in traurige Kinderaugen bringt nicht automatisch Erkenntnis. Eine solche Grundhaltung bedeutet auch, historische Erfahrungen ernst zu nehmen. Konkret: die Shoah als den bisher unvergleichlichen, nie dagewesenen Massenmord verstehen, der die Vernichtungskraft des Antisemitismus unmissverständlich offenlegt. Mit all den Folgen für die deutsche Gesellschaft, und natürlich für Jüd_innen weltweit. Heißt aber auch: #Rassismus und Antisemitismus in ihrer gegenseitigen Verwobenheit erkennen. Rassismus funktioniert dabei in der Regel als Ideologie der #Abwertung, des Nach-Unten-Tretens, und Antisemitismus als konformistische #Rebellion gegen „die da Oben“, als Wahn von einer alles kontrollierenden #Weltverschwörung. Diese Symbiose zeigte sich nicht nur im völkischen Vernichtungskrieg des Nationalsozialismus, sondern dauert bis heute fort. Etwa in dem verschwörerischen Raunen vom „Großen Austausch“, wonach eine globale #Elite eine #Massenmigration steuern würde.

In Bezug auf Israel bedeutet eine solche empathisch-materialistische Grundhaltung: die Erfahrung der Shoah ernst nehmen, dass es einer organisierten jüdischen Bewaffnung bedarf. Damit das, was einmal geschehen ist, nämlich der volksgemeinschaftliche Massenmord an Schutzlosen, nicht wieder geschieht. Israel ist dieses Projekt der #Selbstverteidigung gegen den Versuch einer erneuten #Auslöschung. Und Israel ist eben zugleich ein stinknormaler Staat, mit all den negativen Folgen von Herrschaft, Ausbeutung und Unterdrückung. Ob Israel die „einzige Demokratie im Nahen Osten“ ist, ob Queers in Tel Aviv einen #SaferSpace haben, ob Minderheiten vorbildlich geschützt werden – oder ob Israel von einer rechten Regierung geführt wird, und der liberal-westliche Konsens erodiert: Antisemit_innen interessiert nicht das tatsächliche Verhalten der Juden. Das hat der 7.10. wieder drastisch gezeigt, wo gerade der auf Dialog orientierte Teil Israels attackiert wurde. Die andauernde Betonung hiesiger Linker, man distanziere sich von der rechten Regierung oder von der Besatzung, ist daher deplatziert. Seinen Status als #Schutzraum vor Antisemitismus behält der Staat nämlich unabhängig von der Regierung. Und ebenjenem Schutzraum sollte linke Solidarität gelten. Ganz ohne Distanzierung an der falschen Stelle.

Eine Position der Äquidistanz einzunehmen zwischen Israel und seinen Feind_innen, wie sie etwa von der Interventionistischen Linken (IL) vertreten wird, macht ebensowenig Sinn. Es ist ein klarer #Doppelstandard, dass Israel immer genau dann, wenn es auf einen Angriff reagiert, kritisiert wird. Solche #Kritik zur Unzeit signalisiert letzten Endes: die Israelis sollten sich in ihr Schicksal fügen und sich brav opfern, wie es eben von Juden verlangt wird. Ebenso Doppelstandard ist es, wenn das Leid der Zivilbevölkerung in #Gaza ohne weitere #Kontextualisierung als eine Folge besonders grausamer israelischer Kriegsführung dargestellt wird. Das Leid der Zivilist_innen ist natürlich tatsächlich vorhanden, es ist massiv und furchtbar. Jedoch würde jeder #Staat in einem solchen Krieg ähnlich vorgehen – oder sogar weit härter. Solange Israel staatlich organisiert ist, wird es leider auch ähnliche Verbrechen begehen wie andere vergleichbare Staaten. Die im IL-Spektrum wie unter christlichen Pazifist_innen verbreitete, scheinbar humanistische Forderung nach einem #Waffenstillstand „beider Seiten“ stärkt daher ein anti-israelisches Ressentiment, weil sie das Agieren der IDF nicht materialistisch einordnet. Die kriegerische #Gewalt des bürgerlichen Staates wird letzten Endes als israelisches Spezifikum wahrgenommen, unbewusst wird damit auch das Motiv des grausamen oder rachsüchtigen Juden angesprochen.

Eine Kritik, die Empathie und Materialismus verbindet, sollte auch von einer universalistischen Position ausgehen, die #Islamismus nicht als kulturelles oder religiöses Phänomen begreift, sondern politisch: als rechte Bewegung zur Krisenlösung im Rahmen des Kapitalismus. Und als wichtige Fraktion einer reaktionären Internationalen, die von #Iran über #Jemen und Hamas und #Syrien bis #Russland reicht. Für diese reaktionäre Front ist Israel als der einzig jüdische Staat weltweit ein Stachel im Fleisch. Neben dem Islamismus sollten wir auch die Ablehnung Israels und die fehlende Empathie für das jüdische Projekt in der deutschen Mehrheitsgesellschaft in den Fokus rücken. Der angeblich pro-israelischen Staatsräson steht nämlich sehr wenig tatsächliche Unterstützung für Israel im Alltag, auf der Straße, in den Betrieben und Nachbarschaften, entgegen. Gerade wenn wir die Willkommenskultur 2015 oder die Ukraine-Solidarität in den ersten Wochen des russischen Angriffs zum Vergleich heranziehen, wo sich viele Deutsche spontan und „von unten“ in selbstorganisierten Basisbewegungen einbrachten. Erst das mehrheitliche Schweigen, Wegschauen und mehr oder weniger offene Bejahen des #Israelhasses vieler #Deutscher macht die links-islamistische Querfront so wirkmächtig. Die deutschlandweit gesehen relativ wenigen Demonstrierenden werden bestärkt und radikalisiert, weil sie auf „klammheimliche Zustimmung“ hoffen können und jenseits polizeilicher #Repression kaum gesellschaftlichen #Widerstand erfahren.

Rechte Menschenfeind_innen, die eine Verschärfung des angeblichen „Kampfes der Kulturen“ forcieren wollen, tragen kein Stück zur #Antisemitismusbekämpfung bei. Sie zeigen auf den „Antisemitismus der Anderen“, um sich selbst zu entlasten – personifiziert in der Figur #Aiwanger, der sich tatsächlich nicht entblödete, Judenhass auf #Geflüchtete zu externalisieren. Die Rechten verstärken sogar die israelische Gefährdungslage, wenn sie fordern, Islamist_innen in die Nachbarländer Israels abzuschieben. Statt einer Anbiederung an solch konservative Positionen, wie sie manche ehemalige Linke schon einmal in den 00er Jahren vollzogen haben, sollten wir Bündnisse mit Teilen der kurdischen und iranischen Linken suchen sowie mit all jenen, die vor Islamist_innen geflohen sind. Hier gibt es ein Verständnis dafür, wieso der Terror der Hamas als verlängertem Arm des Irans eine Bedrohung für jegliche emanzipatorische Bestrebungen ist. Ebenjener Iran, welcher weiterhin ein wichtiger Handelspartner des offiziell ach so israelsolidarischen Deutschlands ist.

In diese Sinne wünschen wir uns eine Linke, die …

Herrschaft bekämpft, aber nicht jede Untat vermeintlich oder tatsächlich Unterdrückter glorifiziert
Staatskritik übt, aber nicht islamistisch-apokalyptischen Ausnahmezustand mit revolutionärer Randale verwechselt
Befreiung anstrebt, aber nicht Befreiungsnationalismus als Mittel zur Überwindung des Kapitalismus abfeiert
Antisemitismus nicht nur auf der Rechten verortet, sondern unreflektierten Antizionismus und perfiden Judenhass auch im eigenen Umfeld erkennt
Menschlichkeit bewahrt, auch wenn die real existierende Menschheit dazu wenig Anlass gibt
sich weder weder von der Macht der Anderen, noch von der eigenen Ohnmacht dumm machen lässt.

Eine solche kosmopolitisch orientierte Linke wäre im Kampf gegen den global heraufziehenden Faschismus dringend nötig.

  1. Was können wir tun?

Sicher ist es ratsam, im täglichen Newsbusiness, in den sozialen Medien und auf Demos immer wieder mit Fakten, Fakten, Fakten aufzuklären: gegen verhetzende FakeNews („Kindermörder Israel“) und gegen die tagesaktuelle Delegitimierung des jüdischen Staates. Auf Dauer nachhaltiger wäre es aber, die beschriebene, grundsätzlich solidarische Haltung zu dem Doppelcharakter der israelischen Staatlichkeit zu popularisieren. Und damit auch den Fokus wegzurücken von einer andauernden militärstrategischen Diskussion über Kriegshandlung X oder Y im Mittleren Osten – hin zu einer Kritik des #Antizionismus in Deutschland. Eine schwierige Aufgabe. Hier haben sich die versprengten klugen Kräfte in der Linken im letzten Jahrzehnt viel zu sehr in die #Defensive drängen lassen. Jetzt brauchen wir aber wieder die altbekannte Kritik im Handgemenge, die jenseits von Dogmen Aufklärung ermöglichen kann.

Wir möchten in diesem Sinne dazu aufrufen, sich zu vernetzen, zusammentun, wenigstens punktuell in die Offensive zu kommen. Da die entsprechenden Kräfte derzeit schwach sind, sollten wir uns auch Guerilla-Taktiken bedienen: konfrontativ sein, um Aufsehen zu erregen. Etablierte Medien für unsere Zwecke nutzen. Kleine Nadelstiche setzen, die Erkenntnis befördern können. Seien es aufklärerische Agitation bei SocialMedia, eigene Kundgebungen, Parolen im öffentlichen Raum, oder gezielte, kritische Provokationen der #PalästinaDemos. Aber auch in Diskussion gehen, Fakten liefern und Hintergründe erklären, wo Menschen nicht komplett verblendet sind. Solidaritätsaktionen für die Geiseln im Gaza-Streifen, Kundgebungen vor #Synagogen (wo gewünscht) und kreative Angriffe auf Antisemit_innen aller Couleur sind weitere Handlungsoptionen.

Auf dass wir eines Tages mit unseren Genoss_innen „auf dem Wasser des Toten Meers liegen und nichts tun“ können! Bis dahin wird leider noch viel Wasser den Jordan herunter fließen müssen.

gruppe 8. mai [neukölln]
https://achtermai.blackblogs.org/2023/11/14/fur-das-leben-gegen-den-tod-kosmopolitische-linke-statt-antizionistische-querfront/

bisher das klügste, was ich dazu in letzter zeit gelesen habe

mrd_ill_be_back@diasp.org

An der Schule macht nun das gewaltverherrlichende Flugblatt die Runde, das von der pro-palästinensischen Gruppierung „Young Struggle“ stammen soll.
Unter dem Slogan „Von #Berlin nach #Gaza, #YallahIntifada“, ist unter anderem davon die Rede, dass „verschiedene Kräfte der Palästinensischen #Befreiung“ Gebiete vom „Fluss bis zum Meer“ von der „israelischen Besatzung“ seit Sonnabend „befreien“ konnten.

https://www.tagesspiegel.de/berlin/gefahr-von-hamas-sympathisanten-und-antisemitismus-polizei-verbietet-kundgebung-am-ernst-abbe-gymnasium-10604812.html

gangrape, babies enthaupten, zivilist!nnnen als geiseln halten oder abschlachten ist für einige “linke” eine form der #befreiung, wir sind sowas von im arsch
#antifa #antisemitismus #sexismus #misogynie #rechterTerror #hamas #palästina

aktionfsa@diasp.eu

04.05.2023 Bei Topio wird einem geholfen

Ein privatsphäre-schützendes Handy ist möglich

... aber mühsam. Wir haben in einer zweiteiligen Sendung bei Alex TV, dem Offenen Kanal Berlin (OKB) bereits vor einigen Jahren über die Ein- und Zugriffe der datenhungrigen Unternehmen auf unsere Smartphones berichtet und vorgemacht, wie man auf einem Android Handy Google die Kontrolle entziehen kann. Dabei haben wir bemerkt, wie abhängig man dabei von der oft fehlenden Unterstützung für Gerätetreiber der Hersteller ist.

Nicht auf jedem Android Gerät funktioniert nach dem "rooten", der Befreiung des Geräts von Sperren auf den Adminzugriff, alles wie vorher. Deutschlandfunk Nova hat den Berliner Verein Topio in der alten Markthalle in Moabit besucht und sich die einzelnen Schritte und über auftretende Probleme berichten lassen.

Ein trackingsfreies Betriebssystem installieren

Anders als die vorinstallierten Betriebssysteme soll das Handy keine Infos an zum Beispiel Google senden. Dazu muss das Gerät zuerst einmal "geflasht" werden. Man entsperrt zuerst den sogenannten Bootloader und nimmt damit Google die Kontrolle über das Gerät. Bevor man sich daran wagt, solllte man schauen ob das für diesen Gerätetyp überhaupt erfolgreich funktionieren kann.

Danach installiert man z.B. als neues Betriebssystem "Lineage OS" und als App Store den freien F-Droid Store. Dort findet man offene Software für fast alle Anwendungen - aber sicher nicht Google Maps oder WhatsApp oder ... dafür aber sicher verschlüsselnde Messenger wie Briar, Wire, Sessions und die Karten von Open Street Map(OSM) und dazu das Navigationsprogramm OSMand, u.v.m.

Nach etwas Eingewöhnungszeit ist das Handy wieder vertraut. Höchstens auf Stauauskünfte in Echtzeit muss man auf einem trackingfreien Handy verzichten, denn sowas liefern die trackingfreien Apps nicht, denn sie verraten nicht wo ich mich gerade befinde. Spätestens mit der geringeren Anzahl von Spam-Nachrichten auf einem trackingfreien Handy und einem guten Gefühl wird man dann für den Aufwand belohnt.

Mehr dazu bei https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/daten-ein-verein-moechte-handys-von-tracking-befreien
Kategorie[21]: Unsere Themen in der Presse Short-Link dieser Seite: a-fsa.de/d/3tU
Link zu dieser Seite: https://www.aktion-freiheitstattangst.org/de/articles/8389-20230504-bei-topio-wird-einem-geholfen.htm
Link im Tor-Netzwerk: http://a6pdp5vmmw4zm5tifrc3qo2pyz7mvnk4zzimpesnckvzinubzmioddad.onion/de/articles/8389-20230504-bei-topio-wird-einem-geholfen.html
Tags: #Topio #Privatsphäre #Transparenz #Informationsfreiheit #Anonymisierung #Smartphone #Handy #Android #Befreiung #flashen #rooten #LineageOS #Briar #Wire #Sessions #F-Droid #OSMand #Verbraucherdatenschutz #Datenschutz #Datensicherheit

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

#politik #justiz #us-knastregime #rassismus #befreiung #journalismus #freemumia #mumia-abu-jamal

Free Mumia! - Der Kampf geht weiter

USA: Mumia Abu-Jamal gibt nach Ablehnung von Neuaufnahme seines Prozesses Hoffnung auf Freiheit nicht auf (Von Jürgen Heiser)

Mumia Abu-Jamal ist »tief betroffen von dem Schlag, seiner Schwere, der herzzerreißenden Enttäuschung«. Diesen Eindruck des inhaftierten US-Bürgerrechtlers übermittelte Noelle Hanrahan von Prison Radio von ihrem jüngsten Besuch bei Abu-Jamal am Sonnabend im Staatsgefängnis Mahanoy in Frack­ville, Pennsylvania. Zuvor hatte Richterin Lucretia Clemons vom Common Pleas Court in Philadelphia am Freitag den Antrag des politischen Gefangenen für einen neuen Prozess abgelehnt.

Die Radioproduzentin brachte ihm die 38seitige Ablehnung von Richterin Clemons zu seinem sechsten Wiederaufnahmeantrag mit, den diese als »unbegründet« abgewiesen hatte. Abu-Jamal habe »die Worte sorgfältig Zeile für Zeile« studiert. »Worte, die geschrieben wurden, um ihn zu begraben. Worte, die dazu bestimmt sind, jede Hoffnung auszulöschen«, schrieb Hanrahan. Die Meinung einer Richterin, die weiter die staatliche Darstellung dessen aufrechterhalten wolle, was angeblich am frühen Morgen des 9. Dezember 1981 in Phila­delphia passiert sei. Doch nicht der seither Inhaftierte habe den Polizisten Daniel Faulkner getötet, der gerade dabei war, Abu-Jamals jüngeren Bruder Bill zu verprügeln, erinnert Hanrahan. Was wirklich geschehen sei, »ist unstrittig«, betont sie: »Daniel Faulkner schoss Mumia in die Brust, der ging mit einem Lungendurchschuss zu Boden.« Jemand anders habe dann den »tödlichen Schuss auf Faulkner abgegeben« und sei weggerannt.

Doch das alles wurde in dem kurzen Prozess von Juli 1982 nie geklärt. Es reichte dem als Rassisten berüchtigten Richter Albert Sabo, den Ex-Black-Panther Abu-Jamal als »Cop Killer« zu verurteilen. Nach vier abgelehnten Berufungsanträgen entschied nun auch Clemons, die nach dem damaligen Verfahren aufgetauchten Unschuldsbeweise zu ignorieren. Der Antrag sei »unbegründet«, schrieb sie, die Beweise seien »verjährt«. Doch die angebliche »Endgültigkeit« ihrer Entscheidung sei »in Wirklichkeit der durchsichtige Versuch, zu vertuschen, was jeder weiß«, so Hanrahan. Polizei, Staatsanwälte und jetzt auch die Richterin hätten wie in Abu-Jamals Fall »jahrzehntelang Schwarzen in Philadelphia das Leben geraubt«. Das Unrechtssystem solle »unangefochten und Mumia bis zu seinem letzten Atemzug in einem Käfig eingesperrt bleiben«.

Er habe all diese Seiten der Richterin gelesen, »die ihn von seinen Urenkeln, seinen Brüdern, seinen Söhnen, seiner Tochter trennen«. Worte, die ihn daran hinderten, in Freiheit »die heilende Umarmung seines Volkes zu empfangen, während er um Wadiya, seine im Dezember nach 41 Jahren verstorbene Frau, weint und trauert«.

Und doch habe Hanrahan »einen Mann getroffen, der voller Leben war«. Er sei in die Arbeit an seiner Dissertation vertieft und nutze das Werk des algerischen Befreiers Frantz Fanon dazu, »diese neue Welt zu vermessen«. Er skizziere die Zukunft, den Tag, »an dem die Verdammten der Erde ihre Rechte zurückerlangen« werden. Abu-Jamal schreibe an »einer Gegenerzählung, die zur Freiheit aufruft und sie imaginiert«. Sie habe einen Gefangenen besucht, »der sich in der Welt engagiert, ja, der voller Hoffnung war, für uns alle und für sich selbst«. Einer Besucherin gab er einen handgeschriebenen Zettel mit auf den Weg: »Meine Freundinnen und Freunde, das sind traurige Nachrichten. Aber wir machen weiter – und das müssen wir auch. Ich liebe euch alle!«

Die in Frankreich lebende US-Poetin Julia Wright verfasste spontan ein Gedicht, in dem es heißt, die Richterin habe »vielleicht mit dem Fuß aufgestampft, ihren Hammer geschwungen wie den Herrscherstab weißer Vorherrschaft und ›nein‹ gesagt«. Aber: Die »ganze Welt« verlange »ohrenbetäubend nach Freiheit für Mumia«, und die Richterin sei »machtlos, es zu verhindern«.

Auf den Demonstrationen, die am Wochenende in verschiedenen Städten der USA aus Protest gegen die Gerichtsentscheidung stattfanden, vereinte alle die Hauptparole: »Der Kampf für Mumias Freiheit geht weiter.« Für Sonntag, den 23. April, wird zum nächsten internationalen Aktionstag aufgerufen. Einen Tag später begeht Mumia seinen 69. Geburtstag.
- https://www.jungewelt.de/artikel/448303.free-mumia-der-kampf-geht-weiter.html

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

#politik #linke-geschichte #frauen #befreiung #bpp #panthers #usa #freemumia

Helfen, lieben, kämpfen: Die Frauen der Black Panther Party

Kolumne von Mumia Abu-Jamal

Nach mehr als einem halben Jahrhundert ist es an der Zeit, endlich öffentlich die weiblichen Mitglieder zu würdigen, die der Black Panther Party (BPP) mit Herz, Würde und Ausstrahlung gedient haben. Natürlich haben sie nicht nur der Partei gedient, sondern viel wichtiger war, dass sie ihrem Volk gedient haben. In einer Reihe von Hilfsprogrammen arbeiteten sie tagtäglich daran, das menschliche Leid der schwarzen Bevölkerung zu lindern.

Eine der aktiven Schwestern, Naima Major, hatte gerade erfolgreich die High School abgeschlossen und war aufs College gewechselt, als sie die Entscheidung traf, sich voll und ganz den Black Panthers von San Francisco anzuschließen und ihr Studium am College abzubrechen. Majors Erfahrungen stehen stellvertretend für Tausende junger Brüder und Schwestern, die von der Sehnsucht erfüllt waren, Teil einer revolutionären Bewegung zu sein. Über die Erfahrungen dieser Zeit schreibt sie:

»Der schwarzen Revolution und dem Zehn-Punkte-Programm der Partei ergeben, begann ich mit meinem Baby im Tragetuch die harte Communityarbeit, die allen Panthern abverlangt wurde. Ich mobilisierte Frauen, die arm waren wie ich selbst, trug meinen Teil zur Planung und Unterstützung von freien Schulen bei, schrieb Briefe für Menschen, die nicht schreiben konnten, forderte angemessenen Wohnraum für Menschen, die Angst vor ihren Vermietern hatten, half dabei, die Zeitung The Black Panther zu verbreiten, war Gesundheitskader, Ernährungskader, einfach alles. Ich machte auch gefährliche Arbeit und studierte Hegel, Marx, Lenin, Fanon, Mao, wie eine religiöse Eifererin, meistens gemeinsam mit meinen Brüdern. Ich stritt mit ihnen über Bakunin und Stalin. Die einzige Frau in unserer Gruppe zu sein – Mann weg, Baby an der Brust – war kein Grund, mich zu schonen, aber belästigt hat mich auch keiner. Ich musste lernen, was meine Brüder lernten.« Soweit Genossin Schwester Naima Major von der Ortsgruppe San Francisco der Northern California Black Panther Party. Das Zitat stammt aus meinem Buch »We Want Freedom – A Life in the Black Panther Party« (hier zitiert nach der deutschen Edition – der Übersetzer).

In jüngster Zeit halten es Wissenschaftler für angebracht, über eine der radikalsten Gruppen des 20. Jahrhunderts, die Black Panther Party, zu forschen und zu schreiben. Welche Rolle spielten die Frauen in der BPP? Ganz sicher spielten sie eine zentrale Rolle. Frauen stellten die Mehrheit der Parteimitglieder. In dem 2022 erschienenen Fotoband »Comrade Sisters: Women of the Black Panther Party« von Stephen Shames und Ericka Huggins schreibt Angela Davis, die mit der Partei in Los Angeles zusammenarbeitete, dass 66 Prozent der Parteimitglieder Frauen waren. Stellt euch das vor, 66 Prozent! Bislang hat es kein Film gewagt, diese Realität auch nur annähernd darzustellen, oder?

Und wenn man sich das vergegenwärtigt, wer hat dann wohl die meisten Hilfsprogramme im Dienste der schwarzen Gemeinschaft auf die Beine gestellt? Natürlich waren es die Frauen, die das möglich gemacht haben. Und sie tun es auch heute noch. Sie hauchen den Familien Leben ein, und es sind immer noch vor allem sie, die heilen, helfen, lieben und kämpfen. Sie bereichern unser Heute genauso, wie sie schon unser Gestern bereichert haben.
- https://www.jungewelt.de/artikel/444748.helfen-lieben-k%C3%A4mpfen.html

mrd_ill_be_back@diasp.org

https://www.hagalil.com/2023/01/rede-an-den-kleinen-mann/

Wilhelm Reich erlebte als Zeitzeuge und, letztlich wehrloser, Akteur, anfangs mit ungläubigem Staunen und dann mit Entsetzen, wie der „kleine Mann“ – also auch der deutsche bzw. österreichische Kommunist; Reich war in Wien und Berlin anfangs noch KPD-Mitglied und wurde von diesen dann 1933 aus politischen Gründen ausgeschlossen – anfangs litt, dann seine Feinde verehrte und schließlich in durchaus nicht wenigen Fällen zu ihnen überlief.

https://andreas-peglau-psychoanalyse.de/wilhelm-reichs-rede-an-den-kleinen-mann-auszuege-hoerbuch-kostenlos-herunterladen-und-anhoeren/

#faschismus #antifa #querfront #sexualität #befreiung #kommunismus #psychoanalyse #kritischeTheorie

deutschewelle@squeet.me

Cherson - Rückkehr in eine befreite Stadt | DW | 24.11.2022

Monatelang war Cherson russisch besetzt. Erst seit kurzem ist die Stadt wieder unter ukrainischer Kontrolle. DW-Korrespondent Ihor Burdyga stammt aus Cherson - und schildert, wie er die Rückkehr in seine Heimat erlebte.#Cherson #Befreiung #Ukrainekrieg #Russland #Besatzung
Cherson - Rückkehr in eine befreite Stadt | DW | 24.11.2022

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

#politik #linke-geschichte #usa #cuba #black-panthers #BLA #repression #befreiung #assatashakur

Sprung in die Freiheit

Der Revolutionärin Assata Shakur zum 75. Geburtstag. 1979 floh die Black-Panther-Aktivistin aus dem US-Gefängnis nach Kuba (Von Jürgen Heiser)

An diesem Sonnabend feiert die afroamerikanische Freiheitskämpferin Assata Shakur ihren 75. Geburtstag unter der roten Sonne Havannas. Doch es hätte auch anders kommen können. Die unermüdliche Organisatorin der Black Panther Party (BPP) in Harlem (New York) hätte es ähnlich treffen können wie ihren Parteigenossen Mumia Abu-Jamal aus Philadelphia, der noch immer in der Zelle eines US-Staatsgefängnisses eingesperrt ist. Der damals 27jährige Journalist wurde 1981 wegen eines untergeschobenen Polizistenmordes verhaftet, obwohl er selber von rassistischer Polizeigewalt betroffen war.¹ Für Black Panther gab und gibt es in den USA weder Recht noch Gnade.

»Keine Terroristin«

Dass die am 16. Juli 1947 in Queens (New York) Geborene ihren Geburtstag in Freiheit feiern kann, hat sie den Errungenschaften der Kubanischen Revolution und der revolutionären Regierung Kubas zu verdanken. Wie die Agentur AP am 11. Mai 2005 anlässlich wiederholter Auslieferungsersuchen der USA meldete, habe Kubas Präsident Fidel Castro am Vortag bei einer öffentlichen Ansprache in Havanna deutlich gemacht, dass Shakur »ein Opfer rassistischer Verfolgung und keine Terroristin« sei, »wie von US-Beamten behauptet«. Sie zur »Terroristin« zu erklären, sei »eine Ungerechtigkeit, eine Brutalität, eine infame Lüge«. Shakur sei vielmehr »ein Opfer der heftigen Repression gegen die Schwarzenbewegung in den Vereinigten Staaten«, so Castro, und »eine echte politische Gefangene«. Die US-Behörden hätten sie »immer gejagt und nach ihr gefahndet, weil es einen Vorfall gab, bei dem ein Polizist starb«, so Castro mit Bezug auf Shakurs klare Aussage, sie habe den Polizisten nicht erschossen.

Seit 1984 lebt und arbeitet Shakur in Kuba, weil die sozialistische Republik ihr politisches Asyl gewährte, nachdem sie 1979 durch eine clevere Aktion aus einem US-Gefängnis befreit worden war. Wäre sie nicht geflohen, dann ginge es ihr gegenwärtig nicht anders als ihrem Genossen Mumia. Denn auch sie war aufgrund der seit Ende der 1960er Jahre für Black Panthers obligatorischen Musteranklage »Polizistenmord« verurteilt und am 25. März 1977 zu »lebenslänglich plus 33 Jahre Haft« verurteilt worden.

Sie musste damals befürchten, die Haft nicht zu überleben, wie sie 1998 in einem Interview der Journalistin Karen Wald erklärte. 1978 war sie in ein Frauengefängnis in West Virginia verlegt worden. Dort sei sie »als einzige Schwarze mit weißen Frauen zusammengesperrt worden, die der »Aryan Sisterhood« angehörten: »Die liefen mit Hakenkreuzen auf ihren Jeans herum und machten Fotos von sich, auf denen sie den Hitlergruß zeigten.« Es waren »etwa 15 Mitglieder der ›Aryan Sisterhood‹, der Schwesterorganisation der Arischen Bruderschaft, einer Neonaziorganisation, die für ihr ›Abfackeln‹ berüchtigt war«. Sie hätten bei schwarzen Mitgefangenen »eine brennbare Substanz in die Zelle und dann ein Streichholz hinterher geworfen«, so Shakur.

Doch sie schaffte es, mit Unterstützung von draußen den »Weg der Maroons« einzuschlagen, den Weg ihrer Vorfahren, die sich dem Joch der Sklaverei durch Flucht entzogen und sich gemeinsam mit indigenen Ureinwohnern Nordamerikas befreite Gebiete aufbauten.² Nach ihrer Befreiung aus dem Frauengefängnis in Clinton im US-Bundesstaat New Jersey und einer von rücksichtsloser Gewalt geprägten Fahndung entzog Shakur sich erfolgreich ihren Häschern und blieb jahrelang verschwunden. Bis heute steht sie ganz oben auf der Fahndungsliste der »zehn Meistgesuchten« der US-Bundespolizei FBI.

Dass die politische Gefangene Assata Shakur am 2. November 1979 aus dem Clinton-Gefängnis entkommen konnte, war eine Niederlage nicht nur für die Knastleitung und ihr gescheitertes Sicherheitskonzept, sondern vor allem für die Special Agents des FBI, die von ihrem Chef J. Edgar Hoover ganz auf den Krieg gegen die Panthers eingeschworen worden waren. Mit der unblutigen Befreiungsaktion wurde die politische Militante Assata Shakur – bürgerlicher Name JoAnne Deborah Chesimard, geborene Byron – im In- und Ausland bekannt.

In einem undatierten offenen Brief aus Havanna brachte Shakur die damalige Situation auf den Punkt. Unter der Überschrift »Assata: In ihren eigenen Worten« erklärte sie: »Mein Name ist Assata (›die Kämpfende‹) Olugbala (›für das Volk‹) Shakur (›die Dankbare‹). Ich bin eine entlaufene Sklavin des 20. Jahrhunderts. Aufgrund der Verfolgung durch den Staat blieb mir keine andere Wahl, als zu fliehen und mich der gegen uns Schwarze gerichteten politischen Repression, dem Rassismus und der von Gewalt beherrschten Politik des Staates zu entziehen.« Der Staat habe alles in seiner Macht Stehende getan, um sie zu kriminalisieren, seit sie sich in den 1960er Jahren am schwarzen Freiheitskampf, an der Studentenbewegung und am Kampf gegen den Vietnamkrieg beteiligt hatte. »Ich trat der Black Panther Party bei. Bis 1969 war diese Partei die wichtigste Organisation, die im Visier des ›Cointelpro‹-Programms des FBI stand.«³ FBI-Chef Hoover habe die BPP als »größte Bedrohung für die innere Sicherheit des Landes« bezeichnet und geschworen, sie zu vernichten.

»Assata is welcome here!«

Dem Verfasser, der sich im Herbst 1979 in San Francisco aufhielt, war es vergönnt, in vorwiegend von Schwarzen und Latinos bewohnten Nachbarschaften die Begeisterung über die geglückte Befreiung Shakurs mitzuerleben. Die gesprühte oder auf Plakate gedruckte Parole »Assata is welcome here!« tauchte vielerorts auf. Mit dem Willkommensgruß für Assata wurden auch Fahndungsplakate des FBI überklebt.

In den internationalistischen Zirkeln der Bundesrepublik der 1970er Jahre war Shakur nicht gänzlich unbekannt. Der Düsseldorfer »Arbeitskreis Antiimperialistische Solidarität« (AKAS) hatte um 1977 damit begonnen, Materialien der Klassen- und Befreiungskämpfe Nordamerikas und der Karibik zu veröffentlichen. In der Broschüre »Pass dich an oder stirb – Gehirnwäsche in US-Knästen«⁴ wurde nicht nur der aktuelle Stand der ursprünglich vom US-Militär betriebenen Isolationsforschung analysiert. Im Kapitel »Neue Knäste für ›gewalttätige‹ Frauen« wurde auch die politische Gefangene Shakur erwähnt, weil für sie und andere Frauen aus – laut Staatsschutz – »subversiven Organisationen« die Unterbringung in neuen Hightechgefängnissen geplant war, um sie dort »speziellen Programmen der Verhaltensänderung«, sprich Gehirnwäsche, zu unterwerfen.

Auch in der DDR und verbündeten sozialistischen Ländern war seit dem Freispruch der schwarzen US-Kommunistin Angela Davis eine Sensibilisierung feststellbar. So war in der Zeitschrift Probleme des Friedens und des Sozialismus im September 1978 unter der Überschrift »Neue Materialien, die den Imperialismus entlarven« zu lesen: »Opfer einer Polizeiverschwörung. Zu lebenslänglicher Haft verurteilt ist die 30jährige Schriftstellerin, Geschichtsdozentin, die aktive Kämpferin für die Rechte der Afroamerikaner, Assata Shakur, die 1973 aufgrund einer falschen Anschuldigung ins Gefängnis geworfen wurde.«⁵

Nach Shakurs Befreiung veröffentlichte der AKAS in der Nummer fünf seiner Jahresschrift Im Herzen der Bestie im September 1980 die zunächst noch spärlichen Informationen über Shakurs Befreiung. Immer wieder wurde über die Suche nach ihr berichtet. Die Fahnder schoben Frust, weil sie Shakur nicht aufspüren konnten, traten Wohnungstüren ein und verwüsteten Wohnungen vor allem von schwarzen Frauen.

»Opfer von Amerika«

Erst mit großer Verzögerung erreichte den AKAS eine Botschaft von Assata Shakur mit dem Titel »From Somewhere in the World: Assata Shakur Speaks«. Sie stammt vom November 1980. Bevor sie gedruckt verbreitet wurde, kursierte sie in den USA schon auf Tonbandkassetten. Teile der Audiobotschaft wurden auch von mutigen Black Radios ausgestrahlt. Shakur eröffnete mit dem Suaheli-Wort für Freiheit:

»Uhuru, Schwestern und Brüder. Als erstes möchte ich sagen, dass ich euch liebe, und als zweites, dass wir siegen können. Wir werden unsere Befreiung erringen. Aber unsere Befreiung erringen wir nur, wenn wir davon überzeugt sind, dass wir gewinnen können, sonst sind wir geschlagen, bevor es losgeht. Wir müssen erkennen, welche Gefahren bestehen und sie realistisch einschätzen, müssen Hindernisse, die unserer Befreiung im Wege stehen, kühl und klar betrachten und Wege entwickeln, diese Hindernisse zu beseitigen. Im Moment ist es das Wichtigste auf der Welt, dass wir für unsere Befreiung und unsere Nation kämpfen.«

In Shakurs Worten spiegelte sich ihre persönliche sowie die generelle Erfahrung von Schwarzen in den USA wider. Die Geschichte habe gezeigt, dass Befreiung »niemals durch Parlamente, durch Gerichte oder die Integration in die Gesellschaft der Weißen zu erreichen« sei. Es sei ebenso klar, »dass wir unsere Befreiung nicht durch Wahlen gewinnen können, indem wir für das kleinere Übel stimmen«. Um wirkliche Befreiung zu erreichen, brauche es »einen wohlüberlegten soliden Plan«, denn »wir sind keine Bürger von Amerika, wir sind Opfer von Amerika und haben ein Recht darauf, unser eigenes Schicksal zu bestimmen«. Jeder, der dem widerspreche, sei »entweder ein rassistischer Hund oder ein Onkel Tom der schlimmsten Sorte«. Abschließend dankte Shakur »den vielen Schwestern und Brüdern, die mir ihre Türen und Herzen geöffnet haben, die täglich ihr Leben riskierten, um mich zu beherbergen und um mir zu helfen, unsere ›Underground Railroad‹ aufzubauen. Wir werden siegen!«

Wie in den Zeiten der Sklaverei des 19. Jahrhunderts konnte Shakur sich auf Strukturen in der Black Community verlassen, die auch nach Auflösung der BPP im Jahr 1982 weiter funktionierten. Washington hat seit der Kubanischen Revolution die Inselrepublik eingekesselt und mit der unmenschlichen Blockade belegt. Es war für Shakur also nicht einfach, das US-Festland zu verlassen, um nach Kuba zu gelangen. Aber sie schaffte es, den »sicheren Hafen« Havanna zu erreichen.

Erst durch die Veröffentlichung ihrer Autobiographie⁶ im Jahr 1987 wurde öffentlich bekannt, dass sie nach Kuba geflohen war. »Freiheit. Ich konnte kaum glauben, dass es Wirklichkeit war, dass der Alptraum vorbei und der Traum endlich in Erfüllung ging. Ich war in Hochstimmung«, schrieb sie im Nachwort zu ihrer Lebensgeschichte. Die musste zuerst in London erscheinen, weil US-Verlage mit Repressalien rechnen mussten, wenn sie das Buch einer Ausbrecherin veröffentlichen würden, die in Kuba politisches Asyl erhalten hatte.

Als das Bremer Projekt Agipa-Press⁷ mit dem Londoner Verlag über die deutschen Veröffentlichungsrechte der Autobiographie verhandelte, sah die linke Szene im Umfeld des Projekts ein ganz anderes Problem: »Warum wollt ihr das Buch überhaupt machen? Die Frau kennt doch hier keiner!« Die Realität strafte die Zweifler Lügen. Schon die erste Auflage von 3.000 Exemplaren, die im Sommer 1990 erschien, löste großes Interesse aus. Leserinnen schrieben, es habe schon lange kein aktuelles Buch über die Lage der afroamerikanischen Bevölkerung und den unvermindert herrschenden Rassismus in den USA gegeben. Eine begeisterte Leserin schrieb, sie habe ihrem neugeborenen Mädchen den Namen Assata gegeben. Die Auflage war innerhalb eines halben Jahres vergriffen. Es folgten drei weitere Auflagen in den 1990er und 2000er Jahren.⁸

Geschrieben hatte Shakur ihre bis heute in viele Sprachen übersetzte Autobiographie in Kuba, nachdem sie dort »den ganzen Knasthorror und all die furchtbaren Erfahrungen«, die sie in den sechs Haftjahren verdrängen musste, überwunden hatte. Anfangs habe sie sich noch »wie erstarrt« gefühlt, »als hätten sich riesige Mengen Stahl und Beton in meinem Körper abgelagert«. Doch in ihrer neuen Lebenssituation war sie nicht allein. »Meine Genossinnen und Genossen halfen mir sehr. Sie waren wunderbar, gingen ganz natürlich mit mir um und taten mir so gut«, schrieb sie. »Ich schloss sie fest in mein Herz.« Seit den Jahren ständiger Isolierung im Knast habe sie »keine so intensiven Gespräche mehr geführt«. Nun konnte sie frei reden. Die Compañeras »waren wie Medizin für mich und halfen mir, zu mir zurückzufinden«. Nach und nach normalisierte sich ihr Leben. Sie schaute sich in ihrer neuen Umgebung um und »entdeckte mit Staunen, wie reich das kulturelle Leben dieser kleinen Insel und wie lebendig sie ist – wo doch die Presse in den USA genau das Gegenteil vermittelt«.

Kulturpolitische Arbeit

In Kuba wurde sie jedoch auch mit den Folgen der US-Außenpolitik konfrontiert. Sie begegnete »Folteropfern an Krücken, die aus anderen Ländern nach Kuba kamen, um sich behandeln zu lassen, darunter Kinder aus Namibia, die ein Massaker überlebt hatten«. Auch die Spuren der »hinterhältigen Angriffe der US-Regierung gegen Kuba« konnte sie nun sehen, die Sabotageakte und zahlreichen Attentatsversuche auf Fidel Castro.

Shakur lernte Spanisch, arbeitete als Teilzeitlehrerin für Englisch, als Übersetzerin und besuchte drei Jahre die Parteihochschule der Kommunistischen Partei Kubas. Nach dem Studium der Politik- und Gesellschaftswissenschaften arbeitete sie im Literatur- und Kulturbereich der Universität Havanna. Nebenbei widmete sie sich Buchprojekten, schrieb Artikel für Zeitungen und englische Beiträge für Radio Habana Cuba. Als in Kuba hoch angesehene Repräsentantin der afroamerikanischen Freiheitsbewegung organisierte sie politische Konferenzen mit internationalen Gästen. Auch die traditionell starken Bemühungen Kubas für internationale Solidarität mit der Unabhängigkeitsbewegung Puerto Ricos unterstützte sie. Große Anerkennung fand eine Konferenz über das politische Erbe von Malcolm X und seinen Beitrag, das Elend der Schwarzen in den USA vor die Vereinten Nationen zu bringen.

Sonderperiode

Als Shakur im September 1991 deutsche Mitglieder einer in Kuba arbeitenden Brigade José Martí traf und ihnen ein Interview gab,⁹ befand sich Kuba in der sogenannten Sonderperiode – »die schwierigste Phase«, die die Insel je erlebt habe, so Shakur, obwohl das Land damals schon »mehr als 30 Jahre dem Imperialismus widerstanden hatte und über diese ganze Zeit hinweg von den imperialistischen Ländern angegriffen« worden war. Weil 1989 »alle osteuropäischen Freunde Kubas verschwunden« waren, kam es zu einem wirtschaftlichen Niedergang. Das Ende der Sowjetunion verschlimmerte die Lage für Kuba immens, erklärte sie. »Einen maßgeblichen Anteil an dieser Verschärfung haben Verträge, die Kuba mit osteuropäischen Staaten, besonders der DDR, hatte.« Im Falle der DDR würden seit dem Anschluss an die BRD, diese Verträge nicht mehr erfüllt. Und »die Regierung der BRD macht keinerlei Anstrengungen, sich um die Erfüllung einmal geschlossener Verträge zu bemühen«, so Shakur.

Als sich die wirtschaftliche Situation in Kuba langsam zu bessern begann, drehte Shakur 1997 mit der kubanischen Regisseurin Gloria Rolando den Dokumentarfilm »Eyes of the Rainbow«¹⁰, in dem ihre politische Praxis und Lebensgeschichte im Mittelpunkt stehen. Shakur widmete den Streifen »allen Frauen, die für eine bessere Welt kämpfen«. Sie habe den Film gemacht, sagte Shakur, weil »alles, was ich habe, meine Stimme, mein Geist und der Wille sind, die Wahrheit zu sagen«. Die Menschen müssten »über den Zusammenhang zwischen den Medien und dem Instrumentarium der Unterdrückung aufgeklärt« werden.

Ein besonderer Schwerpunkt ihrer Arbeit war stets ihr Einsatz für politische Gefangene in den USA, die zum Teil wie sie selbst unter konstruierten Anklagen zu lebenslanger Haft verurteilt worden waren. Als Mumia Abu-Jamal im Frühjahr 2015 in der Haft schwer erkrankte und in Lebensgefahr geriet, verfasste sie den eindringlichen Appell: »Wir haben nicht vermocht, Malcolm X zu retten, aber wir können und müssen Mumia retten und alle politischen Gefangenen befreien!«

In diesen Aufruf hatte sie auch ihren Kampfgefährten einbezogen, den heute 85jährigen Sundiata Acoli, der 1973 mit ihr zusammen verhaftet worden war. »Ich möchte so sehr, dass Sundiata weiß, wie sehr wir seine Stärke, seinen Mut, seine Freundlichkeit und sein Mitgefühl bewundern.« Über Radio Habana Cuba rief sie dazu auf, »für sein Leben und seine Freiheit zu kämpfen«. Erst nach fast 50 Jahren Haft hatte die Kampagne im Mai 2022 Erfolg, als Acolis Freilassung auf Bewährung gerichtlich angeordnet und Mitte Juni umgesetzt wurde. Acoli hatte sich beständig geweigert, »seinen politischen Überzeugungen abzuschwören und der Welt zu verkünden, dass es falsch war, für die Befreiung seines Volkes zu kämpfen«.¹¹

Auch Assata Shakur hat sich trotz der vielen Versuche der US-Behörden und wechselnder Regierungen im Weißen Haus, sie in Hand- und Fußfesseln wie eine entflohene Sklavin wieder in einen ihrer Kerker zurückzuschleifen, niemals von ihrem Weg abbringen lassen. Auch heute noch wird deshalb Jagd auf sie gemacht. Vor Jahren verhinderten Kubas Behörden den Versuch eingeschleuster US-Agenten, sie in die USA zu entführen. Auch das von FBI und dem Bundesstaat New Jersey auf sie ausgesetzte Kopfgeld von zwei Millionen US-Dollar zeigte keine Wirkung.

Assata Shakur lässt sich nicht einschüchtern oder gar in Panik versetzen, aber sie musste im Laufe der Jahre vorsichtiger werden. Niemand kann sie heute einfach in Kuba besuchen. Als der Verfasser während einer Havanna-Buchmesse überraschend Gelegenheit bekam, die Autorin als Verleger ihrer deutschen Autobiographie 14 Jahre nach Erscheinen der ersten Auflage persönlich zu treffen, war die Begegnung ein ergreifender Moment. Die Initiative dazu ging von ihr aus, aber mehr sei hier nicht mitgeteilt. In den USA gibt es zu viele Zeitungsartikel, Bücher sowie TV- und Radiofeatures, die ihre aufgebauschten Mutmaßungen über die »Whereabouts der JoAnne Chesimard« als »Breaking News« verkaufen.

Wüssten die US-Behörden, wo sich Shakur genau aufhält, hätte die Joint Terrorism Taskforce Newark Division des FBI nicht wie zuletzt am 4. Januar 2021 unter der Überschrift »FBI bittet um neue Hinweise zu Assata Shakur« ihre »verstärkten Bemühungen« kundtun und »erneut zu Hinweisen bei der Suche nach Assata Shakur« auffordern müssen.

»Assata taught me«

Die Menschenjäger müssen verzweifelt sein, denn während die Gesuchte für sie weiter nicht greifbar ist, tanzt ihr revolutionärer Geist ihnen in vielen US-Städten förmlich auf der Nase herum. Seit Jahren gibt es kaum eine Demo oder Straßenblockade gegen Polizeigewalt und Rassismus, auf der nicht junge Aktivistinnen Hoodies mit der Aufschrift »Assata taught me« tragen. »Assata hat mich gelehrt« heißt nicht nur, von ihr gelernt zu haben, welche Seite der Barrikade die richtige ist, sondern auch zu lernen, bloße Wut in revolutionäre Energie und kurzatmigen Protest in eine beharrliche politische Strategie zu verwandeln.

Durch ihr Beispiel, ihren aufrechtem Gang und ihren Sprung in die karibische Freiheit wurde Assata Shakur für neue Generationen von Bewegungen wie »Black Lives Matter« oder die »Dream Defenders« eine wichtige Persönlichkeit. Auch eine Hochschullehrerin wie Donna Murch fühlt Empowerment durch Assatas Denken und Handeln. Das zeigt ihr unlängst erschienenes Buch mit dem Titel »Assata Taught Me. State Violence, Racial Capitalism, and the Movement for Black Lives«. Die Autorin belegt, dass Shakurs jahrelange Arbeit als Bürgerrechtlerin und Aktivistin der Black Panther Party fast 50 Jahre nach Auflösung der Partei jenen als Inspiration dient, die sich für soziale und ökonomische Gerechtigkeit einsetzen. Und die wie Assata Shakur sagen: »Träume und Realität bleiben Gegensätze, solange sie nicht durch Taten zusammengeführt werden.«

Anmerkungen:

1 »Ein Fall von Lynchjustiz«, jW, 2./3.7.2022, https://www.jungewelt.de/artikel/429647.rassistische-justiz-ein-fall-von-lynchjustiz.html.

2 »Der Weg der Maroons«, jW, 15./16.10.2016, https://www.jungewelt.de/artikel/295540.der-weg-der-maroons.html.

3 Zu Cointelpro siehe »›Krieg an der Heimatfront‹«, jW, 15.2.2012, https://www.jungewelt.de/artikel/178439.krieg-an-der-heimatfront.html

4 Erschienen November 1978; nachgedruckt vom Bochumer Magazin Sumpfblüte und in Übersetzung verbreitet in Italien, den Niederlanden, der Schweiz

5 Probleme des Friedens und des Sozialismus. Zeitschrift der Kommunistischen und Arbeiterparteien, 21 (1978), Nr. 9, S. 1285. Die Zeitschrift erschien in 34 Sprachen und wurde in 145 Ländern verbreitet.

6 Assata Shakur: Assata. An Autobiography, London 1987

7 Agipa-Press ist die Abkürzung für Amerika Gegeninformationspresse, ein »Projekt zur Herstellung von Gegenöffentlichkeit über Nord- und Lateinamerika sowie die Karibik«.

8 Aus dem Projekt Agipa-Press wurde 1996 die Bremer Atlantik-Verlags- und Mediengesellschaft; beide brachten je zwei Auflagen mit über 10.000 Exemplaren heraus.

9 Assata Shakur: Ein Interview in Havanna/Cuba, Bremen 1992

10 http://www.thetalkingdrum.com/eyesofrainbow.html

11 Siehe »Sundiata Acoli kommt frei«, jW, 13.5.2022, https://www.jungewelt.de/artikel/426448.exmitglied-der-black-panthers-sundiata-acoli-kommt-frei.html

skipp coon - "Assata Taught Me (page 181)"

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Aktionsplan für „Defend #Kurdistan“ in #Deutschland

Am Samstag ist globaler Aktionstag zur Verteidigung Kurdistans gegen die kriegerische Aggression der #Türkei. Auch in Deutschland finden #Demonstrationen und #Kundgebungen statt.
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Am Samstag ist globaler Aktionstag zur Verteidigung Kurdistans gegen die kriegerische Aggression der Türkei. Die Initiative „Defend Kurdistan“ hat einen Aktionsplan für Veranstaltungen im deutschen Bundesgebiet vorgelegt und ruft die Öffentlichkeit zur Teilnahme auf. Seit April führt der #NATO-Staat Türkei einen weiteren Angriffskrieg gegen #Südkurdistan (Kurdistan-Region #Irak). Gleichzeitig droht eine neuerliche Invasion in #Westkurdistan beziehungsweise den Autonomiegebieten von Nord- und Ostsyrien.

Demos und Kundgebungen

#Berlin, 17 Uhr Breitscheidplatz/Kurfürstendamm (Demo)

#Celle, 12 Uhr Zöllnerstraße/Am Heiligen Kreuz (Kundgebung)

#Frankfurt, 14 Uhr Bockenheimer Warte

#Freiburg, 13 Uhr Platz der alten Synagoge (Demo)

#Hamburg, 15 Uhr Bahnhof Altona (Demo)

#Koblenz, 15 Uhr Reichensberger Platz (Knastdemo)

#Köln, 13 Uhr Kalk Post (Demo)

#Leipzig, 13 Uhr Willy-Brand-Platz (Demo)

#Saarbrücken, 14 Uhr Europa Galerie (Demo)

#Stuttgart, 16 Uhr Lautenschlagerstraße (Demo)

#Wuppertal, 12 Uhr Hauptbahnhof (Demo)

Aufruf zum Aktionstag aus Abya Yala

Die Initiatorinnen des globalen Aktionstags sind in Abya Yala (Lateinamerika) organisierte Mitgliedsgruppen der Kampagne „Defend Kurdistan“. Im Aufruf zu dem Aktionstag erklärten die Gruppen: „In Kurdistan gibt es eine organisierte Gesellschaft, die sich nicht nur gegen die zweitgrößte Armee der NATO wehrt, sondern auch gegen Kollaborateure, Söldner und #Dschihadisten, die als Unterstützergruppen der Türkei agieren.

Aus diesen Gründen rufen wir die Menschen weltweit zur Solidarität mit der kurdischen Bevölkerung auf. Wir rufen alle Menschen weltweit dazu auf, am 11. Juni 2022 auf die Straßen zu gehen, um gegen die imperialistische und kriegerische Politik des türkischen Staates ein Zeichen zu setzen.

Wir rufen auch dazu auf, den in Kurdistan begonnenen revolutionären Prozess zu verteidigen, dessen Paradigma auf der #Befreiung der #Frauen, der radikalen #Demokratie und dem ökologischen Leben als Ausdruck einer freien #Gesellschaft beruht.

Wir rufen dazu auf, eine soziale Revolution in allen Lebensbereichen, die danach strebt, die patriarchalische, kapitalistische und koloniale Mentalität zu überwinden, und die zu einer Inspiration für Bewegungen in der ganzen Welt, die für die Befreiung und das Selbstbestimmungsrecht der Völker kämpfen, geworden ist, gemeinsam zu verteidigen.“

#rojava #islamismus #klerikalfaschismus #dschihadismus #antifa